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warum?

      Für jeweils anderes ein anderer.

       Was war Ihr bewegendstes Musikerlebnis?

      Das ist die Frage nach dem „schönsten“ Tag im Leben.

       Was hören Sie in Ihrer Freizeit?

      Kinder spielen und Flugzeuge, oder die Unterhaltungen der Fische im Aquarium.

       Womit verbringen Sie am liebsten Ihre Freizeit?

      Ich habe Höhenangst, also nicht beim Bergsteigen.

       Sind Interpretationsschemata dem Zeitgeist unterworfen?

      Ich möchte sagen: „hoffentlich“.

       Welche Art von wissenschaftlicher Forschung würden Sie unterstützen?

      Forschung, die zur Früherkennung von Krebsgeschwüren der Politik in der Geschichte der Menschheit führen könnte.

      Würden Sie noch einmal geboren, was würden Sie anders machen? Vielleicht es diesmal in einer anderen Welt versuchen?

      Welche drei Dinge würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen? Kommt darauf an, ob ich die Insel wieder verlassen dürfte. Wenn nicht, ginge ich gar nicht dorthin!

       Welches Motto steht über Ihrem Leben?

      Das weiß der Himmel.

      DER ZAUBERLEHRLING

      GUSTAVO DUDAMEL

      * 26. Jänner 1981, Barquisimeto, Venezuela

      Hollywood hätte eine solche Biografie nicht besser erfinden können.

      In einem Entwicklungsland, dessen Bevölkerung zu einem großen Teil unter der Armutsgrenze lebt, ersinnt ein Musikwissenschaftler ein Programm, mit dem er die grassierende Gewalttätigkeit unter den Jugendlichen eindämmen will, indem er sie ein Instrument erlernen lässt, um sie von der Straße zu holen und deren soziales Bewusstsein durch das gemeinsame Musizieren zu stärken. Innerhalb dieses Systems wächst ein talentierter Geiger heran, der sich, gerade einmal zwölfjährig, unversehens als Leiter seines Orchesters wiederfindet, als der etatmäßige Dirigent kurzfristig verhindert ist und er dazu aufgefordert wird, ihn zu vertreten. Dabei wird sein außergewöhnliches Talent entdeckt, woraufhin er eine spektakuläre Blitzkarriere macht und binnen Kurzem die besten Orchester der Welt dirigiert.

      Was auf den ersten Blick wie ein Märchen klingt, hat sich tatsächlich so ereignet. Der venezolanische Musikwissenschaftler Antonio Abreu fasste angesichts des grassierenden Elends in seinem Heimatland eines Tages den wagemutigen Plan, Kinder und Jugendliche mithilfe der klassischen Musik von der Straße zu holen und ihrem Leben damit eine Perspektive zu geben. Mit der Unterstützung von jungen Berufsmusikern gründete er 1975 ein völlig neuartiges Orchester – das Orquesta Sinfónica de la Juventud Venezolana Simón Bolívar. Damit wollte Abreu die Musik zur Bildung und seelischen und sozialen Stabilisierung von Heranwachsenden nutzen, indem die Musiker ihr Wissen an Kinder aus den ärmsten Verhältnissen weitergeben. Durch Ölreichtum zu Wohlstand gekommen, erklärte sich die Regierung dazu bereit, dieses Experiment zu unterstützen. So konnte Abreu das einmalige System der Kinder- und Jugendorchester realisieren, in dem die Heranwachsenden bereits mit zwei Jahren sechs Tage in der Woche Musikunterricht erhalten. Oft aus schwierigen Verhältnissen stammend, genießen die Kinder in den Musikschulen eine sichere und gewaltfreie Umgebung und werden dort mit Kleidern und Nahrung versorgt.

      Tatsächlich entwickelte sich das sogenannte Sistema (Sistema de Orquestas Juveniles de Venezuela) zu einer weltweit beachteten Erfolgsgeschichte, das viele Kinder und Jugendliche zu begeisterten Musikern machte und dessen Konzept unterdessen auch in anderen Problemzonen der Welt mit Erfolg angewendet wird.

      Aus diesem gingen bereits etliche Spitzenmusiker hervor, wobei Gustavo Dudamel sicherlich die spektakulärste Karriere machte. Nachdem er so überraschend zum Orchesterleiter aufgestiegen war, begann Dudamel 1996 sein Dirigierstudium bei Rodolfo Saglimbeni und trat noch in demselben Jahr sein erstes Amt als Musikdirektor des venezolanischen Amadeus-Kammerorchesters an. Mit gerade einmal 18 Jahren wurde er zum Chefdirigenten des staatlichen venezolanischen Jugendorchesters ernannt und setzte seine Dirigierstudien bei José Antonio Abreu fort. Mit 19 Jahren absolvierte er mit dem Orchester seine erste Deutschland-Tournee und debütierte mit ihm in der Berliner Philharmonie.

      Aufgrund der Umstände erscheint die frühe Karriere des venezolanischen Talents geradezu märchenhaft und machte die ganze musikalische Welt auf das einzigartige Erziehungssystem seines Heimatlandes aufmerksam – und auf das singuläre Talent dieses jungen Dirigenten, der sich geradezu prototypisch als Galionsfigur einer neuen Dirigentengeneration eignet. Denn neben seinem außerordentlichen Talent sieht der junge Mann auch noch gut aus und besitzt die Fähigkeit, kraft seines südamerikanischen Temperaments die Massen zu Jubelstürmen hinzureißen und die Musiker gleichermaßen zu Höchstleistungen zu motivieren.

      Die Grundlage seiner internationalen Karriere stellte der Gewinn des „Gustav-Mahler-Dirigentenwettbewerbs“ der Bamberger Symphoniker dar. Da war der Heißsporn gerade einmal 23 Jahre alt. Nach seinen Debüts mit dem Israel Philharmonic Orchestra, dem Orchestre Philharmonique de Radio France und dem London Philharmonia Orchestra im Jahre 2005 unterschrieb er bei der Deutschen Grammophon einen Exklusivvertrag, was ihn für alle großen Orchester interessant machte. Seitdem nahm der 2012 mit dem Grammy Award ausgezeichnete Dirigent zahlreiche CDs auf, unter anderem mit den Berliner und Wiener Philharmonikern, mit dem Simón Bolívar Symphony Orchestra of Venezuela und dem Los Angeles Philharmonic Orchestra sowie mit der Staatskapelle Berlin. Doch damit nicht genug: Gustavo Dudamel hat auch Komposition studiert und die Filmmusik zum Spielfilm Libertador geschrieben, der – wie könnte es auch anders sein – vom Leben des Volkshelden Simón Bolívar handelt.

      Unterdessen hat er sich selbst zu einer Art Volksheld entwickelt, wovon zahlreiche Fernsehsendungen und die Dokumentation über ihn – Dudamel: Let the Children Play – zeugen, die in mehr als 500 Kinos in den Vereinigten Staaten gezeigt wurde. Die Auszeichnungen, die dem Ausnahmekünstler schon in jungen Jahren verliehen wurden, sind Legion. Bereits 2008 wurde dem Simón Bolívar Youth Orchestra der „Prinz-von-Asturien-Preis“ in der Kategorie Kunst zuerkannt, 2009 wurde er in Paris als Chevalier in den „Ordre des Arts et des Lettres“ aufgenommen, 2011 in die „Gramophone Hall of Fame“ und 2013 von Musical America zum „Künstler des Jahres“ ernannt. 2009 war er vom Time-Magazine in der Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten aufgeführt worden.

      Dabei ging er seine Karriere für seine Verhältnisse geradezu behutsam an. Im Jahre 2007 übernahm Dudamel die Stelle des Chefdirigenten der Göteborger Symphoniker, wo er bis 2012 blieb. Im Jahre 2008 leitete er zum ersten Mal die Berliner Philharmoniker, zu denen er seitdem regelmäßig zurückkehrt. Er war sogar als Nachfolger Sir Simon Rattles als Chef dieses Paradeorchesters im Gespräch, entzog sich dieser Wahl aber durch seine vorzeitige Vertragsverlängerung beim Los Angeles Philharmonic Orchestra, als dessen Erster Musikdirektor er seit dem Jahr 2009 fungiert. Was auch folgerichtig schien, hatte ihm diese Stellung doch ermöglicht, in seinen Programmen eine besondere Vielfalt zu entwickeln – alleine 60 Werke erlebten in den ersten fünf Jahren seiner Ägide ihre Uraufführung, wovon er selbst 20 leitete. Eine solche Programmvielfalt wäre ihm als Chef des deutschen Nobelorchesters wohl kaum möglich gewesen. Zudem konnte er die Philosophie des Sistema auch in Kalifornien realisieren, wo er das Youth Orchestra Los Angeles (YOLA) initiierte, das regelmäßig Kinder aus prekären Verhältnissen aufnimmt und an Instrumenten ausbildet. Was wiederum als Vorbild für etliche andere Einrichtungen dieser Art in den Vereinigten Staaten, wie auch in einigen europäischen Ländern, in Schweden oder Schottland etwa, diente.

      Denn

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