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stimmt.«

       Da suchte ich denn in meinen Taschen und blätterte in allen

       meinen Sachen, schüttelte oft den Kopf und gab dem freundlichen

       Nilpferd schließlich eine Geschichte, die mir in diesem Falle zu

       passen schien.

       Das kleine Tier setzte sich eine blaue Brille auf, ging mit

       meinen Blättern wieder zum Schaukelstuhl, ließ sich auf diesem

       vorsichtig nieder und las:

       Lichtwunder

       Nacht! Nacht!

       Lauter dunkle, schwarze Räume.

       Ich schwebe so dahin und weiß nicht, wo ich bin –

       aber ich schwebe in der unendlichen Finsternis ruhig

       weiter.

       Da zuckt was in der Ferne auf – ein kleines

       Pünktchen Licht!

       Und nun weiß ich, wo ich mich befinde – ich fliege

       durch jene große Nachtkugel, die weit hinter dem leeren

       Raume mitten im großen Lichtmeere schwimmt, das in

       jedem Atome so hell ist wie eine echte Sonne ohne

       dunklen Kern.

       Es gibt im Lichtmeere viele hohle Nachtkugeln – aber

       meine Nachtkugel ist die dunkelste.

       Und doch – es ist nicht Alles so dunkel, wie's aussieht.

       Da drüben der Lichtpunkt wird immer größer – und

       jetzt schießen zwei feine Lichtkegel, die so schwanken, an

       mir vorüber.

       Und – in den Lichtkegeln?

       Lichtwunder!

       Da fängt es gleich zu leben an – Milliarden zierliche

       Flügelchen glitzern und flimmern – und leben – einen

       kurzen – aber seligen – Lichttag.

       Und nach dem schwebe ich wieder in der unendlichen

       Finsternis.

       Es dauert aber nicht lange – und von neuem schießt

       aus einem Spalt der Kugelschale ein linsenförmiger

       Lichtstreifen – breit wie ein Schwert.

       Und wie vorhin lebt gleich in dem Lichtstrahl was auf

       – eine wilde Weltenjagd – unzählige kleine schillernde

       Blasen – dies Mal sind's lauter Welten mit edelstem

       Weltengewürm.

       So ist das Dasein im großen Reiche der Nacht.

       Es wird immer wieder hell.

       Und die Lichtstrahlen erzeugen mit immer wieder

       frischer Kraft unzählige Lichtwunder – Engel und Sterne,

       Fledermäuse und Paradiesvögel – Diamanten und

       Weltgestalten in immer neuer Lichtwunderform.

       Ich weiß: unsre Augen könnten das Lichtmeer

       draußen nicht ertragen – wir würden draußen erblinden –

       daher die schützende Kugelschale.

       Aber unsre Augen sind nicht schlechte Augen – sie

       sind nur so fein und empfindlich, daß die dämpfende

       Nacht die feinen empfindlichen Augen immer wieder

       stärken muß – zum Genuß der ewigen Lichtwunder in

       der Nachtkugel.

       Augen, die draußen das Lichtmeer ohne Schaden

       ansehen können, sind schrecklich grob.

       Das Nilpferdchen hatte beim Lesen auf jeder der beiden dicken

       Vorderpfoten eine Pincette. Und mit den beiden Pincetten konnte

       das Tier sehr gewandt meine Blätter halten und umdrehen.

       Nach der Lektüre fächelte sich das Tier vom Strande des

       heiligen Nil mit meinen Blättern ein wenig Kühlung zu und sagte

       leise:

       »Das war so schmerzlich grade nicht, denn der Wert der

       Dunkelheit wird ja auch gleich im richtigen Lichte gezeigt. Hast

       Du nicht eine längere Sache, die wenigstens schmerzlich endet? Mir

       scheint – doch davon nachher.«

       Ich suchte wieder in meinen Taschen, und dann ließ ich das

       kluge Nilpferd dies hier lesen:

       Die wilde Kralle

       Ein Raketen-Scherzo

       Ich kletterte immer höher; es ging ja so leicht.

       Die Astknorren waren nicht zu dick und nicht zu

       dünn – grade so recht.

       Aber die Spitze der Tanne konnt' ich nicht erreichen,

       so eifrig ich auch klettern mochte.

       Es war doch ein schrecklich hoher Baum.

       Er war bedeutend höher, als ich dachte.

       Einmal, als ich runtersah, kam mir's so vor, als wäre

       die Erde unten längst unsichtbar geworden.

       So hoch im Weltall zu sein, erschien mir da ein stolzes

       Vergnügen zu sein.

       Ringsum kein andrer Baum – kein Stück Erde – kein

       Stück Wasser – nur Himmel – nichts als Himmel – mit

       unzähligen seligen Sternen.

       Mit stiller Andacht starrte ich in den großen Himmel.

       Und der Himmel schien mir plötzlich so eng und

       begrenzt – wie eine kleine Dorfkirche.

       Da knisterte was unter mir.

       Ich weiß nicht mehr genau, wie's war – ich sah nur

       allmählich, vor mir an der sternbestickten Himmelsdecke

       eine weiß schimmernde Riesenkralle zitternd

       emporsteigen.

       Und die Riesenkralle krallte sich in die sternbestickte

       Himmelsdecke fest und riß ein großes unregelmäßiges

       Loch hinein; die Eckfetzen flatterten steif ab, als wenn

       ein starker Wind durch das Loch mich anbliese.

       Und ich schaute durch die flatternden Eckfetzen in

       eine andre Welt, die größer ist als unsre kleine

       Dorfkirchenwelt.

       Dort hinten – weit hinter unserm Fixsternhimmel –

       war der Hintergrund tiefschwarz und unendlich tief.

       Und in der Mitte dieser anderen Unendlichkeit stiegen

       langsam zwei goldene Riesenraketen empor, die aus

       lauter goldenen Sonnen bestanden; sie perlten immer

       höher wie langsam aufsteigende Riesenfontänen.

       Aber die Raketen gehen nicht grad in die Höhe, sie

       biegen sich nach allen Seiten wie alte Baumstämme, die

       oft vergeblich nach dem Lichte strebten.

       Und sie werden immer größer.

       Und sie bekommen wie die Baumstämme Äste.

       Die rechts sich aufreckende Rakete hat keine Ecken;

       sie biegt sich, wie Schlangenleiber sich biegen.

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