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[…] Spiegelzellen vermitteln uns das, was wir meinen, wenn wir sagen, dass wir das Handeln eines anderen Menschen – intuitiv und ohne langes Nachdenken – verstehen.“ (Bauer 2009, 52f.)

      Spiegelneurone sind die neurobiologische Basis für das Lernen am Modell.

      „Spiegelzellen vermitteln zweierlei:

      –Indem sie in uns in Resonanz gehen, informieren sie uns mit einem in uns ausgelösten Gefühl (mit einer Intuition) über das, was sich in anderen Menschen abspielt.

      –Zusätzlich haben Spiegelzellen aber auch die Tendenz, uns anzustecken. Sie können uns mit der Stimmung eines Anderen infizieren (z.B. mit Lachen, guter Laune oder mit Gähnen).“ (Bauer 2009, 112)

      Letztes Ziel der Spiegelung ist, dass Menschen in dem Spiegelbild nach einer Auskunft über sich selbst suchen.

      Beziehungen

      3.Beziehungen: Alles Lehren und Lernen bedeutet Beziehungsgestaltung. Wer andere zu kompetenten, starken und selbstbewussten Persönlichkeiten erziehen bzw. anleiten, unterstützen will, muss in Beziehungen denken und in Beziehungsfähigkeit investieren.

      „Obwohl wir täglich, ja fast fortwährend in Beziehungen leben, wird selten reflektiert, was eine Beziehung eigentlich ausmacht, d.h. was in den jeweils Beteiligten dabei eigentlich vor sich geht und welche Stellschrauben uns zur Verfügung stehen, um das Beziehungsgeschehen zu beeinflussen.“ (Hüther 2009, 111)

      Für eine Pädagogik fordert Hüther daher:

      „Worum es geht, ist eine andere Kultur in unseren Schulen, eine andere Beziehungskultur der Wertschätzung, Ermutigung und der Unterstützung, in der Vertrauen wachsen kann und Kinder und Jugendliche in die Lage versetzt werden, hochkomplexe Muster in ihren Gehirnen aufzubauen. Eine zweite Ebene, auf der sich etwas ändern muss, ist die Lernkultur in unseren Schulen […]. Die dritte Ebene ist die Erziehungskultur. Wir müssen begreifen, dass die Vermittlung von Kompetenzen wichtiger ist als Vermittlung von Wissen. Wir brauchen als Lehrer starke Persönlichkeiten und keine Fachidioten.“ (Hüther 2009, 205f.)

      Motivation

      4.Motivation: Ein weiteres verblüffendes Ergebnis fand die Hirnforschung heraus:

      „Was die Motivationssysteme des menschlichen Gehirns aktiviert, ist die Beachtung, das Interesse, die Zuwendung und die Sympathie anderer Menschen; was sie inaktiviert, ist soziale Ausgrenzung und Isolation. […] Die stärkste Motivationsdroge für den Menschen ist der andere Mensch! Dies bedeutet: Es gibt keine Motivation ohne zwischenmenschliche Beziehung. Menschen sind in ihren zentralen Motivationen auf soziale Akzeptanz hin orientierte Wesen.“ (Bauer 2009, 110)

      Interessant sind diese Ergebnisse in Bezug auf soziale Ausgrenzung und Demütigung.

      „Sie beschränken sich nämlich nicht nur auf eine biologische Lähmung des Motivationssystems. Neuere Untersuchungen zeigen, dass Ausgrenzung aus der Sicht des Gehirns ähnlich wahrgenommen wird wie absichtsvoll zugefügter körperlicher Schmerz. Da zugefügter körperlicher Schmerz ein potenter Auslöser von Aggression ist, wird verständlich, warum auch soziale Ausgrenzung bzw. Bindungslosigkeit aggressives Verhalten begünstigt. Das Gehirn macht keine bzw. kaum eine Unterscheidung zwischen körperlichen und psychischem Schmerz und beantwortet daher beides mit Aggression.“ (Bauer 2009, 111)

Da das Gehirn ein Sozialorgan ist, ist es auf Beziehungen angewiesen. Beziehungsarbeit ist daher das Kerngeschäft des Lehrenden.images

      Gefühle

      5.Gefühle: Lernen bedeutet nicht passive Wissensaufnahme (Nürnberger Trichter), das Wissen entsteht im Netzwerk des Gehirns selbst. Lernen ist immer mit Emotionen verknüpft. Dabei spielt das limbische System eine bedeutende Rolle. Es besteht aus den Hirnteilen Großhirnrinde, Hippocampus, Amygdala, Mesolimbisches System und Neuromodulatorisches System. Die wichtigste Rolle in diesem System spielt die Amygdala, der Mandelkern.

      „Die gesamten limbischen Zentren bilden das zentrale Bewertungssystem unseres Gehirns. Dieses System bewertet alles, was durch uns und mit uns geschieht danach, ob es gut/vorteilhaft/lustvoll war und entsprechend wiederholt werden sollte, oder schlecht/nachteilig/schmerzhaft und entsprechend zu meiden ist. Es legt diese Bewertung im emotionalen Erfahrungsgedächtnis nieder, das weitgehend unbewusst arbeitet. In jeder Situation wird vom limbischen System geprüft, ob diese Situation bereits bekannt ist bzw. einer früheren sehr ähnelt, und welche Erfahrung wir damit gemacht haben.“ (Roth 2009, 61)

      Das limbische System versteht sich praktisch als Türöffner für Lernprozesse und Leistungen.

      Was Menschen umtreibt, sind nicht Fakten und Daten, sondern Gefühle.

      „Die lange Zeit aufrechterhaltene und bis heute vorgenommene Trennung zwischen Gehirnentwicklung und der Entwicklung des Verhaltens, Denkens und Fühlens, ja selbst des Gedächtnisses hat sich inzwischen als schwerwiegender Irrtum erwiesen.“ (Hüther 2009, 45)

      Vertrauen

      6.Vertrauen: Beim Lernen spielen Gefühle eine entscheidende Rolle. Wichtige Voraussetzung für die Lernlust ist, dass Personen Vertrauen aufbauen und entwickelt haben.

      „Nichts ist in der Lage, das Durcheinander im Kopf besser aufzulösen und die zum Lernen erforderliche Offenheit und innere Ruhe wieder herzustellen, als dieses Gefühl von Vertrauen. […] Vertrauen ist das Fundament, auf dem alle unsere Entwicklungs- und Sozialisationsprozesse aufgebaut werden.“ (Hüther 2009, 46)

      „Kann eine Person dieses Vertrauen nicht aufbauen bzw. nicht erfahren, entsteht Angst, im Gehirn breitet sich Unruhe und Erregung aus. Es kann nichts Neues hinzulernen. Laut Statistik gehen 40 Prozent der Schüler mit Angst in die Schule. Angst führt dazu, dass unspezifische Erregungsmuster im Gehirn aufgebaut werden und sich ausbreiten. Das einzige, was dagegen hilft, ist Vertrauen. Kinder müssen deshalb Gelegenheit bekommen, Vertrauen zu entwickeln zu sich selbst, aber auch zu anderen.“ (Hüther 2009, 205)

      „Das Heil der Welt liegt nicht in neuen Maßnahmen, sondern in einer anderen Gesinnung.“ (Albert Schweizer; In Hüther 2009, 199)

      „Wir können unsere Probleme nicht mit den gleichen Maßnahmen lösen, mit denen wir sie verursacht haben.“ (Albert Einstein; In: Hüther 2009, 199)

      „Intelligenz ist zum großen Teil angeboren, Expertenwissen kann man sich durch Pauken aneignen. Klug wird man aber nur durch hochgradige Vernetzung des eigenen Wissens.“ (Roth 2009, 67)

      Für das Lernen sind aus neurobiologischer Sicht vor allem zwei Faktoren entscheidend:

      1.positive, fördernde Beziehungen und

      2.Ausstrahlung, Persönlichkeit des Lehrenden.

      Glaubhaftigkeit

      Zu Beginn einer Begegnung, eines Gespräches, einer Interaktion wird vom Gehirn in wenigen Sekunden unbewusst die Glaubhaftigkeit des Gegenübers eingeschätzt. Dies geschieht über die Analyse des Gesichtsausdruckes (Augen, Mundwinkel), Tönung der Stimme, Körperhaltung sowie unbewusst wahrgenommener emotional gesteuerter Körpergeruch, der Furcht und Unsicherheit vermittelt.

      „Beim Lernen ist dies genauso. Schüler stellen schnell […] unbewusst fest, ob der Lehrer motiviert ist, seinen Stoff beherrscht und sich mit dem Gesagten auch identifiziert. […] Wenn also ein in vielen Jahren des Lehrerdaseins ermüdeter, unmotivierter Lehrer Wissensinhalte vorträgt, von denen er selbst nicht weiß, ob sie überhaupt noch zutreffen, so ist dies in den Gehirnen der Schüler die direkte Aufforderung zum Weghören.“ (Roth 2009, 62)

Die wichtigste Forderung an PädagogInnen/SozialarbeiterInnen lautet daher: Persönlichkeit, Vorbild sein!images

      Bauer fordert deshalb: sehen und gesehen werden.

      „Um gesehen zu werden und als Vorbild Ausstrahlung zu bewirken, müssen sich Lehrkräfte sehen lassen,

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