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Krippendarstellungen zeigen uns einen nachdenklichen Josef, die Wange in die Hand geschmiegt. Er betrachtet das Geheimnis der Menschwerdung des Gottessohnes und lässt sich im Geist der Kontemplation zu einer Erneuerung seiner Liebe herausfordern. In seinem besonderen Gedenkjahr möge der heilige Josef geistlicher Vater und Wegweiser zur Keuschheit werden, die zur wahren Gottes- wie Selbst- und Nächstenliebe befähigt.

      *Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine für GEIST & LEBEN überarbeitete Fassung des von Bischof Dr. Franz Jung verfassten Gründonnerstagsbriefes 2021, adressiert an die Priester und Diakone des Bistums Würzburg.

      1Papst Franziskus, Apostolisches Schreiben „Patris Corde“ (08.12.2020), Schluss.

      2E. Kürpick, Heimliches Feuer unter der Asche. Gedanken zur Keuschheit, in: GuL 88 (2015), 336–343, hier: 337.

      3Zu einer überblicksartigen Darstellung vgl. die Artikel Keuschheit I–IV, in: TRE 18 (1989), 113–134.

      4Vgl. Papst Franziskus, Nachsynodales Apostolisches SchreibenAmoris Laetitia“ (19.03.2016), Nr. 158–162 zum rechten Verhältnis von Ehe und Jungfräulichkeit.

      5Zur Keuschheit als „Kampfbegriff“ vgl. K. Westerhorstmann, Geordnete Sexualität. Über die Tugend der Keuschheit, in: IMABE 17 (2010), 315–329, hier: 318.

      6Pontifikale. Bd. I: Die Weihe des Bischofs, der Priester und der Diakone (Handausgabe). Freiburg 1994, 168.

      7F.-J. Bormann, Abschied von der Verbotsmoral. Zur Bedeutung eines fähigkeitstheoretischen Ansatzes für die Moraltheologie, in: ThQ 191 (2011), 210–222.

      8E. Fromm, Die Kunst des Liebens. München 1995.

      9Vgl. K. Westerhorstmann, Geordnete Sexualität, 318f. [s. Anm. 5].

      10 Bernhard von Clairvaux, 49. Predigt über das Hohelied, in: ders., Sämtliche Werke. Bd. 6. Innsbruck 1995, 160–171.

      11 Vgl. Papst Franziskus, Apostolisches Schreiben „Patris Corde“ (08.12.2020), Kap. 7, „Vater im Schatten“: „Vater zu sein bedeutet, das Kind an die Erfahrung des Lebens, an die Wirklichkeit heranzuführen. Nicht, um es festzuhalten, nicht, um es einzusperren, nicht, um es zu besitzen, sondern um es zu Entscheidungen, zur Freiheit, zum Aufbruch zu befähigen. Vielleicht aus diesem Grund spricht die Tradition Josef nicht nur als Vater an, sondern fügt hier noch das Wort ‚keusch‘ hinzu. Dies ist nicht eine rein affektive Angabe, sondern drückt eine Haltung aus, die man als das Gegenteil von ‚besitzergreifend‘ bezeichnen könnte. Keuschheit ist die Freiheit von Besitz in allen Lebensbereichen. Nur wenn eine Liebe keusch ist, ist sie wirklich Liebe.“

      12 J. Pieper, Das Viergespann. München 1964, 224.

      13 E. Kürpick, Heimliches Feuer, 339 [s. Anm. 2].

      14 H. Brantzen, Die sieben Säulen des Priestertums. Freiburg i. Br. 2015, 68f.

      15 H.-B. Gerl-Falkovitz weist darauf hin, dass Menschen oft erst innerhalb der Ehe und der treuen Bindung an einen Partner das Ideal der Keuschheit leben lernen. Dies lässt den Begriff der „Josefsehe“ tiefer verstehen, jenseits der Verengung des Begriffs auf sexuelle Abstinenz. Vgl. dies., Frau, Männin, Menschin. Zwischen Feminismus und Gender. Kevelaer 2016, 257. Vgl. auch Papst Franziskus, Amoris Laetitia (2016), Nr. 162 [s. Anm. 4]: „Wer zur Jungfräulichkeit berufen ist, kann in manchen Ehen ein deutliches Zeichen der großherzigen und unerschütterlichen Treue Gottes zu seinem Bund finden, das sein Herz zu einer konkreteren und hingebungsvolleren Verfügbarkeit anspornt.“

      16 F.-J. Baur, Mit der Gnade rechnen?, in: G. Augustin / K. Koch, Priestertum Christi und priesterlicher Dienst. Freiburg i. Br. 2013, 205–226, hier: 216f.

      17 Vgl. W. Schaupp, Der evangelische Rat der Keuschheit (Vortrag 2010, ungedruckt).

      18 Das Zerrbild ist der „blutleere Kirchenbeamte“, der um Himmels willen niemals anecken möchte und aalglatt, aber ebenso profillos und im Letzten unnahbar seinen Dienst verrichtet. Vgl. H. Kügler, „Hände weg“ oder „Revolution der zärtlichen Liebe“? Nähe und Distanz in Beziehungen von Seelsorger(inne)n, in: GuL 88 (2015), 175–185, hier: 179.

      19 W. Lambert, Wovon die Liebe lebt. Würzburg 2011, 74. Vgl. auch die feine Unterscheidung von Papst Franziskus, Patris Corde (2020), Kap. 7, „Vater im Schatten“ [s. Anm. 11]: „Josefs Glück gründet sich nicht auf die Logik der Selbstaufopferung, sondern der Selbsthingabe.“

      20 URL: http://www.vatican.va/content/francesco/en/messages/pont-messages/2017/documents/papa-francesco_20170426_videomessaggio-ted-2017.html (Stand: 01.09.2021).

      21 Vgl. I. Guanzini, Zärtlichkeit – die Schwester der Verletzlichkeit, in: H. Keul / T. Müller, Verwundbar. Würzburg 2020, 112–121, hier: 118ff.

      22 J. Pieper, Das Viergespann, 227 [s. Anm. 12].

      23 Bernhard von Clairvaux, De diligendo deo I.1, in: ders., Sämtliche Werke. Bd. 1. Innsbruck 1990, 75.

      24 Johannes Cassian, Die Heilmittel der acht Hauptlaster. Würzburg 2019, 158, mit dem Zitat des Basilios von Caesarea, der selbstkritisch bemerkte: „Obwohl ich mit keiner Frau schlafe, bin ich nicht jungfräulich.“

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