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Wesen vor seinem geistigen Auge. Eigentlich wollte er nicht nur kämpfen, sondern auch entdecken. Das war verwirrend.

      „Richte deine Gedanken auf dein Ziel! Hör auf, sie in alle Richtungen zu schicken!“, herrschte sich Guntrogg selbst an und stampfte dabei bekräftigend auf.

      Irgendwo zwischen den rotbraunen Felsen, die überall am Strand aus dem orangefarbenen Sand ragten, kreischte ein Tier auf. Guntrogg wurde aus seiner Grübelei gerissen, er brummte genervt. Eine kleine Kreatur erhob sich hinter einem der Steine in die Luft und flog auf ledrigen Schwingen davon, während sie laut und eindringlich zu krächzen begann.

      „Ich will diese Udantok nicht kennenlernen, ich will nur guten Krieg finden, um Gorzhags Erster Brüller zu werden. Mehr nicht! Nur die Geistesbegabten interessieren sich für die fremden Rassen des Alls, wir Grauaugen führen die Horden gegen sie in den Kampf. Und wir fürchten niemanden, nicht einmal die Elban!“

      Guntroggs dunkelgrünes Gesicht verzog sich. Er schob den Unterkiefer leise grollend vor und entblößte seine Fangzähne, die Klauen mürrisch zu klobigen Fäusten schließend.

      „Bereite alles für die Reise vor! Rufe die Krieger zusammen! Du hast mehr als genug zu erledigen, du dummer Snag! Du hast wichtigere Dinge zu tun, als so tief zu denken! Hör endlich auf damit!“

      Enttäuscht, dass er seine Schwächen nicht in den Griff bekam, drehte sich Guntrogg um und ging davon. Er ließ den Strand und das rauschende Meer hinter sich. Über ihm leuchtete der Abendhimmel wie ein riesenhafter Glutofen. Doch Guntrogg hatte den Blick schon wieder von der ihn umgebenden Schönheit der Natur abgewandt. Er ging zu seinem Fluggerät, das er in der Nähe eines Waldes aus großen, grauen Pilzen abgestellt hatte, und stieg hinein. Dann flog er zurück in die Stadt Zorgul, an deren Rand sich Gorzhags eindrucksvoller Palast befand. Er durfte den launischen Grushloggherrscher nicht enttäuschen, indem er sich wie ein Vieldenker aufführte und im Kampf nicht die volle Leistung brachte. Das sagte sich Guntrogg immer wieder. Der Tag des Abfluges stand unmittelbar bevor und langsam wurde der junge Brüller nervös. Was würde ihn bei den Udantok erwarten?

      „Bauma, hinter dir!“, schrie Farancu Collas aufgeregt und sprintete los, während sein hünenhafter Gefährte blitzartig herumschnellte und seinen Energiehammer schwang.

      Farancu sprang in die Höhe, landete direkt neben seinem Kampfgefährten und hackte einen kreischenden Dämon mit seinem Flammenschwert in Stücke.

      „Danke!“, rief ihm Bauma zu.

      „Komm jetzt, Alfus! Hier wimmelt es von diesen verfluchten Rattenmenschen!“ Collas rannte voraus, während ihm Bauma so schnell er es vermochte, folgte. Die beiden Helden eilten eine lange Gasse hinunter, um an der nächsten Straßenecke auf einen Schwarm zweibeiniger Rattenkreaturen zu treffen.

      „Sterbt, elende Goldmenschen!“, zischten die widerwärtigen Gestalten und deckten Farancu und seinen Freund Alfus mit einem Feuerhagel aus ihren Schusswaffen ein.

      „Setze deinen Klingenwind ein!“, brüllte Bauma in Farancus Richtung.

      Dieser reagierte sofort. Unbeirrt warf er sich auf die Rattendämonen, deren Beschuss wirkungslos an seiner strahlenden Rüstung abprallte. Dann griff der muskelbepackte Held an; er ließ seine flammende Klinge umherwirbeln, genau wie sein langes, blondes Haar, das im Feuerschein wie ein goldener Schweif aufleuchtete. Wohlgezielte Schläge fällten ein Dutzend Gegner, schwarzes Blut spritzte auf, während ein Rattenmensch nach dem anderen von Collas Flammenschwert zerteilt wurde. Schließlich machte auch Bauma der Hüne einen Unterstützungsangriff und erschlug die restlichen Dämonen mit seinem Energiehammer.

      „Das wäre erledigt!“ Farancu grinste breit. Im Hintergrund hörte man die machtvollen Stimmen eines Chores, der die heroische Szene eindrucksvoll untermalte. „Ich bin gespannt, was uns nachher in der Dunklen Pyramide erwartet.“

      „Wir müssen zuerst die Wallstraße herunter. Das wird noch richtig heftig“, antwortete Bauma.

      „Wallstraße!“, stieß Farancu aus. „Dort wimmelt es von Rattenmenschen und Weltvergiftern. Übel!“

      „Da erwarten uns alle möglichen Monster und Dämonen. Aber das schaffen wir schon“, meinte Alfus, seinen Freund voller Zuversicht anlächelnd.

      Farancu erwiderte nichts darauf; stattdessen stürmte er schon wieder durch die finsteren Straßen von Noj Jook, der Hauptstadt der Logendämonen, über der der Himmel stets schwarzgrau war. Nun galt es die Dunkle Pyramide am Ende der gefürchteten Wallstraße zu erreichen, wo man dem obersten Dämon, dem Herrn der 13, entgegentreten musste.

      Farancu schleuderte mehrere Feuerbälle auf ein paar Mutanten, die aus den lichtlosen Ecken zwischen den Wolkenkratzern herausgekrochen waren, während ihm sein Freund Alfus wieder einmal verzweifelt zu folgen versuchte. Collas war einfach wesentlich flinker und schneller als er.

      „Lass mir auch noch was übrig!“, beschwerte sich Bauma, doch Farancu lachte nur schallend auf.

      Das schwarze Blut niederer Logendämonen spritzte umher und verdampfte an der Flammenklinge des legendären Sagenhelden. Gliedmaßen flogen in alle Richtungen, schon wieder hatte Farancu einen ganzen Haufen finsterer Kreaturen getötet.

      „Du bist zu langsam!“, höhnte er. Von hinten kam Alfus herangelaufen. Er schnaufte vor lauter Erschöpfung und machte sich Sorgen wegen seiner Energieanzeige.

      „Warte doch endlich mal auf mich, immer metzelst du alles nieder.“ Mürrisch verzog Bauma das Gesicht, Collas dagegen grinste selbstzufrieden.

      Als die beiden Helden den nächsten Straßenzug erreichten, konnte sich Farancu allerdings erneut nicht zurückhalten. Kaum stürmten die ersten Dämonenschwärme auf ihn zu, sprang er schon mit einem gewaltigen Satz mitten unter die Monster und hackte wie wild um sich, ohne sich noch nach Bauma umzusehen. Doch kaum hatte Collas die ersten Gegner niedergemäht, ertönte plötzlich ein entsetzter Schrei aus seiner Kehle. Die strahlende Heldengestalt sackte zusammen und blieb reglos auf dem Asphalt liegen. Alfus eilte zu seinem Gefährten, doch es war bereits zu spät.

      Ein verschlagen kichernder Börsenschwindler, eine äußerst gefährliche Dämonenkreatur mit spitzen Zähnen und langer Nase, hatte Farancu mit einer Giftklinge aufgeschlitzt. Wütend ließ Bauma seinen Energiehammer auf den hässlichen Schädel des Wesens niedersausen, doch das änderte nichts mehr an der Katastrophe. Die Welt um Farancu und Alfus begann zu verblassen und löste sich schließlich auf. Ein markerschütterndes Fluchen zischte durch den Raum.

      „Mist! Das darf nicht wahr sein! Mist! Mist! Mist!“, wetterte Flavius und riss sich die Halo-Simulationsbrille vom Kopf. „Verfluchte Börsenschwindler! Wie ich diese Viecher hasse!“

      Neben ihm saß Kleitos auf dem Sofa im Wohnzimmer. Der aschblonde Legionär hatte seine Halo-Simulationsbrille ebenfalls abgenommen und blinzelte verwirrt umher. Jetzt befand er sich wieder in der Realität, was ihn nach einem mehrstündigen Spielspaß etwas überforderte.

      „Das kommt davon, weil du immer so unkontrolliert nach vorn rennst und direkt alles angreifst“, sagte Kleitos vorwurfsvoll.

      „Diese verfluchten Börsenschwindler! Wie ich die hasse!“

      „Die haben Giftattacken mit Stärke 58, da hilft dir deine Superrüstung auch nicht, Princeps.“

      „Was du nicht sagst, Jarostow!“, kam zurück.

      Wütend erhob sich Flavius von seinem Platz, wobei er den Eindruck machte, als wäre sein heutiger Bedarf an Halo-Spielen und virtuellen Ausflügen in die terranische Mythologie gedeckt. Er drückte sich den Rücken mit einem leisen Stöhnen durch, um sich dann die Augen zu reiben. Das stundenlange Spielen führte nicht selten zu Augenflimmern und Kopfschmerzen aller Art. Doch das wurde einem meistens erst bewusst, wenn es schon zu spät war. Flavius rieb sich den Nacken; auch der schmerzte höllisch. Doch noch bevor sich Princeps weiter über das unschöne Ende der virtuellen Spielpartie aufregen konnte, öffnete sich die Wohnungstür mit einem leisen Summen. Eugenia kam nach Hause.

      „Wieso ist die denn schon so früh da?“, zischelte Kleitos in Richtung seines Freundes,

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