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hoffe«, sagte sie, »nun öfters das Vergnügen zu haben, Sie zu sehen, aber ich hoffe auch, mein werter Monsieur Pierre, daß Sie Ihre Ansichten ändern werden.«

      Er gab keine Antwort, verbeugte sich aber mit jenem aufrichtigen Lächeln, welches sagte: »Ansichten sind Ansichten, und Sie sehen, ich bin dabei doch ein guter Junge.« Das war so wahr, daß alle es unwillkürlich begriffen.

      Fürst Andree war seiner Frau in das Vorzimmer gefolgt, begleitet von Hippolyt, den er gleichgültig anhörte.

      »Gehen Sie hinein, Anna Pawlowna«, sagte die junge Frau, »Sie werden sich erkälten … Es ist abgemacht«, fügte sie leise hinzu.

      Die Hofdame hatte Zeit gefunden, mit Lisa über die beabsichtigte Heirat zwischen ihrer Schwägerin und Anatol zu sprechen.

      »Ich rechne auf Sie, meine Liebe«, erwiderte Anna Pawlowna ebenso leise. »Sie werden ihr ein Wörtchen schreiben und mir sagen, wie ihr Vater die Sache ansieht. Au revoir!« Sie kehrte in den Salon zurück. Hippolyt näherte sich der kleinen Fürstin, beugte sich zu ihr herab und flüsterte ihr etwas zu.

      »Ich bin glücklich, nicht zu dem Gesandten gegangen zu sein«, sagte Fürst Hippolyt. »Wie langweilig!«

      »Man sagt, der Ball heute Abend werde sehr schön sein«, erwiderte die Fürstin. »Alle Zierden der Gesellschaft werden dort sein.«

      »Nicht alle, weil Sie nicht da sind«, erwiderte er lächelnd.

      »Bist du bereit?« sagte Fürst Andree zu seiner Frau.

      Hippolyt zog rasch seinen Mantel an und eilte voran, um der Fürstin beim Einsteigen zu helfen.

      »Entschuldigen Sie«, sagte Fürst Andree in trockenem, schroffem Tone zu dem jungen Mann, der ihm im Wege stand. »Peter, wirst du kommen? Ich erwarte dich!« rief er freundlich.

      Der Wagen fuhr ab. Hippolyt ließ ein nervöses Lachen hören, indem er den Franzosen erwartete, dem er versprochen hatte, ihn nach Hause zu bringen.

      »Nun, mon cher, Ihre kleine Fürstin ist wirklich sehr niedlich«, sagte der Graf, indem er sich in den Wagen setzte. Dabei küßte er seine Fingerspitzen.

      Hippolyt lachte geschmeichelt.

      »Wissen Sie, daß Sie schrecklich sind mit Ihrer unschuldigen Miene«, fuhr der Graf fort. »Ich bedaure den armen Gemahl, diesen kleinen Offizier mit dem gespreizten Wesen wie ein regierender Fürst.«

      »Und Sie sagen, die russischen Damen seien nicht wie die Französinnen?« rief Hippolyt, laut lachend. »Man muß sie nur zu nehmen verstehen!«

      6

      Peter kam zuerst an und ging direkt in das Kabinett des Fürsten Andree. Nachdem er sich nach seiner Gewohnheit auf dem Sofa ausgestreckt hatte, griff er nach einem Buch – es waren Cäsars Kommentarien –, stützte sich auf den Ellbogen und öffnete es in der Mitte.

      »Was hast du bei Fräulein Scherer gemacht?« sagte Fürst Andree, welcher bald darauf eintrat, seine kleinen weißen Hände reibend. »Sie wird aus Alteration ernstlich krank werden.«

      Peter wandte sich so rasch um, daß das Kanapee ächzte, und drückte durch eine Gebärde seine Gleichgültigkeit aus.

      »Dieser Abbé ist wirklich interessant, nur faßt er die Frage nicht richtig auf. Ich bin überzeugt, daß ein unverbrüchlicher Friede möglich ist, aber ich kann nicht sagen, wie. Nur wird es niemals mittels des politischen Gleichgewichts sein.«

      Der Fürst Andree, der sich für abstrakte Fragen nicht zu interessieren schien, unterbrach ihn. »Siehst du, mein Lieber, es ist nun einmal unmöglich, überall und immer zu sagen, was man denkt. Nun, hast du dich für etwas entschieden? Wirst du zur Chevaliergarde gehen oder Diplomat werden?«

      »Darüber bin ich noch nicht im reinen, weder das eine noch das andere gefällt mir«, sagte Peter, indem er sich nach türkischer Weise auf den Diwan setzte.

      »Aber du mußt dich doch zu etwas entschließen, dein Vater wartet darauf.«

      Peter war mit zehn Jahren mit einem Hofmeister ins Ausland gesandt worden und war dort geblieben bis zum fünfundzwanzigsten Jahre. Bei seiner Rückkehr nach Moskau verabschiedete sein Vater den Hofmeister und sagte zu dem jungen Mann: »Jetzt gehe nach Petersburg, beobachte und wähle, ich stimme allem bei. Hier ist ein Brief an den Fürsten Wassil und hier ist Geld! Schreibe mir wieder und rechne auf meine Hilfe.«

      Seit drei Monaten suchte nun Peter eine Karriere und tat nichts.

      »Er muß ein Freimaurer sein«, sagte er, mit der Hand über die Stirn fahrend. Er dachte an den Abbé, den er in der Soiree gesehen hatte.

      »Das ist alles gleichgültig«, unterbrach ihn Fürst Andree, »wir wollen ernsthaft sprechen. Hast du die Chevaliergarde gesehen?«

      »Nein, ich bin nicht hingegangen, aber ich habe über etwas nachgedacht, das ich Ihnen mitteilen will. Wir haben Krieg mit Napoleon. Wenn man sich für die Freiheit schlagen würde, so wäre ich der erste, der sich anschließt. Aber England und Österreich zu helfen, den größten Mann der Welt zu bekämpfen, das ist nicht gut.«

      Fürst Andree zuckte nur die Achseln bei dieser kindlichen Äußerung und verschmähte es, eine ernsthafte Antwort darauf zu geben.

      »Wenn man sich nur für seine Überzeugung schlagen würde«, sagte er, »so gäbe es keinen Krieg mehr.«

      »Und das wäre vortrefflich«, erwiderte Peter.

      »Möglich, aber dazu wird es niemals kommen«, erwiderte lächelnd Fürst Andree.

      »Nun, aber warum werden wir Krieg führen?«

      »Warum? Das weiß ich nicht, es muß sein, und überdies gehe ich hin … weil … das Leben, das ich hier führe, mir überdrüssig ist.«

      7

      Im Nebenzimmer wurde das Rauschen eines Kleides hörbar. Bei diesem Geräusch schien Fürst Andree zu sich zu kommen. Er richtete sich auf und gab seinem Gesicht denselben Ausdruck, den es während der ganzen Soiree gehabt hatte. Peter schob die Füße zur Erde. Die Fürstin trat ein. Sie hatte bereits Zeit gefunden, ihre Abendtoilette mit einem Hauskleid zu vertauschen, das nicht weniger frisch und elegant war. Ihr Mann erhob sich und schob höflich einen Lehnstuhl für sie herbei.

      »Ich frage mich oft«, sagte sie französisch nach ihrer Gewohnheit, indem sie lebhaft Platz nahm, »warum Anna Pawlowna nicht geheiratet hat? Wie dumm die Herren sind, daß sie sie nicht geheiratet haben! Entschuldigen Sie, Monsieur Pierre, aber Sie verstehen nichts von den Frauen. Und was Sie für ein Redner sind!«

      »Ich streite mich mit Ihrem Gemahl, denn ich verstehe nicht, warum er in den Krieg ziehen will«, sagte Peter, ohne eine Spur jener Befangenheit, welche oft zwischen einem jungen Mann und einer jungen Frau sich einschleicht.

      Die Fürstin fuhr zusammen.

      »Nun ja, ich sage dasselbe. Ich begreife wirklich nicht, warum die Männer nicht ohne Krieg leben können. Warum wünschen wir Frauen nichts und haben nichts nötig? Urteilen Sie selbst! Immer wiederhole ich ihm, daß seine Stellung hier als Adjutant meines Onkels eine der glänzendsten ist, jedermann kennt ihn und schätzt ihn. Erst vor einigen Tagen hörte ich bei der Fürstin Apraxin eine Dame fragen: ›Ist das der berühmte Fürst Andree?‹«

      Sie brach in ein lautes Lachen aus. »Und wenn er wollte, könnte er Flügeladjutant des Kaisers werden, denn Sie müssen wissen, der Kaiser hat sich neulich sehr freundlich mit ihm unterhalten. Das wäre so leicht zu machen, was denken Sie davon?«

      Peter sah seinen Freund an und schwieg, da dieser ärgerlich zu sein schien.

      »Wann reisen Sie ab?« fragte er die Fürstin.

      »Ach, sprechen Sie nicht von der Abreise, ich will nichts davon hören!« rief die Fürstin. »Als ich heute daran dachte,

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