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– es sicherte so das Überleben.

       SEELENFUNKE

       ENTDECKE DAS FEUER IN DIR

      Entzünde von Zeit zu Zeit in sicherem Rahmen ein Feuer. Im Flammenspiel eines Kaminfeuers können Alltagssorgen verblassen; genieße bei Kerzenschein ein romantisches Essen oder eine beruhigende Meditation; schaffe Raum für eine Pause durch ein Räucherritual, oder spüre die Urkraft der Natur am Lagerfeuer. Entdecke so das Feuer in dir, und genieße den Duft unterschiedlicher Zweige und Hölzer, die du ins Feuer gibst. Es verwandelt, nährt und wärmt. Es führt dich zu deinem Innersten – zu deinem Seelenfeuer.

      Die sensiblen Nasen der Frühmenschen warnten vor Wetterwechsel, wilden Tieren oder unverträglicher Nahrung – bis heute dient der Geruchssinn als Warnsinn. Jede Pflanze musste auf Genießbarkeit erprobt werden, und es wurden dabei auch die aromatischen Hölzer, Harze, Wurzeln und Kräuter entdeckt. Der Duft der Pflanzen wurde eingeatmet, in der Erinnerung abgespeichert und, wie alle Düfte, mit unserer archetypischen Bilder- und Gefühlswelt verknüpft. Man kannte den Geruch seiner Höhle – und konnte ihn nun selbst gestalten und verändern. Paläontologische Forschungen zeigen, dass in der Zeit der Neandertaler, zwischen 90.000 und 35.000 v. Chr., bereits Räucherrituale bekannt waren.

       SEELENFUNKE

       EIN SICHERES ZUHAUSE

      Probiere beim Räuchern, wie es in den Behausungen der frühen Menschen duftete: nach schützendem Wacholderholz, erfrischendem Tannenharz, stärkender Kiefernrinde oder mutmachenden Lärchennadeln.

      Und wenn du das nächste Mal dein Zuhause betrittst: Wie nimmst du den »Duft deiner Höhle« wahr?

      Wie riecht dein Zuhause?

      Die Fertigkeiten der Menschen im Kampf ums Überleben nahmen zu. Sie hüteten das Feuer, entwickelten Werkzeuge, Kleidung aus Tierfellen und sammelten Wissen um die Nutzung von Pflanzen. Langsam wurden unsere Vorfahren sesshaft. Das Räuchern entwickelte sich, ähnlich wie die verfeinerte Zubereitung der Nahrung, weg von Einzelstoffen hin zu balsamischen Duftmischungen. Der Mensch verehrte mit Ritualen und Düften die Verbindung zwischen der sichtbaren Natur und den unsichtbaren Götterwelten. Von etwa 7200 v. Chr. stammen Funde von »Räucherkuchen« aus der Region des heutigen Dänemarks und Schwedens. Schamanen versetzten sich mit halluzinogenen und psychoaktiven Pflanzen wie Alraune, Bilsenkraut oder Stechapfel in Trance und visionäre Zustände.

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       REISE ZU DIR SELBST

      Jede Räucherung öffnet die Tore für innere Erfahrungen. Es ist unnötig, sie mit halluzinogenen Pflanzen aufzureißen. Schließe bei jeder Räucherung die Augen, richte die Aufmerksamkeit auf den Punkt zwischen deinen Augenbrauen (dort befindet sich das dritte Auge), und stelle dir vor, wie sich eine Tür öffnet und deine Reise nach innen beginnt!

      Die ersten Nordeuropäer beobachteten den Lauf von Sonne und Mond bei Externsteinen und Felsheiligtümern, errichteten als Erste Kalender-Steinkreise, und Dolmenreihen, und Kult- und Opferstätten entstanden – überall dort ging Rauch auf. Pflanzen wurden nicht als bloße Träger von Wirkstoffen gesehen, sondern galten als beseelte Wesen mit heilenden und heiligen Kräften. Alles in der Natur war von Elementarwesen belebt: die Bäume und Blumen von Elfen und Gnomen, die Steine und Berge von Zwergen und Riesen, die Gewässer von Nixen und Wassermännern, die Luft von Sylphen, das Feuer von Drachen und Salamandern. Druiden waren die alten Weisen, denen wir unsere traditionellen Feste zu Ehren von Sonne, Mond und Erde verdanken. Als heilige Pflanzen galten die Mistel und die Eiche, beliebt waren auch Alantwurzel, Beifuß- und Johanniskraut.

       SEELENFUNKE

       NUTZE DIE KRAFT DER BÄUME

      Nimm Platz bei einer Eiche oder unter einem Baum mit einer Mistel. Räuchere getrocknete Eichenrinde oder die Blätter der Mistel, und tauche in die Welt der Druiden ein. Vielleicht begegnet dir eines der Elementarwesen, versteckt in einer knorrigen Wurzel, in den vorüberziehenden Wolken oder in den Wellen eines Baches.

      War es vielleicht sogar der balsamische Duft heiliger Hölzer und Harze, der den Geist des Menschen für Schrift, Städtebau, Politik, Handel, Kunst, Wissenschaft, Kultur und Religion öffnete? Die größten Tempel der Menschheit wurden seit ca. 4000 v. Chr. dort gebaut, wo auch die wertvollsten Duftstoffe der Welt herkommen. Die Räucherstoffe der Hochkulturen wurden meist zu kostbaren Mischungen, wie zum ägyptischen Kyphi, verarbeitet und in großen Mengen den Göttern geopfert. Die kostbaren Mischungen dienten der Erbauung der Priester und Pharaonen – die kraftvollen Harze der Gesunderhaltung, Beruhigung und dem Erstarken des Volkes. Weihrauch ist der Sammelbegriff für die Harze tropischer und subtropischer Balsambaumgewächse (Burseraceae). Der klebrige Saft wurde und wird durch das Einritzen der kostbaren Bäume gewonnen. Den uns vertrauten Weihrauchgeruch liefert der Weihrauchstrauch (Boswellia sacra) aus den kargen Gebieten Afrikas, Arabiens und Indiens.

      Einige der bekanntesten Räucherstoffe der Tempelbauer: Ägypten – Welt der Pharaonen:

      Weihrauch, Myrrhe, Opoponax

       Mesopotamien – versunkener Garten Eden:

      Zeder, Zistrose, Galbanum

       Arabien – Zauber des Orients:

      Weihrauch, Myrrhe, Rose, Styrax

       Indien – Paradies der Gewürze:

      Sandelholz, Dammarharz, Zimt, Nelke

       Südamerika – Inkas, Mayas und Azteken:

      Copalharz, Palo Santo, Tonkabohne, Eukalyptus

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       BAU DIR EINEN TEMPEL

      Wähle einen Duft der Tempelbauer einer Kultur, die dich besonders anzieht. Räuchere ihn in Stille während eines Gebetes oder einer Meditation.

      Genieße die heilige, heilsame Zeit, und mache damit einen Stuhl, eine schöne Ecke, einen Meditationsplatz in deinem Zuhause zu deinem persönlichen Tempel.

      Weit im Osten gelegen blieb Japan für uns lange Zeit unentdeckt und somit auch seine Räuchertradition. Erst etwa Mitte des 6. Jahrhunderts kam das Räuchern von China nach Japan, und im japanischen Zen-Buddhismus entwickelte sich die wohl detailreichste und feinste Art des Räucherns: die Kunst des sogenannten »Koh-Doh« (»der Weg des Duftes«), bei dem man sich über den Geruchssinn bewusst und meditativ ins Hier und Jetzt versenkt.

      Japanische Räucherstoffe: Sandelholz, Elemi, Jasmin

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       SPIEL MIT DEM RAUCH

      Nimm dir Zeit für ein kreatives Duftspiel nach japanischer Art: Reiche einen Räucherduft in eine Runde aus Familienmitgliedern oder Freunden. Ein Spieler beginnt eine Geschichte mit einem bildreichen Satz, zu dem ihn der Duft inspiriert. Der nächste setzt die Geschichte fort, und so geht es weiter und weiter …

      Viele Völker

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