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sozialen Lage der Künstler und Künstlerinnen in Österreich10 hat das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur eine Studie in Auftrag gegeben, die die Schriftstellerinnen und Schriftsteller berücksichtigt. Eine Grundschwingung, die in verschiedenen Zusammenhängen – den Fragebögen und persönlichen Gesprächen oder Experteninterviews – immer wieder zum Ausdruck kam, war das gesellschaftliche Image von Kunst und Kunstschaffen in Österreich.

      In diesem Zusammenhang kann man wenigstens eines für die Dichterinnen und Dichter mit Neben- oder Zivilberufen bemerken: In finanzielle Notlagen sind sie nicht geraten, einige waren sogar wohlbestallt, was die weitere ausdrückliche Schlussfolgerung nach sich zieht, dass ein Künstler nicht am Hungertuch nagen muss, um kreativ zu sein.

      Eine abschließende Bemerkung erscheint mir erforderlich. Bei der Arbeit an diesem Buch habe ich mich mit jeder Schriftstellerin und jedem Schriftsteller individuell, spezifisch und subjektiv befasst, handelt es sich doch um unvergleichliche Individualisten und Individuen, sodass die einzelnen Aufsätze sich in Art, Inhalt und Umfang merklich unterscheiden. Mein Bestreben war es, einfach gesagt, jeder Dichterin und jedem Dichter angemessen gerecht zu werden. Gesamtwerke zu erfassen und zu kommentieren konnte dabei nicht mein Ziel sein. Die Reihenfolge der Dichterinnen und Dichter richtet sich nach deren Geburtsjahr und reicht über drei Jahrhunderte, nämlich von Franz Grillparzer, der im achtzehnten Jahrhundert geboren wurde, bis zur jüngsten Schriftstellerin, Barbara Frischmuth.

      Zu erkennen ist mit Gewissheit, dass ein Literaturheiliger meine Arbeit und die Untersuchungen geprägt hat, nämlich Franz Kafka, den ich seit meinen Gymnasialjahren in besonderer Weise studiere. Er war der Angel- und Drehpunkt der Idee für die Frage nach den Zivilberufen der Dichter und Dichterinnen. Auch Beruf und Berufung Anton Wildgans’ haben mich naturgemäß besonders interessiert.

      Die traurigste Konstatierung ist aber jene, dass durch den unfassbaren und unsagbaren Wahnsinn der Zeit von 1938 bis 1945 Österreich besonders viel geistiges Potenzial verloren hat, das nie wieder zu ersetzen sein wird, und dass Berta Zuckerkandl sowie Albert Drach schlimmstes Leid erfahren haben. Franz Kafkas Schwestern sind in den Vernichtungslagern umgekommen. Die Fragezeichen nach den angenommenen Sterbejahren, die ich im Kapitel über Franz Kafka bewusst setze, bedeuten alles – und sagen nichts.

      ANMERKUNGEN

      Vgl.: Yvonne Nilges (Hg.): Dichterjuristen. Studien zur Poesie des Rechts vom 16. bis 21. Jahrhundert. Würzburg 2014, S. 9f.

      Alfred de Vigny: Chatterton. Paris 1986: „Mein Zimmer verwandelte ich in eine Klosterzelle.“, S. 96

      Bernard Lahire: Doppelleben. Schriftsteller zwischen Beruf und Berufung. Berlin 2011

      http://search.obvsg.at/​primo_library/​libweb/​action/​search.do?dscnt=0&vl%281UI0 %29=contains&tab=default_tab&srt=rank&ct=search&mode=Basic&dum=true&tb=t&indx=1&vid=ONB&fn=-search&search=1&vl%28freeText0%29=Kafka%2C+Franz&image-Field.x=0&imageField.y=0 (abgerufen am 11. 04. 2015)

      https://portal.dnb.de/​opac.htm?method=simpleSearch&query=-Kafka%2C+Franz (abgerufen am 11. 04. 2015)

      http://www.literaturhaus.at/​index.php?id=6541 (abgerufen am 11. 04. 2015)

      Die Höhe der Honorare für Lesungen ist in Österreich sehr unterschiedlich und bewegt sich durchschnittlich zwischen 100 und 500 Euro. Sehr bekannte Autorinnen und Autoren haben individuelle Honorarforderungen, die weit höher sein können.