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„Mir macht keiner was vor. Ich kenne alle Tricks und Ausreden. Wenn ich es geschafft habe, dann kann es jeder.“ Diese Worte habe ich noch gut in Erinnerung.

      Tja, so weit die Erfolgsgeschichte von Herrn Meier.

      Es ist fast immer die gleiche Situation, ein ähnlicher Prozess. Zwischen einem Mangel (Leidensdruck) und einem Ziel (Hoffnung) befindet sich das Entwicklungspotenzial. Es sind die Aufgaben, die Maßnahmen, die für richtig erachteten Schritte, die uns erfolgreich, gesund oder attraktiv machen können.

      Doch ohne Mangel bzw. Leidensdruck wird nichts erfolgen. Es gibt ja auch keinen Grund dafür, wenn alles akzeptiert wird, wie es ist. Und ohne Ziel, die Hoffnung auf bessere Zeiten, kann nichts erfolgen, denn man weiß ja gar nicht, wohin die Reise gehen soll, wofür man sich anstrengen muss!

      Wenn diese beiden Voraussetzungen fehlen, kann eine Pattsituation entstehen, in der sich Führungskräfte und Mitarbeiter häufig befinden, sie sind sozusagen, was ihre notwendigen Aktivitäten angeht, neutralisiert.

      Ich nenne es „das Pendel der Gleichgültigkeit“, denn beide, der Mangel und das Ziel, sind „gleich gültig“, haben die gleiche Priorität, nämlich keine. Sie paralysieren sich.

      Weil Energie, wie das Modell zeigen soll, durch die Bewegung des Pendels zwischen Bedürfnis und Befriedigung entsteht, bedeutet Gleichgültigkeit, dass es nicht mehr schwingt.

      Wenn wir nicht mehr richtig ticken, weil wir uns mit dem Mangel arrangiert haben und neue Ziele nicht für möglich halten, wenn also beide Seiten gleich gültig sind, dann steht das Pendel still, dann kann keine Kraft zum Tun entstehen.

      Ohne den Willen, die bestehenden Mängel zu beseitigen – ohne Ziele –, ist alles „schlapp“. Das ist logisch. Es ist folgerichtig und auch erklärbar (wenn man die Logik kennt), wenn dann keine Erfolge eintreten – wenn nichts erfolg-t.

      Noch ein Hinweis: Ob ein Ziel sinnvoll und erreichbar ist, ergibt sich nicht unbedingt aus der Zielbeschreibung, sondern aus den dafür notwendigen Maßnahmen. Wir können hehre Ziele haben, doch entscheidend ist der Weg zum Ziel. Das meint das Sprichwort: „Der Weg ist das Ziel!“

      Noch einmal zurück zu den Krisen, die uns schmerzhaft dazu zwingen, eine Anpassung an die veränderten Realitäten vorzunehmen.

      Wahrscheinlich befinden sich ständig zwei Drittel aller Unternehmen in Deutschland in irgendeiner Krise. Sei es in einer Ertragskrise oder in einer Absatzkrise; vielleicht kriselt es in der Führungsebene oder es bahnt sich eine finanzielle Krise an, weil die Bank die Kreditlinie nicht erweitern will (was bei der momentanen Situation der Banken nicht wundert). Es können aber auch die typischen personellen Krisen sein, die es zu bewältigen gilt, oder Probleme im Bereich Entwicklung, Marketing, Controlling oder Produktion, weil man nicht rechtzeitig Schwachstellen erkannt hat. Kriseln kann es letztlich überall!

      Krisen gehören also zum Alltag des unternehmerischen Daseins und stellen alle Mitarbeiter vor ständig neue Herausforderungen. Und weil – wie schon Schiller sagte – der Mensch mit seinen höheren Zwecken wächst, sind Krisen an und für sich nichts Schlimmes. Im Gegenteil, sie fordern uns heraus und ermöglichen Wachstum.

      Ein Teilnehmer: Wenn ich Sie so höre, dann könnte man meinen, wir sollten für jede Krise dankbar sein. Also, ich hatte schon Krisen, auf die hätte ich gerne verzichtet.

      Antwort: Wenn man Krisen grob unterteilt, dann gibt es plötzlich eintretende Krisen, die unser privates und berufliches Leben entscheidend beeinflussen und durcheinanderbringen, wie z. B. plötzliche Erkrankungen oder der Tod eines nahen Verwandten. Im Berufsleben ist es die überraschende Kündigung oder wenn der wichtigste Kunde nicht mehr bei uns kauft.

       Auf solche Ereignisse kann man wahrlich verzichten, doch es ist Fakt, dass wir auch dabei neue Erfahrungen machen, je nachdem, wie wir das dramatische Ereignis bewerten und damit umgehen.

       Etwas andere Krisen sind sich verändernde Lebensumstände (Trennung vom Partner oder Pflegefall) oder neue Rahmenbedingungen im Unternehmen, wie z. B. Probleme im Zusammenhang mit der Psychosozialen Gesundheit.

       Doch in beiden Fällen – egal ob durch plötzliche Katastrophen oder durch langsame Veränderungen – ist es entscheidend, wie wir die Krise erleben und sie überwinden. Sie durchkreuzt unsere Lebensplanung oder strategische Entscheidung im Unternehmen, und ob wir wollen oder nicht, wir müssen uns der neuen Situation bzw. Realität anpassen. Das ist auch ein Lernprozess.

       Um konkret Ihre Frage zu beantworten: Auch ich finde persönliches Wachstum immer sehr gut. Wenn nur nicht die blöden Krisen wären. Auch ich würde lieber ohne Krise die Chance nutzen und mich weiterentwickeln. Aber leider funktioniert das nicht.

      Die globale psychosoziale Krise hat wieder eine andere Dimension. Aber sie soll ja nicht dazu dienen, dass die Unternehmen pleitegehen und die Mitarbeiter krank werden. Schwierigkeiten kriegen wir nur dann, wenn wir die Herausforderungen, die die Krise mit sich bringt, nicht annehmen, uns aus Angst vor Neuem verweigern, die Veränderungen ignorieren oder in panische Hektik verfallen. Es geht einfach nur um die Überwindung einer qualitativen Wachstumsgrenze, diese anzunehmen und mutig zu überwinden. Das ist alles!

      Wenn ich nur den geringsten Zweifel daran hätte, dass sich die momentane katastrophale Krise (ich werde gleich noch darlegen, warum ich zu der Wertung einer fürchterlichen Situation komme), in der sich die Unternehmen und ihre Mitarbeiter befinden, leicht und ohne großen finanziellen Aufwand lösen lässt, dann würde ich heute nicht vor Ihnen stehen. Ja, es ist einfach und kostet wenig, gute Arbeitsbedingungen zu schaffen, ein normales Führungsverhalten zu pflegen und sich um seine Arbeitsfähigkeit zu kümmern. Um zu erfahren, wie das geht, gibt es diese beiden Workshops.

      Mir ist klar, dass es nicht einfach ist, weil sich die Verhältnisse über Jahre zu dem entwickelt haben, was wir jetzt fassungslos zur Kenntnis nehmen müssen. Doch es wurden in der Menschheitsgeschichte schon ganz andere Krisen bewältigt.

      Krisen sind Bewährungsproben, vor denen man nur dann Angst haben muss, wenn es ein Ungleichgewicht gibt zwischen den neuen Aufgaben und den vorhandenen Bewältigungsstrategien und wenn die auftretenden Probleme nicht mit den gegebenen betrieblichen Ressourcen gelöst werden können. Das ist das eigentliche Problem einer jeden Krise – das Ungleichgewicht zwischen „Müssen“ und „Können“.

      Gern hätten wir für das Unternehmen qualitatives und quantitatives Wachstum ohne Krise – aber das ist leider nicht möglich. Und hier greift das Konzept. Das Angebot ist, die Ressourcen der Unternehmen zur Bewältigung von Problemen im Zusammenhang mit der psychosozialen Gesundheit zu erweitern.

      Wachstum ist immer mit einer Krise verbunden, weil sich die alten Verhältnisse nicht mehr halten können und die neuen noch nicht etabliert sind. Ohne Krise kein Wachstum, kein Wachstum ohne Krise! Max Frisch hat einmal zu Recht gesagt: Krisen sind produktive Zustände, denen man nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen muss!

      Wie entstehen unternehmensinterne Krisen? Unter anderem durch das Ungleichgewicht von Chancen und deren Nutzung. Durch die Differenz zwischen dem, was möglich ist, und dem, was nur getan wird. Dadurch entstehen Spannungen. Solche Disharmonien erzeugen wir durch unsere Entscheidungen selbst und diese Missklänge führen uns direkt in die so sehr gefürchteten Krisen. Solche Zustände entstehen nicht zufällig, sie sind nicht gottgegeben, sondern wurden bewusst oder unbewusst von den Unternehmensverantwortlichen verursacht.

      Meine Damen und Herren, ein Problem ist eine nicht gelöste Aufgabe. Manche Probleme sind sehr schwierig zu lösen, andere nicht. Dramatisch wird es nur, wenn die Unternehmensverantwortlichen nicht über die Führungseigenschaften verfügen, diese Herausforderung zu meistern, und sich fremder Hilfe verweigern. Oder wenn sie sich in angeblicher Ohnmacht damit abfinden, also eine passive Opferrolle einnehmen – „Es ist eben so …“ – und vor allem die zukünftigen Auswirkungen unterschätzen.

      Das Gleiche gilt auch für die Mitarbeiter. Egal ob es sich um „hausgemachte“

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