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diese Aufgabe ist für uns als Berater und Manager präsent, das können und dürfen wir. Doch körperliche Beeinträchtigungen oder gar Krankheiten dürfen nur Ärzte, Psychologen, ausgebildete Therapeuten usw., also sogenannte Heilberufe, behandeln.

       Was die Psychosoziale Krise der Mitarbeiter angeht, so können wir ihnen helfen, dieser mehr Bedeutung zu geben, und ihnen deutlich machen, dass es Verbesserungsmöglichkeiten gibt und dass wir sie dabei unterstützen, Mittel und Wege zu finden, um die auch von ihnen verursachten negativen Auswirkungen zu reduzieren.

      Wir können – und dies zu erkennen ist wichtig! – bestimmte Probleme in den Unternehmen lösen. Für andere können wir nur Empfehlungen geben und aufzeigen, was passiert, wenn nichts passiert. Wir können den Mitarbeitern nur klar machen, welche Auswirkungen ein ungesunder Lebensstil hat, wie man lernt, mit Stress umzugehen und wann es sinnvoll ist, einen Arzt oder Therapeuten aufzusuchen – auch wenn die Krankenkasse die Behandlungskosten nicht übernehmen wird.

      Jede Heilung, egal ob in einem Unternehmen oder bei den Mitarbeitern, ist Selbstheilung. Wir können – wie ein Arzt oder Therapeut – nur helfend und unterstützend tätig werden. Die Impulse, die wir als Berater oder als Führungskraft geben, helfen lediglich, innere Prozesse zu aktivieren. Doch um dies zu ermöglichen, braucht es die Bereitschaft, etwas ändern zu wollen. Egal ob es das Management ist oder ob es die Mitarbeiter sind: Sie müssen sich darum kümmern, dass das, was notwendig ist – um die Not zum Guten zu wenden –, auch geschieht.

      Wo die Einsicht fehlt, wo keine Motivation vorhanden ist, wo der Leidensdruck nicht groß genug ist, da kann selbst der beste Berater und Coach nichts bewirken. Diese lethargische Haltung, diese passive Opferrolle wird von den Menschen in der Regel dann praktiziert, wenn sie keine Hoffnung haben, die Situation zu verbessern. Wenn sie sich damit abfinden – frei nach Dante: „Wir lassen alle Hoffnung fahren!“

      Das Problem ist, dass rationale Einsicht oft nicht Motivation genug ist, sich zu neuen Ufern aufzumachen. Wer nicht über die Ressourcen verfügt, die Dinge zu verändern, wer nicht die erforderliche Resilienz besitzt, wer keine Ideen zur Lösung hat, ist schnell resigniert und ergibt sich in sein scheinbar unvermeidliches Schicksal.

      1.2 Das Beratungsangebot

      Das Beratungsangebot, welches ich Ihnen hier vorstelle, ist keine eierlegende Wollmilchsau für alle betrieblichen und menschlichen Probleme. Und vielleicht kommen Sie, wenn Sie es kennengelernt haben, zu der Einschätzung, dass diese Workshops in den Unternehmen nicht ausreichen, um die dort existierenden Probleme zu lösen. Das will es auch gar nicht erreichen. Im Gegenteil, das Beratungsangebot will nichts anderes, als zur Selbstheilung animieren. Gewollt sind Impulse zur Bewusstseinsveränderung, gewollt sind leichte Reize, um Veränderungen zu erzeugen.

      Es gibt eine wichtige Regel für qualitatives und quantitatives Wachstum, welche auch für diesen Bereich gilt: Leichte Reize fördern das Wachstum, starke Reize lähmen es. Extrem starke Reize töten, vernichten jegliches Wachstum. Viel hilft nicht immer viel! Oft sind homöopathische Dosierungen sinnvoller und effektiver als das volle Programm helfender Beratungskunst.

      Das Angebot muss einfach, logisch, effizient bzw. effektiv und kostengünstig sein. Wir können das Unternehmen nicht tagelang anhalten und wir können keine Kehrtwendung um 180 Grad bei der Führung und den Mitarbeitern initiieren. Das würde alle „aus der Kurve hauen“.

      Wenn diese Dienstleistung Dünger für qualitatives und quantitatives Wachstum sein soll, dann ist zunächst die Analyse der „Bodenbeschaffenheit“ wichtig. Was ist die Situation? Welche Wachstumsfaktoren fehlen? Welche Menge und welche Art von „Bodennahrung“ fehlen? Nur die richtige Dosis eines adäquaten Wachstumsfaktors kann zur Verbesserung und Erholung führen. Man kann nämlich auch falsch düngen, ja man kann den Boden sogar vergiften, wenn man das falsche Mittel einbringt.

      Ich vergleiche das gern mit einer Metapher: Da steht der Chef einer Firma mit seiner leeren Problemschüssel vor Ihnen, die er mit möglichen Hilfestellungen gefüllt haben möchte. Wir kommen mit zwei Eimern und wundern uns, dass er ziemlich entgeistert reagiert und die „Universalhilfen“ auch nicht bezahlen will. Letztlich läuft unser gut gemeintes Heilwasser über und landet im Gully.

      Meine Erfahrung als Unternehmer, Berater und Coach lehrt mich: Biete nicht alles an, was möglich ist, sondern nur das, was nötig ist. Dafür muss die zu lösende Aufgabe genauestens bekannt sein.

      Natürlich macht man so etwas immer unter dem Aspekt: Ich wollte doch nur helfen! Doch wie sagte mir mal ein Chef, dem ich auch mehr angedeihen lassen wollte, als er und seine Firma vertrug: „Bitte nicht zu viel helfen, unser Leben ist schon schwer genug!“ Manchmal ist Hilfe wichtig, aber oft sollte man darauf verzichten und einfach akzeptieren und zulassen, dass der andere Zeit braucht, um selbst darauf zu kommen, was richtig ist.

      Ähnlich funktioniert auch der Impuls für die Selbstheilungsprozesse, die die notwendigen Energien und Ressourcen aktivieren, damit die Genesung eintreten kann.

      Frage eines Teilnehmers: Ich finde diese Sichtweise interessant. Meine Erfahrung als Führungskraft ist, dass die Probleme, von denen Sie hier sprechen, doch sehr komplex sind und auch immer irgendwie zusammenhängen.

      Antwort: Einstein sagte: „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise – auf der gleichen Ebene – lösen, durch die sie – auf der sie – entstanden sind.“ Zu dieser Erkenntnis gehört auch, wie schon erwähnt: Viel hilft eben nicht immer viel!

      Eine meiner Lebensweisheiten lautet: Menschen machen keine Fehler, sie sind höchstens – über den möglichen Ausgang ihres Tuns – falsch informiert. Es geht also darum, die Entscheidungshilfen zu geben, und nur die, die es braucht, um zukünftige Fehler zu vermeiden.

      Lassen Sie mich zunächst einen kurzen Überblick darüber geben, wie ich meinen Vortrag aufgebaut habe und welche Themen mir in diesem Zusammenhang wichtig sind.

      1.3 Aufbau meines Vortrages

       Überblick

      Im ersten Teil meines Vortrages werde ich zunächst einen kurzen Überblick über das Thema „Psychosoziale Gesundheit“ geben, damit Sie wissen, um was es eigentlich geht.

      Mit erscheint es wichtig, dass Sie einen zunächst noch sehr groben Überblick haben, warum diese Angelegenheit in seiner Dramatik immer mehr an Bedeutung gewinnt und weshalb dies ein neues Geschäftsfeld für Berater und eine Führungsaufgabe für Sie als Manager werden kann.

      1.3.1 Der Kondratieff-Zyklus

      Nach diesem Überblick werde ich Ihnen die langen Wellen der Kondratieff-Zyklen und ihre Bedeutung in der Vergangenheit und für die Zukunft darstellen. Dazu gehört auch deutlich zu machen, warum im nächsten Zyklus mehr oder weniger zwangsläufig die Psychosoziale Gesundheit an Bedeutung gewinnen wird.

      Dazu ein Zitat: Im 6. Kondratieff steht erstmals in der Geschichte keine Maschine/keine Hardware, sondern der Mensch mit seinen seelischen, ethischen und sozialen Potenzialen im Mittelpunkt des Wirtschaftsgeschehens! Psychosoziale Störungen und Erkrankungen als Folge unzureichender innerer Informationsverarbeitung und nicht mehr vorhandener Werte bilden inzwischen eine erhebliche Barriere für die Fortentwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft. Schon 10 Prozent weniger Destruktivität würden jährlich Milliarden Euro freisetzen und einen Innovationsschub auslösen, der neue Arbeitsplätze schaffen würde. (Nefiodow, „Der 6. Kondratieff“, 2001)

      1.3.2 Ursachen, Auswirkungen und Veränderungsprozesse

      Danach geht es um die Frage, warum die Psychosoziale Gesundheit in den letzten Jahrzehnten so sehr an Bedeutung gewinnen hat, wo die Ursachen für die Schwierigkeiten in diesem Bereich liegen, wie sich die negativen Auswirkungen für die Betroffenen und die Unternehmen

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