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Telefon klingelte, ein Anruf vom 1. Sekretär: am Peterskirchhof und vor der Thomaskirche wären Gruppen mit Spruchbändern aufgetaucht, die sollten fotografiert werden. Außerdem wolle er von allen Aufnahmen des Tages Vergrößerungen haben. Conrad fühlte sich unwohl, aber die Fotos konnten ihm nicht verweigert werden, denn er vertrat den Herausgeber.

      So hatten sich die beiden noch einmal auf den Weg gemacht. Die Situation war unverändert, durch die Dunkelheit jedoch ins Gespenstische verzerrt. Hinzugekommen war nur ein Wasserwerfer, der kurze Salven in die Menge spritzte. Spruchbänder waren nicht zu entdecken. Auf die gleiche konspirative Art gelangten sie dann wieder in die Redaktion.

      Conrad war unruhig geworden, seine Frau machte sich gewiss Sorgen, weil er längst überfällig war. Er verfluchte dieses verlotterte Telefonsystem, das ihm den Anschluss seit vielen Jahren vorenthielt. Wie hatte der Postminister gesagt?: Wir haben ein Wohnungsbauprogramm und kein Telefonbauprogramm. Und Conrad gehörte nicht zu den Privilegierten, die ganz überraschend einen Anschluss oder sogar vor der üblichen Zeit ein Auto bekamen. So bat Conrad seinen Kollegen, die Filme für ihn mit zu entwickeln, während er schnell nach Hause fuhr, um Bescheid zu sagen.

      „Du kommst aber spät“, wurde er von Erika begrüßt.

      „Ja, und ich muss gleich wieder weg, mach mir schnell ein paar Brote.“ Während sie einige Schnitten schmierte, auch für seinen Kollegen, erzählte Conrad, was sich in der Stadt ereignet hatte.

      „Das musste so kommen“, sagte sie, „da ist die Rechnung der alten Männer im Politbüro nicht aufgegangen, von wegen: Solange wir leben, wird es schon noch gehen und nach uns die Sündflut.“ Erika entließ ihren Mann mit der Mahnung aufzupassen, dass er nicht zwischen die Fronten gerate.

      Die Filme waren bereits trocken und die Bildreporter vergrößerten, was sie für wichtig hielten, während der Fahrer aus der Bezirksleitung ungeduldig wartete. Sie banden ihm nicht auf die Nase, dass sie alles dreimal vergrößerten, einmal für seinen Chef, einmal für die Redaktion und einmal für das persönliche Archiv. Seine Filme aber nahm Conrad mit und versteckte sie zu Hause.

      Diese Vorsicht war nicht unbegründet. Einige Tage später kam ein Mann zu ihm in die Redaktion, klappte seinen Ausweis auf: Ministerium für Staatssicherheit, also ein Offizier der „Firma“. Der Mann sagte, er hätte mit Conrads Chef gesprochen, er dürfe sich die Filme vom 7. Oktober einmal ausleihen, interessehalber, sie müssten einigen Anzeigen nachgehen. Doch Conrad weigerte sich. Drei Wochen zuvor hätte er sich das nicht gewagt.

      Daraufhin war der Offizier wutentbrannt wieder zum Chef gelaufen und seine Sekretärin hatte dessen letzte Worte noch gehört: „Wenn alle so handeln würden, dann könnten wir ja einpacken.“ Dem wäre nichts hinzuzufügen gewesen. Kurz darauf wurde Conrad zum Chef gerufen. Der wand sich ein wenig hin und her, er verstehe schon, dass Conrad die Filme nicht herausgeben könne, wir würden ja die Leser verraten. Aber vielleicht hätte er wenigstens einige unscharfe Negative?

      „Nein“, sagte Conrad, „meine Negative sind alle scharf“, und dachte sich, bis auf das eine, auf dem fünf Polizisten einen Mann zusammenschlagen. Aber gerade das, bei dem er vor lauter Angst vergessen hatte, scharf zu stellen, würde er nicht ausliefern. Doch der Chef hätte ihn zwingen können; dem wollte Conrad zuvorkommen und so griff er zu dem Mittel der Erpressung: „Du könnest darauf bestehen, aber das bliebe dann nicht im Haus, ebenso würde auch nicht im Haus bleiben, wenn du dich hinter mich stellst.“

      Der Chef stellte sich hinter ihn und Conrad konnte sich revanchieren und später dem Bürgerkomitee sagen, dass auch der Chefredakteur die Herausgabe der Filme verhindert habe. Aber da war er bereits kein Chefredakteur mehr.

      Und noch viel später erfuhr Conrad, dass der Stasichef, Generalleutnant Hummitsch, persönlich beim Chef seiner Zeitung protestierte, wieso sich der Fotograf weigere, die Filme herauszugeben? Und noch später erfuhr Conrad, dass daraufhin ein lieber Kollege von der Stasi auf ihn angesetzt wurde, aber die Ereignisse waren schneller als irgendwelche Maßnahmen.

      Nach einiger Zeit interessierte sich noch einmal jemand für diese Fotos. Da kam ein Abgesandter des Generalstaatsanwaltes der DDR und wollte sie haben, Material für einen geplanten Hochverratsprozess gegen Honecker. Da hatte sich der Mann aber auch mächtig wenden müssen. Sicher hing lange Zeit das Bild von Honecker hinter seinem Schreibtisch und nun wollte er ihm den Prozess machen.

      Conrad erzählte von den versteckten Filmen. „Oh, welche Naivität“, sagte der Mann, „im Haus versteckt? Die hätten angefangen, Ihr Haus auseinander zu nehmen, lange hätten Sie da nicht zugesehen.“

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