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2002]), dessen Analysen der Grabes- und Auferstehungsgeschichten dem vorliegenden Jesusbuch zugrunde liegen.

      Die Maßstäbe für diese Untersuchung sind die in der kritischen Bibelwissenschaft der letzten zweihundertfünfzig Jahre entwickelten Methoden, die so lange Gültigkeit behalten, bis neue, bessere an ihre Stelle treten.

      Wegen der Fülle der zu behandelnden Texte und des daraus folgenden Gebots der Knappheit habe ich in der Darstellung fast vollständig auf die ausdrückliche Erörterung von Sekundärliteratur verzichtet, aber relativ häufig mit Seitennachweisen in Klammern die Namen von Forschern erwähnt, deren Voten zu bestimmten Fragen ich zitiere oder auf sie verweise. Ich nenne einige mir wichtige Bücher: Walter Bauer: Wörterbuch zum Neuen Testament, 19715; Hans Dieter Betz: Studien zur Bergpredikt, 1985; Rudolf Bultmann: Die Geschichte der synoptischen Tradition, 19799; Hans Conzelmann: Die Mitte der Zeit, 19776; Martin Dibelius: Botschaft und Geschichte I, 1953; Martin Dibelius: Die Formgeschichte des Evangeliums, 19593; Robert W. Funk / Roy W. Hoover: The Five Gospels, 1993; Joachim Gnilka: Das Evangelium nach Markus. 2 Bände, 1978/79; Joachim Gnilka: Das Matthäusevangelium. I. Teil, 1986. II. Teil, 1988; Ernst Haenchen: Der Weg Jesu, 1966; Joachim Jeremias: Die Gleichnisse Jesu, 19657; Adolf Jülicher: Die Gleichnisse Jesu. Zwei Teile in einem Band, 1963; Erich Klostermann: Das Matthäusevangelium, 19714; Erich Klostermann: Das Markusevangelium, 19715; Erich Klostermann: Das Lukasevangelium, 19753; Dieter Lührmann: Das Markusevangelium, 1987; Ulrich Luz: Das Evangelium nach Matthäus. 3 Bände, Mt 1–25, 1985–1997; Adalbert Merx: Die Evangelien des Markus und Lukas, 1909; Gerhard Schneider: Das Evangelium nach Lukas. 2 Bände, 1979; Tim Schramm / Kathrin Löwenstein: Unmoralische Helden. Anstößige Gleichnisse Jesu, 1986; Ethelbert Stauffer: Jesus. Gestalt und Geschichte, 1957; Georg Strecker: Die Bergpredigt, 1984; Gerd Theißen / Annette Merz: Der historische Jesus, 1996; Johannes Weiß: Das Lukas-Evangelium, in: ders.: (Hg.): Die Schriften des Neuen Testaments, neu übersetzt und für die Gegenwart erklärt von Otto Baumgarten, Wilhelm Bousset (u.a.), 19072. Band 1. Die drei älteren Evangelien. Die Apostelgeschichte, S. 406–525; Julius Wellhausen: Evangelienkommentare, 1987; Paul Wernle: Die synoptische Frage, 1899.

      Markierungen der Übersetzungen dienen zur besseren Durchdringung des Textes. Wichtige Zitate aus dem Alten Testament sind rechtsbündig gedruckt und poetische bzw. traditionelle Stücke eingerückt. Die kritische Textausgabe Nestle-Aland, 27. Aufl., liegt der Übersetzung zugrunde.

      Zum Aufbau des Werkes ist hier folgendes zu bemerken:

      Die Einleitung nennt seine Voraussetzungen und entfaltet Vorgehensweise sowie Methode.

      Das erste Kapitel enthält die Übersetzung und Analyse des ältesten Evangeliums, des Evangeliums nach Markus.

      Daran schließen sich im zweiten und dritten Kapitel Übersetzung und Analyse der unabhängig voneinander auf das Markusevangelium aufbauenden Evangelien des Matthäus und des Lukas an.

      Die Kapitel über das Johannesevangelium und die apokryphen Jesustraditionen, die noch in den ersten beiden Auflagen standen, entfallen. Sie tragen für die Frage nach dem historischen Jesus noch weniger aus, als ich vor einem Jahrzehnt dachte.

      Das vierte Kapitel enthält die Übersetzung und Analyse des Thomasevangeliums.

      Das fünfte Kapitel bietet eine Kurzvita Jesu. Ich versuche hier, ausgehend von dem sicheren historischen Material, das Leben und Schicksal Jesu von Nazareth nachzuzeichnen. Die Lektüre dieses Abschlußkapitels empfehle ich als Einstieg in das ganze Buch.

      Ein Register aller echten Worte und Taten Jesu, ein Autorenverzeichnis sowie ein Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen schließen das Buch ab. Dr. Frank Schleritt möchte ich auch an dieser Stelle für seine freundliche Hilfe bei den ersten beiden Auflagen dieses Buches danken, Ronja Bornemann, Volker Speer und Walter Höfig für ihren unermüdlichen Einsatz bei der vierten Auflage.

      Einleitung

      Voraussetzungen, Methode und Interesse

      Das vorliegende Buch unterzieht die ältesten Jesustraditionen aus den ersten beiden Jahrhunderten einer Analyse und fragt nach ihrer Echtheit. Es ist aus der Überzeugung heraus geschrieben, daß Christen sich zu Jesus in eine glaubwürdige Beziehung setzen müssen, daß aber auch alle anderen Menschen in dem vom christlichen Abendland geprägten Kulturkreis sich der Wurzeln des Christentums in der Person Jesu von Nazareth historisch vergewissern sollten. Für beide Gruppen ist diese Frage zur Bewältigung der eigenen Geschichte und zur Gestaltung der Zukunft wichtig.

      Nun besteht nach allgemein anerkanntem Urteil kein Zweifel daran, daß in der frühen Kirche zahlreiche Worte und Taten Jesus erst nach seinem Tod zugeschrieben wurden. Dafür seien hier vorerst nur zwei Beispiele angeführt:

      a) Die Selbstaussagen Jesu, der Sohn Gottes zu sein, der für die Sünden der Welt stirbt, sind mit Sicherheit unecht; die frühen Christen haben sie Jesus in den Mund gelegt.

      b) Ebenso verhält es sich mit den meisten Wundern. Daß Jesus tatsächlich auf dem See gegangen sei, einen Sturm gestillt, Brot vermehrt, Wasser in Wein verwandelt und Tote auferweckt habe, trifft nicht zu. Diese Taten hat man Jesus vielmehr erst nach seinem Tod bzw. seiner vermeintlichen Auferstehung angedichtet, um seine Bedeutung zu steigern.

      Trotzdem haben die frühen Christen dies alles im Rahmen der Kanonisierung als authentisch angesehen, und fortan waren auch unechte Jesusworte und -taten Kernbestand der Heiligen Schrift. Deshalb muß im Blick auf alle Jesusüberlieferungen des frühen Christentums noch einmal rigoros Klarheit geschaffen und geklärt werden, was Jesus denn nun wirklich gesagt und getan hat, was damals wirklich geschehen ist und was eindeutig später hinzugefügt wurde.

      Ein solches Vorgehen ist in der Geistesgeschichte der westlichen Kultur begründet und sollte nicht als europäischer Ethnozentrismus verunglimpft werden. Denn abgesehen davon, daß sich die kritische Methode als experimentelle Vorgehensweise auch in allen Gebieten der Naturwissenschaft durchgesetzt und staunenswerte Erfolge vorzuweisen hat, so führte ihre Schwester in den geisteswissenschaftlichen Fächern als philologisch-historische Methode zu einem besseren Verständnis der Vergangenheit. Die Frage nach dem, was wirklich war, und dem, was nicht war, sondern nur behauptet wird, ist unwiderruflich zu einem selbstverständlichen Bestandteil unseres eigenen Lebens geworden. Man mag hier sogar von einer Sittlichkeit des Denkens sprechen, das richtig und falsch, Lüge und Wahrheit nicht nur herausarbeitet, sondern die Unterscheidung zwischen beidem zur öffentlichen Aufgabe macht.

      Nun lautet gelegentlich der Vorwurf gegen ein solches Unternehmen der Jesusforschung,

      a) es überschätze die eigenen Möglichkeiten, zwischen echt und unecht zu unterscheiden; b) es scheitere daran, daß die Urteile über echt und unecht in der Forschung zum Teil weit auseinander gehen; c) es berücksichtige nicht hinreichend, daß in unechten Jesus-Traditionen durchaus der Geist Jesu enthalten sein könne; d) es sehe von der Rezeptionsgeschichte ab, die unabhängig von der Echtheitsfrage eine Wirkung biblischer Jesustraditionen zeige, von der Milliarden von Menschen in Vergangenheit und Gegenwart zehrten; und e) die Frage nach echt und unecht sei für den Glauben irrelevant, da im geschichtlichen Jesus und im auferstandenen Christus des Glaubens ein und derselbe Herr rede.

      Zu a): Diesen Einwand verstehe ich nicht, zumal er nicht in Abrede stellen kann, daß unechte Jesusworte in der Bibel enthalten sind. Dann aber kann, ja muß der Versuch gewagt werden, echte Jesusworte und -taten herauszuarbeiten.

      Zu b): Die allerdings vorhandenen unterschiedlichen Rekonstruktionen der Worte und Taten des historischen Jesus sind kein Argument gegen ein solches Unternehmen: Meinungsvielfalt entbindet nicht von der Verpflichtung, sich der historischen Wirklichkeit mit dem Ziel größtmöglicher Objektivität zu nähern.

      Zu c): Dies ist nicht zu bestreiten. Um aber den Geist Jesu zu identifizieren, muß zunächst eindeutig geklärt werden, wo denn überhaupt echte Jesustraditionen enthalten sind.

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