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      Franks 22. Geburtstag sollte das langsame Ende der ersten Generation des Familienportraet-Ensembles einleiten. Der Beitrag sollte das Ende der siebten Staffel sein und noch einmal einen Großteil des alten Fp-Cast zusammenbringen. Als Ort wählten wir den Fp-Fernsehgarten in Schönwalde, dem Sommergrundstück meiner Eltern. Auch Marén kam überraschend aus Lüneburg dorthin. Wir feierten ausgelassen Geburtstag und das Leben, spielten SCRABBLE{30} und ich fuhr das erste Mal Trabant{31}.

      Da ich Sehnsucht nach Denis hatte, blieb ich nicht das ganze Wochenende in Schönwalde. Ich stimmte mich mit meinen Freunden ab, dass ich Samstagabend nach Hause fahren würde. Sie hatten Verständnis und glaubten immer noch, dass es sich um eine Frau handelte. Ich übergab die Schlüssel und verließ mich darauf, dass meine Freunde alles vernünftig hinterlassen würden.

      9. Aus heiterem Himmel

      „Jetzt wird es ernst. Als Zeichen unserer Liebe, der Zusammengehörigkeit und der Treue tauschen wir nun diese Ringe“, sagte ich feierlich und fühlte mich wie mein eigener Standesbeamter. So setzte jeder dem anderen seinen Ring an den Finger. Dann folgte ein langer und leidenschaftlicher Kuss.

      Die Ringe hatten wir ein paar Tage zuvor ausgesucht. Nun wollten wir sie am Ringfinger der linken Hand tragen – als Symbol, das wir eine feste, monogame Beziehung führen.

      Nach mehr als 18 Monaten hatte es Denis endlich einmal geschafft, all seine Freunde heran zu trommeln, um sein neues Zuhause in Neuenhagen zu feiern. Mit seinen Eltern war er vor knapp zwei Jahren aus Berlin dorthin gezogen.

      Ich erinnerte mich an eine Passage in Denis Briefen: „Bevor ich nach Neuenhagen gezogen bin, habe ich in Hohenschönhausen gewohnt. In dem Bezirk, wo die meisten PDSler{32}gewohnt haben und unzählige Asylanten zu finden waren. Mit einer Regelmäßigkeit wurden die Kfz-Kennzeichen geklaut und nachts Randale gemacht. Das soziale Umfeld hat uns nach Neuenhagen getrieben, wo meine Eltern ein Grundstück hatten und gebaut haben.“

      Dort war schon alles für die geplante Einweihungsparty vorbereitet. Denis Eltern hatten uns Haus und Grundstück überlassen und sich mit Freunden verabredet. Wir gaben uns das erste Mal gemeinsam vor all seinen Leuten die Ehre. Einige kannte ich bis Dato auch noch nicht. Seinen Lieblingsmenschen{33} gegenüber hatte er sich inzwischen geoutet und war mir damit einen Schritt voraus.

      Der Abend verlief sehr harmonisch. Ich hatte aus den ersten Erfahrungen gelernt, mich etwas zurückzuhalten und mich nicht ganz so albern zu verhalten. Denis signalisierte dies mit bester Laune.

      Endlich war es soweit. Über eine Woche würde ich mit meinem Schatz in unserem ersten Urlaub zusammen sein.

      Abreisetag, 5:42 Uhr. Ich hatte verschlafen. Das fing ja gut an. Nach einer Katzenwäsche und schnellen Erledigungen raste ich über die Landstraßen nach Neuenhagen. Nachdem ich das Auto vor seinem Haus geparkt hatte, kam er mir schon entgegen. Ich war nun zehn Minuten später vor Ort als verabredet. Ich entschuldigte meine Verspätung.

      Während der gesamten Fahrt, die sich über sechs Stunden hinzog, hörten wir Kassettenbänder aus meinem Archiv. Über den Familienportraet-Soundtrack bis zu Modern Talking und deutschem Schlager war alles vertreten.

      In Göhren angekommen, spazierten wir zunächst an der Strandpromenade entlang, um einen ersten Eindruck von unserem Urlaubsort zu bekommen. 1988/89 war ich im Nachbarort Lobbe zweimal im Ferienlager. Seit jener Zeit hatte sich eine ganze Menge verändert.

      Das Inselhotel Rügen entsprach unseren Ansprüchen. Während Denis sein umfangreiches Gepäck verstaute, nahm ich eine Dusche. Frisch gestylt, bummelten wir durch die City. Dort aßen wir gemütlich ein Fischbrötchen und durchstöberten die Läden nach SSV{34}-Angeboten. Wir lästerten über die Leute und genossen unsere Zweisamkeit. Wir konnten viele Gemeinsamkeiten feststellen. Auch körperlich hatten wir sehr viel Vergnügen miteinander.

      Am Findling bei Lobbe und im Sassnitzer Hafen, drehten wir die ersten Szenen für ein mögliches Coming Out-Video im Familienportraet. Dazu ritzte ich im grünen Sockel des Sassnitzer Leuchtturmes unsere Initialen D&T, umrahmt von einem Herzen, ein.

      An den folgenden Tagen unternahmen wir Ausflüge zur Seepromenade nach Binz, zur neuen Seebrücke nach Sellin, zum Jagdschloss Granitz, nach Puttbus und nach Stralsund.

      In Stralsund lernte ich abermals eine dunkle Seite an Denis kennen. Dieser Tag war grau und trist. Denis war ruhiger als sonst. Bedrückte ihn irgendetwas?

      Als wir durch die Stadt schlenderten, fing es an zu regnen. Obwohl in meinem Auto mehrere Schirme im Kofferraum lagen, hatten wir keinen mitgenommen. Die Betonung lag auf wir. Denn Denis machte mir genau in dem Augenblick, als die ersten Tropfen fielen, den Vorwurf, nicht an einen Schirm gedacht zu haben. Ich dachte, ich hörte nicht richtig, als er die Kritik verbal zum Ausdruck brachte.

      Ich motzte zurück, dass er selbst daran hätte denken können. Außerdem könne er sich ja von seinem Geld auch einen billigen Schirm in der Drogerie kaufen. Mich störte der Niesel nicht. Ich musste aber nun seine schlechte Laune ertragen und nahm es persönlich. Wie konnte man sich derart über etwas aufregen, was er selbst hätte ändern können. Und mir gab er dafür die Schuld. Das war befremdlich.

      So war es wieder einmal, dass das Bild da war aber der Ton weg. Denn wir sprachen wieder nicht. Natürlich beruhigte er sich wieder und ich mich auch. Aber der Streit war unnötig und belastete einen ganzen Tag lang, in unserem insgesamt doch recht schönem ersten gemeinsamen Urlaub, die Stimmung.

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      Denis am Strand von Binz (Insel Rügen).

      Auf der Rückfahrt war meine Stimmung abermals getrübt, weil ich die Nachricht bekommen hatte, dass mein Vater ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Er hatte Herzrhythmusstörungen, die beobachtet werden mussten. Das machte mir Sorgen, denn ich hatte meinen Vater niemals krank oder kränkelnd erlebt und nun lag er im Krankenhaus.

      Ein paar Tage später erfuhren wir dann auch noch, dass bei meinem Opa, väterlicherseits, im ganzen Körper Krebs diagnostiziert wurde. Das waren schlimme Nachrichten.

      10. Feuertanz der Gefühle

      Ich blickte immer wieder in seine braunen Augen. Wie konnte es sein, dass Patrick noch nie einen festen Partner hatte? Lag es an seiner leicht femininen Art? Ich ertappte mich dabei, wie sehr wir einander schmeichelten und ich meine Grenzen zum ersten Mal kontrollieren musste. Patricks Erscheinen war sehr authentisch. Denis wirkte dagegen oft kontrolliert.

      Nach mehreren Stunden endete unser erstes Treffen, da Patrick am nächsten Morgen zeitig zur Arbeit musste. So fuhr ich ihn mit dem Auto nach Hause. „Hab vielen Dank für diesen überaus schönen Abend. Ich möchte Dich auf jeden Fall wiedersehen. Ich ruf Dich an.“, waren seine letzten Worte zum Abschied. Während der Fahrt nach Hause war ich ziemlich durcheinander. Ich steckte in einer glücklichen Beziehung und hatte einen tollen Partner, den ich liebte. Trotzdem hatte mir Patrick ein wenig den Kopf verdreht. Er wirkte auf mich so rein, so unbefangen aber auch verletzlich. Als wir uns die ersten Briefe schrieben war es bei mir noch genauso. Doch inzwischen hatte sich alles verändert. Ich war in einer Beziehung, hatte meine ersten sexuellen Erfahrungen gemacht und lernte auch, mich in der Partnerschaft zu behaupten. Nun war ich Reizen ausgeliefert, denen ich nie zuvor ausgesetzt war. Inzwischen war ich der Erfahrende, der das Interesse eines anderen Mannes ganz offenherzig empfing.

      Julian, dem ich von dem ersten Treffen mit Patrick schrieb, antwortete folgendes: „Wenn Denis Dir zu diesem Treffen nicht abgeraten hat, muss er auf eine solche Situation gefasst sein. Aber vielleicht hat er auch so viel Vertrauen in Dich und eure Beziehung, dass er nicht damit rechnet. Hast Du für Dich das Wort „Liebe“ schon einmal definiert? Du musst wissen, ob Du Dich, bevor Denis aufgetaucht ist, einfach nach einer Beziehung, und nach jemand mit dem man über alles reden kann, gesehnt hast. Vielleicht hast Du Dich aus diesem Grund einfach zu stark auf ihn fixiert. Warum liebst Du ihn und was heißt Liebe für Dich? Ordne Deine Gefühle und dann los!“

      Die Beziehung

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