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Sagenbuch der Bayrischen Lande. Alexander Schöppner
Читать онлайн.Название Sagenbuch der Bayrischen Lande
Год выпуска 0
isbn 9783742772664
Автор произведения Alexander Schöppner
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
so magst du es auch thun.«
Aigner antwortete: »Ich will hinausgehen.«
So geleitete ihn der Mönch zu dem Thurme, versah
ihn mit Zehrung und guter Ermahnung, hinfort demüthig
zu leben, hieß ihn auch wieder auf die Uhr
schauen, deren Zeiger eben wieder auf sieben stand,
und den Hut aufsetzen, der noch dort lag. Dann redete
er noch Manches von künftigen jämmerlichen und
kümmerlichen Zeiten, so noch kommen würden, und
schlüßlich befahl er ihm, er solle Alles, was er gehört
und gesehen in dem wunderbaren Berge, fleißig merken
und beschreiben, doch nicht eher, als nach fünfunddreißig
Jahren. Zuletzt segnete er ihn und sprach:
»Nun gehe hin im Namen des Friedens, du wirst
schon dermal einst wieder zu mir kommen! Schaue
dich auch nicht um!«
Und so kam Lazarus Aigner mit Zittern wieder hervor
aus dem Schooße des Untersberges und herab
nach der Stadt Reichenhall, und war ganz stille.
6. Das Schloß der Zwerge.
Von S c h ö p p n e r . – S. Beschreibung vom
Untersberg, Brixen, 1850.
Ein Bauer hat erzählt: ich fuhr ein Fuder Wein
Am Untersberg vorbei von Salzburg nach Hallein.
Es war bei Niederalm am Brückenkopf gerade,
Als mir von ungefähr ein graues Männchen nahte.
»Grüß Gott! mein lieber Hans, wohin mit deinem
Wein?
Ei folge mir zum Berg, ich will dein Käufer sein.«
Ich schüttelte den Kopf, der Antrag schien mir Posse,
Und trieb mit hellem Knall zu rascher Fahrt die
Rosse.
Da springt der Zwerg mit Wut hervor und donnert:
halt!
Und zähmt der Rosse Mut mit riesiger Gewalt.
Mir gruselte vor Angst, es sträubten sich die Haare:
»In Gottes Namen denn! befehlet nur, ich fahre.«
Das Wichtlein ging voraus, ich fuhr bedenklich nach,
Da überkam mit Macht ein Schlaf mich allgemach.
Doch hielt der Schlaf nicht lang, und als ich jetzt
erwachte,
Ein wunderschönes Schloß vor meinen Augen lachte.
Auf einem Felsen hoch gebaut von Marmelstein,
Die Fenster von Krystall im Morgensonnenschein.
»Wolan, mein lieber Hans!« begann hierauf der
Kleine,
»Das ist der Markt, dahin du fährst mit deinem
Weine.«
So fuhr ich durch das Thor mit hellem Peitschenknall,
So daß des Hofes Raum erklang vom Wiederhall.
Da kamen wie geweckt viel hundert kleine Leute
Und hüpften auf mich zu und grüßten voller Freude.
»Willkommen lieber Hans! sei froh und wohlgemut,
Bei uns ist Ueberfluß und Küch' und Keller gut.«
Sie spannten hurtig dann die Rosse von dem Wagen
Und sorgten in dem Stall für deren leeren Magen.
Mich selber brachten sie in einen Speisesaal,
Darinnen duftete der Tisch vom besten Mahl.
Doch schmeckte leider mir kein Trinken und kein
Essen,
Ich konnte meinen Wein und Wagen nicht vergessen.
Und als ich nun gespeist, da zog der Zwerge Troß
Mit Ungestüm mich fort, zu zeigen mir das Schloß.
Ein Flügel that sich auf, da ward ein Saal betreten
Geschmückt mit Stickerei auf seidenen Tapeten.
Doch war ein zweiter Saal noch herrlicher an Pracht,
Die Decke und die Wand von purem Gold gemacht.
Die Fenster von Krystall und spiegelglatt der Boden
Mit Steinen wohlgefügt, mit weißen und mit rothen.
Und an den Wänden rings erblickt' ich Ritterwehr
Und Waffen mancherlei von edlem Golde schwer.
Und mitten in dem Saal da standen erzgegossen
Der Riesenbilder vier, mit Ketten angeschlossen.
Und ob den Vieren stund ein gülden Königlein,
Das schien der Recken Herr und Oberster zu sein.
Da fragt' ich einen Zwerg, was dieser Bilder Sinn sei;
Der gab mir den Bescheid, daß Wissen kein Gewinn
sei.
So sah ich manchen Saal von wunderbarer Pracht,
Doch endlich traten wir in einer Wölbung Nacht.
Nur spärlich drang der Tag durch eines Loches
Spalte,
Ich schaute flugs hindurch in eines Hofes Halde.
Da sah ich eine Schaar der schönsten Frauen gehn,
Dergleichen nie mein Aug' hat Schöneres gesehn.
Doch faßte flugs ein Zwerg mich an dem Zopf
behende
Und machte süßem Schaun gewissenhaft ein Ende.
Darnach gelangten wir in eines Kellers Raum,
Der war so riesengroß, ich sah das Ende kaum.
Da lagen ohne Zahl die Fässer goldnen Weines,
Der Nektar von Tirol, der Himmelsthau des Rheines.
Da setzten sich die Herren auf eine Bank von Stein
Und sagten schönen Dank für meine Fuhre Wein;
Und Einer kam daher mit schwerem Sack beladen
Und zählte auf den Tisch die prächtigsten Dukaten.
»Das nimm,« begann der Wicht, »an Zahlung für den
Wein!« –
Ich schob mit großem Dank die goldnen Füchse ein.
Darauf entließen mich die Wichtlein aus dem
Schlosse,
Schon harrten wolgeschirrt am Wagen meine Rosse.
Ich schwang mich lustig auf und fuhr in leichtem Trab
Des goldnen Glückes froh den Wunderberg hinab.
7. Vom Hans Gruber und der goldenen Kette.
Die vor. Schrift.
Hans Gruber, Bürger und Gastgeber zu Salzburg, der
auch Holzmeister auf dem Untersberg war, ein
schlichter rechter Mann, saß einst auf dem Untersberg
auf seinem grünen Plätzlein, wo er immer gesessen
war, und sah den Holzknechten zu, wie sie Holz
machten. Als er nun an einem Tage sein Brod gegessen
und von einem Brünnel, das in der Nähe seines