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Tango unterm Regenbogen. Tilo Braun-Wangrin
Читать онлайн.Название Tango unterm Regenbogen
Год выпуска 0
isbn 9783753107073
Автор произведения Tilo Braun-Wangrin
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
so viele wunderschöne und neue Dinge erlebt, die ich nie mehr vergessen werde. Wir waren zwar erst fünf Wochen zusammen, erlebten aber eine so harmonische, liebevolle Beziehung, wie man es sich nur erträumen könnte. Viel zu schnell war bei den anderen die Luft raus. Reni und Markus hatten seit Beginn ihrer Beziehung fast jede Nacht zusammen verbracht. Ebenso war es auch in den Partnerschaften von Manuela und Daniela. Da wird Liebe schnell zum Alltag.
Zwischen Manuela und Michél krachte es derzeit am heftigsten. Michél konnte sich einfach nicht an den Gedanken gewöhnen, in einem Plattenbau zu leben. Er war es einfach nicht gewöhnt, so viele Nachbarn um sich zu haben, die mehr oder weniger Lärm verursachten. In seinem bisherigen Leben hatte er idyllisch in einem Dorf gelebt. Das verursachte nun Stress. Er erkannte auch nicht, wie sehr Manuela in der letzten Zeit auf vieles verzichtet hatte, was ihr
früher großen Spaß gemacht hatte. Gern würde sie mal wieder die Disco besuchen, ins Kino gehen oder eine Nacht mit uns, ihren Freunden, verbringen.
Sieben Monate dauerte nun schon die erste Beziehung von Daniela. Es gab in dieser Beziehung schon so viele Eskapaden. Micha stellte regelmäßig Forderungen an Daniela, die schon fast nach Erpressung klangen.
Dann provozierte er sie ständig mit dem guten Kontakt, den sie mit mir pflegte und sagte: „Dann hau doch ab zu Deinem Tilo und fick den“.
Vor ein paar Tagen rief er ganz unverhofft bei Danielas Mutter Birgit an und erklärte: „Ihre Tochter ist nicht ganz richtig im Kopf“. Außerdem hatte Daniela herausgefunden, dass er ihre Beziehung vor seinen Freunden verheimlicht hatte. Ich sah keine Zukunft für die beiden und hoffte, dass Daniela das bald erkennen würde.
Auch Oliver plagten Alltagssorgen mit seiner Freundin, die sich derzeit auf ihr Abi konzentrieren musste. Der Altersunterschied von knapp drei Jahren, die ewigen Eifersüchteleien und zeitweiligen Trennungen machten dem Paar zu schaffen.
Wie leicht fühlte es sich noch in meiner Beziehung an. Doch schon bald würden wir wieder für einige Tage getrennt sein. Meine Operation am Steißbein stand bevor.
Die Bundeswehr hatte mich bereits eine Woche vor meinem Krankenhausaufenthalt beurlaubt. Als Zugschreiber war das jederzeit möglich, zumal die meisten meiner Kameraden gerade auf einer Abschlussübung waren.
So hatte ich viel Zeit für Hobbys, Haushalt und Freunde. Gleich am ersten freien Tag renovierte ich meine Küche, die einen frischen Anstrich unbedingt nötig hatte.
Da Manuela und ich in Hegermühle wohnten, waren wir quasi Nachbarn und hatten die Möglichkeit, uns öfter und spontaner zu treffen. Sie berichtete von weiteren Streitigkeiten zwischen ihr und Michél. Er war bereits vor Tagen ausgezogen und so pendelten die beiden wieder zwischen Kagel und Strausberg. „Ich fühle mich, als ob wir in unserer Beziehung einen Schritt zurück gemacht haben. Wir haben praktisch schon zusammengewohnt und müssen uns nun wieder gegenseitig besuchen fahren. Als ich damals zu ihm aufs Dorf gezogen war, musste ich mich als Stadtmensch auch erst einmal an die neue Situation gewöhnen. Aber ich liebte ihn und da habe ich das auch in Kauf genommen“. Sie hatte Recht. Michél war egoistisch. „Wenn er sich nicht bald ändert, mache ich Schluss“, sagte sie verbittert. Wir sahen uns die Videoaufnahmen von Franks 17. Geburtstag aus dem Jahre 1993 an und mussten feststellen, dass wir kaum noch derartige Erlebnisse hatten. Das stimmte Ela sehr traurig und ich sah, wie ihr Tränen in die Augen schossen.
Am Morgen des Männertages überreichte mir mein Bruder die Autoschlüssel seines Opel Omega und die Schlüssel für seinen Garten. Er meinte, dass ich mir einen tollen Tag machen solle. Ich fand das richtig cool von ihm und brauste von dannen. Zunächst fuhr ich zu Denis nach Neuenhagen. Ich besuchte ihn nur kurz, um seinen Eltern nicht zu begegnen. Wer war ich dann für sie? Sicher hatte er noch nicht von mir erzählt.
Danach fuhr ich zurück nach Hegermühle zu Manuela, um ihr eine spontane Party im Garten meines Bruders vorzuschlagen. Endlich hatten wir wieder eine Gelegenheit an die alten Zeiten anzuknüpfen und mit den Leuten einen Abend zu verbringen, mit denen wir damals so viel Spaß hatten. Ich informierte noch Frank, Markus und rief auch Oli an, der allerdings mit einem Kumpel unterwegs war und seine Teilnahme noch nicht zusagen konnte. So fuhren wir in den Garten, grillten, tranken und gaben uns wieder wie früher.
Ela blühte in dieser Umgebung wieder regelrecht auf. Sie fühlte sich schon deshalb wohl, weil Frank dabei war. Zwischen den beiden knisterte es schon wieder gewaltig. So geschah, was geschehen musste.
Manuelas Fehltritt hatte nur ein ungeheuer schlechtes Gewissen bei ihr ausgelöst. Sie musste es Michél beichten oder Schluss machen. Sie konnte nicht anders.
Jennifer war auch mal wieder zur Besuch. Sie verlangte regelrecht nach mir, nachdem wir uns so lange nicht gesehen hatten. So arrangierte ich ein Treffen am Nachmittag. Davor fuhr ich zu Manuela ins Handelszentrum, die dort für ein paar Stunden bei Michéls Eltern im Laden arbeitete.
Ich fragte, ob sie heute bei dem Treffen mit Jenne dabei sein und auch abends mit ins Fun Lollipop kommen würde. Erst einmal wolle sie zu Michél und konnte noch keine Versprechungen machen.
Als Jennifer und ich bereits beisammensaßen und meine Italienbilder ansahen, klingelte das Telefon. Ela fragte mit verheulter Stimme, ob wir zu Hause blieben, da sie auch gleich vorbeikommen würde.
So war’s dann auch. Tränenüberströmt empfingen wir sie in meiner Wohnung. Sie hatte endlich Schluss gemacht und sich von Michél getrennt. Es schien mir, als wäre sie trotz alledem nicht erleichtert, diesen Schritt gegangen zu sein.
Auch Jenne plagten Sorgen. Ihren Freund Ramin hatte sie seit sechs Wochen nicht gesehen. Er hatte einfach keine Zeit. Nachdem er eine neue Stelle bei Maredo{18} angetreten hatte, musste er rund um die Uhr arbeiten und wenn Jennifer dann am Wochenende Zeit mit ihm verbringen wollte, erfand er Ausreden, sich nicht treffen zu müssen. War es Absicht? Jenne wusste schon selbst nicht mehr, welche Stelle sie bei Ramin einnahm. Es müsste bald ein klärendes Gespräch geben.
Als die Lage sich wieder beruhigt hatte, fuhren wir ins Fun nach Vogelsdorf. Auf der Suche nach bekannten Gesichtern blieben wir zunächst erfolglos. So schwangen Jenne und ich das Tanzbein. Auch Manuela rockte fleißig ab. Irgendwann wurde die Hitze unerträglich, sodass wir uns ein luftiges Plätzchen suchten. Kurz vor unserem Aufbruch erschienen dann noch Oli und Frank. Das hinderte uns jedoch nicht am Gehen und so verschwanden wir.
Da Denis und ich und uns nicht jeden Tag sehen konnten, schrieben wir uns regelmäßig Faxe. Ich machte mir Sorgen, dass meine Unerfahrenheit ein Problem für unsere Beziehung werden könnte: „Sicher ist es für Dich schwierig, einen Partner zu haben, der wie ich, so wenig Erfahrungen hat. Aber jeder fängt einmal an und Du machst mir ja auch keine Vorwürfe. Ich erwarte Dich morgen in voller Sehnsucht! In Liebe, Dein Tilo“
6. Dinge des Lebens
Von meinen Kontaktanzeigen, den daraus resultierenden Briefwechseln und auch von Denis hatte ich bisher niemandem in meinem Umfeld erzählt.
Seit ich mit Denis zusammen war, bekamen die Leute natürlich mit, dass ich Schmetterlinge im Bauch hatte. Ich strahlte, war gut gelaunt und wirkte auch sehr zufrieden.
Aber trotz alledem verstellte ich mich. Ich war nicht ich selbst und verleugnete eine Beziehung mit einem tollen Menschen, den ich über alles liebte. Aber es war nicht die Zeit und nicht der Ort für ein Coming Out. Zu viele Vorurteile über Schwule und Lesben kursierten. Außer Patrick und Julian kannte ich neben Denis keine anderen schwulen Männer. Wem hätte ich mich, außer ihnen, anvertrauen sollen und können? Mich quälte der Gedanke, wie mich die Familie, die Freunde und auch Kollegen behandeln würden, wenn ich ihnen eröffnen würde schwul zu sein und mich in einer Partnerschaft mit einem Mann zu befinden.
Da ich meine derzeitige Lebensfreude aber nicht überspielen konnte, ließ ich aus Denis einfach Denise werden.
So log ich eigentlich nur bei dem „e“ im Namen. Ich sprach nie von einem Mädchen, sondern immer nur von Denise. „Ich bin mit Denise