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Sohn Marias, sei ein indirekter Hinweis auf die Jungfrauengeburt. Denn im anderen Fall wäre zu erwarten gewesen, daß Jesus Josephs Sohn genannt worden wäre. Doch läßt sich das nicht aus dem Text herauslesen, um so weniger, als Mk an keiner Stelle Interesse an der Jungfrauengeburt zeigt.

      Noch einmal: Der Vater Jesu wird an dieser Stelle nicht genannt, weil Zweifel darüber besteht, wer sein wirklicher Vater ist. Wäre Jesus ein leiblicher Sohn Josephs gewesen, hätte der Ausdruck »Sohn der Maria« niemals Eingang in einen frühchristlichen Text gefunden. Die Wendung »Sohn der Maria« ist so schockierend, daß nur Mk den Mut hat, sie zu wiederholen.

      Mk 6,7-13: Aussendung und Wirken der Zwölf

      (7) Und er ruft die Zwölf zusammen und begann, sie jeweils zu zweien auszuschicken, und gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister. (8) Und er trug ihnen auf, daß sie nichts mit auf den Weg nähmen als allein einen Stab, nicht Brot, nicht Tasche, nicht Kupfer im Gürtel, (9) sondern Sandalen an den Füßen, und keine zwei Untergewänder tragen.

      (10) Und er sagte ihnen: »Wo immer ihr in ein Haus kommt, bleibt dort, bis ihr wieder von dort fortgeht. (11) Und welcher Ort euch nicht aufnimmt und sie nicht auf euch hören, geht von dort weg und schüttelt den Staub ab, der unter euren Füßen ist, ihnen zum Zeugnis!«

      (12) Und sie zogen aus und verkündigten, daß sie umkehren sollten, (13) und sie trieben viele Dämonen aus und salbten mit Öl viele Kranke und heilten (sie).

       Redaktion und Tradition

      Der Abschnitt hat eine Parallele in Q (Mt 10,5-15/Lk 10,2-12). Man beachte, daß die Tradition bei Mk ganz unapokalyptisch gezeichnet wird, während die frühere Tradition (Lk 10,2-12) die Naherwartung kennt.

      V. 7 ist mk Einleitung zur Missionsrede. Man vgl. die wörtlichen Übereinstimmungen mit 3,13-15.

      V. 8-9: Stab und Sandalen werden sekundär (vgl. anders Q) zugestanden. Das Verbot, zwei Untergewänder übereinander anzuziehen, wie man das gewöhnlich auf Reisen tat, ist Abschwächung gegenüber Q (Mt 10,10/Lk 9,3). Dort verbietet »Jesus« sogar, mehr als eines zu besitzen. Das Untergewand wurde direkt auf dem Körper getragen.

      V. 10-11: Vgl. zu Lk 9,4-5; 10,7-11.

      V. 12-13 zeichnen das Ergebnis der Missionsrede (vgl. 3,15).

       Historisches

      Zu V. 8-9 vgl. zu Mt 10,9-10.

      Die historische Frage besteht darin, ob Jesus bereits zu seinen Lebzeiten Jünger ausgesandt hat. Sie ist zu bejahen. Der Auftrag, zu verkündigen (die Nähe der Gottesherrschaft) und zu heilen, ist als echt anzusehen. »Die ›Missionsinstruktionen‹ der Synoptiker basieren auf einem Kern von Logien, die auf Jesus zurückgehen« (Gnilka, Mk I, 241).

      Mk 6,14-29: König Herodes und die Enthauptung Johannes des Täufers

      (14) Und der König Herodes hörte, denn sein Name wurde offenbar, und sie sagten: »Johannes, der Taufende, ist von den Toten erweckt worden und darum wirken die Kräfte in ihm.« (15) Andere aber sagten: »Er ist Elia«, andere aber sagten: »Ein Prophet, wie einer der Propheten.« (16) Als aber Herodes hörte, sagte er: »Den ich enthauptet habe, Johannes, dieser wurde erweckt.«

      (17) Herodes nämlich sandte (einst) aus, ließ Johannes festnehmen und ihn gefesselt in das Gefängnis bringen wegen Herodias, der Frau seines Bruders Philippus, weil er sie geheiratet hatte.

      (18) Johannes hatte nämlich Herodes gesagt: »Es ist dir nicht erlaubt, die Frau deines Bruders zu haben.«

      (19) Herodias aber trug es ihm nach und wollte ihn töten und konnte es nicht. (20) Herodes nämlich fürchtete Johannes, wissend, daß er ein gerechter und heiliger Mann ist, und er ließ ihn bewachen, und wenn er ihn hörte, geriet er in größte Verlegenheit und hörte ihn gern.

      (21) An einem günstigen Tag aber, als Herodes an seinem Geburtstag einmal seinen Edlen und den Offizieren und den Ersten von Galiläa ein Mahl gab (22) und als seine Tochter Herodias eintrat und tanzte, gefiel sie dem Herodes und seinen Mahlgenossen, und der König sagte dem Mädchen: »Verlange von mir, was du willst, und ich will es dir geben.« (23) Und er schwur ihr: »Was immer du mich bitten willst, will ich dir geben bis zur Hälfte meines Reiches.«

      (24) Und sie ging hinaus und sagte ihrer Mutter: »Worum soll ich bitten?« Sie aber sagte: »Um das Haupt Johannes des Taufenden.« (25) Und sie ging sogleich mit Eifer hinein zum König und verlangte, indem sie sagte: »Ich will, daß du mir sofort auf einer Schüssel das Haupt Johannes des Täufers gibst.« (26) Und der König wurde sehr betrübt und wollte wegen der Schwüre und der Tischgäste sie nicht abweisen.

      (27) Und sogleich schickte der König den Scharfrichter und befahl, sein Haupt zu bringen. Und er ging weg und enthauptete ihn im Gefängnis. (28) Und er brachte sein Haupt auf der Schüssel und gab sie dem Mädchen, und das Mädchen gab sie ihrer Mutter.

      (29) Und als seine Jünger davon hörten, kamen sie und nahmen seinen Leichnam und legten ihn in ein Grab.

       Redaktion

      V. 14-16: Herodes meint Herodes Antipas, den Landesherrn Jesu, der von 4 v.Chr. bis 39 n.Chr. regierte und über Galiläa und Peräa herrschte. Das Stück ist Einleitung zur Überlieferung vom Tode Johannes des Täufers, die Mk ab V. 17 wiedergibt, hat aber auch im Rahmen des gesamten MkEv eine wichtige Bedeutung. V. 16 leitet zur Geschichte (V. 17-29) über, während V. 14b-15 später noch in 8,28 aufgenommen werden. In V. 14b.16 ist Auferweckung als eine Art Wiederbelebung gedacht.

      V. 17-29 sind Parenthese (vgl. zu 5,8). Allerdings unterläuft Mk bei diesem ungewöhnlich ausführlichen Nachtrag die Ungeschicklichkeit, daß die Rückkehr der Jünger zu Jesus (6,30) der Grablegung des Täufers zeitlich unmittelbar zu folgen scheint, obwohl die Bestattung doch bereits vor dem in 6,14-16 Erzählten stattgefunden hat.

      Die Bestattung des Leichnams Johannes des Täufers (V. 29) stellt eine Parallele zum Schicksal Jesu her (15,42-47). Für Mk, dem zufolge der Täufer vor der Zeit Jesu auftrat, hat das Schicksal des Täufers einen Bezug auf Christus. Der Täufer ebnet mit seinem Schicksal dem Messias den Weg (Gnilka, Mk I, 252).

       Tradition

      Die Form der von Mk eingearbeiteten Tradition V. 17-29 wird verschieden bestimmt: Manche sprechen von einer volkstümlichen Erzählung, die isoliert überliefert worden sei, andere von einer Legende ohne christlichen Charakter aus hellenistischjüdischen Traditionen oder einer Anekdote über Herodes. Noch andere ziehen den Ausdruck Martyriumsbericht vor. Jedenfalls ist auszuschließen, daß die Geschichte von Jüngern des Täufers erzählt wurde, die Johannes bestatteten (6,29). In diesem Falle wäre nämlich zu erwarten gewesen, daß bestimmte Inhalte der Täuferpredigt, wie z.B. die Gerichtsankündigung oder der Umkehrruf, in der Überlieferung erscheinen.

       Historisches

      Nach Josephus, einem jüngeren Zeitgenossen des Apostels Paulus, ließ Herodes Antipas den Täufer hinrichten, um einer etwaigen messianischen Bewegung zuvorzukommen. Die Tötung Johannes des Täufers erzählt Josephus in seinem Geschichtswerk »Jüdische Altertümer« XVIII 116-119. Zwar hat auch diese Geschichte eine Tendenz, indem z.B. der endzeitliche Charakter der Predigt des Täufers unterschlagen wird. Doch verdient sie sicher historischen Vorrang vor der Mk-Tradition, deren Unplausibilität durch Josephus nur noch bestärkt wird.

      »Was Mc hier erzählt, entspricht nicht den Angaben des Josephus. Nach Josephus wurde Johannes zu Machärus jenseits des Jordans hingerichtet, Mc setzt dagegen voraus, daß es am Königshof in Galiläa geschah … Nach Josephus war das Motiv zu der Tat die Furcht des Antipas vor politischer Gefährlichkeit des Täufers, nach Mc lediglich der Haß der Herodias gegen ihn. Den Ausschlag gibt bei Mc eine Scene, die zwar den Gegensatz des Asceten zu dem leichtfertigen Treiben am Königshof zu packendem Ausdruck bringt, aber eben nur eine Scene ist und an innerer Unwahrscheinlichkeit leidet« (Wellhausen, 367).

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