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gefaßt, als der Arkadier Nikarchus, in den Unterleib verwundet und mit den Eingeweiden in den Händen daher geflohen kam und den ganzen Vorfall erzählte. Sogleich liefen sie Alle bestürzt zu den Waffen, in der Erwartung, den Feind bald vor dem Lager zu sehen. Es kamen aber nur Ariäus, Artaozos und Mithridates, des Cyrus ehemalige Hausfreunde, – der griechische Dolmetscher versicherte, auch den Bruder des Tissaphernes in ihrer Gesellschaft zu sehen – mit einer Bedeckung von ungefähr dreihundert geharnischten Persern. Sie hatten sich genähert und forderten nun alle griechischen Ober- und Unterbefehlshaber auf, heranzukommen, weil sie ihnen eine Botschaft vom Könige mitzutheilen hätten.

      Nach getroffenen Vorsichtsmaßregeln traten die Heerführer Kleanor aus Orchomenus und der Stymphalier Sophänetus hervor. Sie begleitete der Athener Xenophon, um sich nach dem Schicksale des Proxenus zu erkundigen. Chirisophus aber war abwesend, denn er stand gerade mit einer Mannschaft in Proviantangelegenheiten in einem Dorfe. Als sie sich hinlänglich genähert hatten, um einander hören zu können, sprach Ariäus: »Ihr Griechen! Klearch hat für seinen Meineid und für die Verletzung des Bündnisses, deren man ihn überführt hat, die verdiente Todesstrafe erlitten. Proxenus aber und Menon, die den Verrath desselben anzeigten, stehen dafür bei uns in großem Ansehen. Der König läßt euch nun die Waffen abfordern, weil sie, als ehemaliges Eigenthum des Cyrus, seines Sklaven, ihm gehören.« Die Griechen gaben folgende Antwort, die Kleanor aus Orchomenus vortrug: »Ariäus, du Schande der Menschheit, und ihr Andern, des Cyrus ehemaligen Freunde, habt ihr denn alle Achtung vor Göttern und Menschen verloren, daß ihr, nach Ablegung des Schwurs, mit uns nur einerlei Freunde und Feinde zu haben, in Verbindung mit Tissaphernes, diesem Meister in Frevel und Bubenstücken an uns zu Verräthern werdet, und nun, nachdem ihr selbst die Männer, denen ihr Sicherheit zuschworet, so schändlich umgebracht habt, in gleich verrätherischer Absicht mit den Feinden zu uns kommt?« Ariäus antwortete: »Klearch ist ja überführt worden, am Tissaphernes, Orontes und uns Allen, die wir bei ihnen waren, zuerst verrätherisch gehandelt zu haben.« Hierauf erwiederte Xenophon: »Nun also, wenn Klearch meineidig das Bündniß verletzte, so hat er dafür, der Gerechtigkeit gemäß, seine Strafe gelitten. Den Proxenus und Menon aber, Männer, die euch einen so wichtigen Dienst leisteten und unsre Anführer sind, schickt uns wieder zurück; denn natürlich werden sie, als unsre und eure Freunde, unser beiderseitiges Beste zu befördern suchen.« Die Perser hielten hierauf eine lange Berathschlagung unter sich, und zogen endlich, ohne geantwortet zu haben, ab.

      6.

       Inhaltsverzeichnis

      So wurden die Feldherren gefangen genommen und zum Könige abgeführt, wo man ihnen den Kopf abschlug. Unter ihnen zeichnete sich Klearchos nach dem einstimmigen Zeugnisse Aller, die ihn näher kannten, als ein sehr erfahrener und leidenschaftlicher Kriegsmann aus. So lange die Lacedämonier den Krieg gegen Athen fortsetzten, blieb er bei ihnen; nach dem Friedensschlusse aber stellte er seinen Mitbürgern die Beeinträchtigungen vor, welche die Griechen von den Thraciern litten, und nachdem er mit allen möglichen Beweggründen seine Absicht bei den Ephoren durchgesetzt hatte, segelte er ab, um die Thracier, die Perinth und den Chersones bewohnen, zu bekriegen. Nachdem die Flotte schon ausgelaufen war, änderten die Ephoren ihren Entschluß und schickten ihm bis an den Isthmus den Befehl nach, wieder umzukehren. Klearch aber, ohne darauf zu achten, setzte seine Fahrt in den Hellespont fort. Die Regierung von Sparta verurtheilte ihn nun als widerspenstigen Bürger zum Tode. Aus seinem Vaterlande verwiesen, wendete er sich an Cyrus, und wir haben oben gesehen, wie er sich diesen zum Freunde machte. Die zehntausend Dareiken, die er vom Cyrus empfing, verwendete er nicht zu seinem Vergnügen, sondern zog dafür ein Heer zusammen und bekriegte die Thracier. Er besiegte sie, plünderte ihr Land aus und setzte den Krieg gegen sie fort, bis Cyrus seiner Truppen bedurfte; dann zog er ab, um sich mit diesem zu einem neuen Kriege zu vereinen. Diese Thatsachen beweisen seinen kriegerischen Charakter; denn da er den Krieg und die damit verbundenen Beschwerlichkeiten und Kosten einem Frieden, den er ohne Abbruch seiner Ehre genießen konnte, einer sorgenfreien Muße und dem gefahrlosen Besitz seines Vermögens vorzog; da er mit einer solchen Neigung dafür Aufopferungen machte, als wenn sein Gegenstand eine Liebschaft oder sonst ein sinnlicher Genuß wäre, so sieht man, wie leidenschaftlich er für den Krieg entflammt war. Allein er liebte den Krieg nicht blos, er besaß auch kriegerische Talente: der Gefahr ging er muthvoll entgegen, griff den Feind bei Tag und Nacht an und wußte sich, nach dem einstimmigen Zeugnisse Aller, die um ihn waren, aus schwierigen Lagen mit Klugheit herauszuziehen. Hiermit verband er, diesem Charakter gemäß, die Eigenschaften eines Heerführers in vorzüglichem Grade, denn nichts übertraf seine Sorgfalt für die Proviantirung der Truppen, noch seine Geschicklichkeit diese zu beschaffen, und er verstand die Kunst, seinen Soldaten den Gehorsam gegen ihn geläufig zu machen. Dies war Folge seines rauhen Charakters: denn sein Blick war finster und seine Stimme barsch; immer strafte er mit Strenge und bisweilen im Zorn, so daß es ihn auch manchmal gereute; doch strafte er immer nach Grundsätzen, weil er ein Heer ohne Mannszucht für unbrauchbar hielt.

      Er pflegte, wie man erzählt, zu sagen: »Wenn der Soldat seinen Posten gehörig bewachen, die Freunde mit Schonung behandeln und ohne Widerrede gegen den Feind marschiren soll, so muß er sich vor dem Feldherrn mehr als vor dem Feinde fürchten.« In mißlichen Lagen hörten daher die Soldaten begierig, ohne einen Andern zu fragen, nur auf seinen Rath. Das Finstere in seiner Miene klärte sich dann, ihrem Geständnisse nach auf, und in seiner Rauhheit fanden sie nur Aufforderung zum Muth gegen die Feinde und Rettung aus der Gefahr. Sobald sie aber nichts mehr zu befürchten hatten und sich unter eine andre Fahne begeben durften, verließen ihn doch Viele: denn in seinem Betragen war nichts Anziehendes, sondern geradezu Abstoßendes; daher war auch seinen Soldaten vor ihm so bange, wie Schulknaben vor ihrem Lehrer. Keiner nahm aus Zuneigung und Liebe unter ihm Dienste; diejenigen aber, die auf Befehl ihres Vaterlandes, oder weil sie seiner Unterstützung bedurften, oder anderer dringender Umstände wegen unter seinem Commando standen, wußte er sehr gut in Unterwürfigkeit zu erhalten. Der Sieg, den sie unter ihm lernten, gab ihm sehr wirksame Mittel in die Hände, sie zu braven Soldaten zu bilden, denn unter ihm fühlten sie Muth und Entschlossenheit, und die Furcht vor seiner Strafe hielt sie in Ordnung. So wußte er zu herrschen, obgleich er selbst, wie man sagt, eben nicht biegsam war, wenn er gehorchen sollte. Er starb als Mann von ungefähr fünfzig Jahren.

      Proxenus aus Böotien strebte schon von seiner frühen Jugend an, sich für das männliche Alter zu großen Thaten zu bilden, und von diesem Wunsche getrieben, ließ er sich für Bezahlung von Gorgias aus Leontium unterrichten. Als er sich nun in dem Umgange mit diesem Manne Kenntnisse genug erworben zu haben glaubte, um über Andere zu gebieten und in dem Umgange mit Männern ersten Ranges ihre Gefälligkeiten erwiedern zu können, nahm er an den bekannten Unternehmungen des Cyrus Antheil, in der Hoffnung, sich dabei einen vorzüglichen Ruhm, einen ausgebreiteten Einfluß und ein beträchtliches Vermögen zu erwerben. Mit diesem Wunsche aber verband er, wie man deutlich ersehen konnte, die Absicht, sich jene Vortheile nicht durch ungerechte Handlungen, sondern schlechterdings nur auf rechtmäßige und rühmliche Art zu verschaffen. Ueber gute und brave Leute verstand er zu gebieten; aber sich bei seinen Soldaten in Achtung und Furcht zu setzen, war seine Sache nicht, und seine Rücksicht gegen sie übertraf die ihrige für ihn. Man ersah deutlich, daß er sich mehr fürchtete, seinen Soldaten verhaßt zu werden, als diese, ihm ungehorsam zu sein. Er hielt es, um Anführer zu sein und dafür zu gelten, schon für hinlänglich, den braven Krieger zu loben und den unwürdigen unbemerkt zu lassen. Daher kam es, daß die guten Soldaten seines Corps ihn liebten, die schlechten aber ihn als einen Mann, der es ihnen ja bequem genug machte, zu hintergehen suchten. Als er sein Leben verlor, war er gegen dreißig Jahre alt.

      Einer der hervorstechendsten Charakterzüge des Thessaliers Menon war Habsucht, und nur um diese zu befriedigen, strebte er nach Herrschaft. Auch seinem Ehrgeize lag nur der Wunsch, sich zu bereichern, zu Grunde und in der Freundschaft der Mächtigen suchte er nur Straflosigkeit für seine Verbrechen. Um auf dem kürzesten Wege an seiner Wünsche Ziel zu gelangen, hielt er Meineid, Lüge und Betrug für zweckdienliche Mittel. Aufrichtigkeit und Wahrheitsliebe überließ er den Schwachen. Er liebte, so weit sich bemerken ließ, Niemanden; wenn er aber Jemandes Freund zu sein vorgab, so konnte man sich sicher darauf verlassen,

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