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verbeugten sich.

      „Signora Contessa, ich bringe den Tommaso“, damit schob Cecilie den Jungen vor eine in einem großen Sessel sitzende junge Frau. So eine hübsche und elegant gekleidete Dame hatte Tommaso bisher nur einmal von Weitem gesehen.

      Ihr hellblondes Haar war kunstvoll hochgesteckt. Sie strahlte die Anmut einer angeborenen Aristokratie aus, bewusst, dass sie durch ihr normannisches Blut zur Elite des Landes zählte.

      „Komm näher, lass dich ansehen“, sagte die Patrona mit leiser Stimme, „zieh den Vorhang auf, damit ich dich besser sehe.“

      „Si Signora Contessa“, hilflos sah sich Tommaso um und wusste nicht, was sie meinte.

      „Nun mach schon, dort den grünen Stoff, zieh ihn einfach zur Seite!“

      „Si Signora Contessa“, flink tat er, wie ihm befohlen wurde. Beim Blick aus dem Fenster erschrak er fürchterlich, ihm wurde schwindelig und er sprang zurück.

      „Nur keine Angst“, lachte die Contessa mit ihren leuchtenden hellblauen Augen, „da ist ein Geländer dran, da kannst du nicht hinunterfallen.“

      Ängstlich schielte der Junge hinaus, weit unter sich sah er das Tal mit dem kleinen Bach, irgendwo da war sein Zuhause.

      „So, genug geschaut, komm jetzt her“, meinte die Herrin schmunzelnd mit weicher Stimme.

      „Soso - du heißt also Tommaso.“

      „Si Signora Contessa.“

      „Gehst du schon zur Schule?“

      „No Signora Contessa.“

      „Warst du schon zur Erstkommunion?“

      „No Signora Contessa.“

      „Warst du schon einmal hier im Haus?“

      „No Signora Contessa.“

      „Dann soll dir der Hausdiener Michele alles zeigen und du wirst befolgen, was er dir sagt. Ist das klar?“

      „Si Signora Contessa.“

      „Kannst du auch noch etwas anderes sagen, als si oder no Signora Contessa?“

      Was sollte er darauf sagen? Tommaso stockte.

      „Si Signora Contessa.“

      „Nun erzähle mir von deiner Familie“, befahl sie.

      Er zögerte, was gab es da zu erzählen?

      „Na los, mach schon!“

      „Also“, stotterte er, „wir sind Vater, Mutter und elf Kinder und wir hüten und melken eure Ziegen, Signora Contessa.“

      „Mamamia, der Kerl spricht ja noch sizilianisch. Kannst du denn kein richtiges Italienisch?“

      „No Signora Contessa. Ich spreche immer so.”

      „Emilio! Emilio!", sie zog an einem Seil, das von der Decke hing und sofort erschien ein kleines verhutzeltes Männchen, „Emilio, schau das ist Euer neuer Schüler, der Tommaso, Ihr werdet ihn ab morgen mit unterrichten. Vor allem bringt ihm zuerst einmal ein anständiges Italienisch bei.“

      „Aber Signora …“

      „Kein aber!“, unterbrach ihn die Herrin. „Keine Widerrede! Ihr könnt Euch entfernen und schickt mir den Michele herein!“

      Der primo Domestico, der erste Hausdiener, kam in einer vornehmen Livree herein, verbeugte sich und fragte: „Ihr wünscht Signora Contessa?“

      „Nehmt diesen Burschen, zeigt ihm den Palazzo und die Fattoria. Macht ihn mit den Gepflogenheiten hier im Hause bekannt und bringt ihn dann zu Emilio. Er heißt Tommaso, kommt jeden Morgen hier herauf und wird der Spielkamerad von Christiano. Außerdem wird er auch am Unterricht teilnehmen.“

      „Sehr wohl Signora Contessa!“ Mit einem Wink entließ sie die Patronin.

      „Tommaso? Der Kleine vom Ziegenhirten?“, fragte ihn der Diener. Der Junge nickte. „Also für dich gilt: Nichts anfassen, Mund halten und keine Fragen stellen. Die Zimmer nur betreten, wenn dich jemand hereinruft. - Kapiert!“

      „Si, Michele.“

      „Si, Signor Michele heißt das für dich. Sprich gefälligst italienisch und nicht sizilianisch!“, belehrte ihn der Hausdiener und verabreichte ihm eine Kopfnuss.

      So begann für Tommaso eine neue Zeit in seinem Leben. Hoffentlich konnte er sich das alles merken. Michele zeigte ihm den kleinen Palazzo, einen Neubau. Nach dem verheerenden Erdbeben vor etwa 30 Jahren wurde er aus weißen Kalksteinen erbaut und verputzt. Ganz im neuzeitlich vornehmen Barockstil mit vielen Verzierungen. In den herrschaftlichen Räumen mit Stuckschmuck an den Decken und Wänden. Alles in kräftigen Farben gestrichen. Die Böden bestanden aus feinsten Mosaikfliesen. Diese wurden aus dem Bergstädtchen Caltagirone geliefert, einer berühmten Keramik- und Terrakottamanufaktur, etwa zwei Tagesreisen weiter ins Gebirge hinein.

      Neben der Küche gab es noch drei Wirtschaftsräume. Dahinter das Zimmer der Contessa, das er ja schon kannte. Anschließend befanden sich ein großer und ein kleiner Salon, welche auch reich mit Stuckfries und Wandvertäfelung verziert waren. So feine und vornehme Räume hatte er noch nie gesehen. Vor allem, hier war alles blitzblank. Er traute sich fast nicht aufzutreten. Aber Gott sei Dank, seine Füße waren ja frisch gewaschen. Mutter kehrte auch ab und zu den Staub vom Lehmboden – aber das hier, kein Vergleich.

      Über den großen Gang erreichten sie das Gartenzimmer. In einem Sessel saß der Conte und las in einem Buch. Tommaso staunte, der hatte Zeit, jetzt, mitten am Tage zu lesen. Bei ihnen zu Hause gab es nur ein Gebetbuch aus dem der Herr Monsignore ihnen manchmal abends, wenn er vorbeikam, etwas vorlas.

      „Entschuldigung Signor Conte, ich will nicht stören. Ich soll im Auftrag der Signora Contessa dem Tommaso alles zeigen“, Michele verbeugte sich tief.

      „Ist gut, mach Er weiter!“

      An der Wand gab es ein Regal, auf dem viele bunte Bücher standen. Was machte man damit? Wer sollte das alles lesen? Naja, vielleicht der Conte, der brauchte ja nicht zu arbeiten. Oder? Was machte ein Conte überhaupt? Vielleicht wusste ja der Lehrer eine Antwort.

      Michele führte ihn weiter auf die Terrasse. Mit weißen an Stangen aufgespannten luftigen Tüchern wurde die, mit hellblauen Keramikfliesen belegte Fläche, gegen die Sonne schattiert. Auf zwei Seiten wurde sie von den hohen Mauern des Palazzos begrenzt. Überall standen große Steintöpfe mit herrlich blühendem Oleander. Wieder etwas, was er nicht verstand. Warum pflanzte man Blumen in Töpfe, wenn im ganzen Tal doch große Büsche Oleander wuchsen?

      Eine leichte Brise wehte von Westen. Zögernd trat der Junge an die Steinbrüstung. Weit unten am Bach konnte er seine Mutter sehen, wie sie die Milchkannen auswusch. Fantastisch, dachte er, wie klein die Menschen waren, wenn man sie von hier oben betrachtete. Sie traten von der angenehm kühlen Terrasse durch ein kleines schweres Holztor in den sonnendurchfluteten Innenhof und dort traf ihn die Hitze wie ein Schlag.

      „Signorino Christiano darf ich Euch Euern neuen Spielkameraden vorstellen?“, der Diener deutete auf den Kleinen, „das ist Tommaso.“

      „Meine Mutter hat mir schon Bescheid gesagt. Ich werde jetzt die Führung übernehmen. Ihr könnt Euch entfernen!“, damit gab der semmelblonde braun gebrannte Junge Michele einen Wink.

      „Sehr wohl Signorino Christiano.“

      Die hellblauen Augen des Principe sprühten vor Begeisterung. Christiano überragte Tommaso bestimmt um zwei Köpfe.

      „Endlich jemand zum Spielen. Du darfst Chistiano zu mir sagen“, bot der schlaksige Junge ihm mit herablassender Miene gönnerhafter an, „wenn du alles tust, was ich sage, können wir vielleicht Freunde werden. Den Palazzo hast du ja schon gesehen. Ich zeige dir nun die Fattoria, das macht viel mehr Spaß.“ Schon flitzte er nach links durch eine große Tür. Tommaso sauste hinterher.

      Als sich seine

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