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Weiches durch alle Glieder und die Gedanken werden so

       einfach.

       Das Kometensalz ist verführerisch wie Alkohol.

       Das Kometensalz brennt aber nicht hinten im Munde

       und unten im Leibe, reizt nicht auf – es macht genügsam

       – still.

       Die Menschen, die das Salz im Magen haben, können

       bald ihre Gedanken nicht mehr sammeln. Es ist den

       Menschen, als ginge Alles fort.

       Und dann bleiben die Menschen stehen und gehen

       nicht weiter, ihre Glieder werden steif und hart wie Holz,

       und der erhobene Arm will nicht mehr runter; die Hand,

       die den Hut zum Grüßen zog, bleibt mit dem Hute oben

       in der Luft.

       Allmählich verhallt der Sturm, und das Wetter wird

       wieder besser.

       Beim hellen Sonnenschein merkt man aber erst den

       Umfang der ganzen Geschichte.

       Zehn nasse Soldaten auf dem Übungsplatze vor der

       Kaserne stehen auf einem Beine kerzengerade, doch das

       andere hochgehobene Bein geht nicht runter. Eine

       Bäckersfrau stößt dem einen Soldaten in die Seite, und

       alle Zehn fallen um wie hölzerne Soldaten aus einer

       Spielschachtel.

       Die Luft ist wieder still.

       Und die Menschen lecken an dem Kometensalz, das

       massenhaft die Erde bedeckt. Die Tiere lecken auch an

       dem Kometensalz.

       Und dann bleiben die Menschen und die Tiere nach

       und nach sämtlich auf der Straße und in den Häusern in

       seltsamen Stellungen stehen – sitzen – oder – liegen.

       Den Hunden bleibt das Maul offen.

       Die Vögel überschlagen sich in der Luft, fallen mit

       steifen Flügeln auf die Salzhaufen und rühren sich nicht

       mehr.

       Ein Leichenzug steht vor einer Kirche und kann nicht

       weiter.

       Die Bäume werden ebenfalls starr. Die Trauerbirken

       und die Trauerweiden verharren in Windstellung – mit

       weit weggewehten Ästen – als wütete noch immer der

       große Sturm.

       Und die Luft ist doch so still.

       Und die Menschen und Tiere sind auch so still, als

       wüßten sie gar nichts mehr zu sagen.

       Ein Schutzmann sitzt auf einer Parkbank unbeweglich

       mit einem Strolch zusammen – sie sehen sich unablässig

       an.

       Ein Regiment dekorierter Nachtwächter befindet sich

       vor dem Rathause in konstanter Präsentierstellung.

       Die Kinder sind in der Schule nicht mehr zu hören –

       so ruhig sind sie.

       Und im Rathause sitzen die Gelehrten wie

       Wachspuppen da.

       Der Bürgermeister, der das Salz nicht anrührte,

       schleppt sich müde nach Hause, trinkt im Sorgenstuhl

       vor seinem Schreibtisch ein Glas Wasser und sieht am

       Ofen seine Frau – sie ist unbeweglich wie ein

       abgeschiedener Geist.

       Der Bürgermeister faßt sich an den Kopf und ruft

       plötzlich angstvoll: »Franziska! Das ist die neue Zeit.«

       Aber er kann den Mund nicht mehr zumachen – das

       Salz hat auch ihn gepackt – es war im Wasserglase.

       Das furchtbare Kometensalz ist überall!

       In der Residenz sitzt der König auf seinem Throne

       und hält immerfort das Scepter – regiert aber nicht –

       denn alle seine Untertanen sind so steif wie er selbst.

       Jedoch keinem der Gelähmten geht das Bewußtsein

       aus; das Gehirn arbeitet bloß etwas langsamer.

       Die Augen behalten ihre Kraft.

       Die Ohren hören; es ist nur nicht viel zu hören.

       Lauter Salzsäulen an allen Ecken und mitten im Wege!

       Lebende Salzsäulen!

       Sie sitzen, als wenn sie unablässig nachdächten –

       stehen, als hätten sie was vergessen – liegen, als wären sie

       dabei, was Feines zu dichten – und rühren kein Glied.

       Die Oberfläche der ganzen Erde ist ganz starr

       geworden.

       Und nach sieben Tagen wird's im Himmel abermals

       finster.

       Und abermals kommt ein Sturm.

       Und der Sturm wirbelt die Tiere und Menschen

       durcheinander wie welke Blätter.

       Schornsteinfeger fallen von den Dächern; Arbeiter

       und Soldaten, Frauen und Kinder rollen in den Gassen

       wie Tonnen herum, wobei die Glieder abbrechen, ohne

       zu bluten.

       Und dann wird's wieder still,

       Und allmählich verändert sich Alles.

       Langsam fallen die Häuser ein.

       Die Äste der Bäume fallen ab wie Eiszapfen.

       Säulen platzen, Denkmäler und Türme brechen

       krachend entzwei.

       Und dann sickert ein dunkler Staub auf die Erde

       hernieder.

       Der dunkle Staub bedeckt Alles – auch die Wasser

       und die Meere.

       Ein andrer Komet muß wohl geplatzt sein.

       Der bestaubte Erdball dreht sich weiter.

       Das harte Rot

       Ich stehe auf einem schwarzen Berge – und ringsum ist

       Alles schwarz – das ganze Land und das ganze Meer –

       schwarz!

       Und der Himmel ist gleichfalls schwarz.

       Und nun gehen überall am Horizonte in gleichen

       Abständen rote Sonnen auf – dunkelrote Sonnen!

       Aber das Land bleibt dennoch schwarz – das Meer

       und der Himmel desgleichen.

       Über mir gehen auch viele rote Sterne auf –

       dunkelrote Sterne!

       Und die roten Sonnen steigen gleichmäßig höher.

       Aber nur die Sonnen und Sterne sind rot.

       Ihr rotes Licht leuchtet nicht – es ist nur für sie –

       nicht für uns!

       Alles, was nicht Sonne und nicht Stern ist, bleibt

       schwarz.

       Es wird niemals anders sein.

       Freunde

       Sie winken und grüßen und lachen mich so lustig an, daß

      

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