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Das aureanische Zeitalter IV: Vorstoß nach Terra. Alexander Merow
Читать онлайн.Название Das aureanische Zeitalter IV: Vorstoß nach Terra
Год выпуска 0
isbn 9783960083610
Автор произведения Alexander Merow
Издательство Автор
„Die Ungoldenen sind auf Terra bereits zahlreicher als die Aureaner, erzählt man sich auf Dron. Ist das wahr?“, fragte der Fremde.
„So schlimm ist es noch nicht!“, grantelte der Oberstrategos.
„Noch nicht!“, warf Shivas in die Runde.
„Wir Dronai halten unsere Welten nach wie vor sauber. Anaureaner dürfen sie nicht betreten, so lautet das Gesetz“, sprach Sylcor mit dem typischen Selbstbewusstsein eines dronischen Kolonisten.
„Löblich!“, gab Leukos mit leichter Verärgerung in der Stimme zu.
Shivas blieb stehen, seine beiden Begleiter wandten sich ihm zu. „Dron ist nicht Terra, Botschafter. Wir wissen“, sagte der Statthalter, auf seinen Freund Aswin Leukos deutend, „um die strikte Einhaltung der Gebote Malogors im dronischen Imperium. Im Goldenen Reich hat sich die Situation jedoch leider zu Ungunsten der aureanischen Kaste verändert. Juan Sobos plant sogar, die Kastenordnung gänzlich abzuschaffen. Er will die Anaureaner ins Reich holen und sie zu Vollbürgern machen.“
Der dronische Botschafter riss entsetzt die Augen auf, seine Kinnlade fiel nach unten; dann schlug er die Hände über dem Kopf zusammen.
„Sobos lässt die Niederen ins Reich hinein?“, stieß er verstört aus.
„Ich gehe davon aus, dass die Kastenordnung im Sol-System bereits abgeschafft worden ist“, fügte der Oberstrategos hinzu.
„Dieser Archon muss vollkommen verrückt sein, wenn er so etwas tut! Das … das ist Blasphemie an Malogor und am Göttlichen! Und keiner dieser faulen, dekadenten Terraner wehrt sich dagegen?“ Sylcor riss die Fäuste in die Höhe, während er sich immer mehr ereiferte. Für einen Dronos waren derartige Dinge absolut unvorstellbar.
„Nicht alle Terraner sind faul und dekadent, Botschafter“, meinte Leukos eingeschnappt. „Andererseits habt Ihr mit Eurer Kritik leider größtenteils Recht.“
„Wenn Eure Worte wirklich wahr sind, wenn dieser Kaiser das alles wirklich vorhat, dann müssen wir sofort zu den Waffen greifen!“, rief Sylcor mit fassungslosem Zorn.
„Wir?“, wunderte sich Shivas.
„Sobos will die Ungoldenen zu Reichsbürgern machen! Er will das alte Imperium Terras, aus dem auch unser Reich einst hervorgegangen ist, zerstören! Die Kastenordnung abschaffen, das ist Hochverrat! Sobos ist ein Hochverräter, ein Verbrecher, ein Blutsverräter! Ich hoffe, dass Eure Worte nicht wahr sind …“, wetterte der Gesandte.
Leukos sah den Fremden an. „Das habt Ihr treffend formuliert, Sylcor Adalsang von Thrimia. Und glaubt mir, Magnus Shivas und ich sprechen die Wahrheit. Es ist, wie wir es Euch geschildert haben.“
Der Dronos lief einige Meter voraus. Dann drehte er sich blitzartig um, während sein Blick düster wurde.
„Überlasst den Krieg uns, Botschafter. Dieser Kampf ist kein Kampf der Dronai“, sagte Shivas.
Sylcor reagierte mit einem unwilligen Brummen, um daraufhin Malogor zu zitieren: „Das Wohl deiner Kaste und die Reinheit deiner Gene stehen über allem!“
„Es ist wahrhaft löblich, dass Ihr uns helfen wollt, Sylcor Adalsang von Thrimia, aber wir …“, sagte Leukos, doch der Dronos fiel ihm ins Wort.
„Sollten Eure Angaben richtig sein, Oberstrategos von Terra, dann stelle ich Euch mein Schiff, die Renovatio, und meine Leibgarde, 1.000 gut ausgebildete Rotmäntel, zur Verfügung. Auch ich selbst werde zur Waffe greifen und mich nicht verstecken, wenn das Ausmaß des Kastenverrats tatsächlich derart gewaltig ist, wie Ihr es beschreibt.“
„Ihr Dronai seid ein bemerkenswerter Menschenschlag“, bemerkte Shivas sichtlich beeindruckt.
„Aber bevor ich Euch meine bescheidene Hilfe definitiv zusage, möchte ich noch mehr über die Situation im Goldenen Reich erfahren, Statthalter.“
Magnus Shivas verzog den Mund zu einem leichten Lächeln. Dann schlug er vor, zu einer der überall in der Parkanlage stehenden Gartenlauben zu gehen, um dort die Unterhaltung fortzusetzen.
Drei weitere Monate waren verstrichen und der Aufbruch der Loyalistenstreitmacht ins Sol-System stand unmittelbar bevor. Zehntausende von Soldaten versuchten, sich an den Gedanken einer jahrelangen Reise und einer Fortsetzung des Bürgerkrieges zu gewöhnen.
Die Waffenfabriken auf Thracan, Crixus und Glacialis hatten in den letzten Jahren pausenlos Kriegsgerät ausgespuckt, während die Raumschiffwerften einen Kreuzer nach dem anderen fertiggestellt hatten. Und es wurde noch immer überall ununterbrochen gearbeitet, denn Leukos Hauptarmee sollten weitere Flotten aus umgerüsteten Handelsfrachtern und Großtransportschiffen nachfolgen, um noch mehr Soldaten auf die Schlachtfelder des Sol-Systems zu bringen. Auf Thracan standen mittlerweile mehrere Millionen Soldaten unter Leukos Befehl, doch dieser hatte kaum die Mittel, sie alle bis ins Muttersystem der Menschheit, wo die entscheidende Schlacht wartete, zu transportieren.
Die Aureaner aus Groonlandt, die sich den Loyalisten während des thracanischen Bürgerkrieges als Kriegsfreiwillige angeschlossen hatten, waren inzwischen zu Legionären oder Milizsoldaten ausgebildet worden. Diese Männer hatten sich nach Jahren des Hungerns und Leidens in vollkommen andere Menschen verwandelt. Blutige Schlachten hatten sie geformt, genau wie der unerbittliche Drill der Soldatenausbildung unter Leukos Kommando.
Den terranischen Oberstrategos sahen die meisten Thracanai inzwischen als ihren Retter und Befreier an. Längst hatte die Loyalistenpropaganda Früchte getragen, und noch immer wurde die Massenbeeinflussung per Simulations-Transmitter im gesamten Proxima Centauri System fortgesetzt. Dieser Krieg war nicht nur ein Streit der Waffen, sondern auch ein Streit der Worte und Gedanken, wie es Magnus Shivas stets zu sagen pflegte.
Sylcor Adalsang von Thrimia, der dronische Gesandte, hatte Aswin Leukos derweil sein Raumschiff zur Verfügung gestellt, genau wie seine Leibwache, eine kleine, aber äußerst harte Streitmacht dronischer Hopliten.
Wie der Oberstrategos mittlerweile erfahren hatte, war die Renovatio jedoch kein gewöhnlicher Schlachtkreuzer, sondern ein besonders weit entwickeltes Kampfschiff. Im Gegensatz zu den gewöhnlichen Kreuzern des Goldenen Reiches besaß die Renovatio ein sogenanntes Umbra-Störschild, welches sie vor jedwelcher Ortung durch terranische Schiffe und Tiefenscanner schützte – das behauptete jedenfalls Sylcor Adalsang von Thrimia.
Diese Information rief zwar einen gewissen Neid in Leukos hervor – immerhin ärgerte ihn die Tatsache, dass die Dronai das Goldene Reich offenbar technologisch überholt hatten – doch machte sie die Renovatio dadurch auch besonders interessant. Die Infiltrationsmission, die der Oberstrategos den Männern der 562. Legion aufgetragen hatte, sollte am besten mit seinem Kampfschiff ausgeführt werden, schlug der dronische Botschafter vor.
„Die Renovatio ist kein einfacher Schlachtkreuzer, sondern ein Aushängeschild unserer Raumflotte“, betonte Sylcor Adalsang von Thrimia immer wieder voller Stolz.
Aswin Leukos und Magnus Shivas wollte ihm nur zu gerne glauben, denn wenn der Gesandte wirklich die Wahrheit sprach, hatten sie einen wichtigen Trumpf in der Hand.
Nun sollten Zenturio Sachs und seine Soldaten mit der Renovatio zum Mars gebracht werden; es würde die erste Kampftruppe der Loyalisten sein, die ins Sol-System eindrang, damit viele weitere folgen konnten. Kleitos jedoch war von Sachs einem anderen Kampfverband zugeteilt worden. Der Zenturio hatte für seinen Freund eine Ausnahme gemacht. Flavius dagegen behauptete, dass es ihm gleich sei, wo er kämpfen musste, obwohl ihn die Angst zunehmend peinigte, je näher der Tag des Abfluges rückte.
Dem kommenden Kampf konnte niemand entkommen, das betonte Zenturio Sachs gegenüber seinen Legionären bei jeder Gelegenheit. Für den einfachen Soldaten ging es bei diesem Vorstoß in die Höhle des Löwen demnach weniger um den Erhalt des Imperiums oder hochtrabende Ideale, sondern um das nackte Überleben.
Die vor ihm sitzenden Legionäre sahen Manilus Sachs mit ausdruckslosen Gesichtern an, während ihr Vorgesetzter zu sprechen begann und seine Stimme mit jedem Wort ein wenig lauter wurde. Neben dem hünenhaften Anführer der