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      „Ja klar! Wir kommen jedes Jahr über Ostern hierher. Das ist unser sechstes Mal!“

      „Und was macht Sule so?“

      „Na alles, schwimmen, basteln, reden, Spaziergänge, Fußball spielen, was du willst.“

      War Sule etwa nur eine Kinderbetreuerin? Ich warf einen Blick nach hinten zu der Frau, die mir aufgefallen war. Braune, zum Pferdeschwanz zusammengebundene Haare, wenig Make-up, lässige Kleidung – ja, könnte hinkommen. Irgendwie war ich enttäuscht. „Und abends, wenn die Kinder schlafen?“

      „Ja, dann geht’s erst richtig los! Willst du mitmachen? Ich hol dich ab. Zimmer 45, hab’s auf deinem Zimmerschlüssel gesehen. Ich heiße übrigens Tobias.“

      Dann geht’s erst richtig los? Sule machte mir langsam Angst. „Ich hab aber keinen Babysitter.“

      „Ein Babyphone reicht auch! Wenn du keins dabei hast, kannst du dir sicher eins an der Rezeption ausborgen. Also bis später, ich habe meinen Jungs noch eine Runde Wii versprochen.“

      Gedankenverloren kaute ich weiter, bis Ben schließlich doch anfing zu protestieren und hochgenommen werden wollte. Ich würde ihn bestimmt nicht alleine lassen am ersten Abend! Mit ihm auf dem Arm machte ich mich nochmal auf in Richtung Büffet. Es gab leckeren Käse, Trauben und Baguette. Dazu ließ ich mir noch ein Glas trockenen Riesling bringen.

      „Hier Ben, guck mal, das ist eine Traube. Möchtest du mal dran lecken? Schmeckt schön saftig, nicht?“

      Plötzlich wurde meine Hand nach oben geschlagen und die Traube flog in hohem Bogen durch die Luft und landete in meinem Weinglas. „Spinnst du? Weißt du, wie viele Kleinkinder jedes Jahr an Trauben ersticken?“ Sule stand neben meinem Tisch und schüttelte entrüstet den Kopf. Ben lachte und wollte, dass ich nochmal eine Traube durch die Luft fliegen ließ.

      „Ich hab ihn doch nur dran riechen lassen. Bist du hier die Traubenpolizei?“

      „Ach, entschuldige, ich habe vielleicht ein bisschen überreagiert. Aber du musst echt aufpassen, was er sich in den Mund steckt. Bist du neu hier?“

      Oh je. Jetzt war es soweit. Sule hatte mich bemerkt. Es war an der Zeit, ihr mitzuteilen, dass ich nicht zu dem Kreis ihrer Verehrer gehören wollte. „Ich soll dich grüßen von Alba.“

      „Alba?“

      „Ja, Alba und Rana. Kennst du die nicht?“

      „Sind das die Mütter von dem Kleinen hier?“

      „Genau. Die Mütter. Und ich bin der Vater.“

      „Das ist ja nett. Woher wussten sie denn, dass ich hier sein würde?“

      „Das scheint doch anscheinend jeder zu wissen.“

      „Echt? Wow!“ Sule schien sich zu freuen. Sie sah ganz nett aus, wenn sie lächelte. „Wir wollen später noch was anstellen. Machst du mit?“

      „Nein, ich glaube nicht. Ich will Ben nicht alleine lassen.“

      „Ist doch kein Problem. Oder hast du kein Babyphone?“

      „Nee, habe ich nicht. Außerdem bin ich ein bisschen müde. Ich glaube, ich muss jetzt auch gehen.“

      „Ja, gut. Schlaf schön. Vielleicht bis morgen dann.“

      Und damit drehte sich Sule um und ging. Ich war jetzt eh satt, und meinen Wein wollte ich auch nicht mehr trinken. Also packte ich Ben wieder in seine Tasche und machte mich auf den Heimweg.

      Gegen 21 Uhr hatte Ben seine letzte Flasche getrunken und schlief fest. Er sah so friedlich aus. Als es klopfte, seufzte er einmal kurz auf, schlief dann aber weiter. Um ein zweites Klopfen zu verhindern, ging ich trotz meines Entschlusses, so zu tun, als schliefe ich schon, doch zur Tür. Es war Tobias.

      „Hallo, schläft der Kleine?“

      „Ja, grade eingeschlafen.“

      „Und, hast du Lust? Wir treffen uns in Wohnung 53. Das sind nur ca. 30 Meter von hier, das ist kein Problem für das Babyphone.“

      „Ach weißt du, ich bin so müde. Heute nicht. Vielleicht ein andermal?“

      „Okay, kein Problem. Gute Nacht… wie heißt du eigentlich?“

      „Mattes. Ich bin Mattes.“

      „Schön, dann gute Nacht, Mattes. Bis morgen.“

      „Ja, und euch viel Spaß.“

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