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werden schon vorsichtig vorgehen müssen, damit Hülser nichts spitz kriegt. Mir hat er nämlich auch Schutzhaft angedroht, sollte er mich bei irgendeiner Aktion erwischen. Pah, netter Versuch!”

      Irgendwie war Herwig Hülser beinahe dankbar, dass er ihm Jojo in die Arme getrieben hatte. Tatendrang regte sich in ihm und er überlegte bereits fieberhaft, wo sie am sinnvollsten ansetzen konnten.

      “An diese Vivien kommen wir ja jetzt erstmal nicht ran“, überlegte er laut. Sie war in jedem Fall die Einzige von der sie wussten, dass sie in irgendeiner Weise in Kontakt mit Lorenz gestanden haben musste. “Wenn uns jemand weiterhelfen kann, dann vielleicht Anna Lorenz. Sie ist schließlich ihre Freundin und Mitbewohnerin.”

      Karstens nickte bestätigend. “Das war auch mein Gedanke”, sagte er, schon deutlich beruhigter. “Allerdings ist sie bei Frey, wie ich hörte”, fügte er hinterlistig grinsend hinzu.

      Herwig verzog das Gesicht, als habe er plötzlich Zahnschmerzen.

      “Na prima, der hat mir gerade noch zu meinem Glück gefehlt”, murmelte er.

      “Und wenn er gegenüber Hülser etwas von euch erwähnt?”, fragte Susanne besorgt.

      “Ach was”, warf Karstens ein. “Wir werden einfach dezent darauf hinweisen, dass wir noch was bei ihm gut haben, nachdem er uns letztes Jahr bei dieser Pressekonferenz in diese unmögliche Situation gebracht hat mit seinem losen Mundwerk. Der wird garantiert nichts sagen.”

      Keine zwei Minuten später waren sie auf dem Weg zu Karstens Wagen. Es tat gut, unterwegs zu sein, etwas zu unternehmen. Da nahm Herwig sogar die Gesellschaft von Christoffer Frey geradezu gerne in Kauf.

      Köln Rheinufer, zur selben Zeit

      Mascha fühlte nichts mehr, nur noch nackte Angst beherrschte ihren Körper.

      Die Schläge spürte sie schon längst nicht mehr, lediglich die vielen Erschütterungen sagten ihr, dass es noch nicht vorbei war.

      Wieder und wieder schlugen die Kerle ihr in den Unterleib, das Gesicht, die Nieren.

      Ihr Widerstand war schon vor längerem zusammengebrochen und sie erduldete alles nur noch teilnahmslos.

      Mit ihrem Leben hatte sie schon abgeschlossen.

      Die Polizei hatte sie gewarnt, dass so etwas passieren könnte, hatte ihr geraten, für eine Weile abzutauchen. In wenigen Stunden hätte sie den Zug bestiegen und wäre zu einer Freundin nach Berlin gefahren, von der dieser Lorenz ganz sicher nichts gewusst hätte. Sie wäre in Sicherheit gewesen.

      Doch Lorenz hatte nichts anbrennen lassen, sondern hatte noch in der gleichen Nacht zwei Männer zu ihr geschickt, die mit ihr abrechnen sollten.

      Sie würden den Handschuh abholen wollen, hatten die vermummten Kerle ihr mitgeteilt, als sie panisch zappelnd in den Armen des einen gehangen hatte. Sie kämen, um die Rechnung zu begleichen.

      Hätte sie doch nur auf die Polizeibeamten gehört und die Stadt sofort verlassen. Hätte sie die ganze Situation doch nur ernster genommen. Dabei hätte ihr der spurenlose Einbruch in ihre Wohnung, bei der Bens Dienstausweis gestohlen worden war, doch nun wirklich vor Augen führen müssen, wie ernst die Lage und wie gefährlich Lorenz war.

      Nun war es zu spät.

      Sie merkte kaum noch, dass die Schläge endlich aufgehört hatten. An ihren Haaren riss man sie in eine aufrechte Position und zwang sie, sich umzusehen.

      “Du siehst, wo wir extra für dich hingefahren sind?”, wurde sie gefragt. Es hörte sich beinahe an, als glaube der Sprecher, ihr einen Gefallen getan zu haben.

      Natürlich wusste sie, wohin man sie gebracht hatte. Sie hatte es schon erkannt, als sie angekommen waren.

      Niemals, und sollte sie auch noch so zugewuchert sein, würde sie die Stelle vergessen, an der Ben, ihr geliebter Ben, gestorben war.

      Und nun sollte sie ebenfalls hier ihr Ende finden.

      Das Nächste was sie sah, war die unruhige Oberfläche des Flusses, an dessen Ufer sie sich befanden. Dunkel und majestätisch glitten die Fluten unter ihrem Gesichtsfeld hindurch.

      Ruckartig wurde sie auf den Rücken gedreht und auf den Boden gepresst. Gnadenlos drückte man ihren Kopf unter Wasser und augenblicklich befiel sie die Todesangst. Sie mobilisierte alle verbliebenen Kräfte, stemmte sich mit aller Macht gegen ihre Peiniger, doch starke Hände hinderten sie daran sich zu befreien.

      Sie brauchte Luft. Sofort.

      Nicht nur das Wasser, auch das Blut in ihrem Kopf rauschte mit der Lautstärke eines Presslufthammers durch ihre Ohren, betäubte ihr Gehirn und damit auch ihre Widerstandskraft zusehends.

      Das letzte, was Mascha sah, während sie aufgab und das Wasser brennend in ihre Lungen strömte, war das schwache Leuchten eines Handydisplays, das matt durch die Wasseroberfläche zu ihr durch drang.

      Danach gab es nur noch die Dunkelheit.

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