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einmal. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »So geht das nicht«, zischte er dann zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Wombie, wenn ich die Spur von Vlarad und der Frau aufnehmen soll, dann musst du entweder die ganze Zeit über weit genug wegbleiben oder du musst deinen Stinkehops waschen.«

      »Gmmmhhh…«, machte der Zombie drohend und versteckte den Kuschelhasen schützend in seiner mächtigen Armbeuge.

      »Welf hat leider recht«, sagte Tom und gab sich dabei Mühe, keine allzu schnellen Bewegungen zu machen. Es sollte nicht wirken, als wolle er Wombie das Plüschtier entreißen. »Das ist wirklich nicht böse gemeint, und das weißt du auch, oder?«

      »Gmmhhh…«

      »Eben. Wir wollen doch alle unseren Grafen wiederhaben.«

      »Gmmhhh…«

      »Stimmt«, schaltete sich auch Mimi ein. »Die nette Autorin wollen wir natürlich auch wiederfinden. Aber dafür muss Welf was erschnuppern können, und das geht eben nicht, wenn sich Odor im gleichen Raum befindet.«

      Einen Moment lang war es still in der Geisterbahn. Dann knackte es leise, als der Zombie seinen Kopf langsam zu Hop-Tep hinüberdrehte. Der balsamierte Prinz nickte kaum merklich, und es war gut möglich, dass er Wombie gerade eine private telepathische Nachricht schickte.

      Tom hatte das leider noch kein einziges Mal geschafft. Wenn er telepathierte, hörten es auch alle anderen. Nun, im Moment alle außer Vlarad, denn der war in der Sekunde seines Verschwindens auch aus ihrer telepathischen Gruppe geflogen. Die magischen Lichtpunkte auf Toms Arm, die er immer als sein Geister-Navi bezeichnete, waren nun um ein Signal ärmer: Von Vlarad auch hier keine Spur.

      Da drehte sich der Zombie urplötzlich um und schlurfte einfach davon. Ob er beleidigt, einsichtig oder demnächst anderweitig beschäftigt war, konnte man wie immer nur vermuten. Auf jeden Fall sorgte die ständige Zugluft in der Geisterbahn dafür, dass sich der Gestank verflüchtigte und Welf wieder die Spuren der Vermissten aufnehmen konnte.

      Schnell hatte er nur mit Hilfe seines wölfischen Geruchssinns exakt die letzten Positionen der beiden bestimmt.

      »Hier stand die Frau … da stand Vlarad«, brummte er mehr zu sich als für die anderen. »Hier drüben rieche ich die Mottenkugeln in Vlarads Gehrock … eindeutig … Die Spur ist aber schwächer … Also war das sein Weg hier herein, bevor ihr beiden um die Ecke gebogen seid …«

      »Klingt logisch«, nickte Tom. »Aber was war danach?«

      »Langsam, muss die Spuren erst entwirren …«, murmelte Welf, machte ein paar Schritte auf den Sarg zu, dann wieder zurück und schnupperte noch ein paarmal in die abgestandene Luft hinein.

      »Ihr kamt von da, von wo sonst. Sie stand da, du standst hier … Und dann …«

      »Und dann?«, fragte Tom angespannt. »Genau darum geht’s! Was war dann?«

      »Dann …« Der Werwolf schloss die Augen und konzentrierte sich ganz auf die Geruchsspuren. »Dann …« Tom, Hop-Tep und Mimi wagten keine Bewegung und kein noch so kleines Geräusch, um Welf bloß nicht abzulenken.

      Ärgerlicherweise spürte Tom genau jetzt, wie ihn irgendetwas juckte. Je mehr er versuchte, es zu kontrollieren, desto größer wurde der Drang, sich am besten überall gleichzeitig zu kratzen!

      »Wuwuwuwaahh!«, stieß Tom hervor und schüttelte sich dabei wie ein Hund nach dem Flussbad. Alle sahen ihn verwundert an, und Tom blickte beschämt in die Runde. »Tut mir so leid, ich … ich konnte nicht anders. Plötzlich hat es mich überall gejuckt und …«

      »Schon gut«, antwortete Mimi. »Ist doch ganz normal, wenn man sich gerade extra still verhalten soll. Ich kenn das gut.«

      »Es war … anders …«, murmelte Tom, aber da hatte Welf schon wieder die Spuren aufgenommen, und Tom verhielt sich nun extra still.

      Seine Disziplin war leider ebenso umsonst wie die Bemühungen des Werwolfs. Urplötzlich schmetterte Welf seine Faust durch den Deckel des Sargs und schnaubte dann rasselnd durch die Nase wie ein wütender Stier.

      »Nichts! Gar nichts!«, rief er frustriert. »Sie sind einfach weg! Keine Spuren, nichts! Hölle, Dämonen und Verdammnis!«

      »Das kann doch nicht sein!«, rief Mimi aufgeregt in die Runde. »Wir wissen doch, dass nichts und niemand spurlos verschwinden kann. Irgendwas bleibt immer zurück!«

      Du sprichst wahr, oh gläserne Grazie, meldete sich Hop-Tep telepathisch zu Wort. Jedoch scheint es nichts zu sein, was unser olfaktorisch empfindsamer Wolfsfreund erschnuppern könnte.

      Währenddessen prasselten auf Tom gerade alle Probleme gleichzeitig ein und vernebelten ihm fast vollständig die Sinne. Eine Bestsellerautorin war in ihrer Geisterbahn verschwunden! Vlarad war weg! Gleich würden sie öffnen müssen! Morgen standen hier die Leute von der Zeitung und ahnten heute noch nichts davon, was für eine Wahnsinnsstory sie hier erwartete!

      Da schüttelte Tom trotzig den Kopf, bis die ganzen Sorgen in hohem Bogen davonflogen und ringsherum gegen die Tunnelwände prallten. Er zwang sich dazu, ruhig zu bleiben. Denn wenn er aus ihren letzten Abenteuern etwas gelernt hatte, dann dass Panik und Aufregung nichts verbesserten – ganz im Gegenteil sogar.

      Also atmete Tom durch und legte die Zeigefinger der gefalteten Hände vor die Lippen. »Also, wenn Welf nichts findet, heißt das ja nicht unbedingt, dass hier keine Spuren sind … Was für Möglichkeiten haben wir denn sonst noch, um den Tatort zu untersuchen?«

      »Ich hab mich natürlich schon genau umgesehen, aber auch nichts Ungewöhnliches bemerkt«, antwortete Mimi. Sie konnte bei Dunkelheit genauso gut sehen wie im hellen Sonnenschein. Darum war sie beim Auffinden verlorener Dinge immer wieder eine unschätzbare Hilfe – nur wohl leider nicht in diesem Fall.

      »Okay, was würde Vlarad tun …«, überlegte Tom – und das aus gutem Grund. Nicht nur durch seine hagere Gestalt wirkte der Vampir oftmals wie Sherlock Holmes persönlich. Auch seine Kombinationsgabe war der des berühmten Meisterdetektivs nahezu ebenbürtig. Nachdenklich machte Tom einen Schritt auf den Sarg zu.

      »Wuwuwawah!«, machte er plötzlich noch einmal, und der Drang, sich abermals zu schütteln war so überwältigend gewesen, dass Tom fast umgekippt wäre. Wieder erntete er verwunderte Blicke. »Entschuldigt, aber mich hat’s wieder so komisch gejuckt …«

      »Dann kratz dich lieber, denn das klingt albern und sieht blöd aus«, grummelte Welf. »Wo waren wir stehengeblieben?«

      Unser geschätzter Blutsfreund würde zunächst dafür sorgen, dass niemand die eventuell vorhandenen Spuren verwischt, antwortete Hop-Tep und hielt Welf dabei höflich, aber bestimmt an der Schulter zurück, weiter in die Dekoration hineinzutreten.

      »Hast recht, alter Junge«, raunte der Werwolf und klopfte der Mumie freundschaftlich auf die Schulter.

      Da runzelte Tom die Stirn. »Was war das denn? Mimi, hast du das auch gesehen?«

      »Nein, was meinst du denn?«, antwortete das Geistermädchen und kam aufgeregt herangeflattert.

      »Hier, knapp über dem Boden, da war was. Wie ein Lichtstrahl oder so was. Direkt da, knapp über meinem Schuh. Aber jetzt ist es wieder weg …« Tom seufzte. »Vielleicht hab ich mich getäuscht, tut mir leid.«

      Es ist vollkommen verständlich, dass du …, wollte die Mumie gerade ansetzen, doch Tom hob energisch die Hand: »Da! Da war es wieder! Wie ein Flirren, rötliches Licht … Wie ein … ein Dings … na … Laserstrahl! Genau, das ist es! Haha, ich hab’s.«

      Überraschend für alle trat Tom hinter Hop-Tep und klopfte der Mumie ein paarmal kräftig auf die Schulter, so wie es Welf gerade getan hatte.

      »Muss das denn sein?«, schimpfte der Werwolf und hustete, als sich der charakteristisch sandige Staub aus Hop-Teps Bandagen im Tunnel der Geisterbahn verteilte.

      »Ja, muss es! Schaut doch, da!«, rief Tom aufgeregt

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