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sondern insbesondere in Heimatfilmen sogar als ein heiter romantischer, gar lieblicher Ort empfunden wird. So unterschiedlich diese Wahrnehmungen auch sind, gelten die beiden Naturräume Moor und Heide heutzutage vor allem als Landschaften von hohem Reiz – für Wissenschaftler ebenso wie für interessierte Spaziergänger.

      Diesen Reiz können Sie am besten spüren, wenn Sie ein Moor oder Heidegebiet besuchen und sich auf diese einzigartigen Lebensräume einlassen: So gegensätzlich das ständig feuchte Moor und die trocken-karge Heide auch sind, sie beide bieten Beobachtungs- und Erlebnismöglichkeiten der Spitzenklasse. Weil man Moor und Heide nicht täglich vor Augen hat, erscheint dort alles auf den ersten Blick hin einigermaßen gewöhnlich. Die Besonderheiten, die auffälligen wie die kleinen verborgenen Dinge, entdecken Sie durch aktive Wahrnehmung. Dabei möchte Ihnen dieses Buch helfen. Es spürt ungewöhnliche Sachverhalte auf, erklärt Ihnen Zusammenhänge, erzählt Geschichten und lädt zum Erkunden ein.

      Und weil die Natur nichts Statisches ist, sondern das Resultat von Vernetzungen und gegenseitigen Abhängigkeiten, und weil das Erkunden ja auch Spaß machen soll, finden Sie überall Verweise auf andere, verwandte Themen im Buch sowie auf Geräusche, Filme und zusätzliche Bilder auf der Website www.naturerleben.net. Zahlreiche Heidevögel lassen sich leichter anhand ihrer Stimme als an ihrem Äußeren unterscheiden – prägen Sie sich die entsprechenden Tonspuren ein. Oder schauen Sie sich den Film über das Leben im Moorboden an. Wenn Sie eigene Beobachtungen oder Fotos mit anderen teilen möchten, können Sie dies dank unserer Partnerschaft mit www.naturgucker.net auch ganz einfach auf unserer Website tun.

      Ab all dem Kreuz und Quer und Hin und Her zwischen Buchkapiteln und Website soll auch etwas hängen bleiben – mit den Quizfragen können Sie locker prüfen, wie viele Geheimnisse Sie schon gelüftet haben. Seit November 2011 gibt es noch eine weitere Dimension zu entdecken: Mit der iPhone-App zur Buchreihe können zum Beispiel die häufigsten Tier- und Pflanzenarten im Moor und auf der Heide bestimmt und das Auge und die Ohren durch die Beantwortung der Quizfragen für die Natur geschärft werden. Viel Spaß beim Beobachten, Entdecken und Erleben der Natur wünschen die Autorin, der Autor und Ihr Haupt Verlag!

       Film

       Tonspur

       Fotos

      Vorbereitung auf den Moor- und Heideausflug

      Moor und Heide sind Lebensräume, die heutzutage bei uns fast verschwunden sind. Sie offenbaren ihre eher raue Schönheit und erstaunliche Vielfalt oft erst auf den zweiten Blick. Da gerade dort spezialisierte Arten vorkommen, die es sonst in keinem anderen Lebensraum gibt, versteht sich ein stets achtsamer und respektvoller Umgang mit den Pflanzen und Tieren von selbst. Schließlich sind Sie «nur» Gast in deren Lebensumfeld.

       Tiere

      Halten Sie sich von brütenden Vögeln fern. Scheuchen Sie keine Tiere auf. Lassen Sie Insekten, Spinnen und andere Bewohner von Moor und Heide, die Sie aus der Nähe betrachtet haben, dort wieder wohlbehalten frei, an der Sie sie aufgenommen haben.

       Pflanzen

      Um Pflanzen näher zu betrachten oder zu bestimmen, müssen Sie sie nicht ausreißen. Belassen Sie sie besser am Wuchsort, denn Pflanzen bieten Tieren Nahrung, Schutz, Unterschlupf, Brut- und Nistmöglichkeiten. Gerade in Moor und Heide kommen zahlreiche seltene Pflanzenarten vor, die unter Artenschutz stehen.

       Abfälle

      Bitte nehmen Sie Ihre Abfälle wieder mit und hinterlassen Sie diese nicht in der Natur. Flaschen, Dosen und anderer Müll wurden schon für viele Tiere zu tödlichen Fallen. Müll gehört in den Abfalleimer!

       Hunde

      Halten Sie sich unbedingt an die Leinenpflicht in Naturschutzgebieten: Ein einziger frei laufender Hund kann beispielsweise dazu führen, dass Kiebitze einen angestammten Brutplatz nicht mehr aufsuchen – fatal in unserer eh schon verarmten Natur, in der die Lebensräume für Pflanzen und Tiere immer kleiner werden. Auch darf Ihr Hund keine Tiere aufscheuchen oder Ruhe, Brut und Jungenaufzucht stören. Sind Jung- und Wildtiere in der Nähe, sollten Sie Ihren Hund stets an die Leine nehmen.

       Ausrüstungsliste

      Auch ohne besondere Ausrüstung können Sie im Moor und auf der Heide Pflanzen und Tieren erkunden und beobachten – aber mit ein paar Hilfsmitteln entdecken Sie einfach mehr. Dann kommt beim Erkunden der Natur erst richtig Freude auf!

das wichtigste Utensil: Fernglas
Kamera (evtl. wasserdicht)
evtl. MP3-Player zum Aufnehmen von Lauten
Hand- oder Becherlupe
Pflanzen- und Tierbestimmungsbücher
Notizbuch und Schreibzeug
Taschenmesser
wettertaugliche Kleidung, Schuhwerk und Sonnenschutz
Reiseapotheke mit Pflaster und Desinfektionsmittel (für kleine Malheurchen)
Zwischenmahlzeit und Getränk

      Moor im Nebel

      Erlebnisräume Moor und Heide

      Selbst auf dem einigermaßen festen Weg gurgelt und schmatzt der Boden unter jedem Schritt und Tritt. Dichte Nebelschwaden umfassen die wie verkrüppelt aussehenden Moorbirken und -kiefern nur schemenhaft. Unwirsch fahren die weit ausladenden Äste der Kiefern dem einsamen Wanderer ins Gesicht, während ihre knorrigen Wurzeln heimtückisch nach seinen Füßen hangeln. Die kurzen, altersschwach geneigten Stämme der Weiden mit den vielen zurückfaulenden Astlöchern schneiden fürchterliche Grimassen. Was war das doch vorhin für ein seltsam knackendes Geräusch? Huschte nicht eben ein düsterer Schatten hinter ein Gebüsch? Woher kam gerade der lang gezogene Klagelaut?

       «Birken be(ob)achten»

      Wahrhaftig – das Moor liefert wirkungsvoll die perfekte Kulisse für ziemlich ungute Gefühle und Gänsehaut. Den meisten Menschen erscheint das Moor auch heute noch unheimlich, hierher geht man höchst unfreiwillig.

      Stimmungsvolle Niederungsmoorlandschaft

       Lebensraum mit Rufmord

      Der schlechte Ruf von Mooren ist die späte Folge von Märchen und Mythen, die wir schon seit frühester Kindheit kennen. Auch viele literarische Darstellungen prägen unser Bild vom Moor – man denke da zum Beispiel an die unheimliche Szenerie, in der Sir Arthur Conan Doyles «Der Hund von Baskerville» durch die nächtliche Einsamkeit hechelt, oder an die gespenstischen Vorgänge in der finsteren Ballade «Der Knabe im Moor» von Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848): «O, schaurig ist’s, übers Moor zu gehen», heißt es gleich in der ersten Zeile. Und in der letzten Zeile setzt sie sicherheitshalber gleich noch eins drauf: «O schaurig war’s in der Heide». – Von der Heide war zwar vorher nirgendwo in der Ballade die Rede, aber sicherheitshalber bekommt auch dieser Lebensraum einen Seitenhieb ab.

      

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