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Sagenbuch der Bayrischen Lande. Alexander Schöppner
Читать онлайн.Название Sagenbuch der Bayrischen Lande
Год выпуска 0
isbn 9783742772664
Автор произведения Alexander Schöppner
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Kaiserslautern an der Metzler-Pforte in Stein gehauen
sind. Nicht weit vom Schloß war ein schöner Thiergarten
gebauet, damit der Kaiser alle wunderlichen
Thiere vom Schloß aus sehen konnte, woraus aber seit
der Zeit ein Weiher und Schieß-Graben gemacht worden.
Auch hängt in diesem Schloß des Kaisers Bett an
vier eisernen Ketten und, als man sagt, so man das
Bett zu Abend wohl gebettet, war es des Morgens
wiederum zerbrochen, so daß deutlich jemand über
Nacht darin gelegen zu haben schien.
Ferner: zu Kaiserslautern ist ein Felsen, darin eine
große Höhle oder Loch, so wunderbarlich, daß niemand
weiß, wo es Grund hat. Doch ist allenthalben
das gemeine Gerücht gewesen, daß Kaiser Friedrich,
der Verlorne, seine Wohnung darin haben sollte. Nun
hat man einen an einem Seil hinabgelassen und oben
an das Loch eine Schelle gehangen, wann er nicht
weiter könne, daß er damit läute, so wolle man ihn
wieder heraufziehen. Als er hinab gekommen, hat er
den Kaiser Friedrich in einem güldenen Sessel sitzen
sehen, mit einem großen Barte. Der Kaiser hat ihm
zugesprochen und gesagt, er solle mit Niemand hier
reden, so werde ihm nichts geschehen, und solle seinem
Herrn erzählen, daß er ihn hier gesehen. Darauf
hat er sich weiter umgeschaut und einen schönen weiten
Plan erblickt und viel Leut, die um den Kaiser
standen. Endlich hat er seine Schelle geläutet, ist ohne
Schaden wieder hinauf gekommen und hat seinem
Herrn die Botschaft gesagt.
16. Barbarossa.
Von F r i e d r i c h R ü c k e r t .
Der alte Barbarosse
Der Kaiser Friederich,
Im unterird'schen Schlosse
Hält er bezaubert sich.
Er ist niemals gestorben,
Er lebt darin noch jetzt,
Er hat im Schloß verborgen
Zum Schlaf sich hingesetzt.
Er hat hinabgenommen,
Des Reiches Herrlichkeit,
Und wird einst wiederkommen
Mit ihr zu seiner Zeit.
Der Stuhl ist elfenbeinen,
Worauf der Kaiser sitzt,
Der Tisch ist marmorsteinen,
Worauf sein Haupt er stützt.
Sein Bart ist nicht vom Flachsen,
Er ist von Feuers Gluth,
Ist durch den Tisch gewachsen,
Worauf sein Kinn ausruht.
Er nickt als wie im Traume,
Sein Aug' halb offen zwinkt
Und je nach langem Raume
Er einem Knaben winkt.
Er spricht im Schlaf zum Knaben:
Geh' hin vor's Schloß, o Zwerg,
Und sieh, ob noch die Raben
Herfliegen um den Berg!
Und wenn die alten Raben
Noch fliegen immerdar,
So muß ich auch noch schlafen
Verzaubert hundert Jahr.
17. Die Fahrt der Todten zu Kaiserslautern.
Mündlich.
Längst ruht kein Stein mehr auf dem andern, wo weiland
die stolze Veste Barbarossa's prangte. Nur einmal
im Jahre, an dem Sterbetage des großen Kaisers,
erhebt sich um Mitternacht die untergegangene Burg
aus der Erde und leuchtet in altem Glanze. Alsdann
steigen Ritter und Knappen aus ihren Gräbern hervor
und versammeln sich in stummer Trauer. Auf den
zwölften Glockenschlag setzt sich des Kaisers Trauerzug
in Bewegung. Lange Reihen von schwarzen Rittern
ziehen ohne Sang und Klang aus den geöffneten
Thoren des Schlosses. Der erste derselben trägt Barbarossa's
Haupt; oft glaubt man dumpf den theuren
Namen des Kaisers aussprechen zu hören. Also bewegt
sich der feierliche Zug durch alle Straßen der
Stadt ungefähr bis zur Zeit der Hahnenkrähe, dann
nimmt er seinen eiligen Rückzug in die Veste, die Gestalten
verschwinden, die Ritter legen sich wieder in's
Grab, die Kaiserburg ist wieder versunken, und nur
die Raben bezeichnen flatternd und krächzend die
Stätte, wo weiland Barbarossa in seiner Herrlichkeit
thronte.
18. Der Roßkauf.
Altes Volkslied.
Durch den Wald hin ritt der Müller,
Will verkaufen seinen Schimmel;
Finster ist's, kein Mondenschein,
Und die lieben Sternelein
Halten sich verborgen.
Aus dem Busch tritt da ein Alter:
»Müller mag dich Gott erhalten;
Ist der Schimmel dir nicht feil?
Vierzig Thaler sind dein Theil,
So du ihn willst geben.«
Voran geht der Alte schnelle,
Und der Müller folgt zur Stelle:
Schau hier an das Felsenhohl,
Hier ist unser Stall sowohl!
Folge mit dem Schimmel.
»Sag', was sollen all' die Rosse
An die Krippen angeschlossen
In dem ungeheuern Raum,
Und daneben Sattel, Zaum:
Geht es bald zum Reiten?
Sag', was sollen all die Krieger,
Die dort in den Zellen liegen,
All' in Waffen fein und blank
Schlafen sie auf harter Bank:
Wollen sie an's Fechten?
Sag', wer ist dort eingeschlafen
Auf der weißen Marmortafel?
Und sein Bart wie Feuersgluth
Wächst ihm durch den festen Tisch,
Sag' es mir du Alter?«
Der da schläft, ich will ihn nennen:
Sollst den röm'schen König kennen!
Wenn es an der rechten Zeit
Wacht er auf und sein Geleit,
Auf wohl zu den Waffen!