Скачать книгу

ich 1959/60 als junger Lehrer nach Hoof kam, machte ich an der „Heemer“ Kirmes (Kirmesmontag) mit meiner 8. Klasse einen Wandertag zur Schermeshöhe, nachdem mir ein Hoofer Bauer gesagt hatte, er habe beim Pflügen wieder Ziegelscherben entdeckt. Wir sammelten einen ganzen Korb voller zerstückelter Ziegelscherben, die ich nach Saarbrücken zum Konservatoramt brachte. Damals hieß es: „Wir haben für Ausgrabungen kein Geld.“

      Eindeutig bestätigt, dass auf der Schermeshöhe (Scherbenhöhe) zumindest eine römische Siedlungsstätte war, hat der weithin bekannte Wünschelrutengänger Hermann Mörsdorf (der Vater des späteren saarländischen Umweltministers Stefan Mörsdorf), der auf dem Hoofer Heimatfest 1994 den Gutshof haargenau auspendelte. Er pendelte auch zwei Brunnen aus. Das war damals ein Riesenspektakel. Über 200 Besucher waren anwesend, unter ihnen auch Lehrer Friedrich Herrig aus Haupersweiler.

      Unwahrscheinlich, was damals passierte! Vier Wochen vor dem Heimatfest waren ich und Werner Kratz mit Mörsdorf dort, wo er den Hof haargenau auspendelte und mit Stecken absteckte. Die Stecken wurden wieder entfernt und am Heimatfest pendelte er genau die gleiche Größe an derselben Stelle wieder aus. (Mörsdorf war in ganz Südwestdeutschland als Wünschelrutengänger bekannt, so pendelte er auch viele ehemalige Grubenstollen in der Pfalz aus.)

      Dass auf der Gemarkung Hoof eine sehr frühe Besiedlung war, beweisen auch alte Flurnamen. So gibt es z. B. am Hoofer Eltzenberg die beiden Gewannbezeichnungen „Auf dem Ding“ und „Vor dem Ding“. „Auf dem Ding“ habe ich 1974 gebaut und beim Umgraben des Gartens in späteren Jahren immer wieder Scherben gefunden. Hier müssen wohl schon germanische Siedlungen gewesen sein, denn das Wort „Ding“ kommt aus dem germanischen Wort „Thing“ („Thius“ = germanischer Kriegsgott). Auf dem „Ding“ (Thing) stand immer eine germanische Gerichtsstätte.

      Noch etwas zur keltischen und römischen Besiedlung der Gemarkung Hoof: 1970 wurde beim Ausbau des Feldwirtschaftsweges vor dem „Reiherswald“ in direkter Nähe des „Klingelwaldes“ („Klinkerwald“) ein keltisches Grab entdeckt. Etwas ganz anderes bestätigt die römische Besiedlung. Im Laubwald oberhalb des Keltengrabes im oberen Gerberstall (in unmittelbarer Nähe des „Klingelwaldes“) fand ich schon 1960 beim Pilzesuchen riesige bodenbedeckende Teppiche von immergrün (Vinca minor). Das Immergrün war ursprünglich nur im Mittelmeerraum vorhanden. Die Pflanzen wurden von den Römern nach Deutschland gebracht. Sie haben ihre Siedlungsstätten, z. B. ihre Gutshöfe und später auch die Klöster, mit Immergrün umpflanzt, sollte die Pflanze doch im heidnischen Glauben Geister vom Hof abwehren. Dies alles ist in der geschichtlichen Literatur bestätigt. Auch hier muss also eine römische Siedlungsstätte gewesen sein.

      Dem römischen Herrn auf der Schermeshöhe folgte wahrscheinlich zuerst ein alemannischer und nach der Schlacht bei Zülpich (496) ein fränkischer Herr. In der Pfarrchronik zu Niederkirchen heißt es: „Im Jahre 918 verlieh in Edler namens Ruthard einen Herrenhof mit Gebäuden im Ort und Bann von Osterna an die Abtei des Heiligen Remigius in Rheims“. Es besteht die Annahme, dass dieser Herrenhof nur „Hoof“ gewesen sein kann, weil keine andere Gemeinde in diesem Raum einen Flurteil besitzt, dessen Namen auf den Hl. Remigius hindeutet. Auf Hoofer Gemarkung aber gibt es einen „Remmeswald“ und ausgerechnet in nächster Nähe des römischen Gutshofes auf der Schermeshöhe. Dass Ruthard ein Franke war, beweist die Tatsache, dass er den Hof an Reims verschenkte. (Der „Remmeswald“ heiß im Volksmund auch „Henkerswald“ und „Hängerswald“.) Die Bezeichnungen „Henkerswald“ und „Krähenberg“ geben wieder zu denken; denn wir wissen, dass die eroberten römischen Güter als Sperrgut an die germanischen Edlen fielen oder zum „Königsland“ erklärt wurden. Als solches war es dazu bestimmt, das Ansehen des Herrschers zu festigen. Eine Gerichtsstätte mit Galgen („Krähenberg“ auch „Galgenberg“ genannt) erfüllte diesen Zweck. Und somit führt die Frühgeschichte des Ortes Hoof bis hin in das Jahr 1344, wo eben die „Adelheid vom Hofe“ wohl erste Namensträgerin des Dorfes war. Wann und wie nun die „Leute vom Hofe“ durch das Bruchwiestal hinunter in das Tal des Grügelbaches (Betzelbach) zogen, ist wohl unbekannt. (Übrigens sprechen Ausgrabungen in der oberen Bruchwiese – beginnend an der oberen Quelle im Wald – dass von dort aus einst eine unterirdische Wasserröhre aus Eichenholz ins Dorf hinunter führte und wohl den ersten Dorfbrunnen an der Kirche mit Wasser speiste.) Auch andere alte Flurnamen deuten auf eine frühmittelalterliche Besiedlung hin. Es ist die „Fröhn“ zwischen Hoof und Leitersweiler. Der Flurname „Fröhn“ kommt vom mittelhochdeutschen Wort „vron“, was so viel heißt wie „den Herrn betreffend, ihm gehörig sein“. Frondienst war im Mittelalter der „Dienst der Unfreien für den Herrn“.

      Seit 1975 aber wissen wir, dass eine „Erstbesiedlung von Südhängen über dem Grügelbachtal“ schon um Christi Geburt stattgefunden hat. Ich verweise auf das Schreiben des Staatlichen Konservatoramtes vom 17. Juli 1976 an den Verfasser Dieter Kremp: „Es wurden im Mai 1975 in der Flur „Im Quetterling“ in der Ausschachtung zum Bau von Wohnhäusern mehrere Gräber aufgeschnitten. Davon blieb eines intakt, eines wurde teilweise zerstört, eines zum großen Teil zerstört. Die Reste sind nach Meldung durch Bildhauer Herbert Kraushaar vom Konservatoramt geborgen worden. Es handelt sich um keltische Brandgräber mit Beigaben von jeweils mehreren Tongefäßen, dazu Eisenreste und eine Bronze-Fibel. Die Bestattungen fanden in der frühen römischen Kaiserzeit, d. h. im 1. Jahrhundert nach Christus statt.“

      Die früheren Hoofer Lehrer Albin Damian, Peter Böll, Johann Theiß, Karl Jausel und Friedrich Herrig waren die ersten, die den Spuren Hoofer Vergangenheit nachgingen. Ihnen folgten Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre Erich Schneider und Dieter Kremp und die heutigen Heimatforscher Hans Kirsch und Klaus Zimmer, wobei wohl letzterer das Geheimnis um die Geburtsstunde von Hoof lüftete. Auch Berthold Stoll aus Leitersweiler sei hier genannt.

      Hoof heißt im Volksmund „Hoob“, die Bewohner nennen sich die „Heemer“. „Heemer“ kommt von „Heim“. Die „Heemer“ lieben also ihre Heimat ganz besonders.

      (Anmerkung: In Hoof gibt es zwei Flurbezeichnungen mit dem Namen „Ding“: „Vor dem „Ding“ und „Auf dem Ding“. Diese beiden Fluren liegen am Eltzenberg, rechts und links von der Straße, wenn man den Berg hinaufgeht. „Auf dem Ding“ steht das Wohnhaus von Dieter Kremp, „Vor dem Ding“ das Wohnhaus von Otfried Gerhart. Das bedeutet: Schon in germanischer Zeit war hier eine Gerichtsstätte. Woher kommt nun das Wort „Ding“? Aus dem mittelhochdeutschen „dine“ und dem althochdeutschen „thing“, was eine „öffentliche Versammlung (Volksversammlung) vor der Volksgemeinde war, eine rechtliche und gerichtliche Verhandlung, eine Gerichtsverhandlung.“ „Dingfest“ machen bedeutet, einen Verurteilten festzunehmen. „Aller guten Dinge sind drei“ heißt es. Der Angeklagte wurde dreimal vor die Volksversammlung geladen. Auch das Wort „dingen“ und „Diensttag“ gehen auf das Wort „thing“ oder „Ding“ zurück. Althochdeutsch „Dingsdag“, mittelhochdeutsch „dinxendach“. Letztendlich geht das Wort „ding“ oder „thing“ zurück auf den altgermanischen Kriegsgott „Thiu“ oder „Tiu“, wie Zeus bei den alten Griechen, der oberste Gott der Germanen. Früher wurden die Mägde auf den Bauerndörfern „gedingt“. Sie wechselten die Stelle, was ursprünglich wohl am Dienstag nach Weihnachten geschah. Und heute noch ist der Dienstag nach Weihnachten im Ostertal der „Wannerschdaach“. Seltsam! Auch der Vorname „Dieter“ kommt vom germanischen Wort des Kriegsgottes „Thiu“ („Tiu“). Daraus wurde im Laufe der Zeit das Wort „tiudisk“, was also „deutsch“ (eigentlich „der Volksdeutsche“ heißt.

      Im Jahre 1994 feierten die „Heemer“ aus Anlass der Ersterwähnung des Dorfes Hoof ihr Heimatfest „650 Jahre Hoof“. Zu einem „Geburtstagsempfang“ lud damals der Hoofer Ortsvorsteher Walter Cullmann die Bevölkerung ein – genau am Tag der Ersterwähnung vor 650 Jahren: am Donnerstag, 13. Januar 1994, in den Saalbau Robert Gerhart. Der erste Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins Ostertal, Hans Kirsch, hielt in einem geschichtlichen Abriss die Geburtstagslaudatio. Höhepunkt der Veranstaltung war die Überreichung einer historischen Amtskette an Ortsvorsteher Walter Cullmann durch den St. Wendeler Bürgermeister Klaus Bouillon und Staatssekretär Dr. Richard Dewes. Nach einer Idee von Rudi Gerhart und einer Vorlage von Hans Kirsch wurde die Amtskette von einem Künstler in Rotenburg ob der Tauber angefertigt. In Winfried Bayer, einem ehemaligen „Heemer“,

Скачать книгу