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Similarity and Contact are of universal application.“61 Frazer ordnet den reflektierten Gebrauch der Sympathien der „Theoretical Magic“62 zu, während er vom „primitive magician“ sagt, „he knows magic only on its practical side.“63 Des Weiteren führt er aus, dass „he never analyses the mental process on which his practice is based […].“64

      Im Sympathieglauben haben „die magischen Gesetze der Ähnlichkeit (simila similibus), des Gegensatzes (contraria contrariis) und der Berührung sowie das Gesetz der Stellvertretung (pars pro toto)“65 ihren Ursprung. Zuvor hatte schon Frazer in seinem Werk The Golden Bough auf die Prinzipien der sympathischen Magie hingewiesen: „The two principles of Sympathetic Magic are the Law of Similarity and the Law of Contact or Contagion.“66

      Monika Schulz teilt die Meinung von Irmgard Hampp, dass „die Kategorie der similitudo […] als zentrales Instrument magischer Manipulation zu begreifen“67 ist. Denn eine Krankheit, wie zum Beispiel ein Gerstenkorn, kann zwar besprochen, aber nicht „[durch Magie] behandelnd manipuliert werden.“68 Symbolische Handlungen werden an einem „manipulierbaren Substitut“69 durchgeführt. Im Falle des Gerstenkorns kann dies eine Erbse oder ein ähnlich aussehender Gegenstand sein.70 Die Ähnlichkeit erschließt sich nicht immer sofort. Der Einsatz des Eisenhutes (der Pflanze) bei Augenleiden lässt nicht sofort einen Zusammenhang erkennen. Es sind die Samen des Eisenhutes, die Ähnlichkeit mit dem menschlichen Auge aufweisen.71 Ein weiteres Beispiel von Ähnlichkeitsmagie nennt Birkhan. Die Mondmagie ist hierfür ein gutes Beispiel, denn „alles, was zunehmen soll, muß bei zunehmenden, was abnehmen soll, bei abnehmenden Mond verrichtet werden.“72 Er nennt die Mondgläubigkeit der Germanen als Beispiel. Bei der Begegnung Caesars mit dem Suebenführer Ariovist weigern sich die Sueben zunächst, die Schlacht zu schlagen, da die führenden Frauen des Stammes davon abraten, bei abnehmendem Mond zu kämpfen:

      […] ut matres familiae eorum sortibus vaticinationibusque declararent, utrum proelium committi ex usu esset necne; eas ita dicere: non esse fas Germanos superare, si ante novam lunam proelio contendissent. 73

      … daß die Familienmütter mit Hilfe von Runen und Weissagungen bestimmten, wann es richtig sei, eine Schlacht zu schlagen und wann nicht. Sie hätten erklärt, die Götter seien gegen den Sieg der Germanen, wenn sie vor dem folgenden Neumond eine Schlacht lieferten.74

      Diese Anweisung beruht auf dem Glauben, dass das Schlachtenglück bei abnehmendem Mond ebenfalls abnehme.

      Während das Gesetz der similia similibus besagt, dass „Ähnliches mit Ähnlichem“ bekämpft werden soll, verhält es sich bei contraria contrariis genau umgekehrt. Ein anschauliches Beispiel sind Krankheiten, bei denen hohes Fieber auftritt. Diese werden im Zauberspruch mit Feuer gleichgesetzt und müssen demnach mit Wasser oder Sand gelöscht werden.75

      Gegen den Brandgrind

      Man füllt eine Schale mit Wasser und spricht, während

      man sie zum Mund führt, um zu trinken:

      Ich trink daraus wie ein Reh und Rind

      Du sollst wegnehmen diesen Brandgrind.

      Brand, fall auf Sand †

      Fall in die See †

      Und nicht auf Fleisch †

      Brand, Brand, ich blase dich;

      Heil’ge Jungfrau leite mich.76

      Der Sand, die See und das Blasen auf den Brandgrind soll helfen, diese Krankheit zu heilen.

      Das „Gesetz der Berührung“ spiegelt sich in der magischen Denkweise wider, die man „kontagiöse Magie“77 oder auch „Berührungszauber“78 nennt. Wer einen Berührungszauber anwendet, setzt voraus, „daß eine äußerliche Berührung zu einer inneren Beziehung“79 führt.

      Die Denkweise, dass sich „magische Kräfte […] in den Händen sammeln und durch die Hände übermittelt werden“,80 ist sehr alt. Das Anfassen des Leidenden spielt bei Zaubersprüchen eine große Rolle.81 Manchmal wird der Kontakt durch Berührung auch im Zauberspruch selbst genannt:

      Ich greif an die Haut

      ich greif an das Fleisch

      ich greif an das Bein

      ich greif an das Mark und Blut

      das ist für alle Schwinden gut.82

      Die „Gebärde des Greifens oder Streichens“83 wird durch die Erwähnung im Spruch durch die „Kraft des Wortes“84, auf die noch eingegangen werden wird, noch verstärkt.85 Auch der Atem86 und der Speichel87 haben heilende Kräfte. Nach Hampp ist „der Glaube an die besondere Kraft der Hand, des Atems und des Speichels uralt und über die ganze Erde verbreitet.“88

      Auch in der Bibel wird von magischen Heilungen berichtet: Christus heilt einen Taubstummen, indem er seine Ohren mit den Fingern berührt und seine Zunge mit Speichel benetzt.89 Eine zweite Heilung ist die eines Blinden, dem Jesus seinen mit Erde vermengten Speichel auf die Augen aufträgt.90

      Auch bei den Germanen galten Blut und Speichel als „eine Art Seelenträger“91 und ihre Vermischung schuf „personale Lebens- und Schicksalsgemeinschaft[en].“92

      Monika Schulz zeigt, dass die Vorstellung, dass der ganze Mensch durch einzelne Teile wie Fingernägel oder Haare repräsentiert wird, „für magische Operationen wesentlich und bereits in ältesten Beschwörungen belegt“93 ist. Bereits in altorientalischen Texten werden „Schuppen, Speichel, Kleidung, Fußwickel, Körperausscheidungen [oder] Besitztum“94 als Repräsentanten für den ganzen Menschen angesehen. Diese Konzepte beruhen auf der Vorstellung, dass der Zaubernde dazu fähig ist, eine Person „durch entsprechende Einwirkung auf von ihr abgetrennte Teile“95 zu manipulieren. Durch diese Denkweise ist das Gesetz des pars pro toto auch mit dem Gesetz der Berührung verbunden, denn „things which have once been conjoined must remain ever afterwards.“96 Nach Frazer ist es „a material medium of some sort which unite[s] distant objects and […] conveys impressions from one to the other.“97

      Es können aber nicht nur abgetrennte Teile, die durch das Gesetz der Sympathie mit ihrem Besitzer verbunden sind, manipuliert werden, sondern es kann auch ein einzelner Vertreter seiner Art symbolisch für die ganze Gattung stehen. Ein Wurmsegen aus dem CSB, dem Corpus deutscher Segen- und Beschwörungsformeln, zeigt, dass der Tod eines Wurmes auch den Tod aller Würmer, die beseitigt werden sollen, auslöst: „Wan nun der wurm in dem feder kengell stirbt, so stirbt auch der ander.“98 Der Wurm steht also stellvertretend für die anderen Würmer. Dieser Denkart entsprechen auch die magischen Handlungsanweisungen, die durch das Vergießen von Wasser Regen bewirken sollen. Schulz zitiert hier Cassirer:

      [D]er Regen [wird] nicht nur bildlich empfunden, sondern in jedem Wassertropfen als real gegenwärtig empfunden […]. Der Regen als mythische Kraft, der „Dämon“ des Regens ist ganz und ungeteilt in dem ausgegossenen Wasser vorhanden und in ihm der magischen Einwirkung unmittelbar zugänglich.99

      Schulz bezeichnet „das Prinzip des pars pro toto […] als Sonderfall der Kontiguität“,100 da „das Verhältnis von Teilen zu ihrem Ganzen stets auch die Vorstellung eines immerwährenden Kontakts bedingt.“101 Nach den Denkweisen der Magie bietet dies eine

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