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Kopf stellen, was wir bisher über unsere Vergangenheit gelernt haben. Nur Fantasten können so etwas behaupten, heißt es oft. Vertreter etablierter Lehren lehnen solche Thesen kategorisch ab. Was aber, wenn unser Geschichtsbild Sprünge erkennen lässt, sich vieles womöglich ganz anders zugetragen hat, als die offizielle Lehrmeinung versichert?

      Angenommen, Archäologen fänden in einem keltischen Grab den Knopf eines außerirdischen Raumanzugs: Würden die Gelehrten das Ding aus einer anderen Welt überhaupt erkennen und richtig zu deuten wissen? Wer klassifiziert etwas fehlerfrei, das es nach gängiger Auffassung gar nicht geben kann? Will man jedoch etwas Handfestes finden, das mögliche extraterrestrische Eingriffe im Altertum bestätigen könnte, bedarf es zweier mutiger Schritte. Erstens: die Möglichkeit, solche Kontakte in Betracht zu ziehen. Und zweitens: die Bereitschaft, nach Indizien zu suchen – in alten Überlieferungen, verstaubten Museumsdepots, verschütteten Kultstätten und an heiligen Plätzen oder irgendwo in unserem Sonnensystem! Was wäre mit der Entdeckung eines „regelwidrigen“ Artefaktes verbunden? Entsetzen? Vertuschung? Oder eine neue fantastische Perspektive für die Menschheit? Die Kontroverse um die „Astronautengötter“ und die Faszination des Unbekannten waren für mich Anreiz genug, das vorliegende Buch zu schreiben. Die zentrale Frage bei meiner Spurensuche lautete: Wo könnte es begründete Belege für eine vorgeschichtliche, überirdische Einflussnahme geben? Nicht irgendwo in fernen Ländern, sondern unmittelbar vor unserer Haustür?

      Eine Zeitmaschine wäre für historische E. T.-Ermittlungen hilfreich. Damit ließe sich hautnah miterleben, was in grauer Vorzeit wirklich geschah. Wäre ich im Besitz eines solchen utopischen Vehikels, wüsste ich einen idyllischen Schauplatz in den Alpen, wo ich mich Hals über Kopf hinkatapultieren würde: ins neolithische Freilichtmuseum Val Camonica, eine ländliche Region in der italienischen Lombardei nordöstlich von Mailand. Was es hier an den Berghängen entlang des Südalpentales zu sehen gibt, ist schlichtweg gigantisch! Mit Hunderttausenden Graffiti ist Val Camonica das größte steinzeitliche Bilderbuch Europas, ja wahrscheinlich sogar der ganzen Welt.

      Und mittendrin im Gewirr der Illustrationen: seltsame Felszeichnungen, die Talbewohner unverblümt mit „astronauti“ betiteln. Seit Jahrzehnten geistern sie in schlechter Fotoqualität oder dilettantisch abgezeichnet durch die grenzwissenschaftliche Literatur. Aber kaum einer hat sie persönlich zu Gesicht bekommen. Das machte mich stutzig, skeptisch und neugierig zugleich. Gewissheit konnten nur persönliche Recherchen vor Ort erbringen. Also begab ich mich auf die Jagd nach den legendären „Steinzeit-Astronauten“ im Val Camonica, sprach mit führenden Felskunstexperten, diskutierte mit Forschern gängige sowie alternative Denkmodelle und besichtigte Fundplätze, die touristisch noch gar nicht erschlossen sind.

      Man könnte annehmen, die Felsbildkunst würde sich auf einige wenige Gebiete wie das Val Camonica beschränken. In Wirklichkeit ist aber die gesamte Alpenwelt mit Piktogrammen und Felsritzungen durchzogen. Viele Bildmotive sind eher Zufallsfunde, manche hat man wieder vergessen oder sie wurden von Vandalen und Umwelt zerstört, andere sind wiederentdeckt worden oder müssen noch entdeckt werden. Die wichtigsten Fundorte können besichtigt werden. Vorausgesetzt, man ist gut zu Fuß, weiß von ihrer Existenz und hat Kenntnis ihrer genauen Lage. Mein Streifzug zu den letzten Rätseln unserer Vergangenheit führte mich weiter zu prähistorischen Kultplätzen in Österreich und der Schweiz. Eine auffällig identische Symbolik lässt vermuten, dass es bereits in der Steinzeit Verknüpfungen zum Felsbildheiligtum in Norditalien gegeben hat. Das verraten die geometrischen Ritzungen in Carschenna im Kanton Graubünden genauso wie die seltsamen Felsgravuren von „Sonnenrädern“ und „Himmelsleitern“ in der Kienbachklamm im Salzkammergut oder das rätische Schrifträtsel am Schneidjoch in Nordtirol. Auch Südtirol mit den Dolomitensagen (und verblüffend ähnlich lautenden Legenden „fliegender Menschen“ und antiker Flugvehikel aus dem alten China) spielt bei der kosmischen Nachforschung eine bedeutende Rolle.

      Bei der Erkundungstour begleitete mich – wie fast immer im letzten Jahrzehnt – meine Lebenspartnerin Elvira Schwarz aus Basel. Viele Fotos in diesem exklusiven Report stammen von ihr. Die wertvollste Stütze bei der „Alpen-Mysterytour“ waren ihre sorgfältigen Reisevorbereitungen und das fremdsprachliche Talent. Und natürlich vagabundiert man im Zweiergespann stets angenehmer und amüsanter zu geheimnisvollen Stätten. Was es an Strapazen, Entdeckungen, Kameramotiven und allerlei Staunenswertem zu erleben gab, davon erzählen die folgenden Seiten in Wort und Bild. Steinzeitliche Alpen-Astronauten? Unglaublich, aber wahr! Wer ihren himmlischen Fährten folgt, darf sich auf handfeste Überraschungen gefasst machen. Überzeugen Sie sich selbst!

      „In ihrer ganzen Großartigkeit wird die vorgeschichtliche Zivilisation niemals erkannt werden; zu viel ist durch die Verwüstung der Zeit, durch menschliche Vernachlässigung und Vandalismus verloren gegangen.“

      Richard Rudgley, britischer Ethnologe

      UNVERSTANDENES ERBE

      Wohl jeder kennt den Sinnspruch „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“. Wenn wir diese Idee mit einer Drittelmillion multiplizieren, sind wir in Val Camonica gelandet. Das rund 70 Kilometer lange Tal liegt am südlichen Alpenrand in der Lombardei. Es erstreckt sich im Norden ab der Ortschaft Edolo, führt entlang des Flüsschens Oglio und mündet gegen Süden in den kleinen Iseosee zwischen Bergamo und Brescia. Hier begegnen Forscher und Wanderer auf Schritt und Tritt einem reich illustrierten Multiversum voller fantastischer Geschichten, Gedanken und Spiegelbilder des Lebens.

      Der revolutionäre Geistesblitz schlug in der Alpenregion mit dem Ende der letzten Eiszeit ein, verbreitete sich über die Jahrtausende in immer komplexeren Formen und endete ziemlich abrupt mit der Zeitenwende. Die Urväter haben uns eine unbegreifliche Bilderflut an Wundern und Wissen hinterlassen. Diese Zeugen der Vorzeit wurden – fein eingeritzt – auf Steinplatten, Felswänden und Monolithen verewigt. Die einzelnen Motive sind oft nicht größer als wenige Zentimeter. Doch wer sie einmal entdeckt hat, kann sich ihrer Faszination nicht mehr entziehen. Als bevorzugte Themen wählten die Steinzeitkünstler einfache Abbilder des Alltagslebens, naturalistische Wiedergaben von Tieren, bewaffnete Krieger im Kampf und Szenen der Jagd. Solche Darstellungen sind unmissverständlich. Dagegen haben geometrische Bildersymbole und figürliche Begriffzeichen ihr Geheimnis bewahrt. Verwirrende Spiralen, Labyrinthe, Schlangenlinien, Rauten, Netz- und Zickzackmuster sowie einfache und mehrfache Ringe mit „Strahlenmustern“ – was war damit gemeint? Und wieso zeigen Felsbilder auf der ganzen Welt typologische Ähnlichkeiten mit der Galerie aus Val Camonica?

       Val Camonica in der Lombardei: atemberaubende Landschaft entlang des Oglio

       Erstaunliche Analogien: Val Camonica/​Italien; Narigua/​Mexiko; Ballygowan/​Schottland; Galicien/​Spanien; Lombo da Costa/​Portugal; Carschenna/​Schweiz (v.o.n.u.)

      Dazu passt eine vor wenigen Jahren gemachte Entdeckung in der Wüste bei Narigua im mexikanischen Bundesstaat Coahuila. Hier fanden Archäologen rund 500 Felsen mit Abertausenden Abbildungen, darunter schwer deutbare, abstrakte Muster. Viele der Felszeichnungen (Petroglyphen) zeigen „Cup-and-Ring-Markierungen“. Es sind dies konzentrische Kreissymbole und Spiralen, die hierzulande „Schälchen“ oder „Näpfchen“ genannt werden. Der Durchmesser und die Anzahl der Ringe variieren. Erst 2012 haben Wissenschaftler begonnen, die mexikanischen Funde genauer zu erforschen. Dabei stellte sich heraus, dass der Großteil der Zeichen bereits vor etwa 6.000 Jahren – mutmaßlich von Nomaden – mit Steinwerkzeugen in die Felsen geschlagen wurde. Wenn die Datierungen

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