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       Intelligenz

       Die Kraft des Geistes

       Herausgeber:

      Michael Schaper

      GEOkompakt

      Die Grundlagen des Wissens

      Gruner + Jahr AG & Co KG, Druck- und Verlagshaus, Am Baumwall 11, 20459 Hamburg

       www.geokompakt.de

      Titelbild: ©Pasieka/SPL/Ag. Focus

       Liebe Leserin, lieber Leser,

      der Erfolg des Menschen beruht maßgeblich auf einer Eigenschaft, in der er jedes andere Lebewesen auf dem Planeten bei Weitem übertrifft: seiner Intelligenz. Kein anderes Geschöpf verfügt auch nur annähernd über einen derart hohen Verstand, einen so ausgeprägten Scharfsinn sowie die Gabe, hochkomplexe Probleme allein kraft seiner Gedanken zu lösen.

      Als unsere Ahnen vor zweieinhalb Millionen Jahren nach und nach größere Gehirne entwickelten, als sie allmählich lernten, in die Zukunft zu planen, und sie schließlich die Gesetze der Natur immer tiefer durchdrangen, begannen sie auch, die Welt um sich herum gezielt zu verändern. Damit erhoben sie sich über viele Zwänge und Unwägbarkeiten der Umwelt – und nahmen gewissermaßen ihre Evolution selbst in die Hand.

      Seither ist der Mensch geradezu getrieben vom Ziel, sich stetig weiterzuentwickeln, seinen Verstand zu nutzen, um sich selbst zu verstehen und die Welt für seine Zwecke zu gestalten.

      Nicht ohne Grund ist es deshalb bis heute vor allem jenes eine Wesensmerkmal, die Intelligenz, die Menschen mehr begehren als jede andere Eigenschaft und die Forscher mit immer neuen Methoden zu entschlüsseln versuchen.

      Psychologen und Sozialwissenschaftler, Informatiker, Biochemiker und Hirnforscher fragen sich etwa, weshalb Menschen überhaupt unterschiedliche Talente besitzen. Warum der eine besonders scharfsinnig ist, der andere hoch musikalisch oder sprachbegabt.

      Und sie versuchen herauszufinden, wie sich kognitive Fähigkeiten erkennen und fördern lassen. Dafür entwerfen Wissenschaftler immer ausgefeiltere Tests zur Vermessung von Intelligenz. Sie suchen nach Genen und Hormonen, die unser Denkvermögen steuern, die uns geistig schnell oder schwerfällig machen. Sie untersuchen, ob sich die neuronalen Schaltkreise von Hochbegabten und Durchschnittsbürgern unterscheiden.

      In dieser eBook-Ausgabe von GEOkompakt präsentieren wir Ihnen unter anderem den neuesten Stand der Forschung zu der Frage, was Intelligenz überhaupt ist, wie sich unterschiedliche Begabungen fördern lassen, inwieweit unsere Gefühle den Verstand beeinflussen – und auf welch erstaunliche Weise sich im reifenden Hirn jene komplexen Strukturen formen, die einen heranwachsenden Menschen seine Umwelt – und sich selbst – immer besser begreifen lassen.

      Michael Schaper Chefredakteur GEOkompakt

       Inhalt

       1. Neuropsychologie

       Was ist Intelligenz?

       Von Ute Eberle

       2. Hirnforschung

       Die Anatomie des Scharfsinns

       Von Martin Paetsch

       3. Kindheit

       Die Geburt der Gedanken

       Von Alexandra Rigos

       4. Gene und Umwelt

       Fördert eine rigide Erziehung den Intellekt?

       Interview mit dem Neurowissenschaftler Gerhard Roth

       5. Geschichte des IQ

       Der vermessene Verstand

       Von Dirk Liesemer

       6. Emotionale Intelligenz

       Von der Klugheit der Gefühle

       Von Ute Eberle

      Neuropsychologie

       Was ist Intelligenz?

       Seit jeher zählt der Verstand zu den stärksten Triebkräften der Gesellschaft: Ohne Scharfsinn hätten unsere Vorfahren keine technischen Innovationen hervorgebracht, wüsste niemand Bescheid über die Gesetze der Physik oder die biochemischen Vorgänge in unserem Körper. Doch noch immer streiten Forscher darüber, was genau sich hinter dem Wesensmerkmal Intelligenz verbirgt, wie es entsteht – und was scharfsinnige von weniger klugen Menschen unterscheidet

       Von Ute Eberle

      Schleimpilze sind denkbar simple Geschöpfe: Sie besitzen weder Kopf noch Glieder, manche bestehen nur aus einer riesigen Zelle und sehen aus wie schmierige Farbkleckse, die über den Waldboden kriechen. Und obwohl sie kein Gehirn haben, ja nicht einmal eine einzige Nervenzelle, scheinen sie dennoch recht komplexe Probleme lösen zu können.

      Das zeigte sich, als der Japaner Toshiyuki Nakagaki einen Schleimpilz in den Eingang eines Labyrinths setzte. An dessen Ausgang platzierte er Haferflocken, ein begehrtes Futter. Wie geschickt sich ein Wesen in diesem Test dabei anstellt, den Weg durch die verzweigten Gänge zu finden, gilt in der Verhaltensbiologie als guter Indikator dafür, wie intelligent es ist.

      Der hirnlose Einzeller meisterte die Aufgabe mit Bravour: Er fand den Weg zu den Haferflocken – und wählte sogar die kürzeste Route.

      Sind Schleimpilze also intelligent? Verfügen sie demnach über eine Eigenschaft, die wir gemeinhin nur bei hoch entwickelten Geschöpfen erwarten? Wohl eher nicht.

      Oder doch?

      Es ist erstaunlich, dass die meisten Menschen diese Frage nicht auf Anhieb beantworten können. Im Alltag denken wir offenbar selten darüber nach, wie Intelligenz definiert wird – was verblüffend ist: Denn kaum ein anderes Wesensmerkmal prägt unser Leben so machtvoll, lenkt unseren Werdegang so entscheidend. Ob ein Mensch für intelligent gehalten wird oder nicht, bestimmt heutzutage in modernen Gesellschaften meist, welche Schule er besuchen darf, ob er studiert, welchen Beruf man ihn ausüben lässt, ob er Karriere macht. Oftmals auch, mit wem er verkehrt, welchen Freundeskreis er aufbaut, welchen Partner er findet.

      Mit anderen Worten: welches Dasein er führt.

      So trafen in den 1920er Jahren Tausende, die wegen der Wirtschaftskrise in die USA emigrieren wollten, auf US-Einwanderungsbeamte, die von den Behörden den Auftrag erhalten hatten, die potenziellen Immigranten auf deren Intelligenz zu prüfen – und jeden, den sie für „zu dumm“ hielten, zurückzuschicken.

      Der

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