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Hihihi! Aber ich schätze, er ist noch ein junger Hirsch!“

      In diesem Moment kam er mit einem Tablett an den Tisch und servierte beiden Damen einen Verdauungsschnaps. Mit Grazie schwang er die Gläser vom Tablett über seine breiten Schultern.

      Seine dunklen Augen blieben an Imkes Bluse hängen. Er lächelte und fragte, ob alles nach Wunsch sei.

      Susi sah zu, wie ihre Freundin mit ihm flirtete. Sie tauschten ihre Namen aus und Imke steckte ihm ein Papier zu. Er nahm es an sich, ließ es in seiner schwarzen Hose verschwinden, grinste zufrieden und ging vom Tisch. Imke hatte wieder dieses Funkeln im Gesicht und meinte lässig: „Er hat nun meine Telefonnummer, wetten dass er sich schon morgen bei mir melden wird? Ich finde, er hat einen geilen Knackarsch, und der Rest ist auch nicht schlecht, oder?“

      „Mit anderen Worten, Du brauchst ab folgender Woche nur noch zwei Männer für Dein Buch. Den Finnen und den Schweden, richtig?“ so Susi. „Du hast es begriffen, meine Gute. Was würdest Du davon halten, wenn wir beide zusammen eine Urlaubsreise buchen, vielleicht nach Stockholm und dann weiter nach Helsinki? Dann könnte ich theoretisch mit meinem Buch abschließen.“ schmunzelte Imke.

      Susi fand diese Urlaubsidee ausgezeichnet, und lenkte das Gespräch auf Dr. Braumeier.

      Anschließend erzählte sie von ihrem ABC-Plan, aber was war der schon im Vergleich zu Imkes Buch?

      Imke fand Susis Vorhaben, sich einen Doktor zu angeln, genial und bot ihr jegliche Hilfe an.

      „Dr. Braumeier solltest Du Dir im Jazz-Cafe gut anschauen! Vielleicht zeigt er sich privat ganz anders“ schlug sie vor „er wird Dir ohne seinen weißen Kittel sicher besser gefallen. Gebe Dich gelassen, und stelle nicht zu viele Fragen, dass könnte ihn abschrecken! Bleib ganz natürlich und warte ab, bis er Dir von seinem Leben erzählt! Zur Kleidung rate ich Dir, keine Jeans zu tragen, sondern etwas Elegantes, aber auch nicht zu schick. Mit wenig Schminke und Schmuck wirst Du Eindruck machen!“ schlug Imke vor. Für all diese Tipps war Susi sehr dankbar.

      Nun endlich begann Imke von Richard, dem Grafiker, zu berichten. Ihre Stimme veränderte sich so abrupt, dass dies einem Gesang glich. In allen Fassetten beschrieb sie die gemeinsame Nacht mit ihm. Dabei schien sie auf einer Wolke zu schweben.

      ‚Sie muss in diesen Mann verliebt sein‘, dachte Susi ‚aber warum treibt sie es dennoch mit anderen Kerlen?‘

      Das verstand sie nicht. Und das Buch war sicher nur ein Vorwand, um für alle ihre Affären, eine Entschuldigung zu haben.

      Kurz vor Mitternacht verabschiedeten sich die beiden und machten sich auf den Heimweg. Susi fand den Abend super und hatte neue Kraft und Energie getankt. Das brauchte sie auch, um ihren Job zu behalten. Am Morgen fühlte sie sich fit und machte Umsätze, wie schon lange nicht mehr.

      ‚Dies ist sicher eine Glückssträhne‘ dachte Susi ‚hoffentlich hält sie noch eine Weile an!‘

      Auch die kommenden Tage waren erfolgreich.

      Jeden Freitagabend mailte sie die Verkaufszahlen an ihren Chef, Herrn Mutz. Diese Woche würde er Augen machen – ganz bestimmt sogar! Die Angst, aus der Firma zu fliegen, war verschwunden. Nun konnte sie sich wieder besser auf ihren ABC-Plan konzentrieren. Von Braumeier hatte Susi noch nichts gehört. Ob er kein Interesse mehr an ihr hatte? Spät abends schrillte das Telefon, aber sie nahm nicht ab und ging zu Bett.

      Morgens klingelte es wieder, doch sie ignorierte es und blieb noch wenige Minuten im Bett liegen.

      Etwas später hörte sie beim Duschen ihr Handy piepsen. Schnell huschte sie tropfnass ins Wohnzimmer.

      Mutz meldete sich: „Hallo Frau Reuther, wie geht es Ihnen?“ Susi antwortete: „Guten Morgen Herr Mutz, danke – mir geht es super!“ „Das glaube ich Ihnen aufs Wort, denn ich kann es an Ihren Zahlen sehen! Nun, Sie haben mich überrascht und ich bin der Meinung, Sie unterschätzt zu haben. Sie sind in diesem Monat die beste Pharmareferentin meiner Region. Während alle anderen mit dem sogenannten „Sommerloch“ zu kämpfen haben, legen Sie noch einen drauf und machen Plus zum Vorjahr. Toll, Frau Reuther! Weiter so!“ schmeichelte Mutz „Ich melde mich kommende Woche wieder bei Ihnen – Auf Wiederhören!“

      Susi stand splitternackt und triefend auf dem Teppich, der die Nässe wie ein Schwamm in sich aufnahm.

      Nur gut, dass Mutz sie so nicht sehen konnte!

      Kaum hatte sie die Duschkabine erneut bestiegen, um ihre Körperpflege fortzusetzen, klingelte schon wieder das Telefon.

      „Mein Gott, was für eine Hektik in aller Frühe!“ schrie sie wütend vor sich hin und meldete sich: „Ja!“

      Am anderen Ende vernahm sie eine männliche Stimme: „Braumeier hier, guten Morgen! Frau Reuther, kommen Sie mit zum Jazz?“ „Hallo Dr. Braumeier, ja … hm … natürlich gerne … gehe ich mit!“ stammelte sie.

      „Okay, dann hole ich Sie gegen 15.00 Uhr ab! Mozartstraße 5, ja?“ vergewisserte er sich.

      Ohne ihre Glücksgefühle dabei zu verbergen, verabschiedete sie sich. Auch er schien sich auf diesen gemeinsamen Nachmittag zu freuen. Hinsichtlich ihres Outfits befolgte sie Imkes Rat. Sehr natürlich und adrett sah sie aus, als sie sich im Spiegelbild anschaute. Sie trug ein pastellgrünes Sommerkostüm, kombiniert mit einer weißen Hemdbluse, die ihrem Erscheinungsbild einen sportlichen Charakter gab. Dazu passten ihre neuen hellen Pumps perfekt. Eine kleine Perlenkette schmeichelte ihren Hals und das dazugehörige Armband stellte eine Verbindung zum Fingerring her, der ebenfalls eine kleine Perle umfasste. Ihr Haar trug sie offen und etwas Gel gab der Frisur Form und Halt. Susi war sehr zufrieden.

      Mittlerweile war es 15.00 Uhr geworden und pünktlich, wie ein Schneider, stand Dr. Braumeier vor ihrer Tür, um sie abzuholen. Er sprang aus dem silbergrauen Mercedes, um ihr die Tür zu öffnen, und begrüßte sie mit einen charmanten Lächeln.

      Im hellen sportlichen Blazer, den er zu einer beigen Cordhose trug, stellte er mehr dar, als im weißen Kittel. Um den Hals schlingerte ein passendes Tuch. Kurzum perfekt gekleidet! Sein Aftershave roch verdammt gut und vor allem teuer!!!

      Im Wagen, so eng beieinander sitzend, überströmte Susi ein vertrautes Gefühl. Braumeier schlug vor, sich zu duzen und nannte seinen Vornamen. Sie meinte: „Angenehm Walter, ich heiße Susi!“

      Inzwischen lachten sie miteinander und die Atmosphäre lockerte sich.

      „Da schau mal, an der Ecke ist der Jazzclub, wir sind schon da!“ so der Doktor.

      Er parkte in einer Seitenstraße und sie gingen in den Club. Die Musik war gut, aber laut, ja ohrenbetäubend!

      An der Theke konnten beide keinen Platz mehr ergattern, deshalb nahmen sie einen der hinteren Tische in Beschlag und tranken Schwarzbier. Der enormen Lautstärke wegen, konnten sie sich kaum unterhalten. Für einen Moment sah Walter wie ein kleiner Junge aus, der soeben ein neues Spielzeugauto bekommen hatte, so fand sie. Es war diese Musik, die ihn so wahnsinnig faszinierte!

      Sie stand eigentlich mehr auf Blues, doch das musste sie ihm ja nicht auf die Nase binden.

      Die meisten Gäste in diesem Club trugen graues bis schneeweißes Haar und die Band bestand aus einer handvoll betagter Männer, die tolle Musik machten.

      Walter bewegte seinen Kopf im Rhythmus. Auf einer kleinen Tanzfläche inmitten des Lokals fanden sich immer mehr Paare ein, um ihre Beine im Takt zu schwingen.

      Plötzlich stand Walter auf und fragte Susi, ob sie es auch einmal probieren sollten. Mit einem kurzen Nicken zeigte sie ihre Bereitschaft. Er hielt sie fest in seinem Arm, und sie fühlte sich geborgen wie ein kleines Mädchen.

      Tanzen gehörte zu ihren Hobbys. Doch einen Partner zu finden, der im gleichen Stil tanzen konnte, war stets ein Problem für sie. Nun hatte sie einen erwischt. Zufall?

      Die Veranstaltung dauerte bis 21.00 Uhr und sie blieben bis zum Schluss. Danach gingen sie in ein chinesisches Restaurant essen. Walter war ein Mann von alter Schule und zeigte sich von allen Seiten wie ein echter Gentleman. Er rutschte dem Stuhl nach vorn

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