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„Es ist etwas Geschäftliches, Gnädigste! Etwas, das man nicht so einfach von sich gibt!“ „Ede,“ sagte ich, „was ist: Sache, spuck es aus, sonst sterben wir vor Neugier?“ „OK, es dreht sich um Barbara, die ferngesteuerte Spielzeugratte, die in Ingo Wilff seiner Bahnhofskneipe in Hamburg-Harburg, ab und zu, hinter dem Tresen steht und die Gäste nervt. Ich habe mir die Alte mal unter die Lupe genommen, und äh... dass die nicht mehr ganz normal ist, das ist auch „mir“ klar, aber ich würde sie gerne für einen „Coup“ der ersten Güteklasse einsetzen.“ „Etwa etwas Kriminelles?“ Fragte Magda. „Gnädigste,“ sagte Ede, „etwas Geschäftliches, eventuell etwas Kriminelles, oder was auch immer, - letzten Endes bleibt doch alles gleich. Wer will denn schon so „mir nichts dir nichts“ mit zweierlei Maß messen, nicht wahr?“ Ich sagte daraufhin zu Ede: „Du machst es verdammt spannend, nun aber raus mit der Sprache: Was hast du vor?“ Da sagte Ede: „Ich habe 50 Euro Blüten. Und nicht zu knapp! Gute- bis sehr gute Qualität! Ich und Barbara wollen, immer dann, wenn Ingo dienstfrei hat, die Blüten gegen „richtige Scheine“ austauschen. Barbara hat bereits zugesagt. Sie hat mir darüber hinaus erzählt, dass sie- und Diane, Ingo, schon seit Jahren im Bereich des Alkoholausschankes bescheißen und „er“ merkt es nicht. Jenny, die übrigens enorm viel an Pfunden verloren hat, ist auch mit eingeweiht. Klartext heißt das: Ich, Jenny, Diane und Barbara haben eine sichere Einnahmequelle, denn die Zukunft sieht, bei dieser Politik, in diesem Land, für uns alle, alles andere als positiv aus.“ „Klingt nicht schlecht,“ sagte ich, „aber was können „wir“ für dich tun, was stellst du dir vor?“ „Ich stelle mir folgendes vor: Du, Magda und eventuell einige andere aus dem Hotel, ihr kauft bei mir Blüten, um sie dann unters Volk zu mischen, mehr ist nicht zu sagen. So mache ich gute Geschäfte und ihr auch, alles klar?“ „Dürften wir vielleicht mal „eine“ von diesen Blüten sehen?“ Fragte Magda. „Ja,“ sagte Ede, „aber nicht heute- und nicht hier. Wir treffen uns im „Hotel Lüders“, in den nächsten Tagen, ich melde mich vorher bei dir, Jürgen, und dann bringe ich die Ware mit, wenn euch das recht ist?“ „OK,“ sagte ich zu Ede, und auch Magda nickte mit dem Kopf. Ede erhob sich daraufhin und ging fort, er verabschiedete sich von Doris mit einem extrem lauten: „Tschüssily!“ Keiner nahm von diesem seltsamen Verabschiedungs-Ritual, welches Ede im Laufe von Jahrzehnten entwickelt hatte, Notiz, ich eigentlich auch nicht, denn ich kannte das schon aus Ingo seiner Bahnhofskneipe, wenn Ede sich bei den Gästen verabschiedete.

      „Komischer Kauz,“ sagte Magda zu mir. Und sie fügte an: „Wenn die Blüten nun „gut“ sind, - was sollen wir machen?“ „Wir sollten vor allem nicht zu lange warten, dass er das Geschäft mit jemand anderen macht.“ „Du vertraust ihm? Willst du mir das damit sagen?“ „Nun... wenn die Blüten wirklich gut sind, dann ja!“ – Tage vergingen, doch mit einmal klingelte mein Handy, es war Ede Liedloff. Ich saß gerade alleine vor der Glotze und guckte die Ludollf`s – 4 Brüder auf einem Schrottplatz in Dernbach im Westerwald. „Hallo,“ sagte ich, „wie stehen die Aktien, wann kommst du, Ede?“ „Morgen um 11:15 Uhr bin ich im Hotel, sorge dafür, dass „wir“ mit Magda „alleine“ bei dir im Zimmer sind, alles klar?“ „Alles klar, Chef!“ Sagte ich. Und Ede erschien pünktlich. Ich hatte Rudolf Lüders instruiert, Ede ohne Probleme, oder Fragen zu stellen, zu mir durch zu lassen – es lief alles glatt. Auf die Minute genau saßen ich, Magda und Ede bei mir im Zimmer am Tisch und tranken einen Scotch. „Ich habe noch nie erlebt, dass du so dermaßen pünktlich bist, seitdem ich dich kenne?“ Sagte ich zu Ede. Doch Ede reagierte gar nicht auf meine Feststellung, stattdessen holte er eine Brieftasche hervor, welche von 50 Euro-Blüten nur so überquoll – ich wurde stumm, Magda auch. Dann drückte uns Ede einige Blüten in die Hand, um diese zu prüfen, was wir auch taten. Die Qualität, vor allem die des Papiers, war sagenhaft, kein Unterschied zu richtigem Geld war vorhanden, sogar die Hologramme waren so täuschend echt, dass Magda zu Ede sagte: „Das ist fast unglaublich, das ist der absolute Wahnsinn. Woher bekommt man so eine derartig hochwertige Ware, mein Herr?“ „Gnädigste,“ sagte Ede, „die Welt steckt voller Geheimnisse, wollen wir, die Menschen, sie wirklich alle lüften, nur um unsere Neugier zu befriedigen?“ „Himmel, Herr Gott noch mal,“ sagte Magda zu Ede, „werden Sie mir bloß nicht zu literarisch, unser Jürgen nämlich, der verfasst all das, was wir begehren und in uns tragen, nicht wahr, Jürgen?“ Fragte mich Magda. „In der Tat,“ sagte ich. Und ich fügte hinzu: „Ich werde jetzt, nachdem ich gesehen- und gefühlt habe, was auf mich zukommt, kaufen.“ „Das werde ich auch,“ sagte Magda voller Tatendrang. „Auf ein gutes Gelingen,“ sagte Ede, und er erhob dabei seinen Scotch, wir stießen feierlich mit ihm an. Magda und ich kauften erst einmal für 1000 Euro Blüten, Magda hatte das hierfür notwendige Geld aus ihrer Privatschatulle entnommen, ließ sie uns wissen, – warum sie über soviel Bargeld verfügte blieb mir schleierhaft... Später mehr zum Thema Blüten!

      Denn:

      Am 22. Januar 2010, kam es in Deutschland zu einem Ereignis, womit niemand gerechnet hatte. Was war geschehen? - Dem korrupten hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch hatte eine Gruppierung, unter mithilfe einer Bomben-Attrappe, das Fürchten gelehrt. Koch, der aufgrund von zweifelhaften Kommentaren über Hartz IV Empfänger sowieso schon im Blickpunkt der Öffentlichkeit stand, genoss nun endlich die Aufmerksamkeit, die er sich immer gewünscht hatte.

      Doch zurück zu den Blüten. Niemand erfuhr von mir oder von Magda etwas über diese „ganz neue Art“ von Geschäft, auch meiner treuen Maus gegenüber vermied ich jede, auch nur, leiseste Andeutung. Dass mit Blüten nicht zu spaßen ist, das war auch mir klar, aber die damalige Situation machte diesen Schritt nun mal erforderlich. Und desto geschockter waren ich und Magda, dass Ede, von heut` auf morgen, nicht mehr liefern konnte – der Blüten-Deal war hinfällig geworden.

       Was war geschehen?

      Ede hatte, angetrunken und im Siegestaumel, in anderen Hamburger Kneipen erzählt: „Ich muss bald gar nichts mehr machen, ich mache „in Blüten“, ich habe es nicht mehr nötig auf dem Wochenmarkt in Hamburg-Harburg Gemüse einzukaufen, damit ich mir was zu fressen machen kann. Ab jetzt werde ich wieder das Feinste vom Feinsten in mich hineinschaufeln und hineingießen. - Ab dafür! Ich bin unschlagbar! Wer kann mir schon das Wasser reichen? Mich werden die Bullen nicht dran kriegen, weil ich nämlich Grips in der Birne habe!“ Genau einen Tag nach diesem spektakulären Höhenflug an Selbstüberschätzung, wurde Ede von der Polizei in seiner Wohnung verhaftet. Ede lag gerade mit einer Prostituierten auf dem Sofa und lies sich einen blasen, als die Beamten seine Räumlichkeiten betraten, denn Ede seine Wohnungstür war offen gewesen, man brauchte nur die Türklinke runterzudrücken, und schon stand man im Wohnzimmer des Tatverdächtigen. Ede hatte Kokain konsumiert, die Prostituierte ebenfalls, die Beamten forderten Ede auf, sich anzuziehen, was er auch umgehend tat, die Prostituierte zog sich ebenfalls an, nahm das Geld vom Tisch und verschwand. – Noch am selben Tag, in den späten Abendstunden, wurde Ede allerdings entlassen, er informierte Magda und die informierte mich. Es war ein absolutes Scheißgefühl, dass dieses Geschäft geplatzt war, denn einst hatte ja unser Ralf die Kassen wieder gefüllt, indem er per Computer (als Hacker) Buchungen vornahm, dann kam Ede mit seinen Blüten, ja, und mit einmal waren alle Wetten ungültig, ich habe mich zu jener Zeit hundeelend gefühlt. Ich glaube ich habe sogar bei uns im Hotelzimmer ins Waschbecken gekotzt. Wir, wir alle, standen wieder vor dem Ruin, Hartz IV war erneut angesagt, aber, darauf hatte ich keinen Bock, ich konnte Hartz IV nicht ertragen, es machte mich krank und aggressiv. Also ließ ich mir von der Hamburger Jobvermittlung einen: Befristeten und relativ hoch bezahlten 4 Wochen Job geben.

      Zwischenzeitlich hatten mir Arthur Grisham und Bert Teufel, bei einem Scotch in der Kellerbar des Hotels (des ehemaligen Club: „Tahiti“) erklärt, dass das Theaterstück fürs Erste gestrichen ist. Arthur sagte damals zu mir: „Ein Film, vielmehr eine dreistündige Dokumentation über die Stadt Hamburg werden wir drehen – der Aktualität wegen. Wir haben das Theaterstück bereits soweit umgeändert, dass es überhaupt keinen Mehr-Aufwand erfordert, um aus dem bisher geschrieben Kram ein Drehbuch zu entwickeln.“ Bert Teufel unterstrich Arthur seine Darlegungen, indem er zu mir sagte: „Ein Film ist greifbarer, er ist zeitloser und somit ein Dokument, welches einen bestimmten Lebensabschnitt festhält. Die Eckkneipe von Möller, Ingo Wilff seine Bahnhofskneipe, aber auch das Homosexuellen-Milieu, das Metro-sexuellen-Milieu, die Filmbranche, die Politik und

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