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den Patienten neu zu prägen, zu beeinflussen oder (gar noch auf magische Art und Weise) zu manipulieren. Im Gegenteil soll die hypnotische Intervention des Therapeuten den Patienten anleiten, zu seinen eigenen Ressourcen zu finden. Der Therapeut suggeriert nicht, er regt innere Suchprozesse an, er ruft hervor.

      Das Prinzip der Kooperation beruht auf dem nutzbringenden Zusammenschluß zweier Fachleute mit unterschiedlichen Kompetenzen auf respektvoller Ebene. Geistige und seelische Prozesse werden dabei auf besondere Art und Weise ins Fließen gebracht, so daß in der Folge therapeutische Veränderungen, für welche Art von Krankheit oder Problematik auch immer, vollzogen werden können. Das geschieht im Trancezustand auf „unabsichtliche“, spielerische Art und Weise, ohne Behinderung durch bewußte Kontrollmechanismen. Hypnose ist somit kein passiver und regressiver Zustand, sondern eine hochmotivierte Verfassung, eine Phase der besonderen inneren Konzentration, eine Zeit des Lernens.

      Bestenfalls beobachtet der Patient in aller Ruhe, was sich in seinem Inneren abspielt.

      Bestenfalls begleitet der Therapeut ihn dabei mit zugewandter, warmherziger, ruhiger und permissiver Art und fordert ihn auf, dem inneren Prozeß zu folgen und sich für Überraschungen (neue Lösungen, Wendungen, Schmerzbewältigung) zu öffnen.

      Der Glaube an die Fähigkeit des Patienten zu dieser unbewußten Leistung und die Sicherheit in der Begleitung sind die potentesten Suggestionen, die wir dem Patienten zu geben vermögen.

      (Siehe auch Gilligan 1991)

       Die Frage der Korrelation von Hypnosetiefe und -wirksamkeit

      Zumeist den Patienten, oft aber auch den angehenden Hypnotherapeuten beschäftigt die Frage nach der ausreichenden Hypnosetiefe, die implizit den Zweifel an der Wirksamkeit der Hypnose enthält. Vorsichtig, aber auch offen geäußerte Fragen (siehe auch Fragebogen im Anhang) zielen auf diese Thematik ab: „Ich habe Sie aber immer noch gehört!“ Oder: „Ich kann mich aber an alles erinnern. Ist das denn richtig?“

      Tatsächlich korrelierte man den Erfolg der Hypnose bis zur Entwicklung der modernen Hypnotherapie mit der Tiefe des hypnotischen Zustandes. Mißerfolge, d. h. Resultate, bei denen die vom Hypnosetherapeuten dargebotenen Suggestionen oder Formeln keine Resonanz zeigten, konnte man somit der mangelhaften Hypnotisierbarkeit des Probanden anlasten. Die experimentelle Hypnose beschäftigte sich ausführlich mit der Hypnotisierbarkeit, die sie an Versuchspersonen, wie z. B. Studenten testete, die im allgemeinen keine tiefere Motivation für das Ausführen von suggeriertem Verhalten haben konnten. Man fand, je nach Studie in den Resultaten etwas divergierend, eine Aufteilung der Hypnotisierbarkeit in ungefähr zwei Drittel „Normalhypnotisierbare“, das weitere Drittel verteilt auf „Hochhypnotisierbare“ und „Geringhypnotisierbare“.

      Diese erforschten Hypnotisierbarkeitsvariablen lassen sich nun der Erfahrung nach aber keineswegs auf den „Menschen in Not“ übertragen. Wo Leid, Tragik, Schmerz, Angst und Trauma herrschen, erhöht sich spontan die bewußte, aber vor allem die unbewußte Motivation zur Veränderung der Situation und gleichzeitig die Suggestibilität und Hypnotisierbarkeit. In meiner Untersuchung im Rahmen einer Studie der Universität München, Medizinische Fakultät, und des Klinikums Großhadern zur Erforschung intraoperativer akustischer Wahrnehmung (mit Hypnose) in der Kardiochirurgie zeigte sich, daß die Patienten (die keine vorherige Erfahrung in Psychotherapie oder Hypnose aufwiesen) sich kurz vor dem operativen Eingriff ohne weiteres in der Hypnosetechnik anleiten ließen. Ihre Berichte lassen darauf schließen, daß sie sogar von der Intervention profitieren konnten:

      „Untersucht wurden insgesamt 70 Patienten im Alter zwischen 42 und 71 Jahren, davon 19 Frauen. Das Angebot einer psychotherapeutischen Unterstützung wurde von den Patienten größtenteils positiv aufgenommen. Trotz der Knappheit des zeitlichen Rahmens am präoperativen Tag und der damit verbundenen nervlichen Belastung sowie der Fremdheit des Verfahrens konnte zu fast allen Patienten ein guter bis sehr guter Kontakt hergestellt und Interesse geweckt werden. Die Gelegenheit, das Verfahren der Hypnose zu erlernen, wurde von den Patienten bewußt/unbewußt vorteilhaft genutzt. So erlebten 95 % der Patienten eine Trance mit sichtbaren Trancemerkmalen, 92 % mit kataleptischer Handlevitation, 70 % mit ideomotorischem Signalisieren durch Fingerzeichen nach Cheek. Über 90 % der Patienten gaben an, durch die Therapie eine Unterstützung des subjektiven Wohlbefindens, innere Entspannung und Verminderung existentieller Ängste erhalten zu haben. Bei 50 % der Patienten war es möglich, eine positive Beeinflussung bezüglich Schmerzempfinden, Atemnot und anderer Mißbefindlichkeiten zu erzielen. Etwa die Hälfte der Patienten konnte anschließend an die Hypnose ein bestimmtes Tranceerlebnis – wie ein schönes, angenehmes Bild – wiedergeben. Einige Patienten übten aus eigenem Interesse nach der Intervention noch eigenständig Selbsthypnose mit Handlevitation. Bei über der Hälfte kam es im postoperativen Interview zur spontanen Handlevitation.

      Folgende Patientenberichte mögen mit ihren eigenen Worten sprechen:

      61jähriger Patient, Absatzmoduleur i. R. (OP: 2 x Bypass): „Die Übung hat mir sehr geholfen. Das Leichterwerden der Hand (die Handlevitation, Anm. der Verfasserin) war eine Art Genugtuung für mich. Ich bin mit einer gewissen Kraft in den OP hineingegangen. Dann habe ich die Frage gehört: ‚Was lieben Sie?‘ Ich habe gesagt: ‚Musik!‘ Dann spielte auf einmal Musik.“

      69jährige Patientin, Hausfrau, (OP: Mitralklappenersatz). Diese Patientin visionierte in der präoperativen Trance, sie läge auf einer grünen Wiese und sähe in „schöne Wolken“. Postoperativ sagte sie: „Eigentlich liege ich immer noch auf dieser Wiese. Die Wolken sind auch noch da, aber bunter, prächtiger.“

      66jähriger Patient, angestellt bei der Wach- und Schließgesellschaft (OP: Bypass). „Das ist jetzt gut gewesen, so beruhigend. Das liftet einen so richtig.“

      Verglichen mit Erfahrungen aus der therapeutischen Anwendung von Hypnose in meiner Psychotherapiepraxis stellt sich hier ein besonders hoher Faktor an Trancebereitschaft und unbewußter Kooperation dar. So kann aus den oben aufgezeichneten Beobachtungen geschlossen werden, daß die Patienten vor einem kardiochirurgischen Eingriff einen – vor allem unbewußt – hohen motivationalen Status erreichen, um Hypnose zu erleben, zu genießen und die Erfahrung auf längere Dauer bewußt/unbewußt nutzbringend zu verwenden.“ (Kaiser 1992)

      Auch meine langjährige Erfahrung mit Hypnotherapie zeigt, daß Hypnotisierbarkeit kein feststehender Faktor, sondern kontextabhängig und individuell unterschiedlich ist. Ein und dieselbe Person kann zu verschiedenen Zeitpunkten in unterschiedlichen Kontexten völlig verschieden reagieren. Abgesehen von der Stärke des aktuellen Leides, der Erwartungshaltung, Neugier und dem Willen zur Verbesserung der Situationen ist dabei verständlicherweise das Zusammenspiel mit dem Therapeuten, das sich in gegenseitiger Wertschätzung und Anerkennung der Kompetenz des anderen spiegelt, von großer Bedeutung.

      Es kann davon ausgegangen werden, daß jeder Mensch hypnotische Zustände kennt und sie auch willentlich oder unwillentlich nach Bedarf einsetzt, was bedeutet, daß er hypnotisierbar ist. Das erklärt, weshalb dem Patienten anfangs dieser veränderte Bewußtseinszustand (ohne tieferen therapeutischen Inhalt) so vertraut vorkommt.

      Erweist sich aber ein Patient als überhaupt nicht hypnotisierbar, bedarf dies der Abklärung. Die Ursache kann neben einer Störung der therapeutischen Beziehung im therapeutischen Setting liegen. Eventuell besteht auch zur Zeit kein Boden für eine therapeutische Intervention, oder der Patient hat einfach keine Lust. Die Ursache kann auch in einer unbewußt gespeicherten, unangenehmen ehemaligen Trancesituation liegen (das „Flashback-Phänomen“), die eine erneute Bereitschaft für Hypnose behindert. So konnte eine Freundin und Kollegin von mir, die Hypnose als Therapie zur Bewältigung der Schmerzen ihrer primär chronischen Polyarthritis wünschte, diesen Zustand nicht erreichen. Längeres Eruieren brachte zutage, daß sie – in Haiti aufgewachsen – unbewußt den Zustand der Hypnose mit den tranceinduzierenden, politischen Indoktrinationen von ‚Papa Doc‘ über Radio und Lautsprecher in Zusammenhang brachte. Bei derartigen Befunden ist

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