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ein im großen Style durchgebildeter Maître d’hôtel, der vom Buffet aus wie in den großen Schweizer Hotels in Frack und weißer Halsbinde die Table d’hôte (sie mag aus 2 oder 40 Personen bestehen) dirigiert und jedes kleinste, formelle Versehen sofort bemerkt und behebt. Jetzt sind nur Österreicher, Ungarn, Polen und Berliner im Hotel, die sich in die sogenannte Gemütlichkeit der Menage fügen. Separatdiners sollten nur außerhalb der Table d’hôte-Zeit und theurer servirt, wenn sie nicht mehr Gänge haben als die Table d’hôte, weil sie besonderes Service brauchen.“ Für einen „europäischen Kurort“, wie er angestrebt sei, müsse man sich eben in die „internationalen Sitten“ fügen und offensichtliche Fehler vermeiden, dazu gehörten etwa das der „chaotische Zustand“ an der table d’hôte oder die Beleuchtung der Hotelkorridore durch Petroleumlampen (siehe dazu auch Kapitel „Kuralttag mit grantigem Helden“).

      Eingedenk seiner Aufgabe, Abbazia als neues Reiseziel zu propagieren, kommt Billroth auch auf die Preise zu sprechen und holt dazu, rechtfertigend, weit aus: „In jedem Ort der Welt, Petersburg, London, Nizza, Monte Carlo nicht ausgenommen, kann man als Fremder bei gleichen Ansprüchen billiger leben als in Wien. Man zahlt im Hotel Quarnero 16 – 18 fl. für ein kleines, 26 – 28 fl. für ein großes Zimmer per Woche; für die Verköstigung im Abonnement 4 fl. Eine eigentliche Pension, d. h. Pauschalbeträge für Wohnung und Verköstigung zusammen, kann es dort so lange nicht geben, als das Hotel von der Südbahn direkt verwaltet wird und der (sic!) Restaurant für sich arbeitet. Das wäre auch noch zu bessern. Man muss für Wohnung, Beköstigung, Erleuchtung, Vino nostrano, Service etwa täglich 10 fl. rechnen, was ja der Fremde in Wien, wenn er behaglich, aber dabei bescheiden leben will, für die gleichen Bedürfnisse auch aufwenden muss. Viel billiger kann man es in Abbazia unter den gegebenen Verhältnissen nicht verlangen.“

      So kritisch Billroth in manchen Details ist und so bereitwillig er auch einräumt, dass es „noch viel in Abbazia zu thun gibt“, so entschieden hält er an seiner großen Vision fest: dass Abbazia „einen Weltruf begründen“ werde. Voraussetzung dafür sei der Bau einer Uferpromenade und das Anlegen entsprechender Straßen – damit revidiert er seine unbedachte Behauptung von den „trefflichsten Straßen“ im Hanslick-Brief –, aber auch die Errichtung eines Fußweges hinauf auf den Monte Maggiore und einiger mit Bänken versehener Schutzhäuser entlang dieses Pfades.

      Billroth schließt seinen „offenen Brief“ an den Herrn Dr. Wittelshöfer mit einer persönlichen Impression, die verrät, dass der Pionier der Bauchchirurgie, der eben mit einer „Modifikation“ der Magenresektion die Fachwelt beeindruckt hat, auch ein feiner Genießer ist: „Wer an einem sonnigen Dezembertag in Moschenizza in lustiger Gesellschaft im Freien Risotto, Scampi und Maroni arostiti mit dem feurigen Wein von Ika gefrühstückt hat, das herrliche Landschaftsbild der Ufer des Quarnero vor sich, der wird meine Liebhaberei für diesen südlichen, heimlichen Winkel unseres herrlichen Landes begreifen. Ich wünsche Ihnen gleich fröhliche, erfrischende Tage, wie ich sie in unserem Abbazia verlebt habe.

      Ihr Th. Billroth“

      Villa am Meer bei Abbazia. Gemälde von Lea von Littrow, um 1912. © Galerie Kovacek & Zetter, Wien.

      Theodor Billroth bleibt Abbazia buchstäblich bis zum Tode treu: Er stirbt hier am 6. Februar 1894 an Herzversagen. Seine Verdienste bleiben unvergessen: Am 26. Oktober 1907 wird die Gedenktafel für Theodor Billroth enthüllt, Julius Glax würdigt in seiner Rede noch einmal die Bedeutung des Chirurgen für den Aufstieg Abbazias, als Freund Friedrich Schülers, des Gründers der Österreichischen Riviera, habe er seine ganze Aufmerksamkeit, seine Liebe und seine Sorgen dem jungen Abbazia gewidmet.

      Schon 1890 können Josef Rabl und Anton Silberhuber in ihrem Führer Wintercurort und Seebad Abbazia stolze Bilanz ziehen: „Und so sind denn für die Gestade des heiligen Jacob neue Tage des Glanzes erschienen. Tage eines beispiellosen, fast märchenhaften Aufschwunges, dessen segensreiche Consequenzen sich nicht alleine auf die Küste, sondern allmälig auch auf andere Theile des so traurig-verarmten, aber an eigenthümlichen Naturschönheiten überreichen Istriens erstrecken dürften.

      Die Bucht von Preluca, einst berühmt für den Thunfischfang. Photochromdruck, um 1890. Die steil aufgerichtete „Leiter“ diente den Fischern als „Beobachtungsstation“ – von ihnen aus spähten sie nach der Ankunft eines Thunfischzuges. Gefangen wurden die Thunfische in großen Netzen, genannt „Tonnara“.

      Die Geschichte der Menschheit aber wird die Schöpfung von Abbazia als eine humanitäre und civilisatorische That feiern, und den Namen ihres Urhebers, des General-Directors Friedrich Schüler, der Unvergänglichkeit überliefern.“

      Volosca mit der zweitürmigen Jesuitenkirche, die Theodor Billroth so gar nicht ins südländische Bild passen wollte.

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