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Kafka, Alojz Gradnik, Carlo Goldoni, Marcus Tullius Cicero, Friedrich Schiller, Janko Ferk, … Alle waren Juristen und trotzdem oder gerade deswegen auch Dichter.“1 Nie habe ich gehört, gelesen oder gesehen, dass Rechtswissenschaften irgendwo in der Welt intelligenter angepriesen worden wären.

      Vielleicht hat der Schriftsteller mit Zivilberuf sogar etwas weniger Angst vor dem weißen Blatt Papier …

      Klagenfurt/​Celovec, am 26. Oktober 2015 J. F.

      ANMERKUNG

      http://kontekst.blogspot.co.at/​2006/​09/​pravo-in-literatura-na-pfneko.html (abgerufen am 14. 09. 2015)

      BEINAHE EIN PLÄDOYER FÜR DEN DICHTER MIT ZIVILBERUF

      Ein unbefangenes Urteil darf vorweggenommen werden: Eine Schriftstellerin und ein Schriftsteller, wenn auch keine österreichischen, haben sich in unserem Jahrhundert zweifellos als Dichterjuristen etabliert, nämlich Bernhard Schlink und seine streitbarere Kollegin Juli Zeh.

      Das Thematisieren von Literatur und Recht überrascht nicht, zumal diese Materie in den vergangenen Jahren zu einem der innovativsten Forschungsfelder der Literaturwissenschaft geworden ist. Die Untersuchungen darüber sind im Übrigen naheliegend, weil das Medium – sowohl der Literatur als auch des Rechts – die schriftlich fixierte Sprache ist. Sie ist ein zentraler Gegenstand der Arbeit des Juristen, der während seines gesamten Berufslebens mit Wörtern, Sätzen und Texten konfrontiert ist. Zeit seines Lebens setzt er sich mit bestimmten Sprachprodukten auseinander und hat zwischen ihnen Verbindungen herzustellen. Autor und Jurist stehen gleichsam in einem Zielkonflikt, zumal das Recht normative Grenzen zu ziehen bestrebt ist, die die Literatur – als Kunst – wohl andauernd zu überschreiten versucht.

      Die eingangs erwähnten Berufsgenossen Schlink und Zeh, die beide auf ganz andere Weise Fachgröße erlangten und die beide neben belletristischen bemerkenswerte theoretische Schriften veröffentlichen, stehen gleichsam exemplarisch für unser Jahrhundert und den Juristen, der schreibt. Dies ist allerdings nur eine Facette der Dichter mit Zivilberuf.

      Schriftstellerinnen und Schriftsteller haben natürlich auch viele andere Beschäftigungen und Broterwerbe, sie sind Ärzte, Germanisten, Historiker, Philosophen und nicht selten Journalisten oder Lehrer, sodass man zum Beispiel von Ärztedichtern oder Dichterärzten sprechen könnte. Doch ist der Konnex Schreiben und Jus, wie bereits erwähnt, wegen der Relevanz der Sprache in beiden Berufen mehr als naheliegend.

      In diesem Band sollen nicht nur Dichterjuristen vorgestellt werden, Literatur über sie gibt es zuhauf, sondern ebenso Autorinnen und Autoren, die neben dem Schreiben einem anderen sogenannten Zivilberuf nachgehen oder ihn einige Zeit lang ausgeübt haben. Das Phänomen der Dichterin und des Dichters, der es nicht hauptberuflich ist und seinen Unterhalt aus einer anderen Beschäftigung finanziert, tritt ohne Zweifel weltweit auf. Dieser Band beschäftigt sich sowohl mit Autorinnen und Autoren der österreichischen Literaturgeschichte als auch der Gegenwartsliteratur, die eine Zeit lang oder das ganze Leben zwischen Beruf und Berufung gestanden sind.

      Der Erzdichterjurist Franz Kafka ist natürlich – wie in jeder Hinsicht – die Ausnahme. Das Schreiben war ihm wichtiger als – beispielsweise – eine Ehe mit Felice Bauer oder Dora Diamant, aber dem Erfolg seiner Bücher ist er nie und nirgends nachgeeilt oder nachgejagt. Zuletzt und bis heute war es umgekehrt: Die weltweite Anerkennung und der unvergleichbare Erfolg waren – nach seinem Tod – hinter ihm her und sind nicht aufzuhalten. Millionenauflagen seiner Bücher und Übersetzungen in alle Kultursprachen der Welt sind beredte Zeichen.

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