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sagte Dave einer inneren Eingebung folgend. Ihr Gesichtsausdruck entspannte sich. „Wir sind vor Gott alle gleich,“ sagte sie ein wenig salbungsvoll. „Wir Quäker kennen keine Feinde“, fügte sie hinzu.

      Sie rief etwas ins Haus hinein und es erschienen zwei junge Frauen. Sie sahen der Älteren ziemlich ähnlich, mochten 19 und 18 sein und trugen ebenfalls graue Kleider, allerdings andersfarbige Häubchen. ‚Ihre unverheirateten Töchter‘, fuhr es Dave durch den Kopf. Die Mutter gab den Töchtern Anweisung, Daves Pferd zu versorgen und bat ihn, ins Haus zu treten. Dave folgte erleichtert.

      Die Frauen waren gerade dabei, zu Abend zu essen. Ein karges Mahl! Die Mutter wies die jüngere Tochter an, Fleisch herbeizuschaffen, wohl um den Gast etwas Kräftiges aufzutischen. Sie benahmen sich ihm gegenüber ausgesprochen reserviert. Jede hielt den Blick gesengt, kein neugieriges und unnützes Wort. Das Mahl verlief hauptsächlich still und schweigend, so, als ob sie sich bei Gott entschuldigten, dass sie etwas von seinen Vorräten verzehrten.

      Sie wiesen ihm einen Schlafplatz in der Scheune neben seinem Pferd an. Dave war mehr als müde. Er hatte sich gerade auf einem Bündel Heu bequem gemacht, als die Scheunentür leise aufging. Dave reagierte sofort und griff nach seinem Colt. Eine Frau im Nachthemd und gelöstem Haar näherte sich zögernd. Ihren Bewegungen nach musste es sich um die Mutter handeln. Dave mochte das gar nicht glauben, denn gerade sie hatte sich besonders prüde gegeben. Ohne ein Wort zu sagen, lege sie sich zu ihm. Sie zitterte vor Erregung und Begierde. Bei Dave wurden Erinnerungen wach, doch, sexuell ausgehungert wie er war, dachte er nicht weiter drüber nach. Angesichts ihres ungestümen Begehrens und seiner eigenen Erregung vergaß er glatt die raffinierten, von Prostituierten erlernten Praktiken. Er ließ sich einfach von seinen Gefühlen treiben. Die Frau, die unter ihm lag, entpuppte sich als heißer Vulkan. Sie bewegte sich ekstatisch und stöhnte so laut, dass Dave fürchtete, das Scheunendach käme herunter. Nach dem dritten Liebesakt fiel er ermattet in den Schlaf.

      Es sollte ein kurzer Schlaf werden. Er wurde wieder geweckt. Die Frau, die jetzt neben ihm lag, roch jünger und fühlte sich jünger an. Später begehrte auch noch ihre jüngere Schwester seine Männlichkeit. Zum Glück waren die Töchter leichter zufrieden zu stellen, als ihre Mutter.

      Als Dave aufwachte, stand die Sonne schon voll am Himmel. Das Frühstück verlief so schweigend wie das gestrige Abendessen. Keine der Frauen sah ihm ins Gesicht. Sie taten so, als ob in der Nacht nichts geschehen wäre. Allerdings, später fand er seinen Proviantbeutel prall gefüllt vor. Obenauf lagen drei Rosen.

      Dave taumelte auf sein Pferd. Er hatte Schwierigkeiten, wach zu bleiben und war froh, am Treffpunkt seine Kameraden wiederzusehen. Er traf als Letzter ein. Über seine nächtlichen Erlebnisse sagte er kein Wort.

      *

      Sie hielten Kriegsrat ab. Für eine Fortführung des Kampfes fehlte ihnen genügend Gewehr-Munition. Sprengstoff und Spreng-Minen hatten sie gar keine mehr. Angesichts dieser Tatsachen entschloss sich der Hauptmann schweren Herzens, die Gruppe aufzulösen. Die meisten Männer wollten sich in ihre Heimatstaaten Virginia, Nord und Süd Carolina durchschlagen, die Texaner, nämlich der Hauptmann und der Scout, zog es nach Texas. Den beiden schloss sich Dave an. Der Trupp durchquerte noch zusammen den Staat Ohio, an der Grenze zu Kentucky trennten sich ihre Wege. Dave gab den Kollegen ein Bündel Briefe an seine Mutter mit.

      Robin, Jonny und Dave folgten dem Ohio Fluss an dessen nördlichem Ufer flussabwärts. Sie gingen vorsichtig vor. Bevor sie einen Landstrich unter die Hufe nahmen, sondierten sie zunächst die Lage ausgiebig durch das Fernglas. An der Grenze zu Indiana schlugen sie die westliche Richtung ein. Sie überquerten den Wabash bei Vincennes. Hier in Illinois steuerten sie St. Louis an.

      Indiana und Illinois waren vom Krieg unberührte, wenig besiedelte Unions-Staaten. Sie genossen die friedliche, fruchtbare Landschaft. Direkt hinter Vincennes stießen sie auf einen mittelgroßen Planwagen. Er gehörte einem reisenden Händler. Der Mann mochte knapp 50 sein und machte trotz seines jovialen Gesichts einen resoluten, wehrhaften Eindruck. Er wurde von seinen beiden erwachsenen Söhnen, die beide aussahen wie der Vater, begleitet. Jeder der Drei hatte ein schussbereites Gewehr zur Hand und beäugte misstrauisch die heruntergekommenen Soldaten in Süduniformen. Erst als Robin ihnen mit der Offenheit eines texanischen Aristokraten erklärte, für sie sei der Krieg vorbei und sie seien auf dem Weg nach Texas, sicherten diese ihre Gewehre und entspannten sich.

      Beide Seiten kamen nach einer gemeinsamen Mahlzeit und einem kräftigen Schluck Whiskey überein, zusammen zu reisen. Der Händler führte vor allem Ausrüstung für Büffeljäger. Das bot den Südstaatlern die Gelegenheit, ihre Uniformen los zu werden und sich in Jäger zu verwandeln. Der Händler nahm ihre drei Henry-Gewehre samt Bajonett, das Kavallerie-Pferde-Zaumzeug und das, was er von den Uniformen noch für wiederverkaufsfähig hielt, in Zahlung. Sie erstanden zwei Bison-Büchsen samt Munition, zwei Bowie-Messer, drei komplette Kleider-Ausrüstungen sowie Pferde-Zaumzeuge, wie Bisonjäger sie trugen beziehungsweise führten. Nur seinen Offiziers-Kavalleriesäbel, seinen Kompass und sein Fernglas behielt Robin. Sie bezahlten den Händler mit Beute-Dollars. Beide Seiten waren mit dem Geschäft zufrieden.

      Sie trennten sich, als sie St. Louis erreichten.

      *

      Dave sah zum ersten Mal den Mississippi. Er bekam vor Staunen den Mund nicht zu. Welch ein Ungetüm von einem Fluss! Zwar kannte er ihn schon aus den Büchern, die er als Junge gelesen hatte, doch die Wirklichkeit übertraf seine kindliche Phantasie bei weitem. Zumal die Breite hinter dem Zufluss des Missouri noch beträchtlich zunahm. Und dann das Schauspiel, das beide Flüsse nach dem Zusammenschluss boten! Sie flossen zwar im selben Bett, doch kilometerweit nebeneinander her, wie man aus den verschiedenen Farben ihrer Wasser ersehen konnte. Als Dave mit der Fähre übersetzte, erinnerte ihn das an seine erste Ausfahrt vom Hafen Norfolk hinaus auf den Atlantik.

      In den Straßen von St. Louis stolperten Dave und seine Begleiter fast als erstes über eine Gruppe von Soldaten der Südstaaten-Armee aus Texas. Zwei von ihnen erkannten Robin von der gemeinsamen Dienstzeit. Sie berichteten ihm, dass im Staate Missouri der Sezessionskrieg in einen Bandenkrieg umgeschlagen sei. St. Louis werde von einer Bande ehemaliger Unions-Soldaten terrorisiert.

      Robin, Jonny und Dave beschlossen im Vertrauen auf ihre Verkleidung einzeln die Lage zu erkunden. Dave war am erfolgreichsten. Er hatte beobachtet, wie die Bande einem Konkurrenten einen Denkzettel verpasste und hatte auch die beiden Anführer zu Gesicht bekommen. Er versuchte, ihr Aussehen verbal zu beschreiben, hatte dann aber eine bessere Idee. Er ließ sich Papier geben, holte ein Stück Zeichenkohle aus der Tasche und skizzierte im Handumdrehen deren Gesichter auf. Seine Zuschauer beobachteten ihn verblüfft. Am meisten verblüfft war Robin. „Sind das die Anführer?“ stieß er heraus. „Ich kenne die Beiden, das sind Major S. W. Wallis und Sergeant Edgar Stone. Wir haben zusammen gedient. Nicht wahr, Sergeant Stone ist ein vierschrötiger Riese?“

      Ganz genau,“ meinte Dave. „Und das Gesicht sieht zum Fürchten aus, so, wie ich es gezeichnet habe.“

      Robin dachte eine ganze Weile angestrengt nach. „Deine Zeichnungen bringen mich auf eine Idee,“ sagte er endlich. „Traust du dir zu je vier gleiche Fahndungsplakate von den Beiden anzufertigen? Sie müssten darauf jünger aussehen, als sie jetzt sind, und Yankee-Uniformen tragen. Das Kopfgeld tot oder lebendig können wir ziemlich hoch ansetzen, sagen wir 1000 Dollar für den Major und 300 Dollar für den Sergeanten. Als Herausgeber der Fahndung erlauben wir uns die US-Armee anzugeben. Die Plakate hängen wir dann nachts an vier stark frequentierten Plätzen in der Stadt auf. Ich würde mich wundern, wenn sich die beiden nicht Hals über Kopf aus dem Staube machten.“

      Dave brauchte einen Tag, um die Plakate anzufertigen. Sie schlugen ein wie eine Bombe. Trauben von Menschen umsäumten sie. Sicherlich überlegte jeder einzelne, wie er sich das Geld verdienen konnte. Die Frage, woher die Plakate so plötzlich stammten, stellte sich keiner. Wie später zu erfahren war, überlegten selbst einzelne Mitglieder der Bande, ihre Anführer auszuliefern. Diese jedoch flüchteten noch am frühen Vormittag aus der Stadt Richtung Westen.

       Am Rande sei erwähnt, dass just diese Bande unter ihren neuen Anführern Frank und Jesse James traurige Berühmtheit erlangen sollte.

      Die

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