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hinter den dunklen Eisenringen des Helmes. „Legt euer Gepäck ab. Sobald mein Horn erschallt, greifen wir an. Lauft so schnell ihr könnt und schaut nicht zurück! Du dort und du, ihr überbringt meine Befehle Willerich und Horsa.“

      Ordulf warf sein Gepäck von der Schulter. Wie leicht er sich auf einmal fühlte. Hastig griff er mit der Linken in die Schlaufen seines eisenbeschlagenen Schildes. Den Sax trug er bereits im Gürtel. Dann fasste er mit der Linken noch einen Speer. Als Ordulf aufsah, saß Hengist schon wieder hoch zu Ross. Die zehn berittenen Krieger seines Keiles formierten sich hinter ihm zum Angriff. Die Fußkämpfer drängten sich dazwischen und dahinter. Ordulfs Blase drückte immer noch, doch dafür war es nun zu spät. Er griff mit der Rechten nach der Mähne von Hengists Pferd. Der schaute kurz zu ihm herunter und nickte grimmig. Die übrigen Fußkämpfer taten es ihm gleich und griffen nach den Mähnen oder den ledernen Steighilfen, die einige der Sachsen an den britannischen Sätteln befestigt hatten.

      Dann hob Hengist sein Büffelhorn an die Lippen und blies mit voller Kraft hinein. Ein wimmernder Ton drang durch den Wald. Die Reiter stießen ihren Pferden die Hacken in die Flanken und die sächsische Streitmacht brach im vollen Galopp aus dem Wald. Ordulf klammerte sich an der Mähne von Hengists Pony fest, die genauso wild flatterte wie Hengists langes blondes Haar unter dem Helm. Halb sprang Ordulf nebenher, halb riss ihn das Ross mit sich auf die dunkle Reihe halbnackter Feinde zu. Die Zeit war zu kurz, um den Gegner genau in Augenschein zu nehmen, Ordulf musste sich voll darauf konzentrieren, nicht zu stürzen oder den Griff in der Mähne von Hengists Pferd zu verlieren. Mit voller Wucht brachen sie in die Reihen der Pikten ein.

      Ordulf ließ die Mähne des Rosses fahren. Sein Schild prallte mit voller Wucht in den ersten Pikten, der ihm aus schreckensweiten Augen entgegensah. Schon hatte Ordulfs Rechte den Griff des Saxes gefunden. Den Speer hatte er bei dem wilden Angriff verloren. Ein Schwerthieb prallte an seinem eisenbeschlagenen Schildrand ab, fast gleichzeitig fuhr sein Sax darunter hervor. Blut spritzte auf und die kalte Klinge beschlug, als sich die Spitze in heißes Fleisch bohrte. Die Wut der Schlacht, von der die Scops im Winter am Herdfeuer sangen, erfasste Ordulf. Er stürmte weiter, nun aus eigener Kraft, Hengist und seinem Ross hinterher durch eine blutige Schneise. Links von ihm drängte ein weiterer Reiter voran. Und Ordulf hieb mit neuer Kraft zu – er würde die piktischen Reihen vor dem hochnäsigen Reiter durchbrechen.

      Dann war das Getümmel auf einmal vorbei und Ordulf sah keinen der seltsam blau bemalten Krieger mehr vor sich. Dort war nur Hengist, der gerade sein Pferd wendete und ihn mit blutverschmiertem Bart anlachte. Sie hatten die feindlichen Reihen durchbrochen.

      Er steckte seinen blutigen Sax in den Boden, hob mit der Rechten etwas lose Erde auf und rieb sie zwischen beiden Händen, bis das klebrige Blut mit Erde vermengt als schwarze Röllchen zu Boden fiel. Dann fasste er wieder den Griff seines Saxes. Doch es gab um ihn herum keine Feinde mehr. Etliche der blauen Gestalten lagen stöhnend in ihrem Blut, die anderen liefen um ihr Leben. Sie hatten gesiegt! Hengist hatte gesiegt.

      „Hengist!“, brüllte Ordulf begeistert und seine Stammesbrüder stimmten aus vollem Hals mit ein.

      Es war ein überwältigender Sieg für die Sachsen. Sie zählten nur einen einzigen Toten und zwanzig meist leicht Verwundete. Ausgerechnet Ypwine, der sich auf Thanet über einem Fleet seinen Hof bauen wollte, war der unglückliche Feymanne, dem sein Wurd bestimmte, an diesem Waldrand das Leben auszuhauchen. Es war schon merkwürdig, befand Ordulf. Ypwine war wohl der einzige Sachse in Britannien, der lieber in Ruhe seinen Acker bestellt hätte, als in den Krieg zu ziehen.

      „Wie ich sehe, kämpfst du nicht nur im Schlamm“, hörte er plötzlich Hengist im Vorbeigehen zu ihm sagen. Vor Stolz wäre er fast geplatzt. Für den wortkargen Häuptling war das ein großes Lob.

      „Los, ihr dort, kümmert euch um die verletzten Pikten“, befahl Horsa hinter ihm.

      Murrend schlurfte Thiadmar, der neben ihm stand, los, um einigen Männern von Horsas Schiff zu helfen, die bereits bei der Arbeit waren. Auch Ordulf machte sich daran, nach den nächsten Verwundeten zu sehen. Er brauchte nicht weit zu gehen. Einer der Pikten lag direkt hinter ihm und krümmte sich vor Schmerzen. Mit beiden Händen versuchte er die Gedärme, die ihm aus einer großen Bauchwunde quollen, zu halten. Er hatte die Augen geschlossen und atmete tief. Ordulf wusste nicht recht, was er für den verwundeten Feind tun könnte und so verharrte er einen Augenblick in der Betrachtung.

      Ein rotblonder Schnurrbart rahmte den schmerzverzerrten Mund des Fremden ein. Die Haare waren dem Pikten mit Kalkwasser aus der Stirn gekämmt und standen nun als dicke weißliche Borsten nach hinten. Offenbar schätzten auch die Pikten, wie die Sachsen, eine hohe Stirn. Viele Sachsen rasierten sich daher die Haare aus der Stirn. Aber das augenfälligste an der Erscheinung des Pikten war nicht seine Haartracht, sondern die blaue Bemalung, die den gesamten Oberkörper bedeckte. Verschlungene Muster und Fabeltiere mit riesenhaften Zähnen und Pranken wanden sich in verschlungenen Knoten. Lediglich am Bauch des Mannes hatten Blut und hervorquellende Gedärme die Bilder verschmiert. Ordulf schloss daraus, dass sie nur aufgemalt, nicht tätowiert waren, wie er zunächst vermutet hatte.

      Da trat Prinz Vortimer an Ordulf vorbei und rammte dem mit dem Tode Ringenden sein Schwert so heftig in den Rücken, dass die blutige Spitze in der Brust wieder zum Vorschein kam. Ordulf zuckte zusammen. Der Getroffene riss Augen und Mund erschrocken auf. Statt eines Schreis kam aber nur ein Schwall dunklen Blutes hervor. Dann fiel sein Körper mit gebrochenen Augen in sich zusammen. Vortimer schenkte Ordulf ein kurzes, kaltes Lächeln, während er sein Schwert an der Hose des toten Pikten abwischte, dann schritt er wortlos weiter. Ordulf sah ihm schaudernd nach. Vermutlich hatte er das Beste für den Pikten getan, aber einen Wehrlosen zu töten, ohne mit der Wimper zu zucken? Das stieß Ordulf doch irgendwie ab.

      Als die leichter verletzten Gegner schließlich unter Horsas strengen Blicken versorgt waren, plünderten die Sachsen die Leichen und das Gepäck der gefallenen Pikten. Sie verscharrten die Toten in einem rasch ausgehobenen Massengrab direkt auf dem Schlachtfeld. An eine Siegesfeier war aber nicht zu denken, denn an diesem Abend mussten sie von dem wenigen mitgebrachten Proviant und dem, was sie bei den Pikten gefunden hatten, zehren, denn Vortigern leckte seine Wunden in Lindum und auch Vortimer gelang es hier nicht, irgendwelche Vorräte aufzutreiben.

      „Lasst uns lieber Holz sammeln, um Ypwine ein ordentliches Begräbnis zu bereiten“, schlug Gerolf stattdessen vor.

      Er selbst, Thiadmar und Ordulf machten sich daran, trockenes Holz im nahen Wäldchen zu sammeln. Auf dem Schlachtfeld schichteten sie einen Scheiterhaufen auf. Fast mannshoch. Darauf legten sie Ypwine mit seinen Waffen. Gerolf legte zwei der britannischen Silbermünzen auf seine geschlossenen Augen.

      „Das bin ich ihm schuldig“, kommentierte er.

      Als die Sonne gesunken war, versammelten sich die Sachsen in dunklen Reihen um den Scheiterhaufen. Hengist selbst trug den Brand durch die düstere Schar zum Scheiterhaufen. Seine Fackel spiegelte sich gespenstisch in den Waffen der Männer. Funken stoben auf, als Hengist das Feuer schließlich an den Scheiterhaufen warf. Gierig griffen die Flammen auf das Holz über. Rasch loderten sie empor und es stank kurz nach verbranntem Haar und Fleisch, als die Glut den toten Krieger verzehrte.

      Am nächsten Morgen sammelte Gerolf Asche und Knochenstücke in einem Tontopf. „Ich will ihn dort begraben, wo er seinen Hof bauen wollte, unten in Thanet an seinem Fleet“, erklärte er Ordulf mit feuchten Augen.

      Gerolf hatte diesen Freundesdienst keinen Augenblick zu früh verrichtet, denn Vortimer drängte zum Aufbruch. Sie folgten wieder der geraden Römerstraße. Gegen Mittag näherten sie sich einer größeren Ortschaft. Schon von weitem erkannte man die steinernen Mauern hoch oben über einem aufgestauten Fluss. Lindum.

      Reiter aus Vortimers Eskorte hatten die frohe Nachricht von der Niederlage des piktischen Stoßtrupps bereits dorthin getragen und Vortigern selbst ritt ihnen hundert Schritte vom Tor aus entgegen. Ordulf erkannte ihn sofort an seinem purpurnen Mantel und dem goldenen Reif auf dem Haupt. Zuerst reichte er seinem Sohn, dann Hengist, Horsa und Willerich und schließlich auch Ceretic die Hand, bevor er sein Pferd wendete und die Sieger im Triumph den steilen felsigen Hang hinauf zum Tor von Lindum führte.

      Die Torflügel in der alten,

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