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vom wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen untadelig ist. Die reine Liebe zur Wissenschaft um der Wissenschaft willen ist ein edles Ideal. Tausende von Jahren sind vorbeigezogen, hinein in das Geheimnis des für alle Zeit Vergangenen, damit Sie diese Wissenschaft kennenlernen können. Die Wissenschaft aus Tausenden von Jahren hat im Vorüberziehen ihr üppig beschriebenes Blatt entrollt, damit die Beute der Zeit Sie bereichern möge. Was werden Sie tun mit diesen Schätzen, die in Ihren Händen liegen? Ein verwöhntes Kind der Wissenschaft werden? Oder der heroische Meister der jüngsten Wahrheit? Lassen Sie nicht zu, dass der fluchwürdige Hunger nach Gold2 das Wesentliche in Ihrem Leben auffrisst! Sie sollten den Ehrgeiz haben, den Wettlauf um Ruhm zu gewinnen, der nicht vergiftet ist von der Gier nach Ruhm.” 3

      Ich hoffe, das vorliegende Kompendium trägt dazu bei, dass John Martin Littlejohn schließlich jenen Rang zuerkannt bekommt, den er mehr als verdient: als einer drei Gründerväter der modernen Osteopathie und als bedeutendster Osteopath des 20. Jahrhunderts!

      DANKSAGUNG

      Wie immer gebührt mein besonderer fachlicher Dank der kanadischen Osteopathin Jane Stark, der international renommiertesten Osteopathiehisorikerin unserer Zeit. Ihre Arbeit der letzten Dekade wird m. E. eine weitaus größere und langfristigere Bedeutung für die gesamte Osteopathie haben als jede klinische Forschungsarbeit, und ich erachte es als Privileg in dieser Phase der Geschichte der Osteopathie mit Jane so eng kooperieren zu dürfen.

      Martin Collins, dem ehemaligen Präsidenten der British School of Osteopathy, sowie Debra Summers, der Archivarin des Still National Osteopathic Museum in Kirksville, MO., gebührt mein ganz besonderer Dank bei der Beschaffung der in diesem Kompendium übersetzten Originalartikel.

      Dr. Martin Pöttner hat, wie schon so oft zuvor, auch bei Littlejohn in kürzester Zeit enorme Übersetzungsarbeit geleistet. Ihm gilt mein Dank ebenso wie meiner Lektorin, Frau Elisabeth Melachroinakes, die Dr. Pöttners Rohfassung mit dem nötigen Feinschliff versehen hat. Ohne dieses Team wäre das Erstellen des vorliegenden Werkes in dieser Qualität undenkbar gewesen.

      Für die hervorragende Verarbeitung war wie gewohnt das Berufsbildungswerk für Sprach- und Hörgeschädigte in München unter der fachkundigen Leitung von Herrn Gerhard Strobl verantwortlich, dem ebenso mein uneingeschränkter Dank gilt.

      Schließlich gilt mein ganz besonderer Dank Johanna, Suahli, Lucy, Luka und Xenia, die mir in den schwierigen Zeiten seit Beginn des Littlejohn-Projektes immer dann Kraft gegeben haben, falls dies nötig war, und natürlich auch Monika für ihre bedingungslos liebende und zutiefst inspirierende Begleitung in dieser Phase meiner Lebensreise.

      Viel Vergnügen bei der Lektüre und

       viel Freude und Erfolg mit Ihrer Osteopathie!

      Christian Hartmann

       Pähl, August 2009

      VORWORT DES ÜBERSETZERS

      Die Eigenart der vorliegenden Übersetzung hängt von bestimmten Entscheidungen ab, die ich als Übersetzer aus einem bestimmten Verständnis der Texte John Martin Littlejohns treffen musste. Diese Entscheidungen werden in der Folge an drei Punkten erläutert. Zunächst beschreibe ich Littlejohns wissenschaftssystematische Auffassung der Osteopathie (1). Dabei skizziere ich auch bestimmte biografische Aspekte und grundlegende Auffassungen Littlejohns. Sodann beschreibe ich die Position Littlejohns zu den Anerkennungsprozessen der Osteopathie seitens der einzelnen Staaten in den USA und durch das Vereinigte Königreich (2). Das vorliegende Kompendium enthält hierzu sehr viele historische Quellen erster Güte, sodass sich dieser Punkt der Entwicklung der Osteopathie in den Vereinigten Staaten und Großbritannien bis in die 1930er Jahre aus dem Kompendium historisch rekonstruieren lässt. Schließlich thematisiere ich das Verhältnis von A. T. Still und Littlejohn in wissenschaftsphilosophischer Hinsicht (3). Auch hierzu gibt es nach meiner Lektüre einschlägiger Literatur eher Überraschendes und bislang osteopathisch offenbar noch nicht hinreichend Beachtetes im vorliegenden Kompendium zu lesen.

      DIE OSTEOPATHIE ALS UNABHÄNGIGES SYSTEM DER HEILUNG

      Die klassische Osteopathie ist in einem kulturellen Klima entstanden, das durch den technisch-wissenschaftlichen Fortschritt seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der sich ökonomisch zu bewähren schien, durch die Evolutionslehre vor allem in der Gestalt Herbert Spencers und durch die amerikanische Romantik, den sogenannten Amerikanischen Transzendentalismus, geprägt war. Wer daran noch Zweifel hatte, wird durch das vorliegende Littlejohn-Kompendium eines Besseren belehrt. Littlejohn hat diesen historischen Zusammenhang schon 1899 in der Psycho-Physiology4 dargelegt. Im hier vorliegenden Kompendium finden sich reiche Belege für diesen Sachverhalt.

      Littlejohn hatte schon eine beachtliche wissenschaftliche Biografie vor allem in Glasgow und New York durchlaufen, als er wegen einer sehr schweren Krankheit auf Andrew Taylor Still traf.5 Ärzte in Großbritannien hatten ihm geraten, einen Klimawechsel vorzunehmen, der ihn zunächst in ein Sanatorium auf Long Island, dann aber weiter in ein Sanatorium im mittleren Westen Amerikas geführt hatte. Seine wissenschaftliche Laufbahn musste er dabei zeitweise unterbrechen, sodass er seine Promotionsabschlussprüfung in Politischer Philosophie an der Columbia University, New York, nicht ablegen konnte, obgleich er eine nicht unbeachtliche Dissertation zur politischen Theorie in der Scholastik bis Hugo Grotius vorgelegt hatte. In Glasgow hatte er Naturphilosophie mit dem Schwerpunkt Physik u. a. bei Lord Kelvin studiert. In diesem Kontext hatte er auch Herbert Spencer kennengelernt.6 Er erwarb neben dem Magister Artium die Grade eines Bachelor der Theologie und eines Bachelor in Jura. Daneben hatte er sich Grundkenntnisse in Physiologie und Medizin angeeignet. Der Schwerpunkt seiner Studien lag im philosophisch-politischen und juristischen Bereich, weshalb er ein entsprechendes Forschungsstipendiat als Fakultätsmitglied an der Columbia University in New York erhielt, wobei Littlejohn betont, diese habe damals noch Columbia College geheißen.7 Dieses schloss er aus Krankheitsgründen nicht ganz ab und wechselte in den Westen. Durch Empfehlung von Mitgliedern der Columbia University wurde er Präsident des Amity College. Von hier aus hat er sich offenbar irgendwann nach Kirksville zu A. T. Still begeben – und dessen ‚geschickte Finger‘ halfen, Littlejohns Krankheit stark zu verbessern.8

      Danach wurde er schnell Mitglied der Kirksviller Fakultät, wo er seit 1898 Physiologie lehrte, wobei er zugleich in Chicago Medizin studierte. Bald wurde er Dekan der Kirksviller Fakultät, wechselte aber 1900 ganz nach Chicago, wo er eine eigene osteopathische Schule eröffnete. Zugleich aber setzte er sein Medizinstudium dort fort, und schloss es auch ab. Zudem wurde er für einige Jahre Physiologieprofessor in Chicago am Hering College, einer ‚regulären‘ medizinischen Schule.

      Diese dürren Punkte sollten genügen, um zu verdeutlichen, dass Littlejohn über die Osteopathie hinaus weit gespannte wissenschaftliche und philosophische Interessen verfolgte. Die erhebliche Verbesserung seines sehr schwierigen Krankheitszustandes nach einer Schädelverletzung durch die Behandlung seitens Stills belehrte ihn darüber, dass die Osteopathie einen realen Gehalt besitzen müsse. Er studierte Osteopathie in Kirksville und wurde überzeugter Osteopath. Wie seine gleichzeitigen Studien der herkömmlichen Medizin zeigen, wollte Littlejohn es aber sehr genau wissen. Dass er die herkömmliche Medizin nicht einfach verachtete, zeigt sich auch daran, dass er selbst in mehreren Staaten Lizenzen erwarb, um Medizin zu praktizieren.

      Wie die großen Texte der ersten Phase zeigen9, sieht Littlejohn die Osteopathie als diejenige neue Entwicklung in der Wissenschaft der Heilung und der entsprechenden Kunstlehre, welche die positiven Entwicklungen in der Medizin seit Hippokrates vollendet. Daher bestreitet er der regular medicine zu Recht einen Alleinvertretungsanspruch auf den Begriff Medizin zu erheben. Die neue Osteopathie vollende mithin die wesentlichen Aspekte der Medizin. Zu diesen wesentlichen Aspekten gehören nicht die Medikamente, wie Littlejohn bemüht ist, auch historisch nachzuweisen. Die Stärken der Osteopathie bestünden in ihrer physischen Diagnose und der physischen Anwendung. Littlejohn führt dies vor allem auf den großen Gebieten der Osteopathie, der Vasomotorik und des Nervensystems aus.10 Immer stärker versucht er11, die Osteopathie als naturheilkundliche Medizin darzustellen,

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