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kenntlich machte. Korrekt gekleidete Schwestern mit Haube sieht man aber nur noch auf Reklameschildern der Pflegedienste. Nicht nur hier, sondern in allen Bereichen, spürt man den Wunsch vieler Menschen, das Alte und Bewährte möge nicht auf-Teufel-komm-raus modernen Auffassungen einiger Wichtigtuer zum Opfer fallen.

      Das Wochenende verging ziemlich schnell. Es kamen viele Besucher. Meine Familienangehörigen, die alle einen medizinischen Beruf haben, begutachteten das noch gefühllose Bein und machten mir natürlich Hoffnung auf Besserung, die dann auch am dritten Tag nach der Operation eintrat.

      Da ich bereits nach fünf Tagen entlassen wurde, hatte ich nur kurze Zeit Gelegenheit, meine Betreuung und Versorgung zu überwachen, also aus ärztlicher Sicht einzuschätzen, denn auch in einem Krankenhaus werden trotz aller Vorsicht Fehler gemacht13.

      Es ist nicht selten, dass bei der Verabreichung von Medikamenten oder anderen Tätigkeiten Irrtümer vorkommen13. Dies hielt sich aber bei diesem Kurzaufenthalt gegenüber späteren und längeren stationären Behandlungen in Grenzen. Wenn ich auf solche Fehler gestoßen bin, habe ich sie immer korrigiert13. Auch musste ich mehrfach die gleiche Auskunft geben. Daran erkennt man, dass wichtige Informationen nicht ausgetauscht werden; dass Mitarbeiter, die einen versorgen, nicht informiert sind, dass Maßnahmen doppelt zur Anwendung kommen, Anordnungen zu spät getroffen oder verspätet ausgeführt und andere Aufgaben dafür gar nicht erledigt werden13.

      Die Krankenschwestern sind oft überarbeitet, weil die Einrichtungen immer mehr sparen müssen und weniger Personal beschäftigen13.

      Nach meiner Entlassung am elften Dezember konnte ich das folgende Wochenende noch genießen, aber danach ging ich mit zirka sechzig Wundklammern im linken Bein wieder in meine Praxis.

      Die Selbständigkeit ist hart, und die laufenden Kosten einer Praxis scheren sich nicht um die Genesungsdauer ihres Inhabers, sodass ich nicht umhin kam, auf weitere Schonung oder Rehabilitationsmaßnahmen zu verzichten.

      Die Klammern wurden mir in der eigenen Praxis entfernt. Nun musste ich auch regelmäßig Medikamente einnehmen, die das Blut „verdünnen“, damit sich an der Kunststoffgefäßprothese keine Gerinnsel bilden konnten. Außerdem durfte ich, wie bereits erwähnt, das linke Kniegelenk zur Schonung der Prothese nicht mehr über neunzig Grad beugen. Daran hielt ich mich natürlich, und so war der weitere Verlauf bis zur vereinbarten Kontrolluntersuchung nach einem Vierteljahr komplikationslos.

      Während meiner langjährigen ärztlichen Tätigkeit habe ich immer beobachtet, dass sich die meisten Patienten zeitaufwändig auf einen Arztbesuch vorbereiten. Sie waschen sich und ziehen ihre Lieblingskleidung an. Natürlich gibt es Ausnahmen. Solche Patienten möchte man liebend gern zum Duschen oder wenigstens Waschen ihrer Füße wieder wegschicken.

      Auch ich bin nicht in Gartenkleidung zur Kontrolluntersuchung gegangen und hatte zudem einige Fragen, die ich beantwortet haben wollte. Was aber bei dieser ambulanten Kontrolle ablief, hat mich sehr enttäuscht. Eigentlich hätte es ausgereicht, wenn ich an der Anmeldung einen Zettel abgegeben hätte mit der Aufschrift: „Herrn Wild geht es gut!“

      Wenn man als Arzt zu einem Kollegen geht, erwartet man, etwas bevorzugt behandelt zu werden. Dieser Wunsch erfüllte sich nicht. Die Schwester an der Anmeldung war wegen der großen Patientenzahl überfordert und erkannte in mir nicht den ärztlichen Kollegen. So wurde ich in das überfüllte Wartezimmer gewiesen.

      Nach langer Zeit rief man mich schließlich in das Sprechzimmer. Dort saß der Arzt am Schreibtisch, zwei Schwestern kümmerten sich um Patienten, die offenbar das Arztgespräch schon hinter sich hatten. Mir sagte man, dass ich auf dem freien Stuhl neben dem Schreibtisch des Arztes Platz nehmen soll.

      Solche Spezialsprechstunden habe ich früher in meinem Fachgebiet auch übernehmen müssen. Allerdings kenne ich keinen, der das freiwillig und gern getan hat. Hier hatte ich auch diesen Eindruck.

      „Herr Wild, wie geht es Ihnen?“

      „Mir geht es gut.“

      Damit begnügte sich der Arzt und schrieb es in meine Akte. Das Bein sah er sich nicht an. Dann sagte er: „Die Medikamente nehmen Sie so weiter und kommen bei Bedarf wieder.“

      „Das werde ich mir reichlich überlegen.“

      Mit diesem Gedanken grüßte ich kurz und ging.

      Die Vorbereitung des Kranken auf den Arztbesuch, dessen Begleitung durch Angehörige oder den Krankentransport, die langen Wartezeiten, sowie die Hoffnung des Patienten auf Beistand und kompetente Beratungen stehen nicht im Verhältnis zu solch kurzen und oberflächlichen Arztkonsultationen, welche – zudem im Beisein weiterer Patienten – im Akkord am Fließband abgehalten werden.

      Nach diesem Arztbesuch, welcher mein einziger in dieser Einrichtung bleiben sollte, hatte ich mir fest vorgenommen, in meiner Praxis verstärkt auf solche Dinge zu achten.

      August 1998: Der erste Bypassverschluss

      Bereits ein Vierteljahr nach der „gründlichen“ Nachuntersuchung bekam ich wieder Probleme mit dem linken Bein. Zunächst denkt man an eine mentale Überlagerung, weil alle Sinne ständig auf die geringsten Veränderungen an dem kranken Bein gerichtet sind. Diese Phase der Bagatellisierung dauerte nicht lange. Die Schmerzen in der Wade, die Gefühllosigkeit und das Kältegefühl der Zehen und des Vorfußes wurden immer stärker. Schließlich hatte ich mich entschlossen, diese Beschwerden abklären zu lassen. Da „mein“ Operateur von damals im Urlaub war, stellte ich mich in einer anderen großen Klinik vor.

       Die Schmerzen in der Wade … (S. 22)

      Nach kurzen ambulanten Tests bestand der Verdacht, dass der Bypass, also das Kunststoffgefäß, mit Blutgerinnseln verstopft war. Damit waren die Weichen zur stationären Behandlung gestellt.

      Wieder kam ich, in guter Absicht der Kollegen, in ein Einzelzimmer. Hier hatte jede Station zwei solche Zimmer, die natürlich – das war mir klar – bei Bedarf auch als Sterbezimmer genutzt werden würden. Obwohl in dieser Klinik und in einem solchen Zimmer vor elf Jahren mein Vater verstorben war, zog ich diesmal die Gemeinschaft mit den Seelen der Verstorbenen einem Mehrbettzimmer vor.

      Noch am Aufnahmetag erfolgte nach Absetzen des gerinnungshemmenden Medikamentes die Gefäßdarstellung mit einem Kontrastmittel. Der Bypassverschluss wurde bestätigt, und die Blutgerinnsel konnten gleich anschließend mit einem Aspirationsverfahren entfernt werden. Der freie Blutdurchfluss war wieder hergestellt. Danach musste ich vierundzwanzig Stunden Bettruhe einhalten und davon die ersten zwölf – wegen der Gefahr der Nachblutung aus der Punktionsstelle – mit einem Druckverband auf dem Rücken liegend verbringen.

      Bei einer Wiederholung nach zwei Tagen kam es vor allem darauf an, eine Unebenheit im Bereich der Verbindungsstelle zwischen Gefäß und Kunststoffprothese (Anastomose) zu glätten. Auch danach gab es wieder den Druckverband und die Bettruhe. Diese Unebenheit der Anastomose wurde als Ursache der Gerinnselbildung verantwortlich gemacht.

      Ein weiterer Eingriff war nicht erforderlich, sodass ich wieder auf das blutverdünnende Medikament eingestellt werden konnte. Dafür war am nächsten Tag eine Blutentnahme erforderlich.

      Dass man sich nun gerade bei mir der Pflichtassistenten erinnerte, welche das Punktieren eines Gefäßes einmal am Patienten üben müssen, war weniger schön.

      Eine junge Ärztin kam und sagte: „Guten Morgen, Herr Doktor, ich soll bei

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