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zukommen sahen und glaubten, es sollte ihnen gelten, entflohen eilends und stürzten sich ins Meer, und mit ihnen auch Einige der Unsrigen, und wer nicht schwimmen konnte, ertrank. Was meint ihr wol, wofür diese sich fürchteten? Zu Leide gethan hatten sie uns doch nichts, sie besorgten also, es möchte uns gleich den Hunden eine Art von Wuth befallen haben. Wenn das so fortgeht, so gebt Acht, in welchen Zustand das Heer gerathen wird. Krieg anzufangen oder Frieden zu schließen, wird dann nicht mehr das Werk eurer gemeinschaftlichen Beschlüsse sein, sondern Einer, dem es einfällt, wird die Armee nach eigenem Gutdünken führen, wohin er will. Wenn die Gesandten zu uns kommen, entweder um Frieden zu bitten oder in einer andern Angelegenheit, so werden Leute, denen dies gerade beliebt, durch die Ermordung derselben uns die Gelegenheit rauben, ihre Anträge zu vernehmen. Ferner werden diejenigen Befehlshaber, die ihr durch gemeinschaftliche Beschlüsse wählt, gar kein Ansehen haben. Wer sich aber selbst zum Anführer bestimmt und sich einfallen läßt, schlagt zu! schlagt zu! zu rufen, der wird Macht genug besitzen, nach Willkür sowol einen Befehlshaber als einen Gemeinen unter euch ohne Verhör zu tödten, wenn er sich nur Helfershelfer zu verschaffen weiß, wie wir eben erst gesehen haben. Laßt uns aber einmal sehen, was diese selbstgewählten Anführer auch angerichtet haben. Wenn der Marktaufseher Zelarch auch Unrecht that, so ist er nun abgesegelt, ohne dafür bestraft worden zu sein, ist er aber unschuldig, so entfloh er vom Heere aus Furcht, um nicht ohne Urtheil und Recht sein Leben einzubüßen. Die Steiniger der Gesandten haben es nun dahin gebracht, daß wir allein unter den Griechen nicht mit Sicherheit nach Cerasus gehen können, außer mit bewaffneter Macht. Die Gebliebenen, deren Auslieferung zum Begräbnisse uns von ihren Besiegern selbst vorher angeboten wurde, können wir nun, so viel haben sie bewirkt, auch nicht einmal mehr durch einen Herold ohne Gefahr abholen, denn wer wird als Herold hingehen wollen, wenn er selbst Herolde erschlagen hat? Deshalb haben wir auch die Cerasuntier ersucht, jene zu begraben. Ob dies Alles nun so schicklich und recht ist, darüber erklärt euch jetzt, damit, wenn dies Betragen Sitte werden sollte, Jeder für sich selbst wachen und sich nach einer befestigten Anhöhe für sein Lager umsehen kann. Glaubt ihr aber, daß dies Handlungen wilder Thiere, aber nicht menschlicher Wesen sind, so sucht ihnen ein Ziel zu setzen, wo nicht, beim Zeus! wie wollen wir dann ruchloser Thaten schuldig mit Frohsinn den Göttern opfern? Wie wollen wir mit den Feinden kämpfen, wenn wir selbst einander ermorden? Welche friedliche Stadt wird uns aufnehmen, wenn sie die Zügellosigkeit unter uns wahrnimmt? Wer wird mit Vertrauen uns Lebensmittel zuführen, wenn wir in den Angelegenheiten des Markts öffentlich so auffallende Verbrechen begehen? Und was den Ruhm anbetrifft, welchen Ruhm könnten wir wol besonders erwarten? Wer wird uns solche Menschen wol rühmen? Wir wenigstens, das weiß ich, würden Personen, die sich so betrügen, schlechte Menschen nennen.« Nun standen Alle auf und sagten: die Urheber dieser Verbrechen müßten bestraft werden, Niemand sollte in der Folge so zügellos verfahren, und wer es sich unterfinge, müßte sterben, die Feldherrn sollten die Schuldigen zur Verantwortung ziehen und auch gegen andere Vergehen, die seit Cyrus' Tode möchten begangen worden sein, sollte gerichtlich verfahren werden. Das richterliche Amt übertrugen sie den Hauptleuten. Auch wurde auf Xenophon's Anrathen, dem die Seher beipflichteten, die Entsündigung der Armee beschlossen und ausgeführt.

      8.

       Inhaltsverzeichnis

      Man beschloß ferner, auch die Feldherrn sollten von ihrem bisherigen Betragen Rechenschaft ablegen. Es geschah, und Philesius und Xanthikles mußten wegen Nachlässigkeit in der Bewachung der Schiffsladungen eine Geldstrafe von zwanzig Minen erlegen. Sophänetus wurde um zehn Minen gestraft, weil er als Oberaufseher der Transportschiffe seine Pflichten vernachlässigt hatte. Auch gegen Xenophon traten Einige mit der Klage auf, er habe sie geschlagen und übermüthiger Weise beschimpft. Xenophon stand auf und befahl dem, der zuerst gesprochen hatte, den Ort zu nennen, wo er wäre geschlagen worden. Da, versetzte dieser: »Wo wir in dem tiefsten Schnee vor Kälte beinah' umkamen.« »Nun wirklich,« sagte Xenophon, »wenn ich bei solchem Wetter, wie du es beschreibst, wo uns der Proviant fehlte und nicht so viel Wein vorhanden war, um daran riechen zu können, wo Viele dem Uebermaß der Mühseligkeit erlagen, wo uns der Feind auf dem Fuße folgte, wenn ich da noch übermüthig war, so muß ich gestehen, daß ich an Uebermuth noch die Esel übertreffe, die auch, wie man sagt, vor Kitzel die Müdigkeit nicht gewahr werden. Doch sage mir,« fuhr er fort, »warum bekamst du denn Schläge? verlangte ich etwas von dir und schlug dich, weil du es mir nicht geben wolltest? oder forderte ich etwas zurück? oder gerieth ich mit dir einer Liebschaft wegen in Streit? oder mißhandelte ich dich in der Trunkenheit?« Als er dies Alles verneinte, so fragte ihn Xenophon weiter: »Dienst du unter den Hopliten?« »Nein.« »Unter den Peltasten?« »Auch nicht; ich hatte, von meinen Zeltkameraden dazu bestellt, ein Maulthier zu treiben, obwol ich übrigens ein Freigeborner bin.« Nun erkannte er ihn und fragte: »Bist du nicht der, der den Kranken fortbrachte?« »Jawol, der bin ich: du zwangst mich dazu, da du die Geräthschaften meiner Kameraden zerstreutest.« »Nun, mit dieser Zerstreuung ging es so zu: ich vertheilte dies Gepäck unter Andre mit dem Befehl, es mir wieder zuzustellen, es wurde mir Alles richtig eingeliefert, und ich gab es dir wieder zurück, nachdem du mir jenen Menschen gezeigt hattest. Laßt euch aber doch erzählen, wie das zusammen hängt; es ist der Mühe werth. Ein Mann, der nicht mehr weiter marschiren konnte, blieb liegen; ich kannte ihn weiter nicht, als daß er zu uns gehörte. Um ihn nicht umkommen zu lassen, gab ich dir den Befehl, ihn fortzubringen; denn der Feind, wie mich dünkt, war uns im Rücken.« – Der Mensch bejahte dies. – »Ich hatte dich vorausgeschickt,« fuhr Xenophon fort, »und als ich mit dem Nachzuge vorwärts rückte, traf ich dich wieder an, als du eben eine Grube machtest, um den Menschen zu verscharren. Ich trat hinzu und lobte dich. Allein, während wir noch dastanden, zuckte der Mensch mit dem Beine. Alle Anwesenden schrieen: »Er lebt!« nur du sagtest: »Meinetwegen so viel er will; ich aber bringe ihn nicht weiter.« Darauf schlug ich dich, da hast du Recht: denn du schienst es mir gewußt zu haben, daß er lebte.« – »Nun aber,« versetzte dieser, »war er nicht dennoch gestorben, als ich ihn dir nachher zeigte?« »Ja sterben,« sagte Xenophon, »müssen auch wir Alle: soll man aber deshalb uns lebendig begraben?« Nun schrieen Alle: dieser habe noch zu wenig Schläge bekommen. Xenophon forderte jetzt, daß jeder Andre, der bestraft worden wäre, den Grund davon angeben sollte; und als Niemand auftrat, so sprach er selbst:

      »Ich läugne nicht, Soldaten, daß ich Viele ihrer ordnungswidrigen Aufführung wegen gezüchtigt habe, Leute, die es sich zwar gefallen ließen, durch euch, die ihr auf dem Marsche geschlossen bliebt, und wo es nöthig war, fochtet, geschützt zu sein, selbst aber ihre Reihen verließen und voraus eilten, um zu plündern und mehr Beute zu machen als ihr. Wenn wir es Alle so gemacht hätten, so wäre wol von uns kein Mann mehr am Leben. Auch den Trägen, der nicht aufstehen wollte, sondern sich lieber den Feinden aussetzte, schlug ich und zwang ihn zum Fortmarsch. Als ich selbst einmal bei jener durchdringenden Kälte, während ich noch auf Einige wartete, die sich zum Marsche erst fertig machten, eine gute Weile gesessen hatte, konnte ich kaum aufstehen und die Beine ausstrecken. Seit dieser eigenen Erfahrung trieb ich Jeden, den ich niedersitzen und einschlafen sah, zum Gehen an. Denn Bewegung und Anstrengung brachte eine gewisse Wärme und Biegsamkeit hervor: aber beim Niedersitzen und Ruhen verdickte sich, wie ich bemerkte, das Blut und die Zehen froren ab. So ist es, wie ihr selbst wißt, Vielen gegangen. Dann habe ich vielleicht auch einen Andern, der irgendwo, um auszuruhen, stehen blieb, und sowol euch beim Vortrabe, als uns beim Nachzuge am Marschiren hinderte, mit der Faust geschlagen, um ihn den feindlichen Wurfspießen zu entziehen. Jetzt, nachdem sie gerettet sind, steht es diesen Leuten frei, mich zur Verantwortung zu ziehen, wenn ich ihnen etwas zu Leide that: wären sie aber den Feinden in die Hände gefallen, wegen welcher Beleidigung, und wenn sie auch noch so groß war, hätten sie dann Genugthuung fordern können? Laßt mich reden, wie mir's ums Herz ist: habe ich Jemanden zu seinem Besten gezüchtigt, so halte ich mich eben so, wie Eltern oder Lehrer in Ansehung ihrer Kinder oder Schüler, ihm Genugthuung zu geben, für verpflichtet. Schneiden und brennen doch bisweilen die Aerzte in wohlthätigen Absichten. Haltet ihr mein damaliges Verfahren für eine Folge des Uebermuths, so überlegt doch nur, daß ich jetzt, Dank sei den Göttern, muthigern und raschern Sinnes bin und mehr Wein trinke als damals: und dennoch schlage ich Keinen, denn ich sehe euch in Sicherheit. Wenn bei einem Sturm das Meer hochgeht, seht ihr da

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