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Verstärkung, wir brauchen Personenschutz...”

      Dass der Kantinendrache ihm noch hinterher rief, für wen er sich halte, dass er noch nicht einmal seine Sauerei vom Tisch wegwischte, bekam keiner von ihnen mehr mit.

      Köln Altstadt, gegen 13.30 Uhr

      “Was ist denn hier los? Ich höre ja noch gar keine Partygeräusche!”

      Vivien stolperte ins Wohnzimmer, wobei sie versuchte, mit der einen Hand einen Ohrring und gleichzeitig mit der anderen einen ihrer Stiefel zu schließen, wodurch sie beinahe das Gleichgewicht verlor.

      Party!

      Anna konnte nicht anders, sie musste laut auflachen. Es war ein unkontrolliertes, nahezu hysterisches Lachen, das in einem verzweifelten Schluchzen endete.

      Hilflos saß Frey mit dem Kästchen in der Hand neben ihr und gab keinen Mucks von sich. Wohl, weil er sonst nicht wusste, was er tun sollte, zupfte er an dem Handschuh herum, bis er ein Stück verrutschte und ein roter Schimmer unter ihm sichtbar wurde. Hastig schob er den Stoff beiseite. Unter dem Handschuh war noch etwas anderes verborgen, etwas schmales, längliches.

      Kurz hatte er das Gefühl, sein Herz würde aussetzen, als er erkannte, um was es sich handelte. Es war eine kleine Spritze, wie Fixer sie benutzten, um sich einen Schuss zu setzen. Sie war randvoll mit einer rotbraunen, beinahe rostig aussehenden Flüssigkeit gefüllt. Frey wusste auch ohne vorher jemals ähnliches gesehen zu haben, was sie beinhaltete.

      Eine Spritze mit Heroin.

      Mit einem dünnen schwarzen Stift waren die Worte “Ein Geschenk für Anna” darauf geschrieben worden, auf der Rückseite der Zusatz “Bitte benutzen” und ein Smiley.

      Er versuchte die Spritze verschwinden zu lassen, in der Hoffnung, dass Anna sie noch nicht bemerkt hatte, doch dafür hatte Vivien sie entdeckt.

      “Was hast du denn da?”, rief sie überrascht. Und dann, mit deutlicher Schärfe in der Stimme: “Wo hast du die her?”

      Natürlich wurde auch Anna jetzt auf das unsägliche Teil in seiner Hand aufmerksam. Mit großen Augen starrte sie ihn an, dann riss sie es ihm aus den Fingern und las zitternd die Aufschrift. Angewidert warf sie die Spritze in die hinterste Ecke des Wohnzimmers, wo sie unter einen kleinen Beistelltisch rollte und nicht mehr zu sehen war.

      “Aber er hat doch...”, begann Vivien mit verzweifelter Stimme, brach dann jedoch ab.

      Bitter lachte Anna auf. “Was? Ein paar Monate lang Ruhe gegeben?”

      Vivien nickte langsam und schnappte nach Luft.

      Anna hätte schwören können, dass ihre Freundin etwas anderes sagen wollte. Man sah förmlich, wie sie mit sich rang, ob sie es wirklich aussprechen sollte. Schließlich nickte sie jedoch noch einmal.

      “Ich dachte...” Sie schluckte und ließ auch diesen Satz unvollendet.

      Frey, der Sorge hatte, Vivien könnte glauben, er habe Anna dieses geschmacklose Geschenk gemacht, hielt ihr das Holzkästchen unter die Nase.

      “War hier drin”, sagte er tonlos. “Unter dem Handschuh. Kam mit der Post.”

      Blitzschnell griff Vivien nach dem Handschuh. “Aber..., das sind doch die aus dem Club”, rief sie überrascht aus und betrachtete das Stück von allen Seiten. Madame hat gerade vor zwei Wochen einen ganzen Restposten von den Dingern aufgekauft.”

      “Tja, Party fällt dann wohl aus.” Anna stand auf und ging Richtung Küche. “Ich mach uns dann mal einen Kaffee mit Schuss”, sagte sie und versuchte zu lächeln. “Und dann werden wir die Polizei informieren und hören, was die dazu zu sagen hat.”

      Der Kaffee war gerade erst aufgesetzt und die ersten heißen Wassertropfen zischten rauschend und gurgelnd in den Filter, als Freys Telefon klingelte. Bereits zum zweiten Mal an diesem Tag, empfand er den Klingelton als extrem nervig und beschloss ihn möglichst bald zu wechseln. Dann sah er auf das Display und stutzte.

      Nummer unbekannt.

      Frey fürchtete bereits das Schlimmste und sein “Ja, bitte?” geriet ziemlich wackelig. Wenn Lorenz jetzt auch noch die Frechheit hatte, sie am Telefon zu verhöhnen...

      “Kommissar Werter von der Kripo Köln, Guten Tag, Herr Frey.”

      Überrascht, aber auch ein Stück weit erleichtert, nicht mit Lorenz zu sprechen, grüßte der Schauspieler zurück.

      “Die Polizei, das nenne ich ja mal eine Fügung des Schicksals”, sagte er aufgewühlt. “Ist Herwig irgendwo in Ihrer Nähe? Wir müssten ihn wirklich dringend sprechen!”

      “Hauptkommissar Herwig ist zur Zeit anderweitig beschäftigt, aber sollten Sie ihm von einem mysteriösen schwarzen Handschuh berichten wollen, sind Sie bei mir genauso richtig, deswegen rufe ich Sie nämlich an.”

      “Woher wissen Sie von dem Handschuh?”

      “Dann liege ich also richtig?”, fragte Werter. “Sie haben einen schwarzen Handschuh aus Spitze zugestellt bekommen?”

      “Ja. Nein, nicht ich”, entgegnete Frey verwirrt. “Aber Anna. Anna Lorenz. Ein Holzkästchen mit einem Handschuh, unter dem eine Spritze lag.”

      “Eine Spritze?” Jetzt war es an dem Kommissar überrascht zu sein. “Was für eine Spritze?”

      “Mit Heroin”, stieß Frey angewidert hervor. “Das Schwein hat ihr eine Heroinspritze geschickt.”

      Der Beamte schwieg einen Moment und Frey konnte hören, wie ein Stift über Papier kratzte. Anscheinend machte der Kommissar sich Notizen.

      “Was ist mit Ihnen, Herr Frey? Haben Sie oder jemand anderes den Sie kennen ebenfalls solch eine Botschaft bekommen?”

      Einem Impuls folgend verneinte er spontan. Doch dann überlegte er. Genau genommen konnte er gar nicht wissen, ob er nicht auch so ein Päckchen bekommen hatte. In den vergangenen drei Tagen war er nicht ein Mal zu Hause gewesen, weil ihn die Drehtermine und alles was damit zusammenhing, so in Anspruch genommen hatten, dass er es gar nicht erst dort hin geschafft hatte. Eine Nacht hatte er in einem Hotel in Berlin verbracht, wo er einen Termin mit verschiedenen Werbepartnern der Firma wahrnahm und die letzte Nacht hatten sie gedreht. Es war also gar nicht so unwahrscheinlich, dass ihn auch noch eine unangenehme und vermutlich ebenso zynische Überraschung erwartete, wie Anna sie erhalten hatte.

      “Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht”, sagte er schließlich. “Ich war noch nicht zu Hause.”

      “Gut, Herr Frey, dann machen Sie jetzt bitte folgendes: In ein paar Minuten werde ich Ihnen einen Streifenwagen nach Hause schicken. Wo sind Sie jetzt?”

      „Ich bin bei Frau Lorenz.”

      “Okay, dann nehmen Sie jetzt das Holzkästchen und alles was darin war und fahren mit Frau Lorenz zu sich nach Hause. Dort warten Sie, bis die Kollegen eintreffen. Bitte gehen Sie nicht ohne sie in Ihre Wohnung! Warten Sie, bis die Kollegen da sind! Haben Sie das verstanden?”

      “Ja, sicher. War ja laut und deutlich genug.” Warum mussten die einen immer behandeln, als wäre man schwer von Begriff?

      Werter verabschiedete sich und legte auf.

      “Hast du alles mitbekommen?”, fragte Frey Anna, die mit einer dampfenden Tasse in der Hand im Türrahmen lehnte. Sie nickte nur und verschwand im Flur, um Vivien zu suchen.

      “Kommst du mit?”, bat sie ihre Mitbewohnerin, die wieder im Bad verschwunden war.

      “Nein, ich...ich muss doch noch zur Arbeit”, drang es gedämpft durch die geschlossene Tür.

      “Was? Davon hast du gar nichts gesagt! Wir wollten doch eigentlich feiern!”

      “Meinst du, ich hätte euch hier den ganzen Abend auf der Pelle gehangen? Dann wird ja nie was aus euch!”

      Anna lief knallrot an. Ging

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