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High Energy. Katja Darssen
Читать онлайн.Название High Energy
Год выпуска 0
isbn 9783752959550
Автор произведения Katja Darssen
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Wenn Sie das so sehen.“
„Die BrueCklean wird stolz darauf sein, einem Revolutionär zur Seite zu stehen.“
„Wie?“
„Meine Leute werden wohl auch in ihrem neuen Forschungszentrum tätig werden. Da es sich um ein so außergewöhnliches Areal handelt, sollten wir uns einmal über Besonderheiten austauschen. Das ist das Mindeste, was wir zur Vorbereitung auf neues Terrain unternehmen.“
„Meinetwegen.“
„Darf ich Ihr Sekretariat in den nächsten Tagen um einen Terminvorschlag bitten?“
Erst Poltern, jetzt Säuseln, dachte Viktor. „Warum nicht?“
6 Bierchen
Sein erster Tag in Frankfurt war nicht so schlecht gewesen. Eigentlich war nichts von dem eingetreten, das er erwartet hatte. In einigen Momenten war er sich sogar vorgekommen, wie in der Zeit nach der Polizeiakademie. Damals war alles unbekannt und voller Erwartungen gewesen. Nie hatte er danach noch einmal irgendwo neu anfangen müssen. Nur hatten die Frankfurter Kollegen im Gegensatz zu damals kein großes Aufheben um ihn gemacht. Was sollten sie auch mit einem Ersten Kriminalhauptkommissar anfangen an einem ersten gemeinsamen Tag? Bald werde ich ein paar lapidare Fälle übernehmen, einige Leute zugeteilt bekommen und sonst mit meinem Team in Berlin verdrahtet bleiben, war sich Axel sicher. Das eine Jahr werden wir alle miteinander irgendwie herumkriegen müssen. Er stand an der Ampelkreuzung und schaute Richtung U-Bahn-Schacht. Mal sehen, wie lange wir das lustig finden. Bevor er in den U-Bahn-Tunnel hinabging, blickte er sich noch einmal um. Da oben hatte er hinter einem der großen Fenster gestanden und auf diese sechsspurige Straße geblickt. In der Ferne hatte er ein Stück Skyline gesehen. Axel nickte kurz und ging die Stufen hinab. In dieser Schweizer Straße werde ich etwas zum Essen besorgen. Freute er sich darauf? Wann habe ich mich das letzte Mal um solche Dinge gekümmert? „Mach mal Pause“, hatten die in Berlin zu ihm gesagt. Ein schwacher Wind wehte über den Bahnsteig und der grüne Zug fuhr ein.
Am Schweizer Platz stieg Axel aus. Die kahlen Bäume, das rote Haus, das gut besuchte Café. Auf einmal kannte er sich aus. Gibt es da unten nicht einen Supermarkt? Er ging an seiner Adresse vorbei ein Stück die Straße entlang, in der heute Abend alles anders war. Leute eilten von Laden zu Laden, deren Schaufenster hell erleuchtet und deren Türen teilweise offenstanden. Drogerie, Klamottenläden, Bäcker, Apotheke, Obststand, Reinigung, Friseur. Die Bars und Restaurants, Imbissläden und Stehcafés waren voll. Die Autos drängten sich auf der Fahrbahn, parkten in zweiter Reihe. Die Straßenbahn, nein U-Bahn, Straßenbahn? Egal, sie klingelte und surrte in Haaresbreite an den Karossen vorbei. Er blieb stehen, brauchte einen Moment zur Orientierung. Diese Tageszeit als Privatperson zu erleben, war für ihn völlig ungewohnt. Was sollte er am frühen Abend mit sich anfangen? Kathrin, die das alles eingebrockt hatte, war selbst gar nicht hier. Und ich? Ein Bierchen würde jetzt guttun. Er sah sich um, ging die Straße nicht dem bekannten offenen Ende am Main entgegen, sondern verkroch sich in den gemütlichen Teil in entgegengesetzter Richtung.
An ein paar Leuten, die unter Heizpilzen saßen, ging er vorbei auf eine Kneipentür zu. Dahinter musste er schwere Filzvorhänge beiseiteschieben, ehe er das Stimmgewirr der Gäste, das dumpfe Aufsetzen von Geschirr und Gläsern auf Holztischen, das Rufen zwischen Tresen und Küche sowie das Aroma deftiger Bratensoße, von Zwiebeln und Fett klar und deutlich wahrnahm. Axel atmete durch und bekam augenblicklich Appetit. Beim Kellner bestellte er ein Pils und eine Gulaschsuppe. Als die Flasche Licher gebracht wurde, schenkte er sich kopfschüttelnd ein. Die heiße Suppe stimmte ihn versöhnlicher. Nur ein paar Versprengte wie er saßen an kleinen Tafeln. Alle anderen zelebrierten an langen Tischen den Inhalt grau-blauer Keramikkrüge. Die an den langen Tischen waren gut drauf. Unbefangen. Das konnte er von sich nicht behaupten.
„Wir hatten schon einmal fast miteinander zu tun. Wissen Sie das?“, hatte diese Hauptkommissarin Marlene Saalfeld heute zu ihm gesagt.
Und ich Trottel dachte, dass sie ein paar Anknüpfungspunkte für eine Art Hallo zu sagen, gesucht hatte, ärgerte er sich.
„Damals als Sie diese Sarah Schmidt wegen des toten Journalisten auf Mallorca vernommen hatten.“ Hatte sie sich seinetwegen informiert? Wegen einer Zeugin, die aus Frankfurt kam, machte diese Marlene Saalfeld also einen Aufstand. „Wir hatten eigentlich gehofft, dass Sie etwas finden würden.“
Weiber! Vielleicht war es ihr Auftritt an seinem ersten Tag. Wenn die erst einmal mitbekommt, dass ich ihr nichts streitig machen will, beruhigt die sich auch wieder. Die Gulaschsuppe war gut. Das Bier besser als gedacht. Er bestellte noch eines. Außerdem hatten sie damals etwas gefunden. Einen Toten, eine trauernde Frau, etwas Geld, Kokain, einen Ehemann. Diese Hauptkommissarin hatte den gleichen Tick wie alle Bullen. Weil der Betrogene einen privaten Sicherheitsdienst betrieb, war sie darauf aus, diesem Hilfssheriff das Handwerk legen. Als er das gesagt hatte, grinsten die Kollegen und diese Marlene geriet in Fahrt. „Um den geht es doch gar nicht, sondern um Brückner.“ Danach war aus dem Grinsen der Kollegen ein Prusten und Schnaufen geworden. Doch die Kommissarin hatte nicht lockergelassen. Brückners Haus war es gewesen, in dem er die Schmidt auf Mallorca angetroffen hatte. Daran hätte man unbedingt anknüpfen müssen. Sie erzählte von geschäftlichen Kooperationen zwischen den beiden, von einem Unternehmen namens BrueCklean. Sie stellte haufenweise Vermutungen auf und er hatte nicht mehr zugehört. Der Fall war erledigt, diese Marlene Saalfeld nervig. Hier drinnen wurde es immer gemütlicher. Sollte er noch ein Bierchen zischen? Besser nicht. Morgen früh wollte er den Fußmarsch zum Präsidium wiederholen. Er zahlte.
Die Menschen mit den Einkaufstaschen waren von der Straße verschwunden. Ohne Eile ging er zu seiner Gutzkowstraße Nummer 62. Eigentlich eine schöne Haustür!
Die Stufen knarrten ein wenig unter ihrem naturfarbenen Sisalteppich, der Hausflur war hellgelb gestrichen. Das hölzerne Geländer war sehr gut aufgearbeitet, fand er. Oben in der Wohnung streifte er die Schuhe ab. Ein Teppich muss in den Flur. Das wäre gemütlicher. Er zog seine Jacke aus, hing sie an den Nagel. Verflixt! Er hatte nicht aufgepasst. Die Jacke lag auf dem Fußboden. Der Nagel war zu klein, das Loch zu groß. Egal. Er ließ alles liegen. Ganz in Gewohnheit ging er in die Küche. Aus dem Kühlschrank nahm er eine Cola. Etwas Essbares hatte er nun doch nicht besorgt. Vielleicht morgen. Und ein Radio? Mit der Cola in der Hand stellte er sich ans Fenster und schaute in den Innenhof. Den habe ich gestern Abend gar nicht bemerkt. Doch nun war es auch schon zu dunkel. Er drehte das Thermostat des Heizkörpers auf Fünf und legte eine Hand an die gusseisernen Lamellen. So eine Zeit mit Nichtstun gab es sonst nicht. Alleine in einer Wohnung wie ein Fremder. Kathrin, Kathrin! Wie lange hatten sie einander keine Briefchen mehr geschrieben? Ein altes Ehepaar, ein eingespieltes Team und nun solche Zettel. Sind wir nicht zu alt für solche Sachen? Mit der Cola in der Hand ging er zurück in den Flur, um sein Telefon aus der am Boden liegenden Jacke zu holen. Zurück in der Küche, lehnte er sich an die Heizung und rief Michel an. „Na, mein Großer? Nicht alleine? Was soll das heißen? Aha. Gemütlich? Kochen? Verstehe. Nein, natürlich. Es ist jetzt deine Wohnung. Du weißt schon, wie ich das meine.“ Hier war er nun angekommen. Ein Abenteuer war es nicht. Eher ein Experiment. So dringend muss ich kein Polizeirat werden. Und mal rauskommen, wer braucht das? Vielleicht die Frauen. Die wollen alle immerzu ‚mal raus‘. Er verschluckte sich fast beim Trinken. Das ist es! Diese Marlene Saalfeld will selbst nach Malle. Dann soll sie sich einen eigenen Fall dort suchen oder auch ein Austauschjahr veranstalten!
7 Der alte Mallorca-Fall
Wenn er ehrlich war, konnte er sie ja verstehen. Die, die immerzu auf die Insel wollten. Er aber war lustlos in ein Taxi vor seinem Haus gestiegen und stand ein paar Stunden später am Hafen von Andratx. Die gesamte Bucht war ein Hafen, so schien es. In dem kleinen Ort hatte Torres das Auto behände durch die Straßen und nach ein paar Minuten in die schmale Einfahrt eines Hofes gelenkt.
„Hier ist unsere Station der Guardia Civil. Sie können ihre Tasche im Auto lassen.“ Torres ging voran in ein Haus mit weißem, grob verputztem Flur.
Eine abgetretene Holztreppe führte in die obere Etage, doch sie blieben unten, wo die dunkle Tür eines Zimmers offenstand. Dahinter stapelten