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konnte, so wurde der Päan angestimmt, die Trompete erklang, zugleich riefen die Soldaten zum Kriegsgott ihr Alala, die Hopliten drangen im vollen Laufe vorwärts, und mit einander flogen Pfeile, Wurfspieße und Steine, theils mit den Schleudern, größtentheils auch mit bloßen Händen geworfen; ja Manche eilten auch mit Feuer heran. Vor der Menge der Geschosse zog sich der Feind aus den Verschanzungen und Thürmen hinaus. Der Stymphalier Agasias und Philoxenus von Pelene legten deshalb die Waffen ab und stiegen in der bloßen Kleidung hinan, Einer half dem Andern hinauf, und Mancher war schon oben, so daß der Platz dem Ansehn nach erobert war. Auch die Peltasten und leichten Truppen drangen hinein und plünderten Jeder aufs beste. Xenophon aber stellte sich ans Thor und hinderte so viel als möglich das Eindringen der Hopliten; denn auf einigen befestigten Anhöhen ließen sich andre Feinde sehen. Nach einer kleinen Weile entstand innen ein Geschrei, Manche flohen mit dem, was sie erbeutet hatten, Andre aber auch mit Wunden zurück, und das Gedränge in dem Thore war groß. Man vernahm von den Herausstürzenden, inwendig sei eine Burg, der Feind habe in zahlreicher Menge einen Ausfall gethan und schlage die Truppen in der Stadt.

      Da befahl Xenophon dem Herold Tolmides auszurufen: »Jeder, der Beute zu machen wünsche, könne hineingehen.« Nun eilte eine große Menge in die Stadt, riß die Fliehenden mit sich fort, und der Feind wurde wieder auf seine Festung beschränkt. Außerhalb derselben machten die Griechen in allen übrigen Theilen des Orts Beute und brachten sie heraus. Die Hopliten aber stellten sich theils auf dem Walle, theils auf der Straße, die auf die Burg führte, in Schlachtordnung. Xenophon aber untersuchte mit den Hauptleuten, ob es möglich wäre, die Burg zu erobern; denn dann war der Rückzug gesichert, sonst aber äußerst schwierig: allein bei näherer Besichtigung fanden sie, daß der Platz schlechterdings unbezwinglich war. Sie machten sich nun zum Abzuge fertig, rissen die jedem zunächst stehenden Pallisaden nieder und schickten die zum Troß gehörigen Leute mit dem größten Theile der Hopliten auf Plünderung aus; diejenigen Soldaten aber, auf welche ihre Hauptleute das meiste Zutrauen setzten, wurden zurückbehalten.

      Als nun der Rückzug begann, machte der Feind, bewaffnet mit Flechtschilden, Lanzen, Beinschienen und paphlagonischen Helmen in zahlreicher Menge einen Ausfall auf sie: andre stiegen auf die Häuser, die auf beiden Seiten der auf die Burg führenden Straße standen. Es war daher auch gefährlich, sie zu den auf die Burg führenden Thoren zu verfolgen: denn sie wälzten große Balken herunter, wodurch man auf jeden Fall, man mochte bleiben oder gehen, in eine üble Lage kam, die durch die anrückende Nacht noch verschlimmert wurde. In der Verlegenheit dieses Kampfes gab ihnen eine Gottheit ein Rettungsmittel in die Hand. Auf einmal nämlich loderte rechts, von irgend Jemandem angezündet, ein Haus auf; und als es einstürzte, flohen die Feinde von den rechts liegenden Häusern. Xenophon durch diesen Zufall belehrt, gab sogleich Befehl, auch die Häuser zur linken Seite in Brand zu stecken. Da sie, von Holz erbaut, schnell in Flammen geriethen, so flüchteten sich die Feinde auch hier. Die Griechen hatten also nur noch mit denen zu thun, die ihnen gegenüber standen, und der Augenschein lehrte, daß diese ihnen auf dem Rückzuge aus der Stadt und über den Hohlweg in den Rücken fallen würden. Xenophon ließ daher die Soldaten, die außer dem Schusse standen, auf den Platz, der sie von dem Feinde trennte, Holz zusammentragen, und als genug beisammen war, anzünden. Auch wurden, um die Feinde aufzuhalten, die zunächst an dem Walle stehenden Häuser in Brand gesteckt. Und so gelang es ihnen denn endlich mit Mühe, durch das dem Feinde entgegengestellte Hinderniß des Feuers, sich von diesem Platz zurückzuziehen. Die ganze Stadt mit ihren Häusern, Thürmen und der Brustwehr, kurz Alles, nur die Burg ausgenommen, brannte nieder.

      Am folgenden Tage traten die Griechen, mit Lebensmitteln versehen, ihren Rückmarsch an. Der Weg nach Trapezunt hinab flößte den Griechen, weil er jäh und schmal war, Besorgniß ein: sie suchten daher durch einen scheinbaren Hinterhalt den Feind zu täuschen. Ein gewisser Mysius nämlich, aus Mysien auch gebürtig, nahm vier oder fünf Kreter zu sich, blieb in einem Gehölze zurück und gab sich das Ansehn, als suchte er sich vor dem Feinde verborgen zu halten: allein ihre ehernen Schilde leuchteten hier und da durchs Gebüsch, und die Feinde, die den Schimmer wahrnahmen, befürchteten einen Hinterhalt. Unterdessen zog die Armee hinab, und als Mysius sie schon weit genug entfernt glaubte, gab er das Zeichen zur schleunigsten Flucht, die er nun mit den Seinigen ergriff. Die Kreter, aus Furcht, eingeholt und gefangen zu werden, flüchteten sich seitwärts vom Wege in den Wald, rollten sich an den Berglehnen hinunter und kamen glücklich davon. Mysius floh auf dem Wege fort und schrie nach Hilfe: man eilte herbei und nahm ihn verwundet auf. Seine Helfer zogen sich, da auf sie geschossen ward, nebst einigen Kretern, welche die Pfeilschüsse des Feindes erwiederten, zurück. So kamen sie Alle lebendig im Lager an.

      3.

       Inhaltsverzeichnis

      Chirisophus kam nicht, Fahrzeuge hatte man nicht in hinlänglicher Anzahl, und Lebensmittel waren auch nicht mehr zu bekommen: es wurde daher der Abmarsch beschlossen. Die Kranken, die Uebervierziger, die Knaben und Weiber und alle Geräthschaften, die man entbehren konnte, wurden eingeschifft, und die zwei ältesten Anführer, Philesius und Sophänetus, gingen als hierzu verordnete Aufseher mit zu Schiffe; die Uebrigen aber traten den Marsch an. Die Wege waren gebahnt, und sie erreichten nach einem dreitägigen Marsche Cerasus, eine griechische am Meere gelegene Stadt und Colonie von Sinope im kolchischen Gebiete. Hier blieben sie zehn Tage. Die Armee wurde gemustert und gezählt, und sie betrug achttausendsechshundert Mann: dies war der Ueberrest; die Andern waren durch das Schwert der Feinde, durch den Schnee und Manche auch durch Krankheit hingerafft worden. Hier theilten sie auch das aus dem Verkauf der Gefangenen gelöste Geld, und von dem für den Apoll und die ephesische Artemis bestimmten Zehnten nahm jeder Heerführer einen Theil für diese Gottheiten in Verwahrung. Für den Chirisophus nahm Neon von Asine einen Antheil in Empfang.

      Als Xenophon in der Folge das Weihgeschenk für den Apoll hatte verfertigen lassen, legte er es in den atheniensischen Schatz zu Delphi nieder, nachdem er es mit seinem und dem Namen jenes Proxenus, der mit dem Klearch gefallen war, bezeichnet hatte; denn Proxenus war sein Gastfreund gewesen. Aber den Antheil der ephesischen Artemis ließ er damals, als er mit Agesilaus aus Asien nach Böotien marschirte, bewogen durch die Vermuthung, auf dem Zuge mit Agesilaus einer Schlacht beiwohnen zu müssen, die auch nachher bei Koronäa vorfiel, bei Megabyzus, Tempelaufseher der Artemis zurück, mit dem Auftrage, ihm, wenn er am Leben bliebe, das Gold wieder zuzustellen, im entgegengesetzten Falle aber der Artemis ein Weihgeschenk verfertigen zu lassen, was ihr, seiner Meinung nach, am wohlgefälligsten wäre. Als Xenophon nachher, aus seinem Vaterlande verwiesen, schon in Skillus, einem von den Lacedämoniern bei Olympia erbauten Orte lebte, kam Megabyzus nach Olympia, um die Spiele zu sehen, und gab ihm das anvertraute Geld zurück. Xenophon kaufte dafür der Göttin, der Ortsbestimmung des Orakels gemäß, ein Stück Landes, das vom Selinus durchströmt wird. Der Fluß, der bei Ephesus am Tempel der Artemis vorbeifließt, führt auch diesen Namen. In beiden gibt es Fische und Muscheln: aber die Gegend am Skillus liefert auch noch alle Arten von Wild. Auch errichtete er der Göttin von dem geheiligten Gelde einen Tempel und Altar, und widmete ihr endlich den Zehnten von den Erzeugnissen der Landschaft zum beständigen Opfer. Alle Bürger und Nachbarn beiderlei Geschlechts nahmen an diesem Feste Theil, und die Gäste wurden auf Kosten der Göttin mit Mehl, Brod, Wein, Nachtisch und einem Antheile von dem Opferviehe, was die geweihte Trift, und dem Wilde, was der Forst lieferte, versorgt. Nämlich Xenophons und der andern Bürger Söhne und mit ihnen auch Männer, welche Lust dazu hatten, stellten für dieses Fest, theils auf dem heiligen Gebiete selbst, theils auf dem Pholögebirge, eine Jagd an, welche Schweine, Rehe und Hirsche einbrachte. Das Weihgebiet ist von dem Tempel des Zeus zu Olympia, gegen die Seite hin, wo man aus Lakonien nach Olympia reiset, an zwanzig Stadien entfernt und faßt Haine und wohlbedeckte Berge in sich, die Schweinen, Ziegen, Schafen und Pferden Nahrung gewähren und auch für das Zugvieh der Fremden, die zum Feste kommen, hinreichende Weide liefern. Den Tempel selbst umgibt ein Wald von Fruchtbäumen, die jedes Obst liefern, das bei gehöriger Reise frisch genossen werden kann. Der Tempel ist im Kleinen dem ephesischen ähnlich, und auch das aus Cypressenholz verfertigte Standbild gleicht dem goldenen zu Ephesus. Eine Säule, die am Tempel steht, enthält folgende Inschrift:

      »Das der Artemis heilige Gebiet. Der jedesmalige Besitzer und

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