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Danke Duke!. Jürgen Ruhr
Читать онлайн.Название Danke Duke!
Год выпуска 0
isbn 9783752930207
Автор произведения Jürgen Ruhr
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Iiiih“, schrie Steffi und stürzte aus dem Zimmer. Ich wollte ihr hinterher, doch die unerbittliche Stimme meiner Mutter hielt mich zurück.
„Tim Amadeus Förger, was habt ihr euch da bloß wieder bei gedacht?“
Nun kannte ich das nicht, dass mich meine Mutter im Plural ansprach, schon gar nicht in der zweiten Person, doch darüber blieb mir jetzt keine Zeit, nachzudenken. „Ich habe nichts damit zu tun“, protestierte ich schwach.
„Du holst dir jetzt eine Tüte, einen Lappen und einen Eimer und machst die Schweinerei weg. Sofort!“, bestimmte meine Mutter und sah mich böse an.
„Aber da habe ich doch nichts mit zu tun. Das ist Steffis Angelegenheit.“ Ich konnte auch hartnäckig sein.
„Papperlapapp. Du hast den Hund gestern wieder zurück ins Haus gebracht, jetzt wirst du auch die Konsequenzen tragen. Wenn ich bis drei zählen muss, dann setzt es aber was!“
Natürlich wollte ich nicht, dass meine Mutter bis drei zählen musste und so warf ich meine Hartnäckigkeit über Bord und verschwand in der Küche, wo ich auf Steffi mit Duke traf. Die beiden saßen vor dem offenen Kühlschrank und probierten die Wurst, die Mutter heute Vormittag mitgebracht hatte.
„Du sollst den Hundehaufen wegmachen“, versuchte ich die Aufgabe auf meine Schwester abzuwälzen.
„Nein, das solltest du tun. Das habe ich genau gehört.“
„Du hast gelauscht!“
„N...ein. Nur ein bisschen.“
Ich seufzte und sammelte die benötigten Utensilien zusammen. Eine Tüte war schnell gefunden, der Eimer stand unter der Spüle und ein Lappen lag sogar darin. Dann schleppte ich alles in Steffis Zimmer, wo meine Mutter es schaffte, mich wirklich zu überraschen.
„Gib alles deinem Vater“, grollte sie und sah den armen Kerl böse an. „Der macht das weg!“
Natürlich ließ ich mir das nicht zweimal sagen und verdrückte mich anschließend zur Tür, von wo aus ich meinen Vater bei seinen Reinigungsarbeiten beobachtete. Ein paar Minuten später gesellte sich Steffi zu mir. Sie hielt den zufrieden grunzenden Mops auf dem Arm und beobachtete mit großen Augen, wie unser Vater auf den Knien rutschend den Schrankboden schrubbte.
Meine Mutter betrachtete ihn eine Weile und aus ihrem Blick sprach eine gewisse Genugtuung. „Das Tier kommt weg, Thomas“, ließ sie sich dann vernehmen. „Und ich will kein Widerwort hören. Was du damit machst, ist mir vollkommen egal. Bind es an der Laterne an oder bring es ins Tierheim.“
Mittlerweile hatte mein Vater seine Arbeit beendet und wir folgten ihm in die Küche. Er warf einen Blick auf die Wanduhr und meinte: „Das Tierheim wird schon geschlossen sein. Und an der Laterne kann ich den Hund nicht mehr anbinden, dann ruft der Mann von gestern die Polizei. Ich wette, der kontrolliert dort genau, ob ich den Hund wieder angebunden habe. Außerdem weiß der, wo wir wohnen.“
„Dann lass dir etwas anderes einfallen. Du bist schließlich der Mann im Haus, Thomas. Und du hast das Vieh angeschleppt.“
Steffi trug immer noch den Hund herum, der ihr unablässig durchs Gesicht leckte. Wenn das nicht wahre Hundeliebe war, was dann? „Papi, wir wollen Duke behalten. Der gehört doch jetzt zur Familie. Papiii.“
Doch ‚Papiii‘ ignorierte die Worte seiner Lieblingstochter. Er hatte schon genug Ärger und setzte sich seufzend vor den Teller mit den verbrannten Nudeln. Dann griff er zum Bierglas und trank den kargen Rest in einem Zug aus.
„Sabine, das ist nicht so einfach. Was soll ich denn machen? Ich kann das arme Tier doch nicht ertränken.“
Steffi kreischte ängstlich auf. „Papiii!“, schrie sie, „du würdest den Duke ertränken?“
„Niemals, mein Schatz. Das weißt du doch.“
Eine kurze Weile schwiegen wir alle, dann blickte Mutter auf die Uhr. „Thomas, du denkst dir jetzt eine Lösung aus. In fünf Minuten beginnt die nächste wichtige Dokumentation im Fernsehen, die darf ich nicht verpassen. Wehe der Köter ist noch im Haus, wenn sie zu Ende ist ...“
Sie wollte gerade ins Wohnzimmer gehen, als es an der Haustüre klingelte. „Wer ist das denn schon wieder? Hat man denn nicht eine Minute Ruhe, sich ein wenig fortzubilden?“ Mutter rauschte durch den Flur und wir folgten ihr neugierig. Selbst Vater kam mit, nahm aber vorher zur Stärkung noch einen tiefen Schluck aus der Bierflasche.
„Guten Abend“, hörte ich eine männliche Stimme zu meiner Mutter sagen. „Sind sie die Frau Förger?“
„Das bin ich. Worum geht es denn?“
„Mein Name ist Johann Härtzer. Ich gehöre dem hiesigen Tierschutzverein an und wollte mich nach seinem Wohlergehen erkundigen.“
„Das ist aber nett“, ließ sich meine Mutter vernehmen, die jetzt in Gedanken schon bei ihrer Lernsendung war. „Es geht ihm ausgezeichnet. Sonst noch etwas?“
„Ich würde mich gerne selbst von seinem Zustand überzeugen“, ließ der Mann Härtzer nicht locker. „Kann ich ihn einmal sehen?“
Meine Mutter stöhnte. Dann drehte sie sich um und rief: „Thoomaaaas. Komm mal schnell, hier ist ein Mann, der dich sehen will.“
Mein Vater schob sich nach vorne. „Guten Tag, sie wollen mich sprechen?“
„Mein Name ist Johann Härtzer“, wiederholte sich die Person an der Türe. „Ich gehöre dem hiesigen Tierschutzverein an und wollte mich nach seinem Wohlergehen erkundigen.“
Jetzt kreischte meine Mutter dazwischen, die die Sache endlich beenden wollte: „Das ist er doch. Jetzt sehen sie, dass es Thomas gut geht. Auf Wiedersehen!“
„Nein, nein. Sie haben mich missverstanden“, der Mann lachte meckernd, so als fände er die ganze Sache besonders lustig. „Es geht um den kleinen Hund, den Mops. Wir wurden informiert, dass sie das Tier gestern augenscheinlich aussetzen wollten und dazu an einer Straßenlaterne festgebunden haben.“
„Wir haben den Hund dort gefunden“, erklärte mein Vater. „Augenscheinlich.“
„Oder so“, meinte der Tierschutzmann ungerührt. „Jedenfalls machen wir uns Sorgen um den kleinen Kerl. Deswegen kontrollieren wir ja auch regelmäßig, ob die Tiere, die sich in auffälligen Familien befinden, korrekt behandelt werden. Wir sind schließlich der Tierschutzverein.“
„Auffällige Familie?“, echote mein Vater matt. „Wieso auffällig?“
„Na, wenn ein nackter Mann einen kleinen, wehrlosen Hund nachts an einer Straßenlaterne anbindet, dann ist das schon auffällig. Aber ich nehme an, dass sie mir den Hund gar nicht zeigen können, oder?“
„Nun zeig ihm den Köter doch, Thomas“, mischte sich meine Mutter ein, deren Lernsendung jetzt seit fünf Minuten lief.
Steffi drängte sich zur Tür vor und präsentierte den Mops. „Das ist Duke. Duke bedeutet Außerirdischer oder so.“ Sie warf mir einen Blick über ihre Schulter zu. „Das sagt jedenfalls mein Bruder Tim.“
Der Mann vom Tierschutz betrachtete den Mops, nickte zufrieden und verabschiedete sich. „Gut, augenscheinlich ist ja alles in Ordnung. Wir werden jetzt hin und wieder kontrollieren kommen, ob es dem Tier auch gut geht. Ich wünsche ihnen einen schönen Abend.“ Er drehte sich um und ging davon.
Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, sahen wir uns ratlos an. „Und was jetzt?“, fragte mein Vater. „Wir können doch den Hund nun nicht mehr einfach fortgeben? Wenn der Mann uns regelmäßig kontrollieren kommt.“
„Dann bleibt Duke jetzt bei uns“, krähte Steffi