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Christen und Heiden, 24f.

      9Vgl. a.a.O., 25–28.

      10Weitere frühe Apologeten: Justin (um 155 n.Chr.); Athenagoras (um 177 n.Chr.); zur Geschichte der Apologetik vgl. HANS CONZELMANN, Heiden – Juden – Christen, 258–322.

      11Kerygma Petri 2d; Übersetzung nach MICHAEL FIEDROWICZ, Christen und Heiden, 20.

      12Während in fast allen Entwürfen das Jahr 30 als Beginn des Urchristentums/frühen Christentums gilt, wird der Übergang zur Alten Kirche sehr unterschiedlich bestimmt: HENNING PAULSEN, Zur Wissenschaft vom Urchristentum und der Alten Kirche, 210, schlägt 150–180 n.Chr. vor; GERD LÜDEMANN, Ketzer, 11, votiert für das Ende des 2. Jh.; JÜRGEN BECKER, Das Urchristentum als gegliederte Epoche, 12, nimmt 120/130 n.Chr. an; DIETRICH-ALEX KOCH, Geschichte des Urchristentums, 153–156, plädiert für 150 n.Chr., weil erst hier die durch Apologetik und Gnosis einsetzenden neuen Entwicklungen voll wirksam werden. Gegen eine solche Spätdatierung der Gnosis spricht vor allem Justin, der sehr wahrscheinlich in seiner (verloren gegangenen) Schrift Syntagma bereits um 145 n.Chr. umfassend gnostische Systeme attackierte. Dafür wird man eine gewisse Entstehungs- und Ausbreitungszeit der Gnosis annehmen dürfen und deshalb ihre Entstehung früher ansetzen müssen, z.B. im ersten Drittel des 2. Jh. (s.u. 14.2).

      Das frühe Christentum ist gleichermaßen in die Geschichte des Judentums und der griechisch-römischen Welt eingebunden. Es entstand als eine Bewegung innerhalb des Judentums und entwickelte sich zu einer neuen griechischsprachigen Universalreligion im Römischen Reich. Voraussetzung für diese Entwicklung war der Hellenismus, der ab dem 4. Jh. v.Chr. eine neue Weltkultur schuf, in deren Raum auch das Neue Testament entstand.

      JOHANN GUSTAV DROYSEN, Geschichte des Hellenismus I–III, Darmstadt 1998 (=1836–1843). – MARTIN HENGEL, Judentum und Hellenismus, WUNT 10, Tübingen 21969. – CARL SCHNEIDER, Die Welt des Hellenismus, München 1975. – REINHOLD BICHLER, „Hellenismus“. Geschichte und Probleme eines Epochenbegriffs, Darmstadt 1983. – HANS DIETER BETZ, Art. Hellenismus, TRE 15, Berlin 1986, 19–35. – HANS-JOACHIM GEHRKE, Geschichte des Hellenismus, München 21995. – HELLMUT FLASHAR (Hg.), Die Hellenistische Philosophie, Die Philosophie der Antike 4,1.2, Basel 1994. – HEINZ HEINEN, Geschichte des Hellenismus, München 2003. – HATTO H. SCHMITT/ERNST VOGT (Hg.), Lexikon des Hellenismus, Wiesbaden 2005. – BURKHARD MEISSNER, Hellenismus, Darmstadt 2007.

      Hellenismus als Universalkultur

      Der Ausdruck ‚Hellenismus‘ zur Bezeichnung einer geschichtlichen Epoche wurde von dem Historiker Johann Gustav Droysen (1808–1884) geprägt1. Der Hellenismus (

= die griechische Sprache und Sitte) bezeichnet die mit dem Auftreten Alexanders des Großen (356–323 v.Chr.) einsetzende Ausbreitung der griechischen Sprache, Sitten, Verwaltungsstrukturen, Kunst, Architektur, Literatur, Philosophie und Religion im Nahen und Mittleren Osten; von Mazedonien bis nach Vorderindien, von der Nordküste des Schwarzen Meeres und den Ufern der Donau bis nach Nubien und in die Sahara hinein. Die kulturelle Expansion des Hellenismus gründete sich vor allem auf das als attraktiv empfundene griechische Städtewesen2, das mit seinen zahlreichen Neugründungen, einer imponierenden Architektur, seinen militärischen und wirtschaftlichen Potentialen, aber auch mit seinen offenen Lebensformen den kurzfristigen militärischen Erfolgen Alexanders eine lang anhaltende Wirkung beschied.

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       Der Feldzug Alexanders 334–323 v.Chr.

      Der Hellenismus ging mit dem Aufstieg des Imperium Romanum nicht zu Ende3, sondern sein Einfluss erhielt sich in der gesamten römischen Welt, und er wurde auch weiterhin für den Gang der Geschichte von Bedeutung, denn sowohl Byzanz als auch die Renaissance des Mittelalters sind ohne den Hellenismus nicht zu denken. Das Hauptkennzeichen des Hellenismus ist die beschleunigte Verschmelzung und Durchdringung verschiedener Kulturen, wobei vor allem nationale Kulturen durch das griechische Leben und Denken transformiert wurden, zugleich sich aber das griechische und später das römische Denken für orientalische Einflüsse öffnete4. Die neue Globalkultur löste die bestehenden National- bzw. Regionalkulturen nicht auf, transformierte sie aber zugleich. So entstand ein relativ einheitlicher Kulturraum, der bewusst Eigenheiten und Differenzen zuließ, ohne daran zu zerbrechen.

      Griechisch als allgemeine (= images) Sprache

      Als ein hervorragendes Kennzeichen dieses Prozesses muss die Verbreitung der griechischen Sprache angesehen werden. Die griechische Sprache war z. Zt. des Neuen Testaments die Weltsprache. Vornehmlich Inschriftenfunde zeigen, dass sich im Palästina des 1. Jh. n.Chr. zwei linguae francae überlappten5. Neben Aramäisch war das Koine-Griechisch weit verbreitet, bis in die einfachsten Volksschichten hinab wurde Griechisch gesprochen6. Eine vergleichbare Sprachsituation findet sich in Syrien, auch hier dominierten Aramäisch und Griechisch7. Kleinasien unterlag nach dem Alexander-Zug griechischem Einfluss, so dass Griechisch vollständig das sprachliche Gesicht Kleinasiens im 1. Jh. n.Chr.8 bestimmte. Daneben hielten sich lediglich lokale Dialekte (vgl. z.B. Apg 2,5–11; 14,11). Die sprachliche Situation in Griechenland war eindeutig, demgegenüber lässt sich die Lage in Italien und Rom nur schwer beurteilen. Die gebildeten Römer beherrschten Griechisch ebenso wie die große Zahl von Sklaven, die aus dem Osten des Reiches nach Rom gebracht wurden. Deshalb kann in einem eingeschränkten Sinn auch für Rom mit einer Zweisprachigkeit gerechnet werden9. Alle Autoren ntl. Schriften schreiben Griechisch, besonders Paulus konnte in seiner Mission mit einer Sprache auskommen und mit ihr alle gesellschaftlichen Schichten erreichen. Auch die Sprache der Diaspora-Juden des Mittelmeerraumes war Griechisch. Hier sind neben der Septuaginta und den anderen zahlreichen Schriften des hellenistischen Judentums vor allem Philo und Josephus zu nennen. Philo von Alexandrien bezeichnet Griechisch als ‚unsere Sprache‘10 und Josephus schreibt seine Geschichte des jüdischen Krieges um 78/79 n.Chr. für vorwiegend römische Leser auf Griechisch11.

      Das antike Judentum (s.u. 3.3) ist seit der Diadochenzeit (ab ca. 300 v.Chr.) politisch und kulturell ein Teil des Hellenismus. Dabei war der hellenistische Einfluss in der Diaspora stärker als in Palästina. Dies zeigt sich vor allem in der Literaturproduktion, denn es bildete sich eine jüdisch-hellenistische Literatur heraus12. Hier ist zuallererst die griechische Übersetzung des Alten Testaments zu nennen: die Septuaginta (LXX)13. In der Diaspora verstanden immer weniger Juden Hebräisch, so dass ein großes Bedürfnis entstand, die Heiligen Schriften ins Griechische zu übersetzen; Griechisch wurde die Sprache der Gottesdienste. Die Septuaginta ist kulturgeschichtlich von höchster Bedeutung, denn mit ihr als dem größten Übersetzungswerk der Antike begegnen sich im 3. Jh. v.Chr. (wahrscheinlich ab 250 v.Chr. in Alexandria) der semitische und der griechische Sprachkreis und formen eine eigenständige Überlieferungstradition. Über die hebräische Überlieferung hinaus enthält die Septuaginta neben Ergänzungen und Bearbeitungen neun zusätzliche Bücher (Sapientia Salomonis, Jesus Sirach, Psalmen Salomos, Judith, Tobit, 1–4Makkabäerbuch). Während bei der Septuaginta der griechische Einfluss umstritten ist, ist er bei anderen Autoren offenkundig: Aristobul (Anfang des 2. Jh. v.Chr.), griechischer Jesus Sirach (zwischen 132–117 v.Chr.), Joseph und Asenet (2. Jh. v.Chr.), 4Makkabäerbuch (1./2. Jh. n.Chr.) und natürlich: Philo von Alexandrien (s.u. 3.2.1), der die jüdische Religion mit Hilfe der allegorischen Bibelauslegung und damit auf der Basis platonischer

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