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-e immer die erste Person Singular zum Ausdruck bringt, ist -st für die Kodierung der zweiten Person Singular zuständig. In Bezug auf -en und besteht nicht hinsichtlich der Person, aber hinsichtlich des Numerus ein Eindeutigkeitsverhältnis. Das Morphem -en bringt immer den Plural zum Ausdruck, aber in einem Fall die erste Person Plural und in einem weiteren Fall die dritte Person Plural. Das Nullmorphem kodiert dagegen den Singular, und zwar in einem Fall die erste Person Singular und in einem weiteren Fall die dritte Person Singular, was sowohl bei der Markierung des Präteritums als auch bei der der Modalverben zur Geltung kommt. Was das Morphem -t angeht, so ist es sowohl in Bezug auf die Person als auch in Bezug auf den Numerus mehrdeutig. Es kann nämlich sowohl die dritte Person Singular als auch die zweite Person Plural sein (vgl. Ruberg/Rothweiler 2012: 117).

      Insgesamt ist festzuhalten, dass hier im Gegensatz zu den nominalen Kategorien die fusionierenden Elemente seltener vorkommen, und dass zwischen Form und Funktion in vielen Fällen ein Eindeutigkeitsverhältnis besteht. Darüber hinaus werden die Person und der Numerus in der Verbalphrase nur an einem Element markiert, und zwar am finiten Verbteil. Diese Eigenschaften der Markierung erleichtern offenbar den korrekten und schnellen Erwerb dieser Kategorien und somit auch den der Subjekt-Verb-Kongruenz. In diesem Zusammenhang stellt Kauschke fest, dass Kinder, sobald sie angefangen haben, Verben flektiert anzuwenden, wenige Fehler bei der Kongruenz machen (vgl. Kauschke 2012: 80).

      Interessanterweise ist die Person- und Numerusmarkierung in Kongruenz mit dem Subjekt ein Bereich, in dem sich der kindliche Spracherwerb und das Sprachlernen durch Erwachsene voneinander unterscheiden. Letztere stoßen hierbei nämlich auf Schwierigkeiten. Dies gilt nicht nur für das Erlernen des Deutschen, sondern auch für andere Sprachen mit einem vergleichbaren Sprachsystem (vgl. Schulz/Tracy 2011: 35).

      In Bezug auf das Tempus ist festzuhalten, dass seine Flexion dadurch reguliert wird, ob das zugrunde liegende Verb ein regelmäßiges (schwaches) oder unregelmäßiges (starkes) ist. Während es bei der Flexion des Letzteren hinsichtlich der Tempusmarkierung zu Stammänderungen durch den Ablaut kommen kann (singe, sang, gesungen2), bleibt bei dem Ersteren der Stamm gleich (lege, legte, gelegt3). Die Flexion der Tempusmarkierung wird bei den regelmäßigen Verben also mit dem Einsatz des Morphems -t vollzogen (vgl. Eisenberg 2013a: 179). In den Beispielen dient die erste Form der Präsensbildung, die zweite der Präteritumbildung und die letzte Form der Bildung des Partizips II. Bei den ersten beiden Formen handelt es sich um eine synthetische Tempusmarkierung, was bedeutet, dass es im Satz nur ein Hauptverb gibt, das auch das Tempus markiert. Bei der letzten Form handelt es sich dagegen um eine analytische Tempusmarkierung, die besagt, dass im Satz neben dem Hauptverb auch ein Auxiliarverb zur Verfügung steht, welches das Tempus markiert (vgl. Wurzel 1996). Mit dem Partizip II wird in Kombination mit dem Auxiliarverb das Perfekt, das Plusquamperfekt und das Futur II gebildet. Das Futur I wird dagegen mit dem Auxiliar und dem Infinitiv gebildet.

      Die Reihenfolge des Erwerbs der Tempusmarkierung scheint Präsens, Perfekt, Präteritum und Futur I zu sein. Dies steht auch im Verhältnis zur Intensität der Nutzung dieser Tempusformen. Das bedeutet, dass das Präsens im kindlichen Sprachgebrauch das meistgenutzte Tempus ist und ebenso, dass das Perfekt gegenüber dem Präteritum bevorzugt wird. Futur I wird im kindlichen Sprachgebrauch selten in Anspruch genommen (vgl. Kauschke 2012: 82). Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Erwerb der Tempusformen des Futurs II und des Plusquamperfekts nach den genannten Tempusformen erfolgt und diese auch selten genutzt werden.

      Auch bei der Markierung des Tempus scheinen Kinder nicht auf große Schwierigkeiten zu stoßen. Nur hinsichtlich der Tempusmarkierung der unregelmäßigen Verben sind Verzögerungen bei den Perfektformen zu verzeichnen. Kinder probieren hierzu verschiedene Varianten aus und flektieren sie zum Teil auch wie die regelmäßigen Verben (vgl. Grießhaber 2010: 57f.). Dies ist im Übrigen ein Phänomen, das auch in vergleichbaren Sprachsystemen, beispielsweise im Englischen, vorkommt (vgl. van Horne 2019: 270).

      4.2.3 Syntax

      In Bezug auf die Syntax ist zunächst festzuhalten, dass morphologische Kategorien im Deutschen zwar morphologisch markiert werden, aber auch wie in Kurmancî für die Syntax von Relevanz sind. Dies trifft nicht nur für die Kategorien Person und Numerus zu, die eine Kongruenz zwischen Subjekt und Verb herstellen, sondern beispielsweise auch für das Genus, das für die pronominale Referenz wichtig ist. In Bezug auf die Darstellung der grammatischen Kompetenz im Deutschen im Abschnitt 5.4 sowie des Instruments LiSe-DaZ im Abschnitt 6.2.2.2 wird das Zusammenspiel zwischen der Morphologie und der Syntax näher beleuchtet. Im Folgenden wird in Bezug auf die Verbstellung und die damit einhergehende Satzklammerstruktur einiges kurz ausgeführt, was für den Spracherwerb des Deutschen einen Pfad darstellt (vgl. u.a. Grießhaber 2017, 2010, Reich/Roth 2004b, Schulz/Tracy 2011).

      In einem deutschen Satz können die Elemente der Verbalphrase in zwei Positionen – in der linken und rechten Klammer – auftreten. Um diese Positionen herum gibt es drei Felder, die als Vorfeld, Mittelfeld und Nachfeld bezeichnet werden (vgl. Pittner/Berman 2015: 79). Das letztere Feld ist dabei meistens unbesetzt.

Vorfeld Linke Klammer Mittelfeld Rechte Klammer Nachfeld
Lise wollte ihren Rucksack auspacken im Park.

      Abbildung 6:

      Satzfelder im Deutschen (adaptiert von Schulz/Tracy 2011: 26)

      In einem Hauptsatz des Deutschen steht der finite Teil des Verbs in der linken Klammer. Da es an der zweiten Stelle steht, wird seine Position als Verb-Zweitstelle (V2) definiert. Der infinite Teil der Verbalphrase, die Verbpartikel und das Partizip, stehen hingegen in der rechten Klammer. Falls es sich um einen Nebensatz handelt, stehen alle Elemente der Verbalphrase am Ende des Satzes, wobei der finite Teil die allerletzte Position besetzt. Daher wird die Position des Verbs als Verb-Endstelle (VE) bezeichnet. Nach Schulz/Tracy wird im Nebensatz die linke Klammer mit dem Element des Satzes besetzt, das den Nebensatz einleitet. Dieses Element kann dabei eine Konjunktion, ein Relativpronomen oder ein W-Fragepronomen sein (vgl. Schulz/Tracy 2011: 25). Im Nebensatz bleibt das Vorfeld unbesetzt.

      Im Deutschen halten die beiden Klammern den Aufbau des Satzes zusammen, auch wenn sie durch beliebige Elemente im Mittelfeld unterbrochen werden und sehr entfernt voneinander liegen können (Pittner/Berman 2015: 80). Mit anderen Worten bedeutet dies, dass die Klammern für den Satzaufbau des Deutschen eine Orientierung bieten. Daher ist die Satzklammerstruktur im Zusammenspiel mit der Verbstellung für den Erwerb des Deutschen von wesentlicher Bedeutung.

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