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höheren

       zu mühsam, und das arme Lebewesen steht dann zwischen zwei

       Bündeln und – verhungert beinahe. So ungefähr gelangt die

       Lebensmüdigkeit in unsre Erscheinungswelt; das Eine genügt nicht,

       und das Andre ist nicht zu erreichen. Ich spreche, wie Du merken

       wirst, ganz wie Deinesgleichen, nicht wahr? Na ja! Nun muß man

       aber doch, wenn man ein bißchen vernünftig ist, zugeben, daß man

       nicht so ohne Weiteres zwei Herren dienen kann. Entweder – man

       steigt, so gut man kann, über die simplen Luftspäße hinweg in die

       höheren hinein – oder – ja! da liegt der Hase im Pfeffer! Wenn

       man mal angefangen hat, über das Simple hinüberzusteigen, so wird

       man im Simplen nie wieder die Befriedigung finden, die Hinz und

       Kunz darin zu finden vermögen. Ja! Ja! Die Mutter Natur hält es

       doch für gut, Leute, die was werden könnten, mit einer kleinen

       Zwangserziehung zu beglücken – und wenn's auch weh tun sollte.

       Was ist also die große Müdigkeit? Sie entsteht, wenn man

       Spießerglück will – und doch zu Sternenglück erzogen werden soll.

       Es gibt auch höhere Wesen, die sich zu Gunsten noch höherer

       Lebensreizer auch das Sternenglück abgewöhnen müssen – u.s.w. –

       immer höher – mit Grazie ad infinitum! Rede nicht. Onkelchen.

       Denke darüber nach.«

       Und ich tat's.

       Und dann wollte der Kleine wieder was lesen.

       Und ich fand gar nichts Rechtes; mir genügten meine Sachen

       plötzlich nicht mehr, was mir sehr schmerzhaft war.

       Doch schließlich gab ich zögernd wiederum drei Sachen raus.

       Noahs Glück

       »Die Leute denken immer,« sagte Noah, als er seine

       Barke vollgepackt hatte, »ich hätte das Reisen so gern.

       Das ist aber gar nicht wahr. Es gefällt mir hier überall

       nicht – und daher reise ich – das ist die ganze

       Geschichte.«

       Mit diesen Worten stieg Noah in seine Barke.

       Diesmal war's eine Luftbarke.

       Und mit der Luftbarke fuhr er rasch in den freien

       Äther hinaus – an Mond und Sonne vorbei – in die große

       Sternenwelt.

       Und bald war Noah jenseits von unserm

       Milchstraßensystem.

       Er war also schon recht weit gefahren, und seine Frau

       wunderte sich schon.

       Doch Noah fuhr noch weiter – er steuerte auf einen

       großen Nebelfleck zu, der aus lauter Pilzsternen bestand

       – aus sehr vielen bunten und mannigfaltig geformten

       Pilzsternen.

       Und Noah fuhr mit seiner Barke hinter den

       Nebelfleck und begann dann plötzlich ein lustiges

       Liedchen zu pfeifen.

       Da kamen Noahs sämtliche Anverwandte aufs Deck

       hinauf und lachten.

       »Jetzt sind wir endlich so weit!« rief der alte Noah mit

       seiner hellen Geisterstimme.

       Und Noahs Frau fragte ihren Mann:

       »Na, bist Du jetzt glücklich?«

       »Jawohl,« rief der alte Noah, »jetzt bin ich

       vollkommen glücklich. Hier können wir bleiben – die

       Pilzsterne sind undurchsichtig – und von dem

       Milchstraßensystem, in dem sich die alte Erde dreht,

       werden wir nimmermehr was sehen können.«

       »Das ist man gut!« riefen Alle.

       Und Noah pries sein Glück.

       Und Noahs Anverwandte lachten – mitsamt seiner

       Frau.

       Noah jedoch weinte vor Freude – so groß war sein

       Glück.

       Und die Pilzsterne blieben undurchsichtig für alle

       Ewigkeit.

       Und Noahs Luftbarke blieb fest verankert.

       Die Bewohner der Luftbarke sahen woanders hin.

       Und Noah pries sein Glück tagtäglich hundertmal und

       konnte sich viele Billionen Jahre gar nicht beruhigen – so

       sehr freute er sich über die totale Unsichtbarkeit jenes

       Milchstraßensystems, in dem sich jener »Erde« genannte

       Stern bewegte.

       Da kam eines Nachts ein kluger Vogel an der Barke

       vorbeigeflogen – sah den Noah und sprach redselig:

       »Noah, das ganze Milchstraßensystem, von dem Du

       nichts mehr hören und sehen willst, existiert ja gar nicht

       mehr. Flieg nur um die Ecke Deines Nebelflecks herum

       – da wirst Du Augen machen. «

       Noah löste vorsichtig die Anker und fuhr ganz sachte,

       ohne daß die Schläfer und die Schläferinnen unten in den

       Kajüten was bemerkten, um die Ecke seines Nebelfleckes

       rum – und fiel – vor Schreck rücklings aufs Deck.

       Ein kolossaler Weltdrache füllte die ganze Gegend

       und glotzte den Noah mit Millionen Augen so eklich an,

       daß dem Armen ganz plümerant zu Mute wurde.

       Doch der Drache sagte nach einer Weile höchst

       gemütlich:

       »Lieber Noah, ich habe soeben

       siebenmalsiebenundsiebzig Tausend Milchstraßensysteme

       verspeist – glaubst Du da, daß ich noch Appetit haben

       könnte?«

       Und der Drache lächelte sehr blöde und flog empor

       und ließ eine weite Leere hinter sich.

       »Er hat sich satt gefressen!« rief der kluge Vogel.

       Noah sprang auf, drehte rasch seine Barke um und

       machte, daß er weg kam, und befestigte die Anker wieder

       an den alten Stellen hinter dem Pilzsternnebelfleck.

       Niemand auf der Barke erfuhr was von Noahs

       nächtlicher Fahrt um die Ecke rum.

       Noah aber pries nicht mehr sein Glück.

       Es kam dem alten Noah für die Folge sein Leben

       zeitweise komisch vor, so daß er oftmals lächeln mußte.

       Und er freute sich nun, daß Niemand auf der Barke

       sein Lächeln verstand; die Pilzsterne blieben

       undurchsichtig.

       Nebelsterne

       Sieben Nebelsterne empfanden den Dunst, in dem sie

       viele Billionen Jahre gelebt hatten, eines Tages als etwas

       Unerträgliches.

      

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