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vorhanden, Skier mitbringen sollten, weil eine Fahrt nach Oberhof geplant sei. Ich setzte mich mit meinem Onkel Fritz in Verbindung, der damals gerade als HIGA, also Hilfsgrenzassistent, an der Schweizer Grenze zum Einsatz kam und bat um seine Skier. Der war einverstanden. Auf der Rückfahrt nach Suhl bekam der Zug mehr und mehr Verspätung, da der Schnee Richtung Oberhof immer höher wurde. Statt am Nachmittag kam ich abends gegen 21 Uhr ans Ziel.

      An einem darauf folgenden Sonntag sollte es wie angekündigt nach Oberhof gehen. Die Bretter von Onkel Fritz waren ja noch ganz gut. Die Bindungen dagegen äußerst schlecht. Das Leder war brüchig, um nicht morsch zu sagen. Schon bei einem Anschnalltest riss mir ein Längsriemen und Hüsing meinte, dass ich kaum damit auf diese Tour gehen könnte. Gerade noch rechtzeitig kam mir ein etwa fünf Zentimeter langer Nagel in die Finger. Ich überbrückte den gerissenen Riemen damit und bog ihn auf der Außenseite um. So hielt der Riemen erst einmal zusammen und ich konnte die Skier anschnallen. Ich war erleichtert, sonst hätte ich ohne Gerät mit nach Oberhof fahren und um eine Mitfahrt auf einem Rodelschlitten betteln müssen.

      Gegen halb acht fuhren wir mit dem Personenzug von Suhl nach Oberhof. Dort angekommen mussten wir nun erst ein Stück zu Fuß gehen, bevor wir in den Ort und an die Wintersportstätten gelangten. Über den Brandleitetunnel ging es zur Straße, die halbwegs von Schnee befreit war. Man erkannte dadurch, dass der Schnee mindestens einen Meter hoch war. Das freute uns und mich besonders, hatte ich doch noch nie so hohen Schnee erlebt. Bei solch hohem Schnee war ein Sturz mit den Skiern halb so schlimm.

      Wir gingen an der Golfwiese, an die sich der Idiotenhang anschloss vorbei in den Ort. Im Ort erklärte uns Erhard Haider, wo die Sportstätten liegen und wo er zu finden sei, wenn etwas passieren sollte. Dann kehrten wir in eine Gaststätte ein, um bei einem Tee unser Frühstück einzunehmen. Vom Frühstück sollten wir uns eine Reserve lassen, damit wir im Notfall etwas zur Stärkung hätten. Nun war es so weit, dass wir auf den Schnee losgelassen wurden.

      Zuerst ging es zur Golfwiese und zum Idiotenhang. Dort machte ich einige Abfahrten, die beim Abbiegen bis an die Eisbahn führten. Das war eigentlich nur ein kleiner Teich auf dessen Eis wir durch Fichtengestrüpp aufgefahren sind. Von da aus strebten wir der Bobbahn zu. Nun ging es gleich weiter zu den Sprungschanzen, von denen die große Schanze Hindenburg-Schanze genannt wurde, was auch am Schanzentisch zu lesen war. Uns kribbelte es im Bauch, als wir den Aufsprunghang vom Platz unter dem Schanzentisch aus hinunter blickten. Neben der großen Schanze befand sich eine kleinere, die man Jugendschanze nannte. Auf dieser Schanze trainierte ein junger Mann. Wir wunderten uns, dass er immer stürzte. Doch er meinte, da müsse er nicht jedes mal den ganzen Hang hinaufklettern.

      Ehe wir uns versahen, war schon Nachmittag. Haider rief uns zusammen und fragte, wer von den Skiläufern wieder mit dem Zug zurückfahren möchte und wer an einer Ski-Tour nach Suhl teilnehmen will. Alle Skiläufer wollten die Tour mitmachen. Auch ich, obwohl ich große Bedenken wegen meiner Bindung hatte. Wir Skiläufer zogen los, während die Rodler noch etwas Zeit bis zur Abfahrt des Zuges hatten, der sie nach Suhl zurückbringen sollte.

      Unser Weg führte uns ein Stück auf dem Rennsteig entlang über den Brandleitetunnel hinweg in südöstliche Richtung. Wir gelangten an einen Wegweiser, der nach Zella-Mehlis wies. Auf dem Weg kamen wir in eine nicht all zu zügige Abfahrt, so, wie ich sie als angenehm bezeichnen würde. Einige der Lehrlinge aus dem Thüringer Wald liefen voraus und die restlichen als Abschluss hinten, damit wir Nicht-Wäldler nicht abhanden kommen konnten. Auf dem Weg war keine Spur und so wechselten die Spitzenläufer häufig, da sie von den Nachfolgenden schnell eingeholt wurden, denn beim ersten Läufer bremste der unbenutzte Schnee noch stark. Unsere Spurmacher wussten aber, wie man das macht, denn der Dritte war auch schneller als der Zweite und der Vierte holte den Dritten ebenfalls noch ein. Sie steuerten auf Anruf dann zur Seite und ließen die Nachfolgenden vorbei. So ging das eine Weile, da landeten wir vor einem Windbruch. Gerade, als der Weg nicht mehr auszumachen war, gab es ein stärkeres Gefälle und vor uns lagen große Fichten, deren Wurzeln auf einer Seite in die Höhe ragten. Wir versuchten, die Spur zu verlassen, um zum Stehen zu kommen. Einem langen Berliner gelang das nicht. Schreiend kam er auf uns zu und machte statt einen Schneepflug nur die Beine breit. Ein hinter ihm laufender kleiner „Wäldler“ ging tief in die Hocke und huschte bei dem langen Berliner zwischen den Beinen hindurch. Er konnte so verhindern, dass der Berliner in die umgestürzten Bäume raste. So lagen beide nur im Schnee.

      Wir umgingen den Windbruch und gelangten an einen Sprunghügel, den wahrscheinlich Zella-Mehlisser aus Schnee errichtet hatten. Den probierten die meisten von uns mehrmals aus und kamen auf Sätze bis etwa elf Meter. Ich hielt mich da ob meiner mürben Bindung zurück. War ich doch schon froh, bis hier her gekommen zu sein.

      Über eine große freie Fläche gelangten wir bei Goldlauter nach Suhl. Ab hier schulterten wir die Ski und gingen zu Fuß zum Heim. Hüsing verabschiedete sich von uns. Seine Verwandten wohnten dort in der Nähe, wo wir in die Stadt gelangten.

      So eine Tour hätten wir gern wiederholt, doch es war wohl die Zeit gekommen, als man Haider ablöste und so wurde nichts daraus. Der Schnee um Suhl war aber ausreichend und wir mussten nur auf den Hang über unserem Heim klettern, um Ski zu laufen. Da meine Bindungen auf der Tour von Oberhof gehalten hatten, war ich waghalsiger geworden. Eine Methode auf das Gelände vom Heim zurückzukommen, war der Satz mit den Skiern über die Zaunspitzen, die noch etwa 20 Zentimeter aus dem Schnee herausragten. Dazu musste man von den Einfamilienhäusern aus, in denen unsere Luftschutzkeller waren, anlaufen, um den Satz über den Zaun zu vollbringen. Der Satz gelang mir. Nur die Landung nicht. Hinter dem Zaun war ein Absatz, weil dort kein Schnee hin geweht war. Das gekonnte Aufsetzen dort gelang nicht recht. Ich wollte einen Sturz verhindern und rutschte trotzdem zur Seite. So kam ich auf den vereisten Weg neben unserer Baracke und schlitterte auf die Treppe zu, die nach unten führte. Vor der Treppe rutschte ich bereits auf dem Hintern. Mit meinem Steißbein stieß ich auf einen Pflock der oberen Stufe, der das senkrechte Brett stützte. Ich maß mit meinem Steiß noch mehrere Stufen und Pflöcke aus. Der blaue Fleck am Steißbein reichte aus, um krankgeschrieben zu werden. Ich zog das soweit hinaus, dass ich mich bei Gabriel nur noch abmelden brauchte. So hatte ich Gabriel überstanden. Wenn wir uns später begegneten, grüßte er immer freundlich.

      Vorerst brauchte ich nicht mehr andere Abteilungen zur Ausbildung aufzusuchen. Zu einem späteren Zeitpunkt würde ich noch in die Werkzeughärterei und in die Lehrschmiede kommen, erfuhr ich. So ging es nun mit dem Anfertigen von Spannerei-Teilen weiter wie Hahn, Spannhebel und Stange. Das war teilweise kompliziert. In den auf die Arbeitsplatte montierten Winkel wurde an einer bestimmten Stelle ein Loch gebohrt und von der äußeren Seite aus mit einer Handreibahle kegelig aufgerieben. In dieses Loch sollte dann der Schlagbolzen des Hahns eingeführt werden. Die Spannerei-Teile wurden gehärtet, wobei dann das Anlassen so erfolgen musste, dass bestimmte Stellen strohgelb wurden und der Rest fast ausgeglüht war. Die Hitze lieferte ein Bunsenbrenner. Um bei dem Glühen die Hitze abzudämmen, wurden über die Stellen, die hart bleiben sollten, Flachzangen angesetzt. Beim Hahn musste man dabei sehr flink sein, weil er drei Stellen besaß, die hart bleiben mussten, man aber nur mit zwei Flachzangen arbeiten konnte, da man nur zwei Hände hatte.

      Als wir alles fertig und montiert hatten, machte es uns Spaß, die Spannerei zu spannen und abzuschießen. Wir hatten uns ausgedacht, vor das Schlagbolzenloch Gegenstände zu halten, die dann mehr oder weniger durch die Gegend schwirrten. Die Originalschlagfeder hatte viel Bumms. So wurden auch Reißnadeln vor das Schlagbolzenloch gehalten, aus dem der Schlagbolzen dann etwa einen Millimeter zum Vorschein kam, wenn man ihn freigegeben hatte. So verschoss ich einmal eine Reißnadel, während Harald Tyrri aus Hamburg, über einen Kopf größer als ich, drei Schraubstöcke neben mir mit dem Rücken zu mir stand. Ich traf ihn in mit der Reißnadelspitze in die linke Pobacke. Da durfte ich ihm einige Tage nicht zu nahe kommen.

      Nach der Spannerei mussten wir einen Schnapper herstellen, der dazu diente, den Vorderschaft am Gewehr zu halten. Dabei lernte ich, dass man auch die eigene Spucke bei der Bearbeitung von Metall gebrauchen kann. Am Schnapper ist eine Kugelpfanne eingebracht, damit man zum Abnehmen des Vorderschaftes einen Finger unter die Klappe des Schnappers führen kann, um sie anzuheben. So kann man dann den Vorderschaft vom Gewehr abnehmen.

      Als

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