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Brand und Mord. Die Britannien-Saga. Sven R. Kantelhardt
Читать онлайн.Название Brand und Mord. Die Britannien-Saga
Год выпуска 0
isbn 9783862827725
Автор произведения Sven R. Kantelhardt
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Doch Horsa ging verärgert dazwischen. „Wenn ihr mit euren Feinden Mutwillen treiben wollt, dann fangt euch eure Pikten doch selbst. Es laufen noch genug da draußen herum. Wenn ihr genauso tapfer gefochten hättet wie diese hier, bräuchtet ihr unsere Hilfe nicht“, brüllte er. Und obwohl ihn niemand verstand, fuhren die vordersten Britannier wie von einer giftigen Schlange gebissen zurück. „Ich achte tapfere Krieger, auch wenn ihr Wurd sie in Gefangenschaft zwingt“, fügte er immer noch zornig hinzu.
Lindum, Juni 441
Ceretic
Auf dem Forum schließlich erwartete sie der Vasallenkönig von Lindum. Sorgenvoll blickte er den sächsischen Kriegern entgegen, die Vortigern gerade ohne jede Gegenwehr durch das Tor in die befestigte Stadt gelassen hatte. Ceretic selbst wunderte sich ebenfalls über Vortigerns Selbstsicherheit. Er kannte die Sachsen ja gar nicht, doch er reckte sich stolz. Vermutlich vertraute der König blind auf das Urteil seines Ritters und Beraters. Überhaupt war das Ganze sein eigener Verdienst. Missgünstig beobachtete er Vortimer, der hocherhobenen Hauptes hinter seinem Vater ritt, als habe er etwas Großes vollbracht.
Am Abend lud der Hochkönig selbst zum Festmahl. Vortigern saß, umringt von den Mitgliedern seines Comhairle – zu denen nun auch Ceretic gehörte – direkt neben Lindums Vasallenkönig Tasciovanus am Kopf der Tafel. Ceretic wusste, dass auch die Sachsen geladen waren, doch noch bevor sie erschienen, stand der Hochkönig unvermittelt auf.
„Ehe unsere barbarischen Hilfstruppen zu uns stoßen, will ich noch etwas erledigen“, sagte er mit gewichtiger Miene. „Ceretic, steh auf!“
Alle Augen richteten sich erstaunt auf das neueste Mitglied des Rates. Ceretic spürte einen Kloß im Hals. Sein Hocker fiel rumpelnd um, als er ungeschickt aufsprang. Er hörte wie Albanus Muirdoch etwas zuraunte. Verstehen konnte er nichts, aber der alte Banwr verzog seinen Mund zu einem säuerlichen Lächeln.
Ob sie ihm seinen Aufstieg neideten? Hatten sie ihn beim Hochkönig verleumdet?, schoss es ihm durch den Kopf.
Vortigern räusperte sich. „Ich bin kein undankbarer Mann“, begann er. Ceretics Knie wurden weich. Ein Satz, auf den ein „aber“ folgen würde. „Die von dir geworbenen Barbaren haben die bisher unbesiegten Pikten geschlagen. Sie haben uns die Rücken zugekehrt und werden es von nun an immer wieder tun. Nimm diesen Armreif als Zeichen der Dankbarkeit deines Königs!“
Damit zog er aus seinem Gewand einen breiten Goldreif hervor und reichte ihn dem verdutzten Ceretic. Fast fiel er ihm aus der Hand. Das Geschmeide war viel schwerer als er gedacht hatte.
„Mein Herr und König. Was immer ihr befehlt, will ich tun“, stammelte er überwältigt. Mit vor Freude brennenden Wangen drehte er sich zu seinem Sitz, doch die Freude währte nur einen Moment. Der Blick, mit dem ihn Vortimer anstarrte, ließ die Wärme der Dankbarkeit gefrieren.
Da betraten Hengist, Horsa und Willerich, gefolgt von ihrer lärmenden Horde, die Halle und der Kronprinz wendete sich ihnen zu. Die Sachsen wurden an langen Tischen und Bänken platziert. Lindums Vasallenkönig schaute säuerlich drein. Auf den Kosten für den Ochsen und die Schweine würde er sitzen bleiben.
Mägde brachten Met und Bier und kräftige Kerle drehten den Ochsen und die Schweine über einem mächtigen Feuer und bestrichen sie immer wieder mit würziger Soße. Ein herrlicher Duft erfüllte die Halle.
Ceretic fühlte, wie ihm das gute britannische Bier den Magen und langsam auch den Kopf mit wohligem Nebel füllte. Vortigern hatte Recht getan, ihm den Armreif zu schenken. Dieser Sieg war vor allem sein Verdienst. Schon leicht unsicher machte er sich auf den Weg nach draußen, um Wasser abzuschlagen. Auf dem Weg zurück drückte ihn im dunklen Gang vor der Halle plötzlich ein starker Arm an die Wand. Ceretic griff erschrocken zum Dolch, doch bevor er ihn ziehen konnte, bemerkte er, wer ihn da abgefangen hatte. Verstohlen ließ er die Hand über dem Dolchgriff an seine Seite gleiten. Der bierschwangere Atem des Kronprinzen fuhr ihm ins Gesicht.
„Wenn wir diese Barbaren gewähren lassen, werden sie sich in unserem Britannien einnisten“, zischte er Ceretic ins Ohr. „Ich werde dafür sorgen, dass sie wieder dahin verschwinden, wo sie hergekommen sind, und wenn es das Letzte ist, was ich tue. Verlass dich drauf, Ritter Ceretic!“
Den Titel betonte er voller Hohn und Ceretics Nackenhaare sträubten sich, als er die Leidenschaft in Vortimers Stimme vernahm. Dann, ebenso rasch, wie er ihn überfallen hatte, ließ Vortimer Ceretic los und stapfte seinerseits zum Abtritt. Die wohlige Wärme in Ceretics Magen hatte einem mulmigen Gefühl Platz gemacht. Er hatte sich einen mächtigen Feind gemacht.
Das Bier half Ceretic rasch über seine Sorgen hinweg. Der Kronprinz war leer ausgegangen und hatte seine Enttäuschung, etwas Neid und ein Übermaß an Bier an dem Neuling abreagiert. Das war alles und als Prinz konnte er sich so etwas erlauben. Am nächsten Morgen würde er, wenn überhaupt, nur voll Peinlichkeit an die Begebenheit denken. Und er selbst könnte als geachteter Ratgeber, Anführer der Sachsen und Vortigerns Übersetzer bald um Rowenas Hand anhalten. Hengist würde erfreut zustimmen. Ja, Rowena war all den Aufwand und die Gefahren wert.
Plötzlich veränderte sich der Geräuschpegel aus Schmatzen, Schlürfen und heiterem sächsischen Gegröle und Geplapper. Am Eingang der Halle erklangen laute Rufe. Ceretic suchte nach der Ursache für die Aufregung. Eine schwere Holzkiste wurde von zwei stämmigen Britanniern hereingetragen. Sie schleppten ihre Last hinter dem Rücken der Sachsen bis auf Höhe von Hengists Platz, der sich ebenfalls interessiert umwandte.
„Für eure ersten Mühen“, verkündete Vortigern und Ceretic übersetzte die Worte. Die zwei Männer hoben den Deckel der Truhe, die sie effektvoll unter einer Fackel abgestellt hatten. Ein erstauntes Raunen lief durch die Reihen und ging dann in aufgeregtem Rufen unter. Lautstark verlangten die Sachsen im hinteren Teil der Halle zu erfahren, was es vorne zu sehen gäbe und die weiter vorne sitzenden antworteten alle gleichzeitig und durcheinander. Selbst Hengist war bei dem Anblick erstaunt aufgesprungen. Nun ging er zur Truhe und streckte die Hand hinein. Voll mit Silberstücken hob er sie in die Höhe und ließ die Münzen einzeln zurück in die Truhe fallen.
„Wenn ihr mir treu und tapfer dient, ist das erst der Anfang“, tönte Vortigern. „Auf die Dienste, die ihr mir noch leisten werdet!“ Dabei hob er seinen goldenen Becher und prostete Hengist zu.
Dieser griff ebenfalls seinen Bierhumpen. „Es lebe der Hochkönig. Es lebe Vortigern!“, rief er laut und die Sachsen wiederholten den Ruf.
Vortigern verstand seinen Namen und die Geste des Recken. Ein dünnes Lächeln umspielte seine schmalen Lippen.
Eine Stunde danach erklang außerhalb der Halle auf dem Forum Aufruhr und Geschrei. Alarmiert schaute Ceretic zum Hochkönig hinüber, aber Vortigern winkte ab.
Am nächsten Tag fand Ceretic den Grund für den Lärm: Man hatte die piktischen Gefangenen auf dem Forum enthauptet. Die Köpfe steckten nun in einer langen Reihe auf Lanzenspitzen, die langen Schnurrbärte und Haare sorgfältig gekämmt. Der Anblick ließ Ceretic schlagartig wieder nüchtern werden. Den Pikten war kein Unrecht geschehen, sie selbst sammelten die Köpfe der gefallenen Gegner nach jeder Schlacht und enthaupteten auch viele ihrer Gefangenen ohne Erbarmen. Doch dieser Anblick hinterließ einen unangenehmen Geschmack auf Ceretics Zunge und es war nicht der Geschmack von zu viel Bier vom Vorabend.
Am Nachmittag musterte Vortigern die Reste seiner Haustruppen auf dem Forum. „Verstehst du nun, warum ich die verdammten Pikten enthauptet habe?“, zischte er Ceretic zu, der mit den anderen Beratern hinter ihm stand.
Ceretic erkannte es. Die grausam dekorierten Lanzenspitzen vor der Front der Britannier sollten Vortigerns geschlagenem Heer neuen Mut einflößen.
Nach der Musterung versammelte Vortigern seinen Rat. Der alte Barnwr Muirdoch fasste die Situation noch einmal zusammen: „Ahearn ist vermutlich weiterhin mit den Männern von Elmet in Cair Ebrauc eingeschlossen.“ Ein verärgertes