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verstehst nicht." Verzweifelt sah ich ihn an. "Meine Magie ... Du musst dich von mir fernhalten."

      "Es war nur ein Zufall", hielt er dagegen und sein Blick war so voller Mitgefühl, dass sich mein Innerstes verkrampfte. "Es wird kein zweites Mal vorkommen."

      "Das kannst du nicht wissen." Meine Stimme war schrill. "Conan, ich bin eine Gefahr für dich. Calideya hat es gesehen und Sidony ... Ich weiß nicht, wie genau es zusammenhängt, aber du musst dich von mir fernhalten."

      Einen Moment lang hielt er inne und ich glaubte bereits, es wäre mir gelungen, ihn zu überzeugen, als er den Kopf schüttelte. "Du hast Angst, das verstehe ich. Aber ich werde jetzt nicht gehen. Lass mich dir helfen."

      Er trat noch einen Schritt näher und mein Herz machte einen Satz. Bevor ich auch nur einen klaren Gedanken fassen konnte, hatte ich mich an ihm vorbeigeschoben und rannte. Blut pulsierte durch meine Adern und ich kämpfte um Atem, sog verzweifelt Luft in meine Lungen, während Panik meine Kehle zuschnürte. Ich hatte die ersten Häuser fast erreicht, als eine Gestalt in meinen Weg trat.

      Ehe ich reagieren konnte, hatte sie die Hand erhoben und eine Windböe riss mich von den Füßen. Ich stöhnte, als mein Rücken auf die Erde schlug und alle Luft aus meinen Lungen gepresst wurde.

      "So sieht man sich wieder, Lady Evangeline." Die Stimme der Königin triefte nur so vor altbekannter Süße. "Und welch eine Vorstellung du uns zu diesem Anlass bereitest. Beeindruckend, wahrlich beeindruckend."

      Es kostete mich jeden Funken Kraft, wieder auf die Beine zu kommen. Schmerz pochte in meinem Rücken, während mein Magen sich umzustülpen schien und ein einziger Gedanke mein Bewusstsein einnahm.

      Das hier – das war der Moment, auf den alles hinauslief.

      Jede Stunde, die ich trainiert hatte, jede schlaflose Nacht, jeder Zuspruch der Hoffnung – in diesem Moment würde sich entscheiden, ob all das umsonst gewesen war. Und obwohl ich damit gerechnet hatte – obwohl ich gewusst hatte, dass dieser Moment früher oder später kommen würde – durchbohrte Morrigans Anblick mich wie ein Damoklesschwert.

      Langsam trat sie nach vorn, bis sie kaum noch eine Handbreit von mir entfernt war. Der herbe Duft ihres Parfums kitzelte in meiner Nase, als sie sich zu mir beugte.

      "Lass mich dir ein kleines Geheimnis verraten", flüsterte sie an meinem Gesicht. "Du hast die falsche Seite gewählt."

      Mit der Ruhe einer Kriegsherrin, die bereits wusste, dass der Sieg ihr gebührte, richtete sie ihre Handflächen auf den Boden unter meinen Füßen. Jeder kleinste Funken Hoffnung, dass Gladys übertrieben hatte, verlosch, als ich das Summen ihrer Magie in der Luft um mich wahrnahm.

      Mir blieb keine Gelegenheit, auszuweichen. Im selben Augenblick verflüssigte sich das Erdreich unter meinen Sohlen und ich sackte ab. Schlamm wand sich wie kopflose Schlangen um meine Knöchel und Waden. Instinktiv versuchte ich, meine Füße aus der Erde zu ziehen, zur Seite zu treten und den Schlamm abzuschütteln – doch ich scheiterte. Morrigans Magie ließ das Erdreich an mir haften wie eine zweite Haut und innerhalb weniger Augenblicke war ich bis zu den Knien in Ranken aus Schlamm gefesselt. Ohne auch nur einen Befehl zu flüstern, ließ Morrigan die Erde wieder erstarren. Ich war gefangen.

      "Was sagst du", wisperte Morrigan, während sie eine Kette aus ihrem Mieder zog, die ich zuvor nicht bemerkt hatte. "Sollen wir dich von der schrecklichen Last der Magie befreien?"

      Ihre Faust war um einen Teil der Kette geschlungen und ich konnte den Blick nicht von ihren Knöcheln wenden. Ihre Worte trafen einen Punkt tief in mir – den Punkt, an dem der Glaube an meine Magie mit der Angst vor meinen Fehlern kämpfte. Ich hatte die ganze Zeit über mit dem Feuer gespielt, aber in diesem Moment hieß ich die Flammen zum ersten Mal willkommen. Was hielt mich noch zurück? Was bedeutete es, diese Kräfte zu besitzen, wenn ich nicht einmal mich selbst retten konnte?

      Wut verwandelte meine Hände in Fäuste und meine Gedanken in Entschlossenheit. Blitzartig riss ich meine Arme nach vorn und erhob die Handflächen gegen Morrigan. Magie pulsierte in einem knisternden Sturm durch meine Adern und meine Lippen formten die vertrauten Befehle. Der Wind gehorchte. Ich spürte, wie sich die Luft in Wirbeln an meinen Seiten sammelte – bereit Morrigan davonzufegen.

      Aber bevor das letzte Wort meine Lippen verließ, öffnete sich ihre Faust. Auf ihrer Handfläche lag ein goldener Ring mit einem einzelnen grünen Stein in der Mitte. Das Metall glühte wie flüssiges Feuer und ich spürte das Ziehen in meinem Inneren, ehe ich begriff, was geschah.

      In dem Moment, als Morrigan begann, die Formel zu rezitieren, fiel der Sturm in sich zusammen. Die Magie, die noch Sekunden zuvor wie Blut durch meinen Körper gejagt war, verebbte in Strudeln, als hätte sie plötzlich die Richtung verloren. Ich öffnete meine Fäuste, nur um sie erneut zu ballen und sammelte all meine Konzentration, um die Kraft ein weiteres Mal zu kontrollieren. Das Kribbeln erreichte meine Fingerspitzen nur einen Moment später. Magie schoss aus der Erde und der Luft um mich herum und ballte sich in meinem Inneren zu einem Pulverfass, dem nur ein Funken fehlte.

      Noch nie zuvor hatte ich so viel Magie auf einmal beschworen. Es fühlte sich an, als würde ich über einen Felsgrat wandern – ein falscher Schritt, ein Moment, in dem ich die Konzentration verlor – und ich würde fallen.

      Und genau das tat ich.

      In dem Moment, als Morrigan meine Finger auseinanderbog und den Ring in meine Handfläche presste, ergoss sich die Magie wie ein Tsunami aus meinem Inneren. Funken stoben von meiner Haut und Hitze erfüllte meinen Körper wie ein Fieber. Meine Dämme brachen und ich konnte nichts tun, außer zuzusehen, wie der Ring in meiner Hand Feuer fing, während mein Innerstes entzweiriss.

      Mit aller Kraft kämpfte ich gegen die Flut der Dunkelheit, die mich einzunehmen drohte. Erinnerungen an letzte Nacht schossen durch meine Gedanken – Conans entsetzter Blick und Sidonys nervöse Nachfragen, Calideyas panische Warnungen und das nagende Wissen in mir selbst. Magie quoll aus mir wie Blut, doch in diesem Moment presste ich meine Hände auf die Wunde und betete, dass es genug sein würde, um das Schlimmste zu verhindern.

      "Du versuchst, es mir schwer zu machen, was?" Morrigans Lächeln war animalisch. "Du hast ja keine Ahnung, worauf du dich einlässt."

      Mit einem Ruck nahm sie meine Hände, bis ihre Handflächen den Ring zur Hälfte umschlossen. Ihre Magie drang wie eine Lanze in meinen Körper. Ich keuchte auf, als die Spitze den Riss in meinem Inneren erreichte, den ich so verzweifelt zusammenzuhalten versuchte – der Ort in mir, hinter dem sich Monster verbargen. Für einen Moment hielt Morrigan inne und mir gelang es, ihren Blick zu fangen.

      "Tut ... das nicht", krächzte ich. Doch es war zu spät.

      Mit alles verheerender Gewalt öffnete Morrigans Magie die Tore und Schwärze blutete aus dem Riss. Unkontrolliert zogen meine Muskeln sich zusammen, ließen mich zittern und tanzen, während meine Handflächen sich von Minute zu Minute hitziger anfühlten. Es war, als hätte man zu viel Strom in meinen Kreislauf gepumpt – ein Kurzschluss war unvermeidlich.

      Als ich spürte, wie sich die Ranken um meine Knöchel lösten, war es bereits zu spät.

      Die Erde, die mich gefesselt hatte, zerstob zu Asche und ich verlor das Gleichgewicht. Hilflos taumelte ich nach vorn – direkt in Morrigans Arme. Mein Körper brannte lichterloh und mittlerweile war es nicht nur die Magie, die aus mir drang, sondern auch das Leben. Mein Herz schlug schmerzhaft gegen meine Rippen und mein Atem war ein Stakkato scharfer Luftzüge. Dennoch hatte ich das Gefühl, zu ersticken. Schwarze Punkte begannen, vor meinen Augen zu tanzen und ich spürte, wie meine Beine nachgaben, als mich Hände an den Schultern packten und zurückzerrten.

      Die Bewegung kam so unverhofft, dass ich stolperte. Mein Körper ächzte, als sich meine Finger aus Morrigans lösten. Bevor ich auch nur eine Chance hatte, fiel ich. Mit einem dumpfen Aufprall schlug mein Hinterkopf auf die Erde. Mein Atem ging schwer und noch immer schien mein Innerstes in Flammen zu stehen. Aus der sich auflösenden Schwärze vor meinen Augen schälten sich vertraute Züge.

      "Evangeline?" Conans Stimme war panisch. "Evangeline, kannst du mich hören?"

      Etwas

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