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Didaktik /Methodik Sozialer Arbeit. Johannes Schilling
Читать онлайн.Название Didaktik /Methodik Sozialer Arbeit
Год выпуска 0
isbn 9783846387825
Автор произведения Johannes Schilling
Жанр Документальная литература
Серия Studienbücher für soziale Berufe
Издательство Bookwire
6.Perspektivenvielfalt,
7.Kontextorientierung,
8.Zirkularität,
9.Praktikabilität und
10.Zerstörung (Reich 2012).
Reflexionsschema
Für die Praxisgestaltung entwickelt Lindemann ein Reflexionsschema, das man auch als Bedingungsanalyse bezeichnen kann. Dieses Reflexionsschema enthält sechs Faktoren:
1.personenbezogene Faktoren (aller Beteiligten),
2.inhaltliche Faktoren,
3.räumliche Faktoren,
4.materielle Faktoren,
5.zeitliche Faktoren und
6.soziale Faktoren (Lindemann 2006).
3.1.4 Zusammenfassung: Anregung für eine Didaktik Sozialer Arbeit
Nachdem Sie die kurzen Ausführungen über den Konstruktivismus gelesen haben, stellt sich die Frage: Was kann eine Didaktik Sozialer Arbeit daraus lernen? Welche Gedanken sind Ihnen gekommen?
Die wichtigste Aussage der konstruktivistischen Didaktik kann man in einem Kernsatz zusammenfassen: Konstruktivistische Didaktik ist vor allem eine Beziehungsdidaktik und Lerndidaktik.
Folgende Anregungen kann eine Didaktik Sozialer Arbeit von der konstruktivistischen Didaktik übernehmen:
1.Es gibt keine Realität, sondern nur Wirklichkeiten.
2.Wissen hat nicht den Zweck, Realität abzubilden, sondern gangbare Wege für effektives Handeln zu ermöglichen.
3.Generelles Ziel einer Pädagogik ist es, Menschen bei der Wirklichkeitskonstruktion zu unterstützen, die ihnen einen gangbaren Umgang mit anderen Menschen ermöglicht.
4.Konstruktivistische Didaktik ist stets eine Beziehungs- und Lernerdidaktik. Es geht nicht nur um Inhalte, Beziehungen müssen gleichwertig mitbedacht werden.
5.Die Rolle des Lehrenden muss neu definiert werden. SozialarbeiterInnen sind im Verständnis einer konstruktivistischen Didaktik Coach, Lernprozessbegleiter, Lernberater, Provokateur, Moderator mit entsprechenden Kompetenzen der Gesprächsführung, Kooperation, Konfliktklärung, Dokumentation und Evaluation. Visionen und Kreativität sind zu fördern.
6.Eine Didaktik Sozialer Arbeit hat aufgrund ihrer besonderen Arbeitsfelder und Aufgaben in unserer Gesellschaft beste Chancen, Teile des konstruktivistischen Gedankengutes umzusetzen.
3.2 Neurowissenschaftliche Theorie-Ansätze einer Didaktik nach Herrmann (1950), Roth (1942) u.a.
3.2.1 Forschungsergebnisse
Neurobiologie! Können Sie sich vorstellen, dass diese Wissenschaft wichtige Ergebnisse für eine Didaktik liefern kann?
Zunächst müssen wir auch hier feststellen, dass es erstens keine einheitliche Neurodidaktik gibt und zweitens, dass auch keine didaktische Theorie der Neurobiologie vorliegt. Vielmehr möchte die Neurodidaktik aber durchaus sehr bedeutsame, wissenschaftliche Informationen für pädagogisches Lehren und Lernen einbringen. Insofern ist der Titel „Neurodidaktik“ etwas irritierend, besser wäre es, man würde von neurobiologischen Forschungsergebnissen für eine Didaktik sprechen.
Im Folgenden will ich die neurobiologischen Forschungsergebnisse von Herrmann, Roth u.a. vorstellen und überlegen, welche Anregungen sie für ein didaktisches Modell Sozialer Arbeit bieten.
Gerhard Roth, ein bedeutender Hirnforscher, leitet seine Darstellungen der Ergebnisse aus der Hirnforschung folgendermaßen ein:
„Dass Lehren und Lernen schwierig sind und häufig zu Misserfolgen führen, weiß jeder. Warum dies so ist, darüber gehen die Ansichten weit auseinander. […] Für die einen sind es die unfähigen und unwilligen Lehrer, für die anderen die ebenso unwilligen Schüler oder die sich aus jeder Verantwortung ziehenden Eltern, und für alle sind es in jedem Fall die Bildungspolitiker. Ich möchte mich hier nicht in die lange Schlange der Kritiker einreihen. Vielmehr möchte ich im Folgenden zeigen, dass Lehren und Lernen aus inhärenten Gründen grundsätzlich schwierig sind. Ich will dies aufgrund der neuen Erkenntnisse der Kognitions- und Emotionspsychologie und der Hirnforschung tun. Ich möchte eines – dreimal unterstrichen – betonen: Nichts von dem, was ich sagen werde, ist einem guten Pädagogen inhaltlich neu. Der Fortschritt besteht vielmehr darin zu zeigen, warum das funktioniert, was ein guter Pädagoge tut, und das nicht, was ein schlechter tut.“ (Roth 2009, 58)
Obwohl die Neurowissenschaft am Anfang ihrer Forschungen steht, haben Untersuchungen, vor allem durch bildgebende Verfahren, mit denen man dem Gehirn sozusagen beim Denken und Lernen zusehen kann, seit ca. 1995 zu Entdeckungen und Einsichten geführt, die das Verständnis vom Funktionieren des Gehirns grundlegend verändert haben. Im Folgenden sollen einige Ergebnisse der Hirnforschung ausgewählt und vorgestellt werden:
allgemeine Forschungsergebnisse
1.Allgemeine Forschungsergebnisse: Grundsätzlich sind folgende Erkenntnisse über unser Gehirn und dessen Arbeit festzuhalten: Das Gehirn
–lernt immer, aber auf seine individuelle Weise.
–ist kein Datenspeicher, sondern ein Datengenerator.
–lernt am besten unter leichter Anspannung, leichtem Stress.
–ist neugierig.
–ist ein soziales Organ und sucht die Kooperation.
–und seine neuronalen Netze müssen durch häufigen Gebrauch stabilisiert werden.
–wird nicht durch Auswendiglernen von Sachverhalten, sondern durch Lösen von Problemen optimiert.
–ist rastlos. Es sucht nach Anregungen, Abwechslung. Es ist lernsüchtig.
–sucht nach Belohnung, Erfolg.
–kann in seiner Leistungsfähigkeit kaum überfordert werden, die Gefahr liegt eher in einer Unterforderung (Braun 2009).
Nach dieser allgemeinen Auflistung von Funktionen unseres Gehirns sollen im Folgenden einige besonders wichtige Funktionssysteme vorgestellt werden.
Spiegelneuronen
2.Spiegelneurone: Die Neurobiologie von intuitivem Verstehen und Empathie, diese vielleicht letzte große Frage der Hirnforschung, scheint vor ihrer Aufklärung zu stehen. Grund ist die Entdeckung der sogenannten Spiegel-Nervenzellen, die Anfang der 1990er Jahre entdeckt wurden (Bauer 2009). Sie ist in ihrer Bedeutung vergleichbar mit der Entdeckung der DNA.
„Die Spiegel-Nervenzellen versorgen uns durch ihre stille Mit-Reaktion mit einem inneren Wissen über die Bedeutung der Handlung, die wir beobachten. Dieses innere Wissen ist intuitiv, es stellt sich von alleine in uns ein. Wir müssen nichts tun, um die Spiegelneuronen in Aktion zu setzen, sie werden von alleine aktiv. Die Spiegelneurone lassen uns aber nicht nur jene Teilabschnitte einer Handlung verstehen, die wir eins zu eins beobachten konnten. Sie lassen uns vielmehr auch dann, wenn wir nur den Anfang einer Handlung sehen konnten, erahnen, was im nächsten Moment kommen wird. Warum ist das so? Motorische Nervenzell-Netzwerke kodieren nicht nur den Plan einer bestimmten Handlung, sondern auch die erwartbare Gesamtsequenz dieser Handlung. Wenn motorische Spiegelneurone beim Beobachten einer Handlung mitreagieren, dann tun sie dies, sobald aufgrund der Beobachtung ein hinreichender Anfangsverdacht vorliegt, worauf eine begonnene beobachtete Aktion hinauslaufen wird. Da sie den Plan für den gesamten Ablauf einer Handlung gespeichert haben, vermitteln Spiegelzellen dem Beobachter also einen vorausschauenden Eindruck davon, was das Ergebnis einer beobachteten Handlung sein wird. Spiegelneurone fahren im miterlebenden Beobachter